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vor betten. — Das Kapitel: „Von iuden, ungelerten ärtzet und landtfarcrn" hat
fast wörtliche Aufnahme in OH (s. oben S. 89—90) gefunden.

Die Bestimmungen über die Juristenfakultät sind vielleicht mit Bei-
hülfe des Kanzlers Hartmann entstanden, der einmal mit Heinr. Stoll als Führer
der Univers.-Reformation genannt wird (Acta fac. artium IV, 22b); jedenfalls
bieten auch sie manches Eigentümliche. Zur Einleitung heißt es (f. 59): Nicht
allein warhaftige, durch die Vernunft wolgegründete Ursachen, sonder auch aller
nation erfarnus bezeuget, das durch fridde, eynigkeit, gehorsame alle konigreich,
keiserthum, lande und stette mit grosser herlichkeit, dignitet und vermögen
reichlich auffgewachßen sein, welches one schwerdt und glychinessigs besclirieben
rechtens Satzung zu erhalten unmuglich; also ist der Lacedemonier Imperium
durch die gesatz Lycurgi, der Athenienser pollicey und das Römisch reich durch
die leges Solonis und duodeeim tabularum, darauß zum theile geflossen, stadtlichen
uftgewachßen und erhalten: derhalben und damit unser land und leut nicht allein
durchs schwort, sonder auch durch gleichmessige schrifFtliche recht bey fridden,
eynigkeit und gehorsame möge durch rechtmessige regierung stadtlich erhalten,
beschützt und beschirmbt werden: so wollen wir, als des heiligen römischen
reichs churfurst, das die keyserliche recht in unser universitet auch stadtlich
gelernt werden, und dieweill im römischen reiche nicht allein weltliche, sonder
auch geistliche iurisdiction gepraucht wird et, sollen zugleich beide, geistlich und
weltlich recht, gelesen werden. Für das kanonische Recht werden vorgesehen:
lectio decretalium imd nouorum iurium, dagegen soll lectio decreti wegfallen,
dieweill des decreti bebstliche ordinationes niateriani mixtam, zum theill mit der
heiligen schrifft strittig, in sich halten; in den Gehältern werden sie auf be-
stimmte Pfründen angewiesen und erhalten Dienstwohnungen (das Eckhaus oben
in der Judengassen [s. OH S. 62] und das Haus hinter dem collcgium neben
dem Haus zum großen Spiegel). Für das weltliche Recht sollen eingerichtet
werden: lectio digesti veteris (150 fl. und das Haus am Hirschhorn er Hof), lectio
in digesto nouo et infortiato (130 fl.), 1. in codice (140 fl. und Eckhaus an der
Augustinergassen [s. OH S. 63]), 1. institutionum (freier Tisch und Wohnung in
collegio artistarum und 60 fl.). — Disputationes ordinariae sollen in iure canonico
6, in iure ciuili 5 im Jahre stattfinden; Versäumnisse werden für den Lehrer
mit 14 albus bis zu 1 fl. gebüßt. Die Vacantzen sind wie bei den Medizinern
auf die üblichen Feiertage und Fakultätsakte beschränkt. — Besondere Vor-
schriften sind de ordine legendi et docendi gegeben (f. 64^—65»): Noch auff
diesen tage ist in ratione studii teutscher nation ingeniis und discipiüis nichts
verfürlichers und khein beswerlicher Zerrüttung ires studirens, dan das sie auff
ein zeit mit allerley kunsten lernung und uberfluß der lectionen sich beladen,
derhalben sie der lection repetitiones und alle ubung der gedechtnus underlassen
und allein der gehorten kunst schrifftlicher verzeichnuß ersettiget sein. Dadurch
beschicht, weyll sie eins lernen, haben sie das ander vergessen, und wan uns
das buch entpfelt, so ist die kunst auch verlorn. Herumb damit den auditoribus
gnugsame zeit, ire lectiones zu preuidiren und übersehen, auch mit empssigem
vleis die gehörte lectiones zu repetiren; und das die lectores (welches sonderlich
diesse facultet vor allem anderm erfordert) ire lectiones mit guttem synreichem
bedacht kunstlich interpretiren und dest stadtlicher leßen mögen, so wollen wir,
das fortan in iure ciuili et canonico alternis diebus, nemblich in yeder wochen
den montag, mittwoch und freitag in weltlichen, die andern tage im geistlichen
recht vleissig geleßen werden, und soll ein diseipulus iuris nicht mer dan zwo
lectiones oder aufs meiste drei auß obgemelter ursach zu hören ermanet werden j
 
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