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Tietze, Hans
Die französische Malerei der Gegenwart — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 88: Leipzig: Seemann, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.67610#0010
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pressionismus vom Standpunkt des Schaffenden wie
von dem des Empfangenden ein Ende; er bekrönt eine
Entwicklung, die sich durch Jahrhunderte verfolgen
läßt und besitzt die Überzeugungskraft einer ge-
schlossenen Weltanschauung. Er deutet folgerichtig
eine Welt, wenngleich eine entgötterte.
Drei aus ihm selbst erwachsene Künstler haben
ihn, der die letzte Möglichkeit der Malerei zu er-
schöpfen vorgab, in verschiedener Richtung über-
wunden, Van Gogh, Cezanne, EL Rousseau. Der eine
durch Rückführung der Malerei von der optischen
Ausdeutung des Gesehenen zur geistigen Ausein-
andersetzung mit dem Erlebten; der andere durch
Ersetzung ihrer Zufälligkeit durch die Erfassung
ihrer Gesetzmäßigkeit; der dritte durch Ausweitung
der nur dem engen Zirkel der Kunstkenner zugäng-
lichen Verfeinerung zur Allgemeinverständlichkeit
der Naivität. Aller späteren Malerei Frankreichs
haben die genannten drei Künstler irgendwie die
Wege gewiesen; auch die Generation von heute steht
ausnahmslos unter diesen drei Sternzeichen, deren
Machtsphären sich geheimnisvoll durchkreuzen und
verschmelzen. Daneben hat jene den Ausgang des
neunzehnten Jahrhunderts beherrschende Welt-
macht des Impressionismus ihre Bedeutung nicht
völlig eingebüßt; sie hat — auch außerhalb der
breiten Schar nachhinkender Epigonen — namhafte
Vertreter behalten, deren z. T. reiche und faszi-
nierende Begabungen vom Geist der neuen Weg-
bereiter nicht unberührt geblieben sind. Ihre Ver-

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