Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Regia

9

Bibulusgrab und am Rundtempel in Tivoli1. Dünner, langgestreckter, aber noch um-
wunden sind die am Mausoleum der Caecilia Metella (Abb. n). Flatternde Bänder neben
dem Stierschädel und oben über dem Kranz deuten auf den neuen Stil, der nach klar ge-
zeichneten schönen Formen trachtet. Dafür ist der Fries (Abb. 12) ein glänzendes Beispiel.
Ihm verwandt, aber doch recht stümperhaft und auch noch viel primitiver in der Auffassung
ist unser Fries (Abb. 9). Wohl ist das Gehänge nicht mehr umwickelt; es fehlen über-
haupt alle Bänder, wenn unsere Abbildung richtig ist — aber im Umriss ist der Kranz
noch geschlossen. Die Blattformen sind wohl groß und deutlich, nicht so ängstlich ver-
worren wie an der tomba delle ghirlande in Pompei, aber es fehlt ihnen alle frische
Lebendigkeit. Altmann hat früher schon gezeigt, daß die Guirlandendekoration nach
dem ersten Jahrhundert zurücktritt2. Wenn Hadrian sie noch anwendet, so ist das
ein bewußtes Zurückgreifen auf alte Motive, was man nun auch an der Form des Bukra-

Abb. 8. Fries und Architrav nach Jahrb. d. arch. Inst. IV (1889) S. 244.

nions sieht. In der großen Architektur macht diese Dekoration den Rankenfriesen, an Sar-
kophagen aber den figürlichen Darstellungen Platz. Unsere weiteren Ausführungen werden
uns zur Genüge beweisen, daß eine Form des Frieses und Architravs, wie sie hier vor-
kommt, in späterer Zeit eine stilistische Unmöglichkeit ist3. Wir haben jedenfalls aus
dem Vergleich erfahren, daß unser Friesornament noch vor dasjenige des Caecilia-Metella-
grabmals einzureihen ist; es gehört in eine Zeit des Übergangs von den letzten Ausläufern
des „Tuffstils" zu den neuen Formen des Marmorstils.

1 Gute Zeichnung des Frieses in: Wiener Bauhütte XXVI (1906); nach Originalaufnahme von Fr. Chr. Gau a. d.
Jahre 1814/15.

2 Altmann, Architektur und Ornamentik der antiken Sarkophage, S. 80.

3 Auch die Kranzgehänge an den kleinasiatisch-römischen Bauten weisen überall auf das 1. Jahrhundert n. Chr.,
z. B.: Ankyra Texier I, Taf. 67; Aezani, Texier I, Taf. 36. Für Baalbek hat es Weigand (Jahrb. 29, 1914, S. 37ff.) besonders
eingehend nachgewiesen. Die Tafeln mit Kranzgehängen am Pantheon stammen nicht von einem ältern Bau; sie sind zwar
besser als die von der Moles Hadriana, zeigen aber doch in der Fassung der Kranzenden, in der Behandlung der Bänder und
dem zerfahrenen Relief die gleichen Grundzüge.

Toebelmnnn, Gebälkc.

2
 
Annotationen