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F. Toebelmann : Römische Gebälke.

Ornament. Das Kyma zeigt Kleeblattbögen, aber die Stelle des Hauptblattes nimmt
ein Blütengebilde ein, das sich aus einem Blattkelch entwickelt und den Raum prächtig
ausfüllt. Man bemerkt den großen Fortschritt gegenüber dem ähnlichen Kyma D am Mars-
Ultor-Tempel. Der Bogenrand hat eine Blattfieder bekommen. In den Kapitellen tritt
ähnliches in die Erscheinung an den Helices. Unter der Öse sitzt eine zierliche Blattrose
(S3) von äußerst bewegten Formen, mit frei vortretenden Blattspitzen und erhabener
Mittelblüte. Dieses Kyma zeigt damit wohl eine der schönsten Bildungen; es ist kenn-
zeichnend für den spätaugustischen Stil.

I. Als Überleitung von der mittleren zur oberen Faszie ist hier seltenerweise ein
kleiner Eierstab gewählt. Weniger scharf geschnitten aber sonst durch die gleichen Eigen-
schaften ausgezeichnet wie der große bei F, auch bereits mit stegartigem Pfeilrücken und

mit tiefer Aushöhlung
des Grundes versehen,
lehrt er nichts Neues.

K. Den Übergang
zur untersten Faszie
bildet endlich das an
dieser Stelle übliche
Perlstabglied, wel-
ches ebenso locker ge-
reihte Glieder zeigt,
die ein schattiger tie-
fer Grund wirksam
trennt, wie die Perl-
stäbe bei D u.F.

Die Ergänzung
der Giebelfront
macht Schwierigkei-
ten, da kein sicheres
Maß der Breite vor-
liegt. Nach Lanciani beträgt das Außenmaß der Ecksäulenbasen etwa 24 m; nach Canina
jedoch das Ecksäulen-Achsenmaß etwa 24,2 bis 24,3 m; nach Monuments antiques beläuft
sich das Ecksäulen-Achsenmaß nur auf etwa 23 m; nach van Buren mißt das Außenmaß
des Kernbaus ca. 20 m1. Schon aus der Ecklösung ist zu ersehen, daß der Rhythmus der
Konsolen nicht mit den Säulenachsen zusammenstimmt, denn die zweite Konsole liegt nicht
im Säulenmittel. Die Breite kann mutmaßlich aus dem Konsolengesims errechnet werden,
da sie ein bestimmtes Vielfaches des Konsolenabstandes betragen haben muß.

Die Annahme für unsere Abb. 46 geht von einer ungeraden Anzahl Konsolen aus.
Das ist die Regel bei fast allen Giebelfronten mit Konsolengesims: nur dann kommt in
die Giebelmitte eine Konsole zu stehen. Bei 19 Konsolen ergibt sich aus dem Maß der Ab-
stände eine Gesamtbreite von ca. 23,7 m. Davon ist abzuziehen die Ausladung der äußersten
Konsolen über die Architravflucht mit rund 2x43,5 = 87cm. Die Architravlänge beträgt
demnach etwa 22, 83 m. Die Epistylbreite ist leider nicht bekannt. Der untere Säulen-
durchmesser kann etwa ähnlich dem des Mars-Ultor-Tempels mit 1,8 bis 1,7 m, der obere
mit 1,6 bis 1,5m angenommen werden. Bei dieser Annahme ergibt sich ein mit der zur
Verfügung stehenden Frontbreite ziemlich genau übereinstimmendes Verhältnis von

1 Lanciani, Forma Urbis Romae, Taf. 22. Canina, Edifizi, Taf. 35. Monuments antiques releves et restaures par
les architectes pensionaires de l'academie de France a Rome ; Aufn. von Leveil 1836 und Eustache 1902. van Buren,
Classical review 1906, S. 82.

Abb. 45. Tempel der Concordia. Kyma am Architrav.
 
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