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VIII. Thermen des Agrippa.

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VIII. Thermen des Agrippa.

Tafel XI.

Im Zentrum des Marsfeldes, südlich von seinem großen Tempelbau des Pantheons,
begann M. Agrippa im Jahre 72g d. St., 25 v. Chr. die Anlage eines Warmbades nach
griechischem Muster, des ersten dieser Art, welches Rom sah1. Zunächst war es nur ein
trockenes Schwitzbad (Laconicum): als dann im Jahre 735 d. St., 19 v. Chr. die Aqua
Virgo, gleichfalls von Agrippa, in die Stadt geleitet war, wurden kalte Schwimmbäder
(Euripus oder Stagnum Agrippae) mit anderem reichlichen Zubehör hinzugefügt, so daß aus
dem Ganzen die erste große hauptstädtische Thermenanlage erwuchs. Diese ursprünglichen
Thermen des Agrippa bildeten ein Rechteck von etwa 120/100 m und reichten von der
(ehemaligen) Via Strozzi im Süden bis in die Nähe der Via S. Chiara im Norden: vom
Südrande des Pantheons trennt sie ein Raum von etwa 80 m. Der große Brand, welcher
unter Titus das ganze südliche Marsfeld verwüstete, fügte auch den Thermen Schaden
zu, doch müssen sie schon bald darauf wieder hergestellt worden sein. Als dann im Jahre
122 n.Chr. das Pantheon, von einem Blitzschlage getroffen, in Flammen aufgegangen war,
wurden die Thermen aufs neue in Mitleidenschaft gezogen und von Hadrian wieder her-
gestellt2. Vielleicht erst in dieser Zeit sind die älteren Agrippathermen mit dem Pantheon
durch einen fortlaufenden Gebäudetrakt verbunden worden; jedenfalls verdankt der
große Prachtsaal, dessen Gebälk auf Taf. XI dargestellt ist, und der sich unmittelbar im
Süden an den Rundbau des hadrianischen Pantheons anschließt, der hadrianischen Zeit
seine Entstehung. Die Mauern aus vortrefflichem Ziegelwerk, auf welchen das Gebälk
angebracht ist, enthalten, wie der Rundkörper des Pantheons, zahlreiche Ziegelstempel
aus hadrianischer Epoche3. Was die Bestimmung des Raumes betrifft, so spricht nichts

1 Zur Geschichte der Agrippathermen vgl. Jordan-Hülsen, Topographie I, 3, S. 576ff.; über das Bauliche: Hülsens
Monographie, Die Thermen des Agrippa (Rom 1910).

2 Aus der Stadtchronik Hieronymus ad a. Abr. 2127 und Orosius 7, 12: Pantheon Romae fulmine concrematum. Aus
der gleichen Quelle Hist. Aug. Vita Hadriani 19: Romae instauravit Pantheum, saepia . . . . lavacrum Agrippae.

3 Über die Funde von Ziegeln vgl. Lanciani, Notizie degli scavi, 1882, p. 356, 357 und die vollständigeren und genau-
eren Angaben Dresseis im XV. Bande des Corpus Inscriptionum Latinarum. Es finden sich unter den verwendeten Materia-
lien ganz wenige vorhadrianische Ziegel (C. XV, 635 a: ex figlinis Tonneianis ab L. Licinio Felicem — nach Dressel saec. I
ex.; C. 19, 2: Brut. M. R. L. Hast. Vop. cos. — 114 n. Chr.), die Hauptmasse ist chronologisch geschlossen:

115—120 p.Chr. C. 274, 1: Rosciani Domiti Agathobuli doliare de Licini (anis). Ahnlich 275,1. 276,2.

,, 1106.5: Aprilis Cn. Domiii Agathobuli dol.
117 25,5.6: M. R.L.Q. Aquilio Nigro M. Rebulo Aproniano cos. Bru.

paulo ante a. 120 ,, 1118,9: Nepos Cn. Domiti Trophimi
c. a. 120 ,, 1112,1: Cn. Domiti Trophimi

ca. 123 ,, 649,1.2: teg. dol. de /ig. Iuliae Procul. flu. neg.

„ 1035,1: Heleni D(pmiliae) P.f. Lucillae F.F.

,, 1037,12: M D(omiliae) P.f. L(ucillae) ser.

,, 1038,3: Domitiae P.f. Lucillae Natalis
ca. 123—128 „ 833,1.2: doleare Tertia A. Aristi Menandri

127 ,, 129,2: Tert. D. L. ex f. Can. op. dol fe. Tit. et Call. cos.

actatis Hadrianae ,, 11,1: ex figlinis Arestianis Seiae Isauricae

„ 315,6: ex figlinis Marcianis C. Calpetani Favoris doliare

,, 1382,1: duor. Popiliorum Severi et Clementis.
Viele von diesen Ziegeln sind in mehreren Exemplaren gefunden. Die wenigen mit Stempeln aus spaterer Zeit:
saec. II med. C. XV, 2075: . . . figuli ex figulin ....

aetatis Commodianae 155,2: opus doliare ex pred. dorn (nos)l(ri). Aug. ex figlinis Domitianis

157,1: August.n. op. dol. ex pr. dorn. jor. Domitianaru /ig.
aetatis Severianae 404, 1: op. dol. ex pred. Aug. n. figlin. Vonticlanas

stammen zum großen Teile aus den Fußböden, die häufig auch in späterer Zeit erneuert werden mußten.

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