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F. Tocbelmann : Römische Gebälkc.

an der Südecke des Hügels, wo er als Prospekt der Via Appia gedacht war. Wie die Ziegel-
stempel beweisen, hat Severus auch in der zwischen Septizonium und Hippodromus gele-
genen Region des Palatiums viel gebaut (s. Hülsen-Jordan, Topographie I, 3 S. 99, Anm.
132), nicht minder am Hippodromus selbst (ebda. S. 95 A. 123) und an der Nordseite des
Hügels über dem Clivus Victoriae (ebda. S. 79 Anm. 97). Daß seine Bautätigkeit sich
auch auf den mittleren Teil der Domus Augu&tiana erstreckt haben muß, beweisen die auf
Taf. XIII u. XV abgebildeten Gebälke. Sie sind in dem großen hinter dem sogenannten
Thronsaal gelegenen, wahrscheinlich zweistöckigen Peristyl bei den 1913 gemachten Aus-
grabungen gefunden1. //.

Die Aufnahmen von F. Toebelmann bezeichnen das Architravstück A-E als : Palatin:
aufgebänktes Architravstück links. Andere Angaben fehlen. Die Zweiteilung des Archi-
travs weist uns in die Zeit der Antonine bis Septimius Severus, in der diese Architrav-
bildung üblich war. Auch die flache Überleitung des Friesgrundes zur Architravbekrönung
paßt dazu; später wird sie mehr geschweift. Ein halbrunder Stab an der Unterkante des
Architravs findet sich am gleichen Platz auch am Hadrianeum Marc Aurels2. Die Neigung
der Faszien ist noch ebenso gering wie bei trajanischen und hadrianischen Bauten.

A. Neu ist der Eierstab als Architravbekrönung. Am Hadrians-Tempel und am
Serapis-Tempel (Taf. XII) folgte unter dem Kyma ein Eierstab mit Perlstab. Hier ist das
Kyma weggeblieben. Eine ähnliche Bildung zeigt das Supraportgesims im Innern des

Pantheon3, das von den übrigen Gebälken des Innenraums deutlich ab-
weicht (Abb. 71). Hier ist die sackartige Schalenform der Eier, die plumpe
stumpfe Randprofilierung ein deutliches Zeichen für den Abstand von
der Epoche Trajans und Hadrians. Die Einzelheiten führen uns unmittel-
bar in die Nähe des Septimius Severus-Bogens (203 n. Chr.). In seiner
Sphäre finden sich solche Eierstabformen, dort hat auch das Zwischenblatt
eine spitze grätige Blattform und senkrechte Umbohrung. Ebenso ist
Abb 7I wie dort der Perlstab im Verhältnis zum Eiprofil dick und grob, ohne

rhythmische Bindung, jedoch durch eine dünne Steglinie von diesem ge-
trennt, eine Steglinie, die als Grenze der tiefen Aushöhlungen des Grundes hinter den
Eiern und den Perlen sich ergeben hat. Die langgestreckten Perlen mit kegelförmigen
Enden und die weiten Abstände sind kennzeichnend für den Stil der Severuszeit.

B. Derb gezeichnet ist das Architravkyma. Von der ganzen Feinheit der Durchbildung
sowohl der Umrißlinien als der plastischen Form ist nichts mehr zu spüren. V\ urmartige
Bohrkanäle lassen die Endteilung des Hauptblattes ahnen, die Zwischenblätter haben
die schon bekannte Keulenform. Die Dehnung des Ornamentschemas ist zu beachten.

C. Die Soffittenfüllung besteht aus einem bauchig geformten Blatt oder Schuppen-
muster, die einzelnen Blätter sind tief unterschnitten und umbohrt. Das Ganze wird
von einem breiten Rahmen mit lesbischem Kyma umrahmt. Aber wie derb ist seine Form4.
Von Mittelachse zu Mittelachse der Blätter leitet etwa als Halbkreislinie die ursprüngliche
Rippe hinüber. Die Treimungsstelle ist ganz unten in der Blattspitze durch ein Bohrloch
bezeichnet. Der Blattumriß ist lahm. Zwischenblätter fehlen ganz5.

1 Über den domitianischen Palast vgl. Hülsen-Jordan, Topogr. I, 3. p. 87—1)7; Aufnahme von Scelliei de Gisors
und A. Dutert, Gazette Archcologique 18S8, Taf. XXI, vgl. p. 143ff. Die seit 1911 unter den drei großen Sälen und dem
Peristyl gemachten Funde sind noch nicht veröffentlicht.

- Villain, Le temple de Marc Aurele, Taf. 7.

3 Desgodetz a. 0. Taf. 17.

1 Auf unserer Tafel XIII ist leider irrtümlich das Ornament des Kymas verkehrt eingezeichnet.

5 Genauere Angaben über die plastische Form des Kymas fehlen, daher zeigen die Schnitte nur die Profillinic.
 
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