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Fiechter, Ernst Robert [Hrsg.]; Toebelmann, Fritz [Begr.]
Römische Gebälke (Band 1) — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8775#0100
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88

F. Toebelmann: Römische Gebälke.

XI. Denkmal der Wechsler.

Tafel XIV.

An der Westseite des Forum Boarium steht eine kleine, aber sehr reich dekorierte
Pforte, welche laut Inschrift dem Kaiser Septimius Severus und seiner Familie errichtet
worden ist. Die Inschrift ist eingegraben im Jahre 204 n. Chr. und enthielt ursprünglich
die Namen des Kaisers, seiner beiden Söhne, Caracalla und Geta, seiner Gattin Julia
Domna und seiner Schwiegertochter Fulvia Plautilla; von diesen sind zwei später radiert
und durch andere Titel und Phrasen ersetzt worden, der des Geta nach seiner Ermordung
im Jahre 211 n. Chr., der der Plautilla vielleicht schon früher, nach der Ermordung ihres
Vaters Plautianus1. Auch auf den Skulpturenschmuck des Denkmals sind diese Wechsel-
fälle nicht ohne Einfluß geblieben: von den Reliefs im Innern des Durchgangs, wo die
kaiserlichen Prinzen beim Opfer dargestellt waren, ist später die eine Figur bis auf den
Reliefgrund abgemeißelt worden; und wenn, wie wahrscheinlich, auf der Attika ursprüng-
lich die Statuen jener fünf Mitglieder des Kaiserhauses standen, so sind davon seit etwa 21211.
Chr. nur Severus, Julia Domna und Caracalla geblieben.

Das Monument wird von keinem Schriftsteller erwähnt, ist auch in die Regionsbe-
schreibung nicht aufgenommen. Seine Erhaltung verdankt es in erster Linie dem Umstände,
daß, als Papst Leo II. im Jahre 683 die Kirche des heiligen Georg ,,in Velabro" gründete,
die eine Wand der Vorhalle an die Außenseite des rechten Pfeilers angelehnt wurde, deren
Dekoration seitdem unsichtbar geblieben ist. Seit dem 15. Jahrhundert ist das Monument
oft gezeichnet worden; doch lernen wir aus den Zeichnungen wenig, da der Zustand des
Bauwerks sich seitdem kaum verändert hat. Eine der ältesten Veduten enthält das soge-
nannte Skizzenbuch des Andreas Coner (um 1515) fol. 60 (vgl. Ashby p. 36). Größer und
besser sind die Blätter in Marten van Heemskercks Berliner Skizzenbüchern (Bd. I f. 29,
II f. 45, vgl. Hülsen und Egger I p. 17, II p. 29), die Veduten Giannantonio Dosios
Uffizj 2529.2530, Windsor n. 10782 (vgl. Hülsen Ausonia VII p. 71) und C. Podenburgs in der
Albartina in Wien (Egger, Rom. Veduten I Taf. 114 cf. p. 47). In den Stichwerken über
das alte Rom fehlt seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Pforte selten: so Cavalieri (1569)
t. 29 (nach Dosio); Gamucci (1565) p. 72. Architektonische Aufnahmen und Detailblätter
aus den Uffizien verzeichnet Ferri, Indicep. 125 ; die erste Publikation gibt Serlio, Architet-
tura 1. III f.CVIII— CIX. Sehr gut und genau ist dann die Aufnahme bei Desgodetz p. 216,
von neueren zu erwähnen Rossini, Archi trionfali tav. 6of.; Canina, Edifizj IVtav. 253 f. 77.

Das Tor erhebt sich neben der Kirche S. Giorgio in Velabro. Seine Hauptansicht
mit der Ehreninschrift ist nach Westen gerichtet. Die Rückseite, jetzt kaum zugänglich,
ist nicht ornamentiert. Der rechte Pfeiler steckt in der anstoßenden Kirchenwand, wäh-
rend die unteren Teile des Sockels heute durch das Pflaster verdeckt sind. Desgodetz

1 Die Inschrift (CIL. VI, 1035) lautete ursprünglich: Imp. Caes. L. Septimio Severo Pio Pertinaci Aug(usto) Arabic(o)
Adiabenic(o) Parlh. max. forlissimo felicissimo pontij. max. trib. potesl. XII imp. XIcos. III patri patriae et Imp. Caesari M.
Aurelio Anlonino Pio Felici Aug. trib. potesl. VII cos. [et P. Sepiimio Getae 110b. Caesari] et Iuliae Aug. matri Aagg. et castrorum
et [Fulviae Plaulillae Aug.] Imp. Caes. M. Aureli Antonini Pii Felicis Aug. [uxori, jiliae P. Fulvi Plautiani pr. pr. cos. II.
necessari et comitis Augg.] argenlarii et negoliatores boarii huius loci devoti numini eorum. An Stelle der in [] gesetzten Worte
liest man jetzt hinter dem Namen des Caracalla p. p. procos. forlissimo felicissimoque prineipi, hinter dem Titel der
Domna senalus et patriae et statt der Genealogie der Plautilla Parthici maximi Britannici maximi.
 
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