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XVI. Basilica Nova.

HO

und Zahnschnitt sind hier auffallend weit ausladend gebildet. Zu den Einzelformen ist
kurz folgendes zu sagen:

A-B. Die abschließende Platte der Sima ist schwer; darunter das Simaprofil plump
und bauchig. Das Blattornament erscheint älteren Vorbildern folgend mehr aufgelegt,
als in das Profil vertieft. Es besteht aus lose nebeneinandergestellten Gebilden, die in
der Art von Palmetten angeordnet sind. Auch das Motiv knüpft also an früheres an. Bis
auf ein Plättchen verkümmert ist die Corona. An ihrer Unterseite hängen, in seichte Kas-
setten eingestellt, plumpe Blattrosen. Hier fehlt jede feinere Durcharbeitung, alle linearen
und plastischen Elemente zur Bereicherung der Form sind aufgegeben. Was da ist, gleicht
mehr nur einer rohen Andeutung des überlieferten Motivs1. Die Konsolen werden bekrönt
von einem doppelten Profilstreifen; aber es ist kein lesbisches Kyma, sondern ein Eierstab
mit Perlstab. Beide sind stark ausladend vorgeschoben. Breit und derb ist die Eiform,
besonders plump die Schale. Genau besehen ist das Ei nur durch Umbohrung von der
Schale getrennt, liegt also in der
Profilfläche. Auch das Zwischen-
blatt ist breit, wenig abgefast
und nicht mehr tief umbohrt. Es
hält an der alten Pfeilform fest,
die im Anschluß an flavische Vor-
bilder nicht mehr aus der römi-
schen Architektur verschwunden
ist. Auffallend gestreckt ist der
grobe Perlstab. In ihm äußert
sich ein gut Stück Gleichgültig-
keit gegenüber dem Wert der
alten Formenmotive.

C. Von der Konsole sind die
Aufnahmen nicht ausreichend, so
daß über die seitliche Ausbildung
keine Angaben vorliegen2. Eine
glatte Seitenansicht ist zwar
nicht ausgeschlossen, aber doch
unwahrscheinlich, die Tradition
bestimmt die Formgebung noch immer stark. Hier erinnert der Gesamtumriß der Konsole
mehr an die flavische Form, die ziemlich hoch ist; aber sie ist plumper als jene. Von der
oberen Spirale sieht man nur das wie ein schlichter Doppelkelch gezeichnete Polster. Ein
kräftiges Akanthusblatt, durchaus im Stil der stadtrömischen Art3 gezeichnet, stützt dieses
Polster. Merkwürdig schwerfällig ist der Übergang vom Konsolengrund zu den folgenden
Untergliedern. Eine besonders eingeschobene Platte ist an den unmittelbar vorangehenden
Gesimsen des 3. Jahrhunderts nicht üblich, dagegen kommt ähnliches am Castor-Tempel
vor.

D-E-F. Der Eierstab entspricht mehr noch der Normalform als der vorige bei B.
Man erkennt die Abnahme der Relieftiefe gegenüber früheren Gebälken und die Flauheit
in Linienführung und Durchbildung; die Bohrlöcher z. B. neben dem Pfeil sind nicht

Abb. 91. Bruchstücke des Gebälks der Basilica Nova.

1 Dcsgodetz a. O. S. 46 zeichnet reich gegliederte Rosetten; Palladio, i quattro libri dell'architettura IV, VI auch
nur einfache vierlappige.

2 Desgodetz a. 0. S. 46 ist ungenügend und falsch in der Umrißlinie; Palladio IV, VI, deutet eine seitliche Voluten-
zeichnung der Konsole an, was jedoch bei der schematischen Art seiner Zeichnungen nicht beweisend ist.

3 Vgl. dagegen die Blattformen an den Konsolen der Constantins-Apsis: Abb. 101 u. 102.
 
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