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XVIII. .Mausoleum der Constantina.

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gefunden habe1. Der älteste römische Pilgerführer (Salzburger Codex bei de Rossi, Roma
Sotterranea I, 170) verzeichnet, nach Erwähnung der Kirche der hl. Agnes: ibi quoque
in singulari ecclesia Constantia Constantini filia requiescit.

Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß der Rundbau an der Via Nomentana
als das Mausoleum der Tochter Constantins zu betrachten ist. Zu der Nachricht Ammians
über die spätere Beisetzung der Helena stimmt, daß neuerdings in der Rotunde die Stand-
orte für zwei Sarkophage nachgewiesen sind. Nur einer von diesen, der kolossale Sarko-
phag aus rotem Porphyr welcher jetzt in der Sala a Croce greca des Vatikans steht, ist
erhalten. Auch die Dekoration der Wölbungen des Umganges und des Tambours' mit
Mosaiken, welche bis zum 17. Jahrhundert weit vollständiger erhalten waren als jetzt,
paßt zu der sepulkralen Bestimmung des Gebäudes.

Zu Ende des 4. oder anfangs des 5. Jahrhunderts ist das Mausoleum zeitweise in eine
Taufkirche verwandelt gewesen, doch sind neuere Untersuchungen, welche die Existenz
eines Taufbrunnens in der Mitte nachweisen sollten, erfolglos geblieben. Wie lange das
Gebäude die Bestimmung als Baptisterium gehabt hat, ist nicht bezeugt: seit dem 17. Jahr-
hundert nimmt wieder ein großer Altar die Mitte der Rotunde ein2. H.

A. Über den Säulenpaaren der schönen Rotunde bilden schwere Gebälke die Auilager
für die Bögen, auf welchen sich der zylindrische Mauerkörper erhebt. Von diesen Gebälken
gibt Tafel XXIV das Profil. Zunächst fällt wiederum auf, daß sie völlig glatt sind, daß
also wieder alle plastischen Einzelheiten, die durch die ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit
so mannigfach abgewandelt wurden, fehlen. Es ist wiederum nur das Rohprofil der üblichen
Gebälkgliederung gegeben. Die Sima ist kurz und stumpf, das Halbrundstabglied (Perlstab)
setzt sich nicht als selbständiges Profil von ihr ab, sondern wird nur durch eine Rille los-
gelöst ; es liegt in der Flucht des Simaprofils eingeschlossen, ist also aus der größeren Bossen-
form herausgeschnitten. Nur so ist die straffe Biegung der Sima richtig zu verstehen. Die
Hängeplatte ist nur wenig vorgezogen; die im Innern unnötige Wassernase fehlt hier. Die
Unterglieder setzen mit einem niedrigen Plättchen an und bestehen nur aus Eierstab und
Kymaprofil. Eine Zahnschnittleiste fehlt. Man bemerkt sofort, wie die Profile in der Flucht
einer großen schrägen Bossenform liegen und keine selbständige Bedeutung mehr haben.

B-C. Der Fries ist flach bauchig, hängt leicht sackförmig nach unten vor; er ist mit
dem Architrav aus einem Stück geschnitten; eine Überleitung zum Fries durch Auskehlung
des Plättchens am Architravkyma ist nicht versucht3. Daher hat dieses denn auch eine
ziemlich plumpe Form und ist unverhältnismäßig groß. Die starke Abtreppung der Archi-
travstreifen ist auffallend; die Flucht des untersten Streifens liegt weit hinter dem Ansatz
des Frieses. Das Architravprofil übernimmt gewissermaßen die Schwellung des Frieses
und leitet sie wieder zurück. Darin liegt ein deutliches Anzeichen des Prozesses, der all-
mählich zur Verschmelzung von Fries und Architrav führt, wobei der Fries der unter-
drückte Teil ist4.

Die Formen dieses Gebälkes zeigen nur noch einen vereinfachten Kanon. Es
liegt ihnen offenbar eine Steinmetzregel zugrunde, die völlig schematisch die alte

1 Ammian. Marcellin. XIV, II, 6: quae {Constantina) . . . cum Bithyniam intrasset, in slatione, quae Caenos Gallicanos
adpellatur, absampta est vi /ebrium repentina. — Ders. XXI, 1,5: inter quae Helenae coniugis de/unetae suprema (Iulianus)
miserat Romam, in suburbano via Nomentana condenda, tibi uxor quoque Galli quondam, soror eius, sepulta est Constantina.

- Über S. Costanza vgl. Isabelle, fidifices circulaires p. 8of. und Tat. 34 f.; Dchio-Bezold, Kirchliche Baukunst des
Abendlandes I. 34 und Taf. 8; und namentlich Wilpert, Altchristliche Mosaiken I, S. 272—2S3. Das Gebäude ist seit dem
15. Jhd. oft studiert; Blätter aus der Sammlung der Uffizien verzeichnet Ferri, Indice geografico-analitico, p. 137; erste
Publikation bei Serlio, Architettura lib. III, p. XVIII—XXI (Ausg. Venezia 1551).

3 Vgl. F. Toebelmann, Malborghetto, Taf. XI, Fig. IXb und Fig. X.

1 Vgl. auch das Türgesims des gleichen Baues. Desgodetz a. 0. pag. 31

Toebelmann, Gebälke. lS
 
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