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Toennies, Eduard
Leben und Werke des Würzburger Bildschnitzers Tilmann Riemenschneider: 1468 - 1531 — Heidelberg, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.55297#0049
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41

wir sehr mangelhaft unterrichtet. Wir wissen, dass auch seine
zweite Gattin Margaretha früher, als der Meister, gestorben ist;
wie aus dem Verzeichnis der verstorbenen Meister vnd Meisterin
der Bruderschaft S. Lukas hervorgeht.1
Aus erster Elie hatte Riemenschneider, wie bereits erwähnt,
eine Tochter Gertrude, welche die Gemahlin des auf dem Leichen-
stein Riemenschneiders genannten Hofschultheissen Hop ge-
wesen ist.
Die drei Stiefsöhne, welche Anna mit in die Ehe gebracht
hatte, waren Jorg, Hans und Klaus, die Söhne des Goldschmieds
Ewald. Weber nennt sie a. a. 0. S. 6. Goldschmiede, doch ist
mir unbekannt, auf welche Nachricht er sich dabei stützt. Mir
scheint vielmehr, dass diese drei Söhne der Anna von Riemen-
schneider später adoptirt worden sind, als er sah, dass seine
Ehe ohne männliche Nachkommen blieb, so dass der als Bild-
hauer verschiedentlich genannte Jorg Riemenschneider kein
leiblicher Sohn Tilmanns war, sondern eben der älteste Sohn
Ewalds. (Dieser wird 1532 als Meister und 1534 als Zunft-
meister genannt und scheint sehr alt geworden zu sein, da im
Zunftbuch bei seinem Namen die Bemerkung beigeschrieben
steht: «er will nit sterbn wil uns alle zum grab tragn.»)
Hans der zweite Sohn Ewalds ist dagegen Geistlicher ge-
worden und bekleidet bereits seit 1507 ein Pfarramt in Geissel-
bach, 2 dies ein Beweis, dass es kein leiblicher Sohn Riemen-
schneiders gewesen sein kann. Denn im Jahre 1495 wird bei
der Erbschaftsteilung nur Gertrude als eigenes Kind des Meisters
erwähnt, von dort aber bis zum Jahre 1507 sind nur 12 Jahre,
ein eigener Sohn könnte also damals höchstens 11 Jahre alt
gewesen sein. Zu einer Anstellung als Geistlicher war jedoch
das vollendete fünf undz wanzigste Lebensjahr erforderlich. Es
ist dies derselbe Sohn für den Riemenschneider 1516 zweimal
vergeblich beim Rate um eine Pfründe resp. ein Beneficium
nachsuchte.

1 Manuskript, im Germanischen Museum.
2 Vgl. 8. 24 Anm. 2. In der Notiz wird er Joannes Riemen-
Schneider genannt. Joannes und nicht Hans, weil die Notiz in latein-
ischer Sprache verfasst ist.
 
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