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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0097
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bei der wechselnden Größe regional auch Zeitunter-
schiede mitspielen mögen 318. Angaben über eine
Halskette aus Stöpselringen mit Blechbommeln er-
scheinen zweifelhaft: 126/3, 2.
Ungeachtet ihrer typologischen Ableitung von grie-
chischen Kahnringen 31°, sind Stöpselringe vorwie-
gend im norddanubischen Süddeutschland mit brei-
ter Streuung bis an und über den Rhein und bis
ins Rhein-Main-Gebiet zu belegen. Extreme Klein-
formen mit Durchmessern ab 1,5 cm oder weniger
kommen überall vor. Größere Ringe mit Durch-
messern zwischen etwa 3,0 oder 4,0 bis 6,0 cm mas-
sieren sich sichtlich in Nordostbayern. Durchweg
sind sie in der unteren Hälfte kahnfibelartig ge-
wölbt, im Querschnitt zeigen sie halb- oder drei-
viertelkreisförmiges Profil mit unterschiedlicher
Knickung, die Ränder stehen ziemlich weit ausein-
ander (Taf. 68, 9—11). Nur auf den Westen Süd-
deutschlands beschränkt sind dagegen Ringe mit
Durchmessern um 8,0 cm und mehr, die im Unter-
teil regelrecht schlauchförmig mit eng zusammen-
stehenden Rändern gebildet sind 32°. Im Umriß
ähneln sie gewissen Blechbandringen in Südwest-
deutschland und der Schweiz 321.
Treibverzierte Stöpselringe häufen sich vor-
nehmlich im Mainfränkischen, sie sind in der Ober-
pfalz bisher nur von Staufersbuch vertreten: 50 A
(Taf. 14, 19.21. 22). Buckel- und Strichreihen ver-
binden sie zu den zeitgleichen Beilngrieser Segel-

ohrringen mit Achterschleife (II Taf. 55, 1—12).
Aus dem Rahmen der sonst ziemlich einheitlichen
glatten Ringe fällt ein überschlankes Stück mit
fast geschlossenem Körper und unklarer Fundge-
schichte: 53 (Taf. 23, 7). Die übrigen Ringe sind
undeutlich in Serien von kleinen und großen oder
mittelgroßen Exemplaren mit allen möglichen Zwi-
schenstufen zu teilen. Ganze Sätze entstammen
stets einer Serie. Blechbommeln an dünnen und stets
offenen Zwischenringen hängen nur gelegentlich an
größeren Stöpselringen (Taf. 81, 15; 109, 25. 26),
häufiger jedenfalls an den Kleinformen (Taf. 14,
38;51, 4). Da sie außerdem auf selbständige Draht-
ringe gereiht werden können, müssen sie unten
auch als eigene Gruppe behandelt werden (siehe
unten Blechbommeln).
Die nachfolgenden Gesamtlisten haben notgedrun-
gen etwas Zufälliges sowohl bei der Unterscheidung
von Groß und Klein wie bei der Erwähnung von
Blechbommeln, die in vielen Fällen verloren ge-
gangen und in anderen rezent aufgesteckt worden
sein können. Sie sollen indessen nicht exakte Ein-
zelbefunde angeben, sondern nur eine schnelle Über-
sicht zum Fundbestand ermöglichen. — Große und
mittelgroße Stöpselringe mit Blechbommeln: 150
(Taf. 78, 7—9). 167 (Taf. 81, 15). 258 (Taf. 109,
17. 25. 26). 269 A (Taf. 127, 4—10). — Kleine
Stöpselringe mit Blechbommeln: 22 (Taf. 5, 7—9).
49 B (Taf. 7, 9). 50 A (Taf. 14, 38). 94 (Taf. 53,

Schläfenringen; M. Claus 1942, 6 verweist auf ähnlichen Ohrschmuck der Etrusker, doch bedingt Formähnlich-
keit nicht zwangsläufig gleiche Tragweise; die durchlochten Ohren von Schirndorfer Tonstatuetten ahmen
vorweg wohl ein italisches Bildmodell nach, das allerdings weiblich zu denken ist: W. Torbrügge 1974, 58
Anm. 9 Abb. 1 u. 2.
318) H. Polenz 1974 bes. 168 zu „verkleinerten Ausgaben der Ha D l-zeitlichen Hohlblechschläfenringe" in Ha D 2
neben größeren Ringen, ohne daß Funktionswechsel vorausgeestzt wird.
319) G. Kossack 1959, 52 Anm. 1 nach K. Hadaczek, Der Ohrschmuck der Griechen und Etrusker (1903).
320) Exemplarisch K. Spindler 1971 Taf. 16,2.3; Ders. 1972 Taf. 23,3.4; 34,3; W. Drack, Zum bronzenen Ring-
schmuck der Hallstattzeit aus dem schweizerischen Mittelland und Jura. Jahrb. Schweiz. Ges. Urgesch. 55,
1970, 46 Abb. 19-28. — Diese Form- und nicht so sehr Größenunterschiede kennzeichnen den Gegensatz zwi-
schen hauptsächlich westlichen und mehr östlichen Serien, die mit Einzelstücken aber bis in den französischen
Jura vertreten sind: G. Wamser, Ostfrankreich (wie Anm. 12) bes. 40 Taf. 7,5. G. Kossack 1959 Taf. 156 A 4
skizziert die Gesamtverbreitung ohne Differenzierung. H. Polenz 1976, 17 f. Abb. 8 (Verbreitung) stellt große
unverzierte „Hohlblechschläfenringe" gegen kleinere „Hohlblechohrringe" (vgl. Anm. 317), unter die alle
nordostbayerischen Stücke fallen. Ders. 1974, 152 f. gibt für die „Hohlblechschläfenringe" Durchschnittsgrößen
von 5,5 bis 6,0 cm im Westen an, doch besitzen die von ihm selbst zitierten Stücke ebd. Taf. 42,1-6; 47,5
Durchmesser um 8,0 cm und mehr. Die größeren nordostbayerischen Ringe sind mit etwa 6,0 cm Durchmesser
tatsächlich kleiner, aber wie auch die regelrechten Kleinformen eben nicht eindeutig als Ohrringe zu be-
stimmen.
321) Soweit sie scheiben- und nicht zylinderförmig gebildet sind. G. Kossack 1959 Taf. 156 A 1 kartiert nur „gra-
vierte" Formen, die entgegen der Typenzeichnung meist zylinder- und nicht scheibenförmig gestellt sind;
G. Mansfeld 1971 bes. 98-102 u. 99 mit Abb. 3 (Verbreitung); W. Drack, Ringschmuck (wie Anm. 320) 28.32
Abb. 13; exemplarisch zu zylinderförmig gestellten Ringen mit Haken oder Stöpselverschluß K. Spindler 1971
Taf. 18,12.14-22; 25,3; 31,6.7; 37,5-8 u. Ders. 1972; 1973; 1976 passim; Ders. 1976 Taf. 81,1-5.7-11 zu schei-
benförmig gestellten Ringen aus flachgewölbtem Band.

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