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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0211
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LT B mit spätem Ha D ganz außer Frage steht,
wennschon wahrscheinlich in regionaler Differen-
zierung 848. Ob Latenekontakte sogar noch Ha D 2-
Formen betreffen, ist in der Oberpfalz nicht aus-
zumachen 84°.
Hier ist nicht einmal das Verhältnis der beiden
Stufen oder Materialgruppen Ha C und Ha D zu-
einander zu präzisieren, wie es für Süddeutsch-
land insgesamt immerhin möglich sein sollte. Aus-
zugehen ist dabei allein vom erkennbaren archäo-
logischen Schema und nicht von typologischen oder
gar kulturgeschichtlichen Prämissen. Danach er-
scheinen die Ausstattungsmuster der Stufe Ha C
ziemlich isoliert, während zwischen den Stufen
Ha B und Ha D eine ganze Reihe von formalen
Direktkontakten bestehen. Nach den Material-
schichten folgt daraus nicht eine gleichwertige Stu-
fung der drei beteiligten Zeit- und Kulturabschnitte,
sondern ihre Anordnung in einem chronologischen
Dreieck mit Ha C neben und nicht zwischen den
beiden Nachbarstufen:
Ha B spät
Ha C
Ha D

Damit ist eine Grundrelation angedeutet, die sich
gewiß regional und örtlich verschieben kann. Im-
merhin wird sie noch während der Drucklegung
dieser Arbeit in Prächting, Ldkr. Lichtenfels, auch
unmittelbar durch den Zusammenfund von Kera-
mik nach Ha C-Art, einem Eisenschwert
und einer Schlangenfibel bestätigt 8498.
Die Bezeichnung Stufe ist gleichwohl weiterhin
nutzbar, nur sollte sie endlich vom allzu schema-
tischen Begriff des Treppenhaften gelöst werden,
nach dem sie optisch versimpelt als das berühmte
Kästchen zwischen anderen Kästchen erscheint.
Offensichtlich liegt seit den frühesten Entwürfen
ein Tabu auf jeder Stufenvorstellung, die im Sach-
schema von zeitlichen Parallelen ausgeht. Die Drei-
ecksformel erscheint konsequent, zeitliche Grund-
staffelung steht außer Frage. Beglaubigte Ha B-
Formen in Ha C-Kontext gehören zu den Ausnah-
men 85°, schon weil sie unabhängig vom vorhande-
nen Materialbestand nicht zum regulären Ausstat-
tungsmuster gehören. Umso mehr fallen sie als
Zeugnis für unmittelbare Zeitkontakte ins Gewicht,
die sonst eindringlicher in gemeinsamen Verhal-
tensweisen der späten Urnenfelder- und frühen
Hallstattzeit zutage treten. Diese partielle kultu-

deren abermaliger Existenznadiweis in keiner Richtung beweiskräftig sein kann: Nr. 74 (nach Ried) Pauken-
fibel mit Fußpauke aus unklarem Zusammenhang; Nr. 78.79 (hier Taf. 130,15-17); Nr. 84 (hier Taf. 126,6);
Nr. 85 (hier Taf. 126,23); Nr. 86 (hier Taf. 126,24); Nr. 87 (hier Taf. 12,12). — Nach G. Kossack 1959 (zum
Teil mit Ried identisch) Taf. 74,9.10.13: FLT-Ensemble mit Certosa-, Pferdekopf- u. ostalpiner Tierkopffibel;
Taf. 67,8: gegossene Paukenfibel einzeln aus Hügel in Nekropole mit Weidacher Fibeln ebd. Taf. 67,9.10;
97,17 (s. Anm. 845); Taf. 100,7.8: Doppelpauken- und Fußzierfibel aus angeblichem Doppelgrab mit Eisen-
messer und wohl Gürtelhaken; Taf. 114,1.2: Bernsteinring mit einzelner FLT-Fibel; Taf. 127,11: Fußzier
einer Fibel ohne Fundzusammenhang; Taf. 145,4: Weidacher Fibel mit LT A-Armring. — In der völlig be-
deutungslosen Aufzählung nach Kossack fehlt der Zusammenfund von Certosa- und Paukenfibel aus Huglfing
(s. Anm. 844).
848) Bes. L. Pauli 1972 passim; H. Zürn: Symposium zu Problemen d. jüngeren Hallstattzeit ... (1974) 487-500.
849) L. Pauli 1972, 70 f. kritisch zu Chr. Liebschwager, Die Gräber der Frühlatenekultur in Baden-Württemberg.
Diss. Freiburg (1969) und zu Vorträgen U. Schaaffs, deren Inhalt 1974 schriftlich vorgelegt wurde (Fürsten-
grab, wie Anm. 842).
849 a) B.-U. Abels, Vorbericht (wie Anm. 652) 203.205 f. Abb. 1 u. Taf. 33,1 (Hügel 58); freundliche Auskünfte
B.-U. Abels. — Zwar scheinen in Oberfranken bestimmte Entwicklungsgänge während mehrerer Perioden ver-
zögert, doch lassen sich die beiden Materialhorizonte Ha C und D 1 wie in den Nachbarlandschaften deutlich
genug gegeneinander absetzen, so daß die ungewöhnliche Fundkombination unabhängig von jedem absoluten
Zeitansatz eben doch zwei Materialschichten miteinander verbindet, die sich sonst vorweg auf Grund strenger
Ausstattungsregeln kaum berühren. — Zu möglicherweise anderen Ha D-Formen in Schwertgräbern s.
Anm. 789.
850) Frankfurt-Stadtwald, kleinköpfige Vasenkopfnadel urnenfelderzeitlicher Art: W. Kubach, Nadeln (wie
Anm. 783) 518 Nr. 1314 (vgl. hier Anm. 791). — Bruck, Ldkr. Altötting, Rundknaufschwert und spätes
Rasiermesser aus hallstattzeitlicher Nekropole: G. Kossack 1959, 189 Nr. 144 Taf. 118,12; 119,1; H. Müller-
Karpe, Die Vollgriffschwerter der Urnenfelderzeit aus Bayern. Münchner Beitr. z. Vor- u. Frühgesch. 6
(1961) Taf. 62,1; A. Jockenhövel 1971, 209.211 Nr. 404. — Aschering, Ldkr. Starnberg, Rundknaufschwert
angeblich aus Hallstattgrab: G. Kossack 1959, 220 f. Nr. 248/8 Taf. 90,6; H. Müller-Karpe a. a. O. Taf. 62,7;
Zusammengehörigkeit mit Hallstattfunden schon bezweifelt von P. Reinecke in: Verhandl. Hist. Ver. Nie-
derbayern 41, 1905, 353 Anm. 4 (vgl. hier Anm. 297).

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