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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 12.1919/​1920(1923)

DOI Artikel:
Steiner, Paul: Die Villa von Bollendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.45058#0025
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Die römische Villa von Bollendorf.
Von Dr. Paul Steiner.
(Mit 24 Abbildungen).

Vorbemerkung.
Diese Abhandlung ist als I. Teil einer Bearbeitung gedacht, die unter dem Haupt-
titel „Römische Villen im Treverer gebiet" eine Reihe noch nicht (oder nicht aus-
reichend) veröffentlichter römischer Gutshöfe des Trierer Bezirks darstellen soll und zwar
zunächst je ein Beispiel der verschiedenen Typen, das wegen eines klaren Grundrisses als
Musterbeispiel gelten kann. Betrachtungen allgemeiner Art sollen sich anschließen.
Einleitung.
Die Bollendorfer Villa ist seit mehr als einem Dutzend Jahren aufgedeckt und
durch Vorträge und Führungen an Ort und Stelle weiten Kreisen längst bekannt, mit
ihrem Plan auch bereits in die Literatur übergegangen. Wenn sie jetzt erst ihre Ver-
öffentlichung findet, so hat das seinen Grund in allerhand widrigen Verhältnissen, nicht
zuletzt darin, daß der damalige Ausgrabungsleiter seinem ursprünglichen Wirkungskreis
entfremdet wurde. Als ich es nach Kriegsende übernahm, einen von Dr. Kropatscheck
hinterlassenen Bericht') druckfertig zu machen, ahnte ich nicht, daß daraus eine völlig
neue Bearbeitung werden würde. Diese ergab sich aber mit zwingender Notwendigkeit
nach eingehendem Studium der vorhandenen Unterlagen: des erwähnten Berichtes, der
Aufnahmen und Zeichnungen des Museumsassistenten Ebertz (leider standen mir die
Original-Ausgrabungstagebücher nicht zur Verfügung), eines getreuen Modells im Maß-
stab 1:20 des Modellörs Schawel und nicht zuletzt des Objekts selbst, an dem ich
im Januar 1919 durch mehrtägiges Studium und Schürfungen die vielen noch offenen
Fragen zu lösen redlich bemüht war.
Übersicht.
Bollendorf, ein an der Sauer, dem preußisch-luxemburgischen Grenzflüsschen
im Reg.-Bez. Trier reizend gelegenes Dorf, ist durch interessante vorrömische und
römische Funde seit langem bekannt. Zwei große Ringwälle sind stolze Denkmäler
der vorrömischen Zeit: die „Wickingerburg“, 3l/s km nördlich B. an der „Nuß-
baumer Hardt“ und 2—3 km südöstl. die „Niederburg“ in der „Ernzener Kammer“ (s.
Meßtischbl. 3454). Stein- und Bronzegeräte fehlen nicht. Aus römischer Zeit legen
Weih- und Grabinschriften2), Skulpturen, Kleinfunde, Zeugnis für eine ausgiebige
Besiedlung ab. Wundervolle Waldungen mit pittoresken Felsgebilden, Klüften, Grotten
und Höhlen haben sichtlich die Phantasie des einfältigen, sich den überlegenen Mächten
der Natur demütig beugenden Eingeborenen gefesselt. Dafür zeugen zwei eigenartige
Denkmäler: in entlegenem Felsgeklüft spricht eine Felsinschrift eine Weihung an die
heimische Bärengöttin Artio aus; im stillen Walde ist ein aufragender Felsblock durch
Inschrift und eingemeißelte bildliche Darstellung zu einem Weihestein für die römische
') Auf diesen „Ausführlichen Bericht“ verweist Dr. Kr. in seinem „Zusammenfassen-
den Bericht über Stand und Aufgabe der Villenforschung in Germanien und Gallia belgica“
im VI. Bericht der Röm. German. Kommission 1910/11 S. 50 ff: III. Das römische Landhaus
in Deutschland, S. 73. (Im Folgenden abgekürzt „Krop.”).
2) Inschriften s. Corpus inscriptionum latinarum XIII 4105 — 4115. Ebenda ist die all-
gemeine Literatur angeführt. Vgl. Keune in Paulys Real-Encyclop. Suppl.-Bd. III. S. 10.
 
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