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Trinius, Johann Anton
Erste Zugabe zu seinem Freydencker-Lexicon — Leipzig, 1765 [VD18 14198444]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28762#0118
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nicht stehet, und derjenige, den ich annehme. Es
giebt zweyerley Lehren, mündliche und schriftli-
che. Dis ist ein angegebener Fundamentalartikel
der Theologen: daß unsere Bibel die Richtschnur
unsers Glaubens sey. Er ist der erste in der
Ordnung/ den ein guter Bürger, ein Gläubiger,
und ein Christ entbehren kan Unsere Offenbah-
rungen in der Bibel sind für uns alle ungewiß.
Denn sie sind uns nicht geschehen,sondern wir glau-
ben sie nur auf das Zeugniß des Geschichtschrei-
bers. Moses brachte Tafeln von Sinai herun-
ter, aber wer hat sie ihm geben sehen? Der
Schluß, den man man für die Osfenbahrung
macht, lautet in seiner Starke also: Keinem
Menschen würde es nach feiner Natur, Wesen
und Einrichtungse möglich gewesen seyn, auf den
Saz dieses oder jenes Geheimnisses zu kommen;
daher hat ihn Gott darauf geleitet. Ich bleibe
dabey: Es giebt keine göttliche Osfenbahrung.
Denn es ist eigen, daß das Unbegreifliche aus der
Ferne, dem Begreiflichen aus der Nahe borge-,
zogen werden soll. Alle Bücher in der Bibel
sind keine eigentliche Lehrbücher; sondern die mei-
sten davon sind Erbauungsbücher. SocrateS ist
ein Redner, Plato ein Dichter, und Aristoteles
ein witziger Kopf, und so komme ich allgemach
auf einen Schluß: Daß die eigentlichen Dog-
matikennichts taugen. Unsere Bibel ist keine beson-
dere göttlicheOffenbahrung.Da ich: göktlicherJesa-
ias sagen kan, warum solte ich nicht sagen können:
Göttlicher Plato ? Das hebräische alte Testament
- war
 
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