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Erstes Kapitel.
Platz einnehmen werden. Um noch einmal ein Analogon aus der
Naturgeschichte anzuführen, wird die Zeit bald kommen, wo man
es für ebenso unsinnig halten wird, wenn ein wissenschaftlich
gebildeter Theologe keine hinlängliche Bekanntschaft mit den
Grundsätzen der Religionen der niederem Rassen besitzt, wie wenn
ein Physiologe mit der Verachtung von fünfzig Jahren früher auf
Beweise sähe, die von den niedrigem Formen des Lebens her-
geleitet sind, als ob der Bau wirbelloser Geschöpfe ein seines
wissenschaftlichen Studiums unwürdiger Gegenstand sei.
Nicht nur als ein interessanter Forschungsgegenstand, sondern
auch als wichtiger praktischer Führer zum Verständniss der Gegen-
wart und zur Gestaltung der Zukunft verdient die Forschung nach
dem Ursprung und der ersten Entwicklung der Civilisation eifrig
gefördert zu werden. Jeden möglichen Zugang zu neuen Kennt-
nissen muss man ausspähen, an jeder Thür anklopfen, um zu sehen,
ob sie offen ist. Keine Art von Zeugnissen darf man auf Grund
ihrer Entlegenheit oder Verworrenheit, Geringfügigkeit oder Trivia-
lität unberührt lassen. Unsere moderne Forschung neigt mehr und
mehr zu dem Schlüsse, dass, wenn ein Gesetz irgendwo gilt, es
überall gilt. An dem verzweifeln, wozu wir durch gewissenhaftes
Sammeln und Studiren von Thatsachen gelangen können, und
irgend ein Problem für unlöslich erklären, weil es schwierig und
entlegen ist, heisst entschieden das Wesen der Wissenschaft ver-
kennen; und wenn Einer sich eine hoffnungslose Aufgabe wählen
will, so mag er sich daran machen, die Grenzen der Entdeckung
zu entdecken. Man wird sich erinnern, dass Comte seinen astro-
nomischen Bericht mit einer Bemerkung über die nothwendige Be-
grenzung unserer Kenntniss von den Sternen eröffnete: wir be-
sitzen, sagt er uns, die Möglichkeit, ihre Gestalt, Entfernung, Grösse
und Bewegung zu bestimmen, während wir niemals durch irgend
eine Methode im Stande sein werden, ihre chemische Zusammen-
setzung, ihren mineralogischen Bau u. s. w. zu studiren. Hätte
der Forscher die Anwendung der Spectralanalyse auf eben dieses
Problem erlebt, so hätte er vielleicht seine Verkündigung dieser
entmuthigenden Lehre von einer nothwendigen Unwissenheit zu
Gunsten einer hoffnungsvolleren Ansicht widerrufen. Und es scheint
mit der Naturwissenschaft des menschlichen Lebens ähnlich zu
gehen wie mit dem Studium der Natur der Himmelskörper. Die
Vorgänge, welche wir auf den frühesten Stufen unserer geistigen
Entwicklung kennen lernen sollen, liegen zeitlich ebenso von uns
Erstes Kapitel.
Platz einnehmen werden. Um noch einmal ein Analogon aus der
Naturgeschichte anzuführen, wird die Zeit bald kommen, wo man
es für ebenso unsinnig halten wird, wenn ein wissenschaftlich
gebildeter Theologe keine hinlängliche Bekanntschaft mit den
Grundsätzen der Religionen der niederem Rassen besitzt, wie wenn
ein Physiologe mit der Verachtung von fünfzig Jahren früher auf
Beweise sähe, die von den niedrigem Formen des Lebens her-
geleitet sind, als ob der Bau wirbelloser Geschöpfe ein seines
wissenschaftlichen Studiums unwürdiger Gegenstand sei.
Nicht nur als ein interessanter Forschungsgegenstand, sondern
auch als wichtiger praktischer Führer zum Verständniss der Gegen-
wart und zur Gestaltung der Zukunft verdient die Forschung nach
dem Ursprung und der ersten Entwicklung der Civilisation eifrig
gefördert zu werden. Jeden möglichen Zugang zu neuen Kennt-
nissen muss man ausspähen, an jeder Thür anklopfen, um zu sehen,
ob sie offen ist. Keine Art von Zeugnissen darf man auf Grund
ihrer Entlegenheit oder Verworrenheit, Geringfügigkeit oder Trivia-
lität unberührt lassen. Unsere moderne Forschung neigt mehr und
mehr zu dem Schlüsse, dass, wenn ein Gesetz irgendwo gilt, es
überall gilt. An dem verzweifeln, wozu wir durch gewissenhaftes
Sammeln und Studiren von Thatsachen gelangen können, und
irgend ein Problem für unlöslich erklären, weil es schwierig und
entlegen ist, heisst entschieden das Wesen der Wissenschaft ver-
kennen; und wenn Einer sich eine hoffnungslose Aufgabe wählen
will, so mag er sich daran machen, die Grenzen der Entdeckung
zu entdecken. Man wird sich erinnern, dass Comte seinen astro-
nomischen Bericht mit einer Bemerkung über die nothwendige Be-
grenzung unserer Kenntniss von den Sternen eröffnete: wir be-
sitzen, sagt er uns, die Möglichkeit, ihre Gestalt, Entfernung, Grösse
und Bewegung zu bestimmen, während wir niemals durch irgend
eine Methode im Stande sein werden, ihre chemische Zusammen-
setzung, ihren mineralogischen Bau u. s. w. zu studiren. Hätte
der Forscher die Anwendung der Spectralanalyse auf eben dieses
Problem erlebt, so hätte er vielleicht seine Verkündigung dieser
entmuthigenden Lehre von einer nothwendigen Unwissenheit zu
Gunsten einer hoffnungsvolleren Ansicht widerrufen. Und es scheint
mit der Naturwissenschaft des menschlichen Lebens ähnlich zu
gehen wie mit dem Studium der Natur der Himmelskörper. Die
Vorgänge, welche wir auf den frühesten Stufen unserer geistigen
Entwicklung kennen lernen sollen, liegen zeitlich ebenso von uns