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Eine beachtenswerte Fabel wurde im Jahre 1760 in „The Grand
Magazine of Universal Intelligence and monthly Chronicle of our oum
Times" vol. III, p. 500 veröffentlicht: Fire, Water and Reputation, a fable
after the Manner of Fontaine.
Die Fabel scheint mir eigene Erfindung des Verfassers zu sein:
Zu der Zeit, da die beiden entgegengesetzten Elemente, Feuer und Wasser,
noch gute Freunde waren und miteinander gesellig verkehren konnten,
machten sie zusammen eine Reise. Sie unterhalten sich unter zahlreichen
Anspielungen auf mythologische Dinge über ihre beiderseitigen Vorzüge,
wobei jedes seine eigenen Tugenden ins beste Licht stellt. Da kommt
Reputation und fragt sie, wohin sie gingen: „Only to the next town, says
Fire; I don't Ionow, but like Richelieu, the incendiary, I may set it in flames
ere night. Not, if I can quench them, says Water : for like the Dutch,
I can lag territories under my feet. — Well, well, says Fire, let's not
argue further — as we shall separate shortly, let ns know by what
marks und takens we shall find each other. — You'11 find me in most
authors, I'm genta, lambent when l'm Gay, and brighlest when I am
Swift, in Steel I strike, and wherever we see smoke, you mag beließe 1
am not far off; in the vohtminious Sir Richard Blackmoore, I lie con-
cealed in smoke. You'11 find me, says Water, in every purlmg stream,
especially at Helicon, and I'm always moving except in stagnating pools,
but you will find me at the Fountain for certain. Well, Gentlemen,
says Deputation, happy for you, Ihat haue found such notable characters,
by which you may be invesligated; as for my part, if I am lost, 1
neuer can be found again, and so your humble servant." Offenbar soll
in dieser Fabel die geistreiche und humorvolle Plauderei Lafontaine's
nachgeahmt werden, die den engen Rahmen der Fabel öfters verläfst
und sich auf fernerliegende Verhältnisse, nicht selten aber auf zeit-
genössische und nationale verbreitet. So benützt der Engländer die
Fabel zu litterarischer Kritik, und stattet sie mit allerhand mythologischer
Gelehrsamkeit aus. Ist die Verwendung der Schriftstellernamen eine
im ganzen nicht ungeschickte Wortspielerei, so ist die ausgiebige Ver-
wertung der klassischen Mythologie doch nicht im Geiste des bescheidenen
Lafontaine.
Weit besser als die genannten Nachahmungen ist eine Fabel von
Soame Jennyns (1703/4—1787), welche in „The Works of the English
Poets" herausgeg. von Dr. S. Johnson vol. XVII, p. 61'2 enthalten ist:
The Way to be wise. Tmitated from Lafontaine. Der Dichter wird von
Johnson in der Einleitung zu dessen Werken an elegant and ingenious
writer genannt, eine gute Qualifikation für die Nachahmung Lafontaines:
Eine beachtenswerte Fabel wurde im Jahre 1760 in „The Grand
Magazine of Universal Intelligence and monthly Chronicle of our oum
Times" vol. III, p. 500 veröffentlicht: Fire, Water and Reputation, a fable
after the Manner of Fontaine.
Die Fabel scheint mir eigene Erfindung des Verfassers zu sein:
Zu der Zeit, da die beiden entgegengesetzten Elemente, Feuer und Wasser,
noch gute Freunde waren und miteinander gesellig verkehren konnten,
machten sie zusammen eine Reise. Sie unterhalten sich unter zahlreichen
Anspielungen auf mythologische Dinge über ihre beiderseitigen Vorzüge,
wobei jedes seine eigenen Tugenden ins beste Licht stellt. Da kommt
Reputation und fragt sie, wohin sie gingen: „Only to the next town, says
Fire; I don't Ionow, but like Richelieu, the incendiary, I may set it in flames
ere night. Not, if I can quench them, says Water : for like the Dutch,
I can lag territories under my feet. — Well, well, says Fire, let's not
argue further — as we shall separate shortly, let ns know by what
marks und takens we shall find each other. — You'11 find me in most
authors, I'm genta, lambent when l'm Gay, and brighlest when I am
Swift, in Steel I strike, and wherever we see smoke, you mag beließe 1
am not far off; in the vohtminious Sir Richard Blackmoore, I lie con-
cealed in smoke. You'11 find me, says Water, in every purlmg stream,
especially at Helicon, and I'm always moving except in stagnating pools,
but you will find me at the Fountain for certain. Well, Gentlemen,
says Deputation, happy for you, Ihat haue found such notable characters,
by which you may be invesligated; as for my part, if I am lost, 1
neuer can be found again, and so your humble servant." Offenbar soll
in dieser Fabel die geistreiche und humorvolle Plauderei Lafontaine's
nachgeahmt werden, die den engen Rahmen der Fabel öfters verläfst
und sich auf fernerliegende Verhältnisse, nicht selten aber auf zeit-
genössische und nationale verbreitet. So benützt der Engländer die
Fabel zu litterarischer Kritik, und stattet sie mit allerhand mythologischer
Gelehrsamkeit aus. Ist die Verwendung der Schriftstellernamen eine
im ganzen nicht ungeschickte Wortspielerei, so ist die ausgiebige Ver-
wertung der klassischen Mythologie doch nicht im Geiste des bescheidenen
Lafontaine.
Weit besser als die genannten Nachahmungen ist eine Fabel von
Soame Jennyns (1703/4—1787), welche in „The Works of the English
Poets" herausgeg. von Dr. S. Johnson vol. XVII, p. 61'2 enthalten ist:
The Way to be wise. Tmitated from Lafontaine. Der Dichter wird von
Johnson in der Einleitung zu dessen Werken an elegant and ingenious
writer genannt, eine gute Qualifikation für die Nachahmung Lafontaines: