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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0056

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Seite H » Nr. 7

Ol.!<

f5. Februar

Das Kelchsbadezimmer.

in freundlicher Herr mir großer, weißer Schürze, der gerade
frühstückte, empfing mich. „Bitte, einen Augenblick!" sagte
er. „Der Abgeordnete Hahn ist noch drin. Aber er trocknet fich
schon ab; er ist noch feucht hinter den Ohren."

„Oh!" sagte ich geschmeichelt. „Sie haben mich für ein
Mitglied des Reichstages? Nein, nein. Ich komme mich nur
erkundigen, ob es denn wirklich wahr ist, was hiesige Zeitungen
meldeten, daß hier im Rcichstagsgebäude für die Herren vom
Reichstag und Bundesrath ein Badezimmer eingerichtet ist?"

„Aber gewiß doch!" erwicdcrte der Bademeister. „Sehen Sic
doch hier die Inschrift über der Zelle:

Ich sage Ihnen, mein Geschäft blüht. Die Wanne ist immer gut
besetzt, was man vom großen Saale drüben gerade nicht be-
haupten kann. Vor acht Tagen hat der Präsident Graf
Ballcstrem die Zelle cingcwciht, ich sage Ihnen — fein: mir

Kürassicrhelm und Badehosen. Dann hat er selbst das erste
Bad genommen. Aber weil er so an das Klingeln gewöhnt ist,
hat er so oft nach mir geschellt, daß ich ihn schließlich zur Badc-
ordnung rufen mußte. Dafür gab er mir auch eine anständige
Liebesgabe, wogegen Miquel, der auch bereits hier gewesen ist,
erklärte, daß Trinkgeld-Geben unsittlich sei. Bülow war gleich-
falls schon bei mir. Erst sah er sich sein Grübchen im Spiegel
wohl eine Viertelstunde ganz verliebt an, und als ich ihn fragte,
ob er kalt baden wolle, sagte er: „nein", das könne seinem
Magen schaden, und innere Krisen wolle er vermeiden. Dagegen
verlangte Herr Hasse — wissen Sic, der Alldeutsche — sofort
die Douche zu sehen und fing gleich an, ganz entzückt zu singen:
„Es braust wie Donncrhall!"

Der gutmüthigc Sprecher wollte aufhörcn, aber ich bat ihn,
mir noch mehr aus dem schon so reichen Schatze seiner Erfah-
rungen mitzuthcilen.

„Na!" sagte er, „was soll ich Ihnen da noch erzählen? Herr
Groeber nimmt täglich ein römisches Bad. Auch Rickcrt kam.
Aber er sagte, er danke für eine Reinigung mit Hilfe von Rocrcn,
wenn es auch nur Zuflußröhrcn wären. Hingegen badet Tirpiy
täglich Secsalz, und Stadthagcn, der so lange Reden reden
kann, hat sich Sohl-Bädcr bestellt. Lieb er mann v. Sonnen-
berg ließ sich von mir abscifcn. „Aber nicht im Gesicht!" sagte
er, „mein Mund muß ungewaschen bleiben." Na, und nächstens
wollen wir uns hier auch vergrößern. Fast alle Abgeordneten
meinen, zu jedem Rcichstagssitz gehöre eben auch ein Reichstags-
Sitzbad, während der Abgeordnete pachnicke, der mit dein
Goethebund geht, mir schon mehrfach sagte: „Mehr Licht-Bäder!"
So hat eben Jeder was anderes. Zum Beispiel posado wsky ..."

„Kann mir schon denken," rief ich, „er wird zu Ihnen
gesagt haben: wasch' mir den pelz, aber mach' mich nicht naß!"

„Bravo!" sagte der Rcichsbadcmeistcr. „Sie verstehen'»!
wollen Sie mit mir frühstücken? Hier, kosten Sie mal!"

„Danke!" gab ich zurück. „Die Wurst, die schmeckt nach
Seife," und empfahl mich eiligst, um die eben erhaltenen In-
formationen an alle großen Blätter Amerikas, Asiens, Afrikas
und Australiens zu kabeln. L. E.


Aa unö

.ch möchte keine Königin sein! H

Kein! Kein! !

Kenn wenn ich war' gestorben, ^

Kög' man in meinem Datasarg ji

Kich vierzehn Kag' öurch Staöt unö Kark,

Hh' ich öie Kuh erworben.

Hu Aanö unö Taster zeigte man
Kich Kermste all' öem Aölkerbann,

Anö öurch öie bunten More
Kräng' mit Hum-bum unö Kut-tut-tut
Kir Hlechmujik unö Schießsalut
Ku meinem müöen Ohre.

Kein! Kein!

Ich möchte keine Königin sein!

O öaß ich Königin war'! Kurrah!

Ja! Ja!

Knö ?ählt' ich Zwanzig AenZlein,

Kann M öer Krön' auf meinem Haar
Hrhielt ich noch am Traualtar
Kas liebe KyrthenKränMn.

Kas ist mein Irin? so schmuck unö nett
Kit Schnurrbart unö mit Hxaulette!
Knö öann auf stillem Schlösse
Kie Schelmerei'n unö Schäkerei'n!

Anö schließlich stnö wir öa §u Krei'n —
Kesxekt: ein Königsszwoste.

Ja! Ja!

O -aß ich Königin war! Hurrah!

z. L.
 
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