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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0057

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s5. Februar fsjOf


?kr. 7 * Seite 5

Un Sugen.

Du käst gsebaclelb meines Keclens
iLlnkerlassung —
Ick sollte gegen Sckönsteclts Listen
würben,

Mell ick ja clock ein „Düker cler
Verfassung"?

Ick wercl' mick — Küken!

6 ülow,

äer kleine Sckveixer

Vogelperspektive.

arl Illoberts ist der Grden
Lum schwarzen Adler worden,
Gbm jpaul, den Dilkescdreier,
verwünscht man längst zum Geier!

kine taktt mtt iler krorren.

^^urr - cla kommt ein Magen an —
Illing — cler Grossen Strassenbakn.
Dalk allmälig — Lremte: sckrumm.
8ckon besetzt. ?Iek Gott, wie clunrm!
liegen, 8cknee —

pitsck patsck pitsck patsck!
Marten! Dier in äiesem HIaksck!
Andrer Magen kommt 2um Glück —
8urr klingling! — Kesekrk! Turück!
Mlecker warten! Klles voll!

Dabei regnet's, sckneit's wie toll.
Sncllick clock ein fllatrcken cla,

Gott sei clank! Durrak! Durrak! —
Meiter gekt's klinglingling burr
Kunirnel buttcli surr surr surr,

Ganre Tour rekn D^ennige.

„Twanrig — bitte tunke re!" —

Dancl an Mikre: „Kesten Dank!"
„6ckakkner, kier ist so'n Gestank!" —
„8äure nur!" — „hlur 6äure? ^lkk!"
Knitter knatter rummel butt
8urr susurr — ruck — Kremse — 8toss,
Draussen Lärrn. „Mas ist clenn los?" —
„)4ck, nur Jemanct überkakren." —
„hlur! Da soll mick Gott bewakren!"
Meiter — klingling klingling surr
Knitter knatter butt burrburr
Kümmel surr butt — kontroleur
8eukrek lackelncl: „6o weit ker
Mr Lekn D^ennige? hla, 8pass!

Da verclient Gesellsckatt was!" —
Kurve — kritsck kri—itsck rack rack
Kümmel rummel rummel knack
6urr surr surr — Ke!—kolla! — krack !!!
Dimmel! Diltel )IuI Mek! Mkl

Vir deutsche Mette Gutlbert.

-ährend das Berliner Publikum der großen Pariser Diseuse allabendlich zujauchzt,
produzirt sich eine ihr kongeniale Brettl-Künstlerin aus einem allerdings ganz
anders gearteten Podium und hascht nach dem Beifall der höchsten Ränge: Madame
Bernardine Bulaux. Ihr Programm ist noch klein. Vor drei Monaten begann sie
mit einein Brettl-Liede, dessen Melodie die Sympathien der breiten Masse gewann:

ck'suis Uans I' kotlin.

(Ich steh' im

Al) — bahl was schielst du nach dem Stuhle,
Auf den ich sitz', und lachst mir zu?
wir gingen wohl in eine Schule,

Jetzt aber bin ich mehr als du!

Denn jetzt bin Ich der große Geiger,

Vtach dem ihr Alle tanzen müßt.

Ja, Kaniy, sichstc wie du bist?

Ich steh' im Reichsanzciger!

Adreßbuch.)

wie Bismarck und wie Hohenlohe,
Der Kanzler bin ich jetzt im Reich.
Und wenn ich zürne, wenn ich drohe,
Spiel' ich euch Junkern einen Streich.
Ihr hieltet mich vielleicht für feiger?
Nein, lieber Kaniy, pack' man ein, —
Ich habe nichts mit euch gemein:

Ich steh' im Reichsanzciger.

Die liebenswürdige Grazie, mit der dieses Lied vorgetragen wurde, berechtigte zu
den schönsten Hoffnungen. Schon nach kurzer Zeit trat die geschickte Diseuse mit einer
neuen Chanson hervor, die mit grausamem Spott die Tragikomödie eines verliebten
Narren schildert:

(Der Gelcimre.)

's war mal ein Ministerwicht,

Li loa Mn laire
Lt Ion Ion la —

's war mal ein Ministerwicht.

Die er liebte, liebt' ihn nicht.

Rief die Agraria: Geh' nach Haus!
Lt lon lan Mir«

Lt Ion Ion la —

Rief die Agraria: Geh' nach Haus,
preß' dem Volk das Letzte aus.

Miqucl that, wie sie gebot —

Li lon lau laire,

Lt Ion Ion la —

Miqucl that, wie sie gebot —

Nahm den Hungernden Fleisch und Brot.
Doch er bracht' zu wenig mit —

Li Ion Mn laire,

Li Ion Ion 1a —

Da er bracht zu wenig mit, ...

Gab Agraria ihm ncn Tritt!

Das große Publikum schauerte, mit welcher Brutalität die Kokette ihrem ehemaligen
Liebhaber Miqucl einen Fußtritt gab, — in den höheren Rängen aber begann man
ungeduldig zu werden. Schon machten sich hier und da Ruhestörer und zischende Feinde
bemerlbar, als Bernardine, die pikante Diseuse, plötzlich mit einem ganz neuen, über-
müthigen Brettl-Liede überraschte:

cke suis Voekuncle!

(Ich Hab '» Spitz.)

Ich bin im Kaiserhof gewesen

Mit Graf Schwerin und wangcnheim.

Sie kamen gehörig auf die Spesen,

Rasch ging ich ihnen auf den Leim,
wenn ich beim Sekte sitz',

Verrat!)' ich meinen ganzen Witz
Und rühr' alten Rohl um.

Ich Hab 'n kleinen, kleinen, kleinen Spitz,
Ich bin molum.

's war so'n Rumor und so'n Geflunker
Mit Sekt und Toasten untermischt.

Da lallte ich: Hurra!) die Junker!

Ich mach' mir aus die Andern nischr.
wenn ich beim Sekte sitz',

Verrat!)' ich meinen ganzen Witz
Und rühr' alten Kohl um.

Ich hab'n kleinen, kleinen, kleinen Spitz
Ich bin molum.

Komm an mein Herze, du Diest-Dabcr!

Und du, geliebter Diedrich Hahn!

Ich lieb' euch ohne wenn und Aber,

Ihr ha — ha — habt mir's angerhan!
wenn ich beim Sekte sitz',

Verrat!)' ich meinen ganzen Witz
Und rühr' alten Kohl um.

Ich Hab 'n kleinen, kleinen, kleinen Spitz —
Ich bin mo — mo — molum.

Ein nicht endenwollender Jubel aus den höheren Rängen belohnte diese drastischen
Strophen, und der Applaus wuchs, als einige Künstler aus dein Cirkus Busch einen
Gassenhauer pfiffen, nach dessen Takt Madame Bernardine Bulaux einen etwas gewagten
Tanz ausführte. Unten zischte man. Aber das störte die große Diseuse nicht. Sie hatte
ihr Herz entdeckt es schlug für die höheren Ränge, für die oberen Zehntausend.

S. Mq.

—bert.
 
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