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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0067
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22. Februar Mis


Nr 8 « Seite 7

Wenn ick denk', daß det

handelt,
da, wenn

allens vor so jut wie niicht jewesen
is, daß ick Waldersee mit so jroße Opfer jejen de Chinesen los-
jelassen habe, denn jiebt et mir 'n Riß. Ick hatte jedacht, daß det da drieben
nn oochzn so'n Walder-Sedang kommen soll, mit'n richtigen lebendigen Kaiser
als Jefangenen ekzetera. Aber nee. nich mal zn'n orndtlichet Schlachtfest
kommt et. denn vor unfern tapfern Weltmarfchall reißen nich nur die
Chinesen aus, sondern ooch de Truppen der veruneinigten Staaten. So
is er nn janz alle n, und wenn er ooch noch so sehr schreit: „sie 8o1o, sie
jnlieo", — hören dhun dhut ihn Keener. Und nich mal uff den Jedanken
kommt er. daß er seinen Freind Anschuß heranzieht zu die Friedensver-
handlungen. wo es sich doch immer um die Hinrichtung jewisser Prinzen
Ick, der Nunue. Hab' et aber immer jesagt: Wozu sind denn die Photojraphen
se nich mal die Koppe von richtige Prinzen ab nehmen können?



Andernach. Eine Reklame
in der „And. Volksztg." vom
2. Febr. lautet: „Das Jiuino-
biliengeschüst u. Privatvechts-
büreau von Arnold K. . . hal mehrere Häuser,
auch Geschäftshäuser mit und ohne Gülten,
Baustellen und Ackerland-Schwemmsteinfabnken,
Säge-, Loh- und Mehlmühlen, schölle Billa in
und außerhalb Andernachs zu verkaufen u.
einen Weinkeller sofort zu vermischen. Garantirt
reinschmeckende." — Das Wasser im Munde läuft
einem zusammen, und nun erfühlt man nicht
einmal, was für „garantirt reinschmeckende"
Delikalessen gemeint sind.

Berlin. E. P. In der „Bert. Ztg." vom
7. Febr. wurde „die Hochzeit im Haag" also
geschildert: „Mehrere Blälter veröffentlichen

Festalisgaben mit Gegenden und Bildern der
Berwbten." Das waren wahlscheinlich die
Grundliegenschast.n. welche den Verlobten
gehören. — N. Gemüthvoll lautet eine Anzeige
in Nr. 36 der „Berk. Morgenpost": „Mitgift
nicht unter 50 000 Mark erforderlich, wenn ich
an beißen soll. Brauche sie zur Erweiterung
meines Geschäftes. Bin tüchtiger Kaufmann,
respektable Erscheinung lind beliebter
Gesell scha ft er. Meine Zukünftige muß heiterer
Natur und liebenswürdig sein. Eventuell auch
Wittwe, aber nicht über 3»." Welch ein „respek-
tabler" Charakter! — Ab. In Nr. II der
„Grunewald Ztg." wird zum Verkauf angeboten:
„Gut erhaltene Nähmaschine (Singer) soivie
Bauer, groß mit Trommel für Eichhörnchen
oder andere Vögel billig." Das Eich-
hörnchen hat doch mit dem Vogel nur das
gemein, daß sie beide — keine Iischflossen
Hal en. — ff Der „Lok.-Anz." vom 10. Febr. ent-
hält das Inserat: „Zum sofortigen Antritt suche
eine perfekte Masch nenschreiberin (Nemingtou-
Sholes), christlicher Konsektion, die auch flott
stenographirt." Die Konsektion? — -l-ff- Wie
die „Krenzztg." vom 9. Febr. versichert, hat „der
in Havailna tagende panamerikanische Aerzte-
kongreß konstatirt, daß nur die Mosquitos die
Geldfieberllinie weitertragen beziehungsweise
die Menschen infiziren." Fortan innßman also den
Namen der Mosquitos von Moos herleiten. —
C. B. Nach dem Ausschnitt aus der „Voss. Ztg."
wird in der Nummer 8 d. Ni. angezeigt: „Sachen,
getragene, mitte großen Herren, kaust P . . ."
Das glauben wir nicht, se bst wenn dem P. für
diese mittelgroßen Herren große Mittel
zur Verfügung stehen. — L. C. „Aus dem Reichs-
tage" wird in Nr. 71 des „B. T." gemeldet:
„Ter Reichstag nahm in seiner heutigen
Sitzutzung die erste Lesung deS Schaumwein-
steuergesetzes an." Für das Volk tu deuten aller-
dings manche Sitzungen des Reichstags eine
Utzung.

Eickel. Die

„Herner Zeitung"
vom 2. Febr. pvle-
misirt in ihrer „Wochenschau" über den Landtag:
„Was unserer inneren Entwickelung die Zu-
kunft bringen wird, das wird schwerlich lauge
im Voraus klar sein, aber es wird Ersah»ungen
geben, die einmal gekostet, ferner nicht mehr
auf sich beruhen gelassen werde n." Was
giebt's doch für Satznngehener, die von den
Lesern sich gefallen gelassen weiden!

Frankfurt a. M. In Nr. 32 des „Gen.-Anz."
kündigt der „Taunus-Klub" seine „2. Programm-
Tour" an: „Marschzeit ca. 5 Dlinuten."
Ta werden sich die Mitglieder des Taunus-
Klubs nicht müde laufen.

Hamburg. Aus einer Kneipe mit Damen-
bedieuung meldet die „N. H. Ztg." vom 5. Febr.:
„Nachdem der Besucher sich entfernt hatte, machte
er die Entdeckung, daß aus seiner Börse 400 M.
fehlten. Ter Bestohlene erstattete Anzeige,
worauf die Bestohlene ermittelt und ver-
haftet wurde." Welch ein neuer Mißgriff der
Polizei! Sie verhaftet die Bestohlenen und
läßt die Diebe laufen! — Das „H. Fremdenbl."
vom 8. Febr. läßt sich aus Ber in vom 7. Febr.
depeschiren: „Parlamentarische Di» ers finden
in diesem Monat statt am 13. bei Posadowsky,
am 16. bei Tirpitz und am 21. bei Bre e d.
Zum 30. hat llriegsminister v. Goßler zu einer
Abendgesellichait eingclcwen." Zum 3o. Februar?
Das ist natürl ch eine Kriegslist! Goßler will
sich oon den Absütterungs-Pflichten drücken.

Hciligcnstndt. In dem „Eichsfelder" vom
9. Febr. wird lerichiet: „Endlich — nach langem
Warten brannle gestern Abend in den Straßen
unserer Stadt probeweise das elektrische Licht.
Ticsts ungewohnte Scha spiel hatte eine Mrnge
Neugieriger auf die Beine gebracht, welche
die Straßen durchzogen und sich die Anlagen
besahen." Tie Beine Hallen wahrscheinlich
ihre Hühneraugen daraus gerichtet.

Neustadt O In Nr. 8 des „N. Anz."
thut ein gekränkter Ehemann kund: „T iejenigen
Leute, welche meiner Frau Katharina S . . .
wegen ihrer ve»holenen Vergnügungen auf ihrer
Seite stehen, sollen sie sich nehmen und in ihren
Glasschrank stellen zu ihrer Ansicht" Weiß
man auch nicht recht, was die „verholenen Ver-
gnügungen" bedeuten, so muß man doch dem
Ehemann beipflichten, der seinem Aerger so
unverhohlen Ausdruck giebt.

Säiweriu. Dr. Mn. „Der Erreger der
Hundepest entdeckt!" jubeln die „Leipziger
N. Nachr." vom 5. Febr. und schildern die da-
gegen anznwendende Schutzimpfung: „Eine
Impfung mit zwei Kubikmeter dieser Lymphe
genügt scheinbar, uni einen jungen Foxterrier
von 1/- Kilogramm Gewicht vor der Erkrankung
völ ig zu schützen." Das ist doch aber eine
Flüisigkeitsmenge, die den Hund zu einem
Riesenvieh auftreiben muß.

Lur Mrrgermetster-
Ausscbretbung.

Mlozu denn dle Hubmlsslon?

Döbnt voll Gilt die Neaklion.

Meubrtnk wird als Scblussettekt

Ganz sub missest Hpree--P ratest t!

Die Salzkriv.

Familienhaupt (beim Morgenkaffee):
Merkwürdig, welche Kuren die Aerzte doch
ersinnen. Da lese ich in den Zeitungen,
daß man zur Anregung der Herzthätigkeit
Salz verschreibt.

Backfisch: Papa, nun weiß ich auch,
warum sich Onkel und Tante Lehmann so
schlecht vertragen, — ihnen kehlt das
Salz d er Ehe.

Hausfrau (in der Küche zu dein Dienst-
mädchen): Seien Sie nur recht sorgsam.
Der junge Herr, der heut zum ersten Mal
bei uns speist, wird vielleicht mein Schwieger-
sohn werden. Also — nehmen Cie nur zu
allem reichlich Salz, das regt die Herz-
thätigkeit an.

Lduard der Siebente.

Als er Prinz von Males noch war,

Lnglands Deissgeltebter,

Galt er scbon so manches Zabr

vielen als Gesiebter;

^DokonstMs

die

Verantwortlicher Redakteur:

Zrttz Lngtl in Seran «icharlott. »bürg.

Druck und Verlag von Rudolf Masse in Berlin.
 
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