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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0073

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1 März Ml


Nr. 9 * Heile ü

Frl, Hochmamt: 5!ee, wat ick sagen wollte, -- esn Mißtrauensvotum iS dst
Mindeste, wat wir den Herrn Miller-Fulda telsjrafiren missen, aber dringlich!

— Inzwischen ist ein von den Mitgliedern Frl. Riese. Lange und Groß unter-
stützter Antrag eingegangen, Herrn Müller-Fulda zu ersuchen, er möge in der nächsten
Sitzung erklären, daß auch Mädchen über 1,55 Meter Aussicht auf die Ehe haben.

Frau Wittwe Langbein: Ich bitte hinter dem Worte „Mädchen" auch noch „und
Wittiren ohne Anhang" einzwchalten.

Frl. Svnnenblnm: Meine Damen! Wir müssen doch mit den Herren Müller-
Fulda ein klein wenig Nachsicht haben, denn es handelt sich doch immerhin um zwei
beliebte Dichter. Ein Mann, uns Fulda, der erst eben wieder „Zwillingsschwestern"
in die Welt gesetzt hat, meint es doch gut mit dem weiblichen Geschlecht. Und der
Dichter der Müller-Lieder erst recht, denn er singt bekanntlich:

Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein,

Ich grub' eS geni in jeden Kieselstein,

Ans jeden weinen Zettel möcht' ich's schreiben:

Tein ist mein Herz und wird es ewig bleiben!

(Alle Damen ziehen die Taschentücher heraus und schluchzen.)

Frl. Wolkonstößer. Ich möchte die Vorrednern! nur ans einen kleinen Jrrthum
aufmerksam machen. Müller-Fulda hat mit den Dichtern Fulda und Müller nichts zu
thnn und ist blos eine Person mit einem Bindestrich in der Mitte. (Heiterkeit.)

— Darauf wird zur Abstimmung geschritten, und der Antrag Riese-Lange-Groß ein-
stimmig angenommen. Ebenso der Znsatzantrag der Frau Wittwe Langbein. Die
Versammlung schließt unter Absingnng des Liedes:

Sind wir nicht zum höchsten Glück geboren?

Denn das Gardemast hat Jede doch!

lind kein Männchen reicht uns an die Ohren,

Wenn es vorher ans den Tisch nicht kroch!

Ach, wie nnttig klein — Vall'ralla,

Sind die Männerlein — Vall'ralla.

Uns gewachsen war kein Einz'ger noch! ... S. Mg.

km ehrenvoller Antrag.

„Die verbündeten Regierungen
haben immer Vernunft," sagte neulich
Graf Ballestrcm im Reichstag. Eine Stunde
nach Erscheinen des parlamentsbcrichtes
erhielt der Präsident einen Engagcments-
antrag als erster'Komiker an einer hiesigen
Possenbühne.

kine brennenüe frage.

Es ist mehrmals vorgckommen, daß
Straßenbahnwagen durch Kurzschluß in
Brand geriethen. wir fürchten, daß
diese Feucrsgefahr nicht eher beseitigt
wird, als bis die Firma, unter der
solche Zustände möglich sind, gelöscht
wird.

Sine alte Hacke.

Eine Hanäelzkammer ist m 5W
Für kerlin. In 81'chl? 0 5chmerr
unä Kammer!

Istäiervveilepreust'lchekammermcht
Längst schon eine

fianäels-Kammer?

Das letzte Mort.

Mock okt wird sicherlich,

Tritt endlich Frieden ein,

Manch' ein Chinese scbret'n:
„Die Mächte gaben sich
.Bei uns ein Htehldicbeln."

-LK

MW MI in MlisM lagt.

Von schlechter Gesellschaft muß man sich
znrückziehen, sagte General French, da ging
er vor den Buren zurück.

Sprich wenig, thne viel, sprach Knox, da
blieben seine Berichte aus, weil er zu viel
mit seinem Rückzug zu thnn hatte.

Hebung macht den Meister, sagte General
Paget, da nahm er zwei Buren gefangen.

Vor der rechten Schmiede wird man
recht beschlagen, dachte Smith-Dorrien, da
hatten ihm die Buren was ans die Arriöre-
garde gegeben. *

Nobile officium lächelte Stejn, da meinte
er das britische toreign ottice.

Drr lustige Lhrmsnn

in Mmeberg.

tllingelringel-Nofrnkron? —
lsch tan?' mit meiner jfrau,

lsch tan?' auch mit drr Schwägerin,
Cousine, lsiinderpsiegerin —
lsch urhm's nicht lo genau!

Mngelringei-Aolenkran? —

So Pingiing tan?t als Greis
Ln ihanle und im Galthoklaal
Alljährlich hunürrtflinf?jgmal
jsui pinnrsirrger kreis.

Kingrlringrl-Kolensiran? —

Der Landrath fährt uns an,

ljhn stört das Tan?rn, und er läßt
kein paar sich drrhn beim Stiftungsfest,
Weil rr's wohl feistst nicht staun ....

Kingelringrl-Koleustrau? —

Callirt doch das Destret!

ihrer Landrath, lagt, was sicht euch an
lshr leid doch leister gern rin Mann,
Äm den sich alles dreht!!! s. mg.

Die Sprache der Affen.

Ergänzungen zu Professor Garners Beobachtungen.

^M^aß die Affen eine eigene Sprache haben, ist für Keinen ein Geheimniß, der diese
Thiere im Käsig des Zoologischen Gartens beobachtet hat.

Namentlich ihre Grammatik ist schon sehr ausgebildet, z. B. die Satzordnnng.
In wenigen Sätzen weiß sich ein Affe, der in der einen Ecke des Käfigs sitzt, seinem
Kameraden in der entgegengesetzten Ecke verständlich zu machen, wenn er ihm einen
Leckerbissen rauben will. Er setzt ihm nämlich nach! Dabei setzt er sozusagen über
Stock und Stein und zeigt sich somit auch als Uebersetznngskün stier ersten Ranges.

Auch prüfe man die begabteren unter den Affen in der Wortlehre. Sie können
znin Beispiel ganz genau die Hauptwörter von den Hilfswärtern unterscheiden.
Für Zahlen haben sie allerdings ein schlechtes Gedächtnis;, in dieser Beziehung sind
sie die reinen Zechpreller.

Daß sie verschiedene Mund-Arten besitzen, ergiebt sich leicht ans dein Vergleich
eines Pavian- und Orang-Utang-Maules.

Tie Schwierigkeit, der Affensprache ans die Spur zu komme», liegt daran, geeignete
Lehrer zu finden. Denn es liegt nahe, daß jeder Affe, wenn er merkt, daß man ihn
beobachtet, den Lauscher äfft.

Fest steht, daß dis Affen auch die schriftliche Mittheitung verstehen. Darauf weisen
zwei größere Werke der Affenliteratnr. Das eine ist wahrscheinlich eine Reklameschrift.
Es betitelt sich:

As sichen aus dein Urwald,

das andere weist schon ans eine höhere literarische Stufe, es lautet:

Afforismen eines Schwindsüchtigen. S. Mg.
 
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