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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 30.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0080

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Seite H » Nr. !sO


Oie 6esckmäcl<er sind versckieden.

8. März




Drei Knaben waren am Spalier,
Zwei recknen brav aut dem Papier,

Oer Dritte aber unterdessen

Dal sieb bereits §anx vollxelressen.

Drr Lieger.

Eine Sieg es-Alle e gorie von dem Probekandidaten Dreyer.

krrter Ml. günztlerkolorue auf Mgen.

Maler Peter: Kinder, schön ist's hier! Wenn ich mal
sterbe, rufe ich nicht wie Goethe: Mehr Licht! sondern Meer-Luft!...
Wenn blos der Professor Hubert nicht hier wäre!

Bildhauer Heinz: Ja, es ist herrlich. Hier kann sich
selbst der schiffbrüchigste Künstler über Wasser halten. — Wäre
nur der Professor Hubert nicht hier.

Kunstschlosser Paul: Famos! Hier macht' ich mir ein
Kunstschloß bauen. — Wenn blos der Professor Hubert zum
Teufel ginge.

Zimmer-Vermiether Looks: Was habt ihr blos alle
gegen den Professor Hubert? Hat er gestohlen oder Einen um-
gebracht?

Bildhauer Heinz: Schlimmer als das. — Der Mensch
hat — aber verlieren Sie n:einen Verstand nicht! — der Mensch
hat-einen Orden.

Looks: Aufgehängt müßt' er werden.

Akademie-Professor Hubert (daznkommend): Er hängt
ja auch schon — an meiner Brust. (Alle weichen entsetzt zurück.)

Kunstschlo sser Paul (Vater Looks bei Seite nehmend): Hören
Sie mal, ich möchte gern mit Ihrer Tochter einen Bund schließen.

Looks: Nee, Freundchen, da sind Sie vor der falschen
Schmiede. Mein Mädel werden Sie nicht gefügig machen. Die ist
aus Stahl, die Hartha ist viel zu hart für Sie.

Kunstschlosser Paul: Das ist allerdings hart für mich!

Bildhauer Heinz (Hertha begrüßend): Wie bin ich
glücklich, Sie zu sehen. Haben Sie wieder fleißig geschnitzt? Sie
machen so ein verschmitztes Gesicht!

Hertha: Ja, ich habe wieder gehobelt und polirt. Bei nns
auf der Insel giebt es ja so viel Ungehobeltes.

Heinz: Dann kommen Sie mit mir. Ich kann nämlich
ohne dich nicht mehr leben.

Hertha: Ich verhaue dir-ich vertraue dir! O weh!

Da Hab' ich mich also versprochen!

Mutter Looks: Du, Vater wird dir aber Vorwürfe machen.

H e rt ha: Was mach' ich mir noch aus N ü gen. (Sie verläßt es.)

Mutter Looks: Da geht sie hin und schnitzt nicht mehr.
— Wenn das nur nicht ein Schnitzer war!

Zweiter Mt. Im Melier.

Hertha (mvdellirt an einer Thongruppe und giebt von Zeit zu
Zeit einem Kinde im danebenstehenden Kinderwagen die Flasche.)

Kunstkritiker Hammerschmidt (eintretcnd): Welch' ent-
zückende Kindergrnppe!

Hertha: Meinen Sie hier in der Wiege oder dort das
Jüngste meiner Künstlerlaune?

Kunstkritiker (die Thonmodellirung betrachtend): Was? Das
ist auch von Ihnen? Das ist ja geradezu stauuenswerth. Woher
haben Sie dieses wundervolle Kind?

Hertha: Aon meinem Manu.

Kunstkritiker: Ach, ich meine ja das geknetete.
 
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