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https://doi.org/10.11588/diglit.29961#0086
Seite 2 * Nr. ss
15. März Ml
01. K
Rassandra-Gezeter,
zur Harfe geschrieen vom Blinden Seher des „Ulk
Und bewilligt das Gehalt
Erst, wenn er verzweifelt bald!
ein, das muß ich denn doch sagen,
Soll man da nicht grimmig sein —7
Müßt' ich nicht die Harfe schlagen,
Schlug' ich jetzt mit Fäusten drein!
Immerfort Verlegenheiten
Der Regierung zu bereiten,
wenn ihr's auf den Nägeln brennt —
Heißt denn das ein Parlament —7!
Sch' ich die Epz'lcnz von Bülow,
wie man täglich ihn genirr,
Uebermannt mich das Gefühl, o,
Ob denn dies nicht anders wird!
So ein Mann auf solchem Posten —
Und da feilscht man um die Rosten
wie beim Oster-Schulexamen
Nörgelt Jeder an ihm 'rum,
Drängt ihn, alles auszukramcn,
wo er lieber bliebe stumm;
„Zollvcrträgc", „Lhinawirren",
„Buren", hört man rings es schwirren,
Bis ihm literweis' der Schweiß
Rinnt, und er's auch oft nicht weiß!
Ferner mir dem Adler-Orden —
Und dem schwarzen selbst sogar ...
Ja, wenn er verliehen worden,
Ist denn da nicht alles klar —7
Rann der schlichte Mensch die „ Schleifen"
Und „Brillanten" nicht begreifen 7 —
wo der Neid auch häufig spricht,
Daß man selbst ihn nicht gekriegt!
Endlich noch die äußeren Staaten —
was zumeist das schwerste ist,
Und man immer nur kann rathen:
Finger auf den Mund — pst! pst!
Und da kommt so'n porsch und Richter
Oder das Sozial-Gclichter,
Und verlangt, daß Bülow laut
Das Geheimnis; ihm vertraut! —
Soll denn etwa der Herr Ranzler
Wegen jeder Rlcinigkcit —
wie man beim Ronditor Rranzler
In der wärmeren Jahreszeit
Auf der Zunge das Gefrorne —
Schmelzen lassen die bcschwsrnc
Amtsverschwiegenheit, die fest
Sich ins Wort kaum kleiden läßt —7!
Denn vom Mund selbst 'nes Ministers —
Beispielsweise Exz'Icnz Studt —
Rommt nicht immer was Illüstcr's;
Manchmal spricht man ja auch Schutt!
Sucht er den nun abzufahren
Auf redaktionellem Rarrcn
Aus dem Parlaments-Bericht —,
paßt auch dies dem Reichstag nicht! —
Ja, da wird um's Herz mir weher,
Und dem Reichstag zum Behuf
Seiner Besserung stößt der „Seher"
Heute aus den Warnungsruf! —
Fordert er noch gar Diäten
Für dergleichen Misscrhätcn,
Prophezei!)' dem Parlament
plötzlich ich ein schlimmes
E n d'!
R. S.-L,
6in bequemer Maklmoclus
n Meimar giebt es keine Mahlurne. Man gab bisher die Stimm-
(M Zettel dem Diener in die Hand, der sie einsammelte und un-
verschlossen äem Präsidenten überbrachte. gin ZvZialdemokrat stiftete
eine gigarrenschachtel als Mahlurne, cler Landtag lehnte das geschenk
aber ab.
Marum nur? Mir können uns keine praktischere Mahlurne,
als Me Gigarrenschachtel vorstellen, uncl man sollte sie auch im Reichs-
tag einführen, der ja ebenfalls noch immer keine richtige Urne besitzt.
Dicht blos clie Aettelwahl, sondern auch jede parlamentarische Ab-
stimmung auf ga und Dein könnte clurch äie Zigarrenkiste bewirkt
werden.
Das Zartem ist einfach: Uor äer Abstimmung erhält jeder Ab-
georänete auf Keichsunkosten Zwei gigarren, eine Helle unä eine
äunkle. Die Hellen bedeuten: ^a! äie dunklen: Dein! Die Ab-
stimmung erfolgt nun in äer Meise, äass Diener mit einer leeren
Kiste herumgehen unä von jedem Abgeordneten diejenige gigarre
eiittoräern, äie seiner Stimmabgabe entspricht. Der Präsident Zählt äie
eingesammelten Hellen und dunklen und stellt danach den'Mahrspruch
der Majorität fest.
Menn bei einer Abstimmung erst noch ein Unterantrag Zur Ent-
scheidung vorliegt, so kann diese durch vorläufige Abgabe der abge-
schnittenen Mgarrenspitren herbeigeführt werden.
Die gigarre, die jeder Abgeordnete Zurückbehält, dark nach der
Sitzung aufgeraucht werden. 5o entwickelt sich langsam eine gewöhnung
an die den Keichstagsmitgliedern noch immer nicht bewilligten Diäten.
Abgeordnete, die sich der Stimmabgabe enthalten, haben allerdings
einen Uortheil, indem ihnen Zwei gigarren bleiben.
Die einsammelnden Diener müssen geschworene Dichtraucher sein!
Ob die beim Präsidium eingegangenen gigarren nach der AbZählung
unter die beamten des parlamentarischen Lureaus Z» vertheilen seien
oder den Ministern Zur UerMgung gestellt werden sollen, darüber möge
sich das hohe Haus die gntrcheidung Vorbehalten, - ebenso darüber,
welche Sorte Zu wählen sei. gegen ginlührung der plötz-gigarren
dürften sich in erster steihe die Agrarier selber sträuben.
halbe Preise.
kankee ?eigt Herr Krupp sich will'ger,
(kenn cler auf Panzerplatten brennt:
Amerika, clu hast es bill'ger
Als unser alter Kontinent.
Lin Md aus China.
^)er Mörcler kettelers wuräe hingerichtet,
va waren bunclert Apparate offen, —
Uncl als clas keil clen Schulcligen vernichtet,
Zchrie'n bunclert Photographen: 6ut getroffen!
15. März Ml
01. K
Rassandra-Gezeter,
zur Harfe geschrieen vom Blinden Seher des „Ulk
Und bewilligt das Gehalt
Erst, wenn er verzweifelt bald!
ein, das muß ich denn doch sagen,
Soll man da nicht grimmig sein —7
Müßt' ich nicht die Harfe schlagen,
Schlug' ich jetzt mit Fäusten drein!
Immerfort Verlegenheiten
Der Regierung zu bereiten,
wenn ihr's auf den Nägeln brennt —
Heißt denn das ein Parlament —7!
Sch' ich die Epz'lcnz von Bülow,
wie man täglich ihn genirr,
Uebermannt mich das Gefühl, o,
Ob denn dies nicht anders wird!
So ein Mann auf solchem Posten —
Und da feilscht man um die Rosten
wie beim Oster-Schulexamen
Nörgelt Jeder an ihm 'rum,
Drängt ihn, alles auszukramcn,
wo er lieber bliebe stumm;
„Zollvcrträgc", „Lhinawirren",
„Buren", hört man rings es schwirren,
Bis ihm literweis' der Schweiß
Rinnt, und er's auch oft nicht weiß!
Ferner mir dem Adler-Orden —
Und dem schwarzen selbst sogar ...
Ja, wenn er verliehen worden,
Ist denn da nicht alles klar —7
Rann der schlichte Mensch die „ Schleifen"
Und „Brillanten" nicht begreifen 7 —
wo der Neid auch häufig spricht,
Daß man selbst ihn nicht gekriegt!
Endlich noch die äußeren Staaten —
was zumeist das schwerste ist,
Und man immer nur kann rathen:
Finger auf den Mund — pst! pst!
Und da kommt so'n porsch und Richter
Oder das Sozial-Gclichter,
Und verlangt, daß Bülow laut
Das Geheimnis; ihm vertraut! —
Soll denn etwa der Herr Ranzler
Wegen jeder Rlcinigkcit —
wie man beim Ronditor Rranzler
In der wärmeren Jahreszeit
Auf der Zunge das Gefrorne —
Schmelzen lassen die bcschwsrnc
Amtsverschwiegenheit, die fest
Sich ins Wort kaum kleiden läßt —7!
Denn vom Mund selbst 'nes Ministers —
Beispielsweise Exz'Icnz Studt —
Rommt nicht immer was Illüstcr's;
Manchmal spricht man ja auch Schutt!
Sucht er den nun abzufahren
Auf redaktionellem Rarrcn
Aus dem Parlaments-Bericht —,
paßt auch dies dem Reichstag nicht! —
Ja, da wird um's Herz mir weher,
Und dem Reichstag zum Behuf
Seiner Besserung stößt der „Seher"
Heute aus den Warnungsruf! —
Fordert er noch gar Diäten
Für dergleichen Misscrhätcn,
Prophezei!)' dem Parlament
plötzlich ich ein schlimmes
E n d'!
R. S.-L,
6in bequemer Maklmoclus
n Meimar giebt es keine Mahlurne. Man gab bisher die Stimm-
(M Zettel dem Diener in die Hand, der sie einsammelte und un-
verschlossen äem Präsidenten überbrachte. gin ZvZialdemokrat stiftete
eine gigarrenschachtel als Mahlurne, cler Landtag lehnte das geschenk
aber ab.
Marum nur? Mir können uns keine praktischere Mahlurne,
als Me Gigarrenschachtel vorstellen, uncl man sollte sie auch im Reichs-
tag einführen, der ja ebenfalls noch immer keine richtige Urne besitzt.
Dicht blos clie Aettelwahl, sondern auch jede parlamentarische Ab-
stimmung auf ga und Dein könnte clurch äie Zigarrenkiste bewirkt
werden.
Das Zartem ist einfach: Uor äer Abstimmung erhält jeder Ab-
georänete auf Keichsunkosten Zwei gigarren, eine Helle unä eine
äunkle. Die Hellen bedeuten: ^a! äie dunklen: Dein! Die Ab-
stimmung erfolgt nun in äer Meise, äass Diener mit einer leeren
Kiste herumgehen unä von jedem Abgeordneten diejenige gigarre
eiittoräern, äie seiner Stimmabgabe entspricht. Der Präsident Zählt äie
eingesammelten Hellen und dunklen und stellt danach den'Mahrspruch
der Majorität fest.
Menn bei einer Abstimmung erst noch ein Unterantrag Zur Ent-
scheidung vorliegt, so kann diese durch vorläufige Abgabe der abge-
schnittenen Mgarrenspitren herbeigeführt werden.
Die gigarre, die jeder Abgeordnete Zurückbehält, dark nach der
Sitzung aufgeraucht werden. 5o entwickelt sich langsam eine gewöhnung
an die den Keichstagsmitgliedern noch immer nicht bewilligten Diäten.
Abgeordnete, die sich der Stimmabgabe enthalten, haben allerdings
einen Uortheil, indem ihnen Zwei gigarren bleiben.
Die einsammelnden Diener müssen geschworene Dichtraucher sein!
Ob die beim Präsidium eingegangenen gigarren nach der AbZählung
unter die beamten des parlamentarischen Lureaus Z» vertheilen seien
oder den Ministern Zur UerMgung gestellt werden sollen, darüber möge
sich das hohe Haus die gntrcheidung Vorbehalten, - ebenso darüber,
welche Sorte Zu wählen sei. gegen ginlührung der plötz-gigarren
dürften sich in erster steihe die Agrarier selber sträuben.
halbe Preise.
kankee ?eigt Herr Krupp sich will'ger,
(kenn cler auf Panzerplatten brennt:
Amerika, clu hast es bill'ger
Als unser alter Kontinent.
Lin Md aus China.
^)er Mörcler kettelers wuräe hingerichtet,
va waren bunclert Apparate offen, —
Uncl als clas keil clen Schulcligen vernichtet,
Zchrie'n bunclert Photographen: 6ut getroffen!