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Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 62.1933

DOI issue:
Heft, 13, April 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.54707#0025
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Die Erfindung
Johannes hatte einen Apparat erfunden,
der die Gedanken der lieben Mitmenschen
übertrug. Der Apparat sah aus wie ein
Zahnstocher und wurde kammartig im
Haar getragen. In der Nacht war er mit
der Konstruktion fertig geworden, morgens
trat die Vv irtin ein.
„Sie fauler Kerl haben schon wieder
die ganze Nacht Licht gebrannt“, dachte
sie. „Warte, Bürschchen, wenn du am
Ersten keine Miete zahlst, fliegst du, und
deine Koffer bleiben hier. Ich brauche
einen davon, denn ich will verreisen. Und
was hast du da für einen Zahnstocher im
Haar? Bist wohl wieder angekümmelt?“
Als Johannes auf die Strasse trat, sah
er im Spiegel eines Geschäfts, dass er un-
rasiert war. Er ging zum Friseur.
„Früher kannst du wohl nicht kommen,
du Ferkel“, dachte der Raseur, „als bis dir
' der Spinat meterlang um dein hässliches
Gesicht wächst.“
Aber nach zehn Minuten war er fein
rasiert. Auf dem Autcommbus stand ein
grosser Mann, der ein viel zu enges Jackett
trug.
„Der ist komisch, gewiss ein Halbidiot“,
dachte Johannes. Aber schon in diesem
Augenblick bekam er eine furchtbare
Ohrfeige.
Der andere war nämlich ein Boxer
und hatte Johannes aus Jux den Zahn-
stocher aus dem Haar genommen und ihn
in die eigene Westentasche gesteckt.
Umzug
„Wenn Sie das Klavier meiner Tochter
unversehrt in die neue Wohnung bringen,
bekommen Sie zehn Mark extra.“
„Gemacht, Herr “
„Aber wenn Sie es fallen lassen,
zwanzig . . .“
Physik
„Kann man Gas schneiden, Herr
Kandidat?“
„Jawohl, Herr Professor."
„Womit?“
„Mit dem Gasmesser.“

April


„Alles machst du verkehrt —; den Eisschrank haste behalten
und den Regenschirm und die Gummischuhe Vei setzt.“

PASSENDE OSTERGESCHENKE

Für Devisenschieber
Für Hellseher , ,
Für Kassierer . .
Für Autofahrer ,
Für Jäger . , .
Für Schützen , .
Für Gärtner , . ,

Sitzkissen

. einen Baumkucnen

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Das Zeugnis
Nun ist die Sache doch ans Licht ge-
kommen! Krappsch — bisher rechte Hand
des Henn Vollfett, Besitzers der Knochen-
mehlfabrik Splitterfrei in Wemme — hat
einen Waggon Knochen an eine fingierte
Adresse dirigiert und für eigene Tasche
verkauft.
„Das Kittchen will ich Ihnen diesmal
noch ersparen“, sagt der schwer ent-
täuschte Chef, „aber selbstverständlich
sind Sie auf der Stelle draussen!“
„Aber Sie werden mir doch wenigstens
ein gutes Zeugnis schreiben?“ hat
Krappsch die Stirn, zu fragen.
„Unverschämtheit!“ knurrt Vollfett,
aber schliesslich lässt er sich doch noch
erweichen. „Herr Benno Krappsch“,
schreibt er, „war in meinem Geschäft
sechs Jahre lang als Prokurist tätig. Er
hat sich in dieser Stellung mancherlei
Verdienste erworben und war ehrlich —
bis auf die Knochen.“
Der Abenteuerreiche
„Als mein Apparat Feuer fing“, er-
zählt der schöne Herzensknicker Ralf,
„gelingt mir zwar der Absprung mit dem
F allschirm, aber das Biest öffnet sich
nicht. Ich sause in die Tiefe und spüre
alle Schrecken des Todes.“
„Und gewiss durchlebten Sie in diesen

fürchterlichen Augenblicken alle Aben-
teuer Ihres Lebens“, fragt Charlott’.
„Nicht alle. Nach 8000 Metern
funktionierte der Schirm.“
Gewohnheit
Im Omnibus sitzt ein Mann,— liest in
der Zeitung und hält die Zeitung ver»
kehrt.
„Sie halten die Zeitung verkehrt“, sagt
einer.
„Ach, Pardon, ich bin so dran gewöhnt,
ich mache einen artistischen Akt, bei dem
ich auf dem Kopf stehe und Zeitung
lese.“
Briefkasten
Gerhard M., Pirna. O nein, wenn
Sie Ihre Heimatstadt auch als „Berne"
bezeichnen, sind die Türken doch noch
weit davon ab, die Stadt Smyrna als
„Schmerne“ anzusprechen.
Betty K., Ludwigshafen. Lassen Sie
sich ruhig eine Brücke machen, wenn
Ihnen Ihr Zahnarzt dazu rät; Sie be-
kommen davon keineswegs einen Brücken-
kopf.
Hans A., Danzig. „Verrücken“ und
„versetzen“ sind durchaus nicht dasselbe,
im Gegenteil: der Gymnasiast wäre wahr-
scheinlich verrückt geworden, wenn er
nicht versetzt worden wäre.
V et antwortlich: Hans Flemming
 
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