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1886. — Ar. 176.
MMmoch. 4. Angust.
(Cinzelne druniniern S kr. in allen Versckleißlokalen.)
Budapest, 4. August.
— Die 500jährige Stiftungsfeier der U n i v e r s i-
tät H e i d c l b e r g, der ältesten rein deutschcn Hoch-
schule, vcrläuft cuiz entsprechend deu dabei gehegteu Ab-
stchten und dazu g troffenen Vorbereitungen, in der groß-
artigstcn Weisc. (rs ist an sich schon ein erfreulichcr und
clbst erhcbender Anblick, gerade in unserer von politischen
Intrigucn durchkreuzten, von niateriellen Bestrebungeii so
überwicgend bestimmten, von tiefgehenden, die errungene
Kultur feiiiülich bedrohenden Klassengegensätzen und niedrigen
Leideuschaften durchwühlten, und nur zu oft von näherein
und fernereni Waffengeklirr in ihrer friedlichen Arbeit ge-
störtcn Zeit, dec abstrakten Wisseuschaft, dem höchsten uud
edelsten Gute der Meuschheit, eine so glanzvolle Huldigung
dargebracht zu sehen. Freilich gibt es unter dcn
Stättcn der Wissenschaft in Deutschland keine zweite,
welchc, wie Heidclberg, gerade in diesen Tagen auf
cine solche Hulbigung Änspruch erhebcn dürfte Jn den der
sünfhuiidertjährigeii Wirksamkcit der Hcidelbcrger Univer-
sität dargcbrachten Ehreubezeigungei! wird unmittelbar das
neue Deutsche Reich selbst geehrt. Die Gcschichte dcr Stadt
und Hochschule Heidelberg ist wie keine audere mit der
Geschichtc Deutschlands, und zwar nüt den trübsten und
schmachvollsten Zeiten der Geschichte Deutschlands vcrknüpft.
Die beiden schlimmsten Stürme, die verhcerend nnd vcrscngeud
über Deutschland dahingefahren sind, habcn mit ihrem wuch-
tigsten Stoße die Hochschnlc Heidelberg getrosfcn. Jm An-
fange dcs dreißigjährigen Kriegcs war sie es, die dein
spanisch-pfäffischen Siegeslaufe, welcher deutsche Eigcuart und
uamentlich deutsche Geistesfreiheit vom Erdball hiu-
ivegzuschwemmen gedachte, als erstes Opfer fiel, und
die über Deutschland hereingebrochene Geistesknechtschaft
wurde sichtbar an der Wegsührung der damals schon alt-
berühmten Heidelberger Bibliothek, jenes wahren Hortes
sreier dcutschcr Wissenschaft, nach Rom, dcr geistigcn Zwing-
burg der Völker. Denn als die zweite, sast noch schlim-
mere Zeit der Erniedrigung Deutschlands kam, als das
Reich wehrlos dalag, ein Spielball derRuhmsucht und Län-
dergier des mächtigen französischen Despoten, da war es
gerade wicdcr Heidelbcrg, über wclchc allc sieben Schalen
der Vcrheerung in entsetzlicher Fülle ausgcgossen wurden,
und dic Ruinen des Heidelbcrger Schlosscs sind zuin unver-
gänglichen Wahrzeichen jenes trostlosen Zeitabschnittes in
der deutschen Geschichte geworden. Aber wie das deutsche
Volk in all dem unendlichen Jammcr und der schmachvollen
Erniedrigung, uuter welcher es Jahrhunderte lang gebcngt
war, sich die Kraft zu einem frischen geivaltigen Anf-
schwunge und einem ncuen glanzvolleu Dasein zu wahren
verstand, so hatte auch die alte deutsche Hochschule längst
ihren alten Ruhm wiedergewoiinen und war, indem sie
mehr wie jcde andere deutsche Universität alle deutschen
Stämme iii fortwährender Vereiuignng znsammenführte,
lange ehe vou dem ncuen Dentschcn Reiche andcrs als von
einem fernen nebclhaften Zuknnftsbildc die Rede war, zu
einer d e u t s ch e n Hochschule in einem höheren Siiine,
wie alle anderen geworden.
Eine ganz besondere Weihe hat das Fest dnrch dic
Gegenwart und lebhafte persönliche Betheiligung des
deutschen K r o n p r i n z e n erfahren, welcher im
unmittelbaren Auftrage und in unmittelbarer persönlicher
Vertretung scines erlauchten Vaters erschieneu war. Die
Art, wie sich das zuküuftige Haupt des Deutschen Neichs
der ihm zugefallenen Aufgabe erledigte, ging wcit übcr die
Grenzen hiuaus, in denen sich soust das Auftreteu fürstlichcr
Persoucn bci derartigen Anlässeu zu haltcu pflegt. Das war
inehr als cine blos programmmäßige, dekorative Betheili-
gung. Durch uud durch ergriffeu von dcr Bedeu-
tung des Tages nach allen ihren Nichtungen ent-
wickelte er, unmittelbar an die Vergangenheit an-
knüpfeiid, ein von dem tiefsten sittlichen Ernste
getragenes Znkunftsbild, welchcs, indem es deu kommenden
Geschlechtern den Weg zu einem glänzendeu Daseiu wies, wie
eine gewaltige Mahnung an die Gegenwart klaug. D i e
Tugenden dcr a l t e n Z e i t e n b e w a h r e n,
bei j e d e m Schritte in W i s s e n s ch a f t
u n'd geschichtlichem Leben n a ch o b e n
an B e s o n ii e ii h e i t u n d S e l b st v e r l c u g -
nung z u n e h m e n, a n W a h r h a f t i g k e i t, an
S t r e u g e d e r g e i st i g c n Z u ch t, a m Vru -
d e r s i n n e f e ft h a l t e n, u n d i m F r c i m u t h
u n d i n der F r i e d f e r t i g k c i t d i e B e d i n -
g u n g e n e i n e r g l ü ck l i ch e n Zukuuft für
das DeutscheReichnnd Volk erblickeu:
darin findct dcr dcutschc Kronprinz dic Gewähr für das
Glück und die Ehre des deutschen Volkes.
Wir haben diescr Mahuung nichts hinzuznfügen. Wer
köirnte zweifeln, daß von dcr Einhaltung dieser Bahn die
Zuknnft eines jeden Dolkes abhängt. Wcr köunte verkeuncn,
daß solche Mahnung in viclen Erscheinungeu der Gegen-
wart nur zu sehr begründet ist. Möge sie, in einem solchen
Augenblicke und aus solchcm Munde gesprochen, nicht ungchört
vcrhallen. Das wünschen wir dem deutschen Volke zu dem
Ehrentage der ältesten deutschen Hochschule! Der deutsche
Krouprinz abcr hat sich neucrdings cincn Platz erobert in
der Sympathie der gesammten denkenden und freidenkendeii
europäischen Gesellschaft.
— Das „Budapester T a g b l a t t" brachte heute einen
Artrkel mit der Ueberschrift: Jntcrview in!t Baron Fcjcr
Väry. Von koinpetenter Seite werden wir nun in Bezug anf dicse
Mittheilung uin die Veröffentlichung der folgenden Zeilen ersucht:
Jn der Mittheilung, melchc die heutige Nuinmer des „Buda-
pester Tagblatt" unter dem Titel „Jntcrvicw mit Baron Fejerväry"
veröffentlicht, ist nur so viel richtig, daß beiin Honvedminister —
der nach seiner ständigen Gemohnheit, menn seiue sonstigen Agenden
es gestatten, ohne Ausnahme Jedermauu empfangt — ein Mitarbeiter
des genannten Blattes erschieu und an den Ministcr Fragcn richtete-
Der Minister ertheilte die in ähnlicheu Fälleu stereotype Antwort,
daß, nachdem er keine Vollmacht erhielt, sich im Namen der Regie-
rung .zu äußcru, er dies nicht thue und auch nicht thun köyne, nnd
da er ferner nur die Lcgislative als jenes Forum betrachte, vor
welchem er verpflichtet sei, auf die vorgelegten Frageu zn antmorten,
müsse er sich bei diesem Anlaß jeder Aeußerung enthalten. Eine
andere Mittheilung hat der Minister nicht gemacht und somit besitzt
er auch von den ihm zugeschriebenen ferneren Aeußerungen, mie
z. B- jencr bezüglich des Aufrnfes in Angelegenheit des Radetzky-
Monuments, keinerlei Kenntniß.
Der Zsllkrreg mit Rrrmänien imd die sieden-
bnrgische GrporLindnsirie.
(O r i g i n a l - B e r i ch t d e s „P e st e r Lloy d" )
Äronstadt, 2. August.
— Mögen auch die Befürchtungen betreffs der nnvsrmsid-
lichcn Rückmirkungen dcs Zollkrieges mit Rumänien vielfach über-
tricben sein, so liegt es doch iin Wesen dcr siebenbürgischen Export
industrie und in der Art und Weise des Vertriebes der sieben-
bürgischen Exportartikel begründet, daß von diesen Rllckmirkungen
kein Produktionsgebict und kein Jndustriezmeig der österreichijch-
ungarischen Monarchie schwerer getroffen mird, als Siebenbürgen,
beziehungsmeise das Burzenland und die nach seiner Hauptstadt be-
nannten „Krönstädter Artikel". Was zunächst das Wesen der Pro-
duktion anbelangt, welcher die in Rumänien von den so-
genannten „Lrasoveni" (Kronstädter Kaufleuten) auf den
Markt gebrachten Artikel ihre Entstehung verdanken, so sind
ks sast ausjchließlich Gegenstände des bäuerlichen oder klein-
bürgerlichen Massenverürauches, an melche keine besonders hohen An-
forderungen betreffs ihrer Qualität gestellt murden. Die Seilerwaaren
ctma ausgenommen, in welchen die Erzeugnisse siebenbürgischer Pro-
venienz sich als konkurrenzfähig mit den Produkten anderer Länder
ermeisen, stehen dis übrigen zum Exporte nach Rumänien bsstimmtcn
sogenannten Kronstäüter Waaren heute noch so ziemlich auf derselben
primitiveu Stufe, wie vor hundert und mehr Jahren. Der rumä-
nische Bauer war mit den Kotzen, ordinären Tuchcn, bsmalten Holz-
truhen u. s. w., wie sis die ausschließlich dsr rumänischen Nationa-
lität angehörigsu Siebenbürger Exportkaufleute vou den zumeist
in sehr ärmlichen Verhältnissen lebenden siebenbürgischen Produ-
zenten aufkauften und uuter Vermittlung ihrer in Rumänien
ansässigen Verwandten und Bekannten an die dortigen Detaillisten
und Konsumenteu abgaben, vollständig zusrieden. Er wollte nichts
Besseres oder mar doch wenigstens nicht in der finanziellen Lage,
durch Forderung besserer und entsprechend theuerer Waare den An-
stoß zür qualirativen Hebung der Exportindustrie Siebenbürgens zu
geben. Ebenso menig dachten di: bei ihrem Unterhändlergeschäfte mit
Rumänien vielfach zu großer Wohlhabenheit gclangten rumänisch-
siebenbürgischen Eroßkaufleute daran, von ihren Lieferanten, welchen
sie die fertigen Waaren häufig zu wahren Spottpreisen abpreßten,
Produkts zu verlangen, welche vermöge ihrer besseren Qualität die
Kosten eines weiteren Transportes vertragen oder etma gar den Weg
zum Weltmarkte finden konnten.
Da kam der Zollkrisg in Sicht! Ohne erst langs zu fragsn, ob
und wann man hiefür einen lohnenden Absatz an die Konsumenten
finden werde, wurden Waggonladungen sogenannter Kronstädter Ar-
tikel über den Predeal gebracht und von den rumänischen Klein-
händlern aus Furcht vor dem bevorstehenden Zollkriege bereitwilligst
aufgenommen. Die Folgen dieser weit über den normalen Verbrauch
hinausgeheuden Massenlieferungen merden freilich nicht aus-
bleiben. Doch hat die den „Brasovenis" Rumäniens
drohende Krisis mit der uns hier beschäftigenden Frage betreffs
der Rückwirküngen des Zollkriegcs mit Numänien auf die
siebenbürgische Exportindustrie nnr iusofern zu thun, als eben
durch die Furcht vor dem Zollkriege die meisten Vermittler des
Detailabsatzes in Rumänien selbst zur Beschaffung übergroßer Vor-
räthe veranlaßt wurden, so zwar, daß selbst für den allerdings nicht
voraussichtlichen Fall, als der Zollkrieg schon demnächst beigelegt
merden sollte, die Ausfuhr von Siebenbürger Jndustrieprodukten nach
Rumänien lüngere Zeit stocken würde. Wichtiger, als dis Betonung
dieser in der Natur der Verhältnisse liegenden Thatsache ist die Frage,
ob der uuter Voraussetzung einer längeren Andauer des Zollkrieges
den siebenbürgischen Gswerbsleuten und Hausindustriellen drohenden
Gsfahr eines Vsrlustes ihres bisherigen Exportmarktes vorgebeugt
werdeu kann, und ob die zu letzterem Zwscks bisher iu Vorschlag ge-
brachten Mittel geeignet sind, den siebenbürgischen Produzenten ihre
weitere Existenz zu sichern.
Jn letzterer Beziehung hat es nun vielen Gewerbsleuten als
das Beste und Einfachste geschienen, den Folgen des Zollkriegs einfach
dadurch aus dem Wege zu gehen, daß sie den Schauplatz ihrer Pro-
duktion in das Land des Konsunis, d. h. nach Rumänien verlegen.
Aber abgesehen üavon, daß eine solche wenig patriotischen Muth ver-
rathende Uebersiedelung in das Nachbarland nur von besser situirten
Gewerbsleuten ausgeführt werden kaun, für die zahlreichen Haus-
industriellen Siebenbürgens aber ganz undenkbar ist, haben wohl jene
gemerblichen Flüchtlings, melchs dem Vaterlande mit raschem Ent-
schlusse den Rücken kehreu, nicht daran gedacht, daß die
Produktiousverhältnisse Rumäniens ganz andcrer, schwieri-
gerer und kostspieligerer Natur sind als in Siebenbürgen,
und daß mau betreffs der schou zwei Jahre auf der
parlamentarischen Tagesordnung steheuden Vorschläge zur He-
bung der rumänischen Jndustrie durch Bewilligung von Staatsver-
günstigungen für fremde und einheimische Unternehmer noch iminer
nicht über das vorbereitende Stadium kommissioneller Berathungen
hinausgekommen ist. Diejenigen Gewerbsleute Siebenbürgens, welche
heute auf das Gerathcwohl nach Numäuien auswandern, werdcn
traurige. sehr traurige Erfahrungen zu machen haben. Und selbst für
den Fall, als unsere durchaus nicht pessimistischen Prophezeiungen
durch irgend eine unerwartete Wendung Lügcn gestraft merden solllen,
müßte ja doch noch immer die Frage beantmortet werden, wie denn
jeneu kleinen Gewerbsleuten und bänerlichen Hausindustriellen Sie-
benbürgenS auf die Beine zu helfcn sei, welche, durch den Zollkrieg in
ihrem Lebensermerb bedroht, nicht über die Mittel verfügen, um eine
Auswaiiderung zu riskiren oder welche durch andermeitige materielle
Jntcressen in ihrer Heimath zurückgehalten werden.
Vielfach war man diesbezüglich der Ansicht, daß für den im
Nordcn der unteren Donau verlorcneu Markt im Süden desselben
Stromes, in Bnlgaricn, ein Ersatz gesucht werden müsse. Jn an-
erkennensmerther Bereitwilligkeit hat sich die Handcls- und Gewerbe-
kammcr und der Handcls- und Gcmerbeverein von Kronstadt dieses
Gcdankeus bemächtigt und eine Kominission behufs Studiums des
bulgarischen Marktes und eventueller Anknüpfung von Handelsver-
binduugcu uach Bulgarien entsendet. Nun war zwar die Zeit von
einigen Tagen, welche dieser Kommission zur Versügung stand, viel
zu kurz bemessen, als daß von einer eingehenden kommerziellen Durch-
forschung Bulgariens die Nede seiu konute. Doch scheint es, daß
schon das Ergebniß dieser kurzen Kommissionsreise, trotz des Ent-
gegenkommens der bulgarischen Behörden, ein wenig erfreuliches
geweseu ist. Um für den rumänischen Markt in Bulgarien einen
Ersatz zn finden, müßten eben dem siebenbürgischcn Export uach
Bulgarien ganz dieselben Vertriebsmittel zu Gebote stehen, wie es bei
der Ausfuhr nach Rumänien der Fall war. Hier versügte man
über nationale, der rumänischen Sprache mächtige und in Rumänien
selbst über zahlreiche freundschaftliche und verwandtschaftliche Bc-
ziehungen gebietende Unterhändlcr, melche zmar den Lömenantheil
des Geschäftsgewinnes einheimsten, für den Export nach Rumänien
aber ganz unerläßlich maren. Für Bulgarien fehlen solche Zwischen-
händler; alle Beziehungen müßten mit all den Gesahren, melche die
Anknüpfung neuer Handelsverbindungen in einem fremden uud noch
dazu iu einem durch die Folgen eines Krieges sinanziell geschwächten
Lande mit sich bringt, neu geschasfeu merden. Und dann nicht zu ver-
geffen: Bulgarien selbst besitzt namentlich im Balkangcbiete recht
schätzenswerthe Anfünge einer Hausindustrie, welche in kurzer Zeit
die Einfuhr gerade jeuer Artikel, melche mau iu Rumänien mit dem
Sammelnamen der „Kroustädler" bezeichnel, überflüssig, ja selbst
unmöglich machen mird.
Solchen Verhältnissen und Ermägungen gegenüber wird nun
in den ruhiger denkenden, praklisch geschulteren Kreisen der sieben-
bürgischen Geschäftswelt dis Frage ventilirt, ob es denn durchaus
nothwendig sei, daß man für die bisher nach Rumänien exportirten
siebenbürgischen Jndustrieprodukte einen Ersatz im Auslande sucht.
Die Antwort lautet verneinend, da man ja doch zur Ueberzeugung
kommen muß, daß das Geld des ungarischeu Bauern nicht schlechter
ist, als das des rumänischsn, und daß bei sorgsamer Berücksichtigung
der lokalen Geschmacksrichtung und dcr landesüblichen Bedürfnisse
namentlich der Bauer des Alsöld ein meit schätzensmertherer Abnehmer
der Kronstädter Textilmaaren, der Seilerartike! und Holzarbeiten
Siebenbürgens werden müßte, als dcr rumänische Bauer. Schätzenswer-
ther deshalb, weil bei ihm der im Verkehr mit Rnmänien unerläßliche
mehrfäche Zwischenhandel in Wegfall käme, welcher, mie gesagt, den
größten Theil des Geschäftsgewinnes absorbirt und meil der sieben-
bürgische Produzent bci einem Absatz seiner Waaren im Jnlande
nicht mit all den zahlreichen und theilweise unberechenbaren Schwie-
rigkeiten und Chikanen des Absatzes im Auslande zu rechnen hätte.
Und wenn nun erst die Gewerbethätigkeit Siebenbürgens sich aus
dsm traditionellcn Festhalten an der von den Altvorderu ererbten
primitiven Produktionsweise aufrafft, wie sie eben nur einem
Konsuinenten wie dem rumänischen Bauern gegenüber möglich
war, dann wird ja wohl auch ohne die Entdeckung neuer
fraglicher Absatzgebiete im Auslands die einst im Orient
konkurrenzlose siebenbürgische Handels- und Gewerbsthätigkeit
wieder lebensfähig sür alle Fälle werden. Jn einzelnen Gebieten
der Produktion, so auf dem der Spiritusbrennerei, der Papierfabri-
kation und theilweise der Tuchmänufaktur wurden in Siebenbürgen
bereits Beweise erbracht, daß es nur eines energischen Wollens und
der nöthigen Umsicht bedürfe, um erfreuliche Erfolge zu erzielen. Man
mögs doch nicht zaudern, disse Erfolge sich vor Augen zu halten, wenn
es sich um die Erhaltung und Hebung des in Siebenbürgen einst so
blühenden Kleingemerbes und der bäusrlichen Hausindustrie handclt:
und man wird dann bei praktischer Benützuug der hieraus hervor-
gegangenen Erwägungen Resultate erzielen, welche allen Jenen be-
gründeten Anlaß zur Reue und zur Umkehr geLsn werden, die in
schwachherziger Furcht vor deu Folgen des Zollkrieges mit Rumänien
nach dem für Fremde rvenig dankbaren Nachbarlande ausgewan-
dert sind.
Tagesnenigkeiten.
(V e r l e i h u n g.) Durch allerhöchsie Entschließung vom
24. Juli wurde dem Wegekommissär im Szendreer Bszirk Peter
M ä r t o n, in Anerkcnnung sciner vieljährigen cifrigen Dienste, das
goldene Verdienstkreuz verliehen.
(E r nennunge n.) Karl Zohnsen zum Konsular-
Geschäftsträger in Christiansand; Alexius Fodor zum volksmirth-
schaftlicheu Referenten des Verwaltungs-Ausschusses im Szilägyer
Komitat; Marie K ä r n e r, Hilfslehrerin an der Bürgcrschule in
Kapuvär, Jolän K o z m a, Hilfslehrerin an der Bürgerschule in
Miskolcz, Flora L u k e s ch, ordcntlichc Lehrerin an der Bürgerschule
in Kapuvär, Josef T u r n e r, ordentlicher Lehrer in Titel, Frau
Josef T u r n s r, ordentliche Lehrerin an der staatlichen Volksschule
in Titcl, Helene N a g y, ordentliche Lehrerin an der staatlichen
Volksschule in Aliära, Nikolaus Jankovits, Elementarschul-
Wanderlehrer in Vizsnie, definitiv; Johann Pollner zum
Steueroffizial VI. Klässe in Galgöcz.
(Für das Handelsmuseum) haben neuestens ge-
spendet: Emerich Schönbeck, Kaufmann in Gran, und Michael
Kollär je 5 fl.
(P o st a l i s ch e s.) Mit I a p a n ist der telegraphische
Anweisungsverkehr eröffnet worden. Der Maximalbetrag der An-
weisung beträgt dahin 200 fl., daber 500 Francs. Jn Japan können
an diesem Verkehr vorläuflg nur die Postämter in Tokio und Joko-
hama theilnehmen. — Jn Koväcsi und Garamkelecseny
im Barser Komitat wurden neue Postämter errichtet.
( S t a t u t e n g e n e h m i g u n g.) Die Statuten des
Päpaer Geselligkcits-Klubs, des Zalaer Kulturvereins und Lesc-
klubs und des Selbsthilfsvereins dsr jungen Kaufleute wurden ge-
nehmigt-
(D i e P h y l l o x e r a) ist in der letzien Zsit in der Gemar-
kung von M a k ä d, Pester Komitat, ferner in Näcz - Almäs,
Weißenburger Komitat und in <) - M o l d v a , Kraffö-Szörenyer
Komitat, aufgetreten.
(F r a n z L i s z t.) Unser berühmter Landsinauii Viktor
Tilgner war der letzte Bildhauer, der Liszt im Jahre 1884 nach
der Natur modellirt hat. Die Büste ist über alle Maßen gelungen und
gibt den eigenthümlich verklärten Blick Liszt's wie keine eiucs anderen
Künstlers wieder.
Die Zahl der bisher bckannten Kompositionen des dahin-
geschiedenen Meisters beträgt 647; hievon entfallen 63 auf das
Orchcster — darunter 33 Transskriptiouen — und 517 auf das
Klavier; unter den letzteren befinden sich an 300 Traiisskriptionen.
Für die Orgel hat Liszt zwanzig Werke gcschrieben, dis Zahl der
Vokal-Kompositionen beläuft sich auf 39, die der melodramatischen
Werke auf sünf. Liszt hat geivöhulich dcs Nachts gearbeitet; gleich
Volkmann brachte er seine Gedanken erst zu Papier und dann erst
setzte er sich ans Klavier, um die Notizen zu vervollständigen. Seine
Arbeiten hatten mehrfache Korrekturen durchzumachen, ehe er sie unter
die Presse gab. Kurz vor seiner Abreise ins Ausland noch hat er
zwei Csärdäse geschrieben, welche im Verlage Täborßky's erscheinen
werden.
(T o d e s f a l l.) Gestern Abends starb hier im 67. Lebens-
jahre, nach langem schweren Leiden der Hausbesitzer und Presbyter
der deutsch-evangelischen Gemeinde, Herr Josef Sigmund. Alle, die
mit dem Verblicheuen zu verkehren Gelegenheit hatten, wußten uicht
genug seine Biederkeit, Rechtschaffenheit und warmen Wohlthätigkeits-
siiin zu rühmen. Durch seinen Tod werden viele hauptstädtische Kreise
in Trauer versetzt. Die Veerdigung findet morgen Nachmittags 4 Uhr
vom Trauerhause, Rathhausgaffe 5, statt.
(E i n P a m p h l e t.) Von dem ehemaligen Metropoliten
in Sarajevo, Herrn Sava Kosanovics, welcher sich derzeit in
Baden bei Wien besindet, erhält die „N. sr. Pr." die folgende inter-
effante Zuschrift zur Veröffentlichung:
E r k l ä r u n g, womit ich erkläre: daß auf ein gcwiffes
„Memoire", welches Bosnien und die Herzegovina betrifft und im
Königreiche Rnmänien erschienen ist, neben den Namen des Vojvoden
Peko Pavlovics und dcs Archimandriten V- Pelagics
v o l l k o m m e n lügenhast auch meine Unter-
schrift dort beigesetzt wurde. Dies hat nian
g a n z o h n e m e i n W i s s e u u n d ohne m i ch zu s r a-
gen gethan; weder habe ich irgend jemals
i r g e n d I e m a n d e n hiezu b c v o l l m ä ch t i g t, noch
menigeraber das „M e m o i r c" g e s cki r i e b e n. Jn
B a d e n, 20. Juli (1. Aiigust) 1886. Metropolit in Pension Sava
Kos a n o v i c s m. p.
Das Mcmoire, von welchem hicr die Rede ist, wnrde wieder-
holt in verschiedenen Blüttern crwähnt und ist nichts Anderes als
eines der zahlreichen Pamphlete, mit welchen man die Fortschritte,
welche die österreichisch-ungarische Verwaltung in den okkupirtsn Pro-
vinzen gemacht hat, von einer gewiffen Seite zu heminen hofft. Das
Memoire hat, menn wir nicht irren, in Bukarest das Licht der Welt
erblickt, uud über das Vertrauen, welches seine Urhcber verdienen, gibt
die vorstehende Erkläruug den bestcn Aufschluß.
(Theater in Preßburg.) Man berichtet uns
aus Preßburg: Unter Führnng des Bürgermeisters Mergl
sprach jüngst bei Moriz Iökai eine Deputation der Stadt
Preßburg vor, den Dichter nameus der Stadtgemeinde zu bitten,
sür die Eröffnung des neuen Theaters den Prolog zu schreiben.
Jökai empfing die Deputation sehr zuvorkommend und sagte die
Gewährung der gestellteu Bitte zu.
(U n s e r Landsmann, der H i st o r i e n-
maler Joses Koppay) wurde abermals mit zwei
auszeichnenden Aufträgen betraut. Herr Koppay malt nämlich
in seinem Münchener Atelier im Auftrage der Ex-Königin Jsabella
von Spanien deren Enkel, den klcineu Prinzen El Nino, um sodaun
in Paris das lcbensgroße Bild der durch ihre Schöuheit berühmten
Frau Marquise v. Villeneuve in Angriff zu nehmeu.
(R a d e tz k y - M o n u m e n t.) Das Präsidium des
Gemeinderathes der Stadt Wien wurde um Ueberlaffung des
Platzes vor dem Justizpalast für das aufzustellende Radetzky-Monu-
nient ersucht. Dasselbe soll bis au die Ringsiraße vorgeschoben
werden. Wenn dieser Platz zur Verfügung gestellt werden solltc,
wird das Komite endgiltig über die Wahl dcsselben entscheiden. Die
Sammlungen für das Denkmal haben nach dem letzten Ausweise den
Betrag von 109.119 fl. 22 kr. ergeben.
(Manöver in Galizien.) Aus Sambor, 28. Juli,
wird über die Dispositionen sür die Anfangs September stattfinden-
den großen Manöver in Galizien Folgenoes berichtet:
„Am 25. August marschiren die Kavalleric, Artillerie und die
Traintruppen des Lemberger und Krakauer Korps nach Sambor; es
wcrden auf je drei Meilen Stationen gemacht. Die Jnfanterie des
Llrakauer Korps begibt sich am 2. September in Eilmärschen nach
Neu-Sandsc, wo am 7. September Erzherzog Albrecht eintrifft;
der Erzherzog wird das Stanislaus Staduicki'sche Palais in Nawo-
jowa bewohnen. Am 8. September werden die oberwähnten Jnfan-
terie-Truppen iu zehn Züge» der galizischen Staatsbahnen nach Sam-
bor befördsrt, wo gleichzeitig die Jnfanterie des Lemberger Korps ein-
trifft. Am 9. Scptember ist allgemeiner Rasttag und soll an diesem
Tage Se. Majestät dcr Kaiser-König bei den Truppen eintreffen.
Anr 10. September beginnen die eigentlichen Manöver, die sünf Tage
andauern sollen. Zum Empfange der ausländischen Offiziers werden
iii der Station Grodek zwei Pavillons erbaut. Der General-Gouver-
neur von Warschau, General G u r k o, wird mit einsr Anzahl
ruffischer Offiziere den Mauövern als Gast Sr. Maje'tät beiwohnen-
Das Hauptquartier Sr. Majestät wird im Konstantin Freiherr
Brunicki'schen Palais in Lubien aufgeschlagen. Das Lemberger und
das Krakauer Korps werdcn gegen einander manövriren, und zwar
in Divisionen auf Kriegsfuß. Die Divisions- uud Brigade-Komman-
danten sind noch nicht designirt. Die Aufstellung des Lagers wurde
dem Genie-Obersten Egmont Grafen Geldern übertragen. Bei
den Manövern, an denen circa 34.000 Kombattanten theilnehmen
werdxn, haben die Tarnow - Leluchower, die Sandec - Gnibower,
Przemysl-Lupkower, Dniester- und Albrecht-Bahn, also sämmtliche
Strecken der galizischen Staatsbahnen, in Betreff ihrer Transport-
fähigkeit im Mobilisirungsfalle die Feuerprobe zu bestehen"
(E r r i ch t u n g eines II. Iahrgang § in
der Kavallerie-Kadetenschule.) Se. Majestät
hat die versuchsweise Errichtung eines II. Jahrganges an der Kadeten-
schule in Mährisch-Weißkirchen mit Beginn des Schuljahres 1886/87
genehmigt. Der Lehrplan und die Aufnahmsbedingungen sür diesen
Jahrgang sind im Allgemeinen dieselben, wie jene für den II. Jahr-
gang einer Jnfanterie Kadetenschule. Nebst dsm sür Kadetenschulen
systemisirten Schulgelds ist von den Frequentantsn des H. Jahrganges
ein Beitrag von 100 fl. österreichischer Währung sür den Equitations-
fonds der Kavalleric-Kadetenschule zu erlegen, welcher Betrag nur für
Söhue mindcr bsmittelter Offiziers und Militär-Beamten auf 50 fl.
österreichischer Währung herabgesetzt werden kann.. Die näheren Aus-
sührungs-Bestimmungen werden im Wege schriftlicher Verordnung
verlairtbart.
' <V o l k s v e r s a m m l u n g e n.) Jn Paks hat am
1. Angust in dcr Afsaire Edelsheim-Zanski eine Volksvcrsammlung
stattgefuuden. Dcr Abgeorduele Josef Halvax beantragte, die Ver-
sammlung möge als Vorkonferenz zu einer später abzuhaltendsn Be-
zirks-Volksversammlung angesehkii wcrden, in welcher die Errichtung
dcr selbstständigen ungarischen Armse gefordert und gegen die Ver-
letzuug der natioiialen Ehre Protest erhoben werden soll. Jm Uebri-
gen möge der Regierungschef ersucht wsrden, der Nation Satisfak-
tion zu verschaffen. Der Antrag des Abgeordneten wurde einhellig
angenommen. — Jn der Janski-Affairs wurde auch in A e k e s-
Csaba am 1. Äugust eine Volksversammlung abgehalten, an wel-
chcr nahezu 4000 Menschen aus der dortigen Gegend theilgenommen
haben. Den Vorsitz führte Herr Bela F e j e r, Mitglied der liberalen
Partei. Die Nesolution wurde von Karl F ä b r y, Mitglied der
Ünabhängigkeits-Partei, verlesen. Dieselbe ist identisch mit der in
der Bndapester Volksvcrsaniiiiliing beschloffenen und wurde einhellig
angenoniinen. Die zur Versanimlung geladenen Neichstags-Abgeord-
neten Daniel Iränyi und Michael Z s i l i u ß k y sind nicht er-
schienen und ließeu ihr Fernbleiben sntschuldigen.
(D i e h a u p t st ä d t i s ch e R e ch t s k o m m i s s i o n)
verhandelte heute das Gesuch, welches die Beamten der Vorstehung
dcs X. Bczirkes uin Bewilligung einer Extravillan-Zulage eingereicht
hatten. Nachdem diese Forderung gebührlich nicht begründet erscheint
und die Rechtskommiffion nicht kompetent erscheint, in die Frage der
Billigkeit einzugehe», wurde das Gesuch abgelehnt. — Aus Anlaß
der Besetzuug mehrerer Wegausseherstellen tauchte die Frage auf, ob
Aiigestsllte dieser Kategorie dem Nachwcise einer Qualifitätion unter-
lägen. Die Kommiffion verneinte diese Fragc. — Außsrdem ver-
handclte die Kominiffion noch über einige Pensionirungs-Angelegen-
heiten, welche statutengcmäß erledigt wurden.
(O f f e r t v e r h a n d l u n g.) Betreffs Lieferung mehrerer
Arbeiten für das Schlachthaus wurde heute eine Offertverhandliing
gehalten. Für die Uiiigestaltiiug der Schlachtkamniern mit Eisen-
konstruktion (6780 fl.) hatte Anton Oetl mil 8 Psrzent Nachlaß.
für Lieferung von Schneefängern (2340 fl.) Wilhelm Mauritz
mit 17 Perzcnt Nachlaß, für Lieferuug der Schieferarbeiten (6494 fl.)
Sandroschitz' Nachfolger mit lO'/g Perzent Nachlaß und
betreffs der neuen Eintheilung der Viehstände (1274 fl.) Saniuel
Kltser mit 2 Perzent Nachlaß das billlgste Offert-
(Z u m D u e l l B a r ä t h - D e s s e w f f y.) Heute Vor-
mittags fand in der Todtenhalle des Rochusspitals in Gegenwart
des Untersuchuiigsrichlers V e r e b e l y, des GcrichtsarzteS Dr-
Szikßay, des Polizeiarztes Dr. Rözsaffy und Privatarztes
Dr. Wein die Obüuktion ^rpäd Dessewffy's statt. Die
Sezirung wurds vom Universitäts-Profeffor-Substituten Dr. K o-
väcs vorgenommen und wnrde hiebei konstatirt, daß die Kugel vier
Centimeter unterhalb des rechten Schlüffelbeins in den Körper ein-
drang, den Brustkorb und die Lunge durchbvhrte, hierauf das Rück-
grat lädirte, zwischcn der sechsten und siebenten rechtseitigen Rippe
hindurchging, innerhalb der Muskulatur des linken Brustkorbes beim
linken Schlüffelbein stecken blicb. Die Verletzung ist eine schwere,
lebensgefährliche, jedoch nicht unbedingt tödtliche; in dem konkreten
Falle abcr hatte sie den Tod verursacht. Selbst im Falle einer
Heilung wäre Dcffewffy ein Krüppel geblieben. — Nach der Sezirung
wurde der Todte in seine Wohnung, Sterngaffe Nr. 12 siber-
führt, von wo um 5^2 Uhr Nachmittags das Leichenbegängniß
stattfindet.
(S e l b st m o r d ch r o n i k.) Der 42jährige Maurer Gsza
Martinecz jagte sich heute in seiner Wohnung, Joscfigäffe
Nr. 68 aus cinem Revolver eine Kugel in dcn Kopf und blieb
sofort todt. Dcr Sel istmörder hinkerläßt fünf Kinder. Das Motiv
seiner That ist nicht bekannt. — Die Gouvernante Katharine
S z e n t e s s i, welche — wie wir berichteten — vor vier Tagcn
eine Vitriollösung getrunkcn hat, ist heute den erlittenen innerlichen
Verletzungen erlegen.
(P o l i z e i n a ch r i ch t e n.) Der aus Budapest gebürtige
und nach Temesvär zuständige 30jährige, wegen einer Defraudation
kurrentirte Agent Julius Adolf Habres wurde hier in der Haupt-
stadt, Telekiplatz Nr- 25 von der Polizei ausgeforscht und in Haft
genommen. — Die Sammelbüchse in der Ltapelle dcS katholischen
Friedhofes in Altofen wurde heute Nachts von bisher unbekannten
Thätern crbrochen und ihres Jnhaltes beraubt. — Der Taglöhner
Michacl Holicsoi hat gestern Abends während eines Rauf-
handels vor dem Hause Kerepeserstraße Nr. 67 dem Taglöhner
Johann Harizs das rechte Ohr abgcbiffen.
(Verhaftung eines berüchtigten Ein-
b r e ch e r s.) Man berichtet uus heute aus Temesvär: Eincn
guten Fang machte gestern in später Abendstunde der hiesigc Hono-
rär-Ober-Stadthauptmann Dragovanics. Er war bercits seit zwei
Wochen dem von der Budapester Polizei kurrsntirten berüchtigten
Einbrecher Ferdinand Weiland auf der Spur. Lctzterer hielt
sich in den Gärten der nahen Gemeinde Mshala auf und konnte nur
durch eine List aus seinem Schlupfwinkel gelockt werden. Drago-
vanics setzte sich mit einigen zweifelhaften Jndividuen, Bekannte
Weiland's, ins Einvernehmen. Diese lockten den Ver-
brecher unter dem Vorwande in dis Vorstadt Fabrik, daß
ein großer Juwelendiebstahl geplant werde. Als Weiland gcgcn zehn
Uhr Nachts das bezeichnete Lokal betrat, stürzte Ober-Stadthauptmann
Dragovanics mit sechs bewaffneten Polizisten auf ihn los und nahm
seine Verhaftuug vor. Weiland hat bereits etwa 20 Jahre im Kerker
zugebracht, er ist 48 Jahre alt und von herkulischer Gestalt. Er be-
nimmt sich überaus frech uud sagte, er könne nicht glauben, daß die
Temesvärer Polizisten dieses Kunststück vollbracht hätten, Baron
Spleny i's Hand müffe da im Spiele sein; zu Dragovanics be-
merkte er, es sei sein Glück, daß er nicht allein gekommen, sonst hätte
er mit seinem Messer Bekanntschaft gemacht.
(D e m F ü n s k i r ch n e r La ^—
haben die Gesaugvereine folgender Städle ^
Szamos-Ujvär, Nagy-Käroly, Debreczin, ^ ^
hely, B.-Gyarmat, Jglö, Kaschau, Ungväi^,
Erlau, Komorn, Szatmär, Miskolcz, Mv^
burg, Szegßärd, Zombor, Vättaßek, Erzsc^-
gedin, Szsntes, Groß-Kikinda, Jäßbereny, n
csova; außerdem sämmtliche Männergesai ^
(S ch a d e n f e u e r.) Man schre
unter dem 3. d.: Vorgestern um 1 Uhr ^ ^
benachbarten Gemeinde Veproväcz ein Fei^-
und viele Nebengebäude cinäscherte. Da ^
Bauer gelegt; derselbe hatte einen Streit ^ o
Letzteres sich auf den Hausboden flüchtete, ^ --
dach jeines eigenen Hauses in Brand, dai —
Die Frau rettete sich aber. Bei der gro
herrschenden heftigen Winde griff das
Miffethäter befindet sich bereits in sicherei^
(Die Telephonverbindi^.
welche am 1. August offizisll dem öffei ^ ^
worden ist, wurde — wie wir Brünner ——
diesem ersten Tage der Eröffnung voi ^
P a r t e i b e n ü tz t. An den vorhergei ^
mehr als 300 Parteien in Brünn und —
Wege mit einander verkehrt. Jnsolange di ^
Äbönnenten nicht direkt mit einander verl^-
die Telephonverbindung Brünn-Wien wo n lO
Publikum bsnützt werden. Auch schsint ^
1 fl- für fünf Minuten gar zu hoch bem
reichijche Handelsmiiiisterium dieselbe be —
Jn Belgien zahlt man blös 1 Frc. uud ^—
die Benützung des Telephons in der Dar —
(M o r d u n d S e l b st m o r d.) —
Jaroslau in Galizien: Am 28. v. I — v
10 Minuten von Jaroslau entfernt liege —
ein entsetzlicher Doppelmord verübt. Ein —
des Grafen A-, hatte bei seiner Braut, — ^
Mädchen, Untreue wahrgeuoinmen und ai —
schloß er, seiner Braut sowohl als auch s
nehmen. Er lud das Müdchen zu sich ein —
Spaziergang in dem Parke an, als er r ——
befindlichen Kapelle angelangt, einen Rev> —
Schuß auf seine Braut abfeuerte, der sos —
feuerte er einen zweiten Schuß auf sich se
'S_s> O
MMmoch. 4. Angust.
(Cinzelne druniniern S kr. in allen Versckleißlokalen.)
Budapest, 4. August.
— Die 500jährige Stiftungsfeier der U n i v e r s i-
tät H e i d c l b e r g, der ältesten rein deutschcn Hoch-
schule, vcrläuft cuiz entsprechend deu dabei gehegteu Ab-
stchten und dazu g troffenen Vorbereitungen, in der groß-
artigstcn Weisc. (rs ist an sich schon ein erfreulichcr und
clbst erhcbender Anblick, gerade in unserer von politischen
Intrigucn durchkreuzten, von niateriellen Bestrebungeii so
überwicgend bestimmten, von tiefgehenden, die errungene
Kultur feiiiülich bedrohenden Klassengegensätzen und niedrigen
Leideuschaften durchwühlten, und nur zu oft von näherein
und fernereni Waffengeklirr in ihrer friedlichen Arbeit ge-
störtcn Zeit, dec abstrakten Wisseuschaft, dem höchsten uud
edelsten Gute der Meuschheit, eine so glanzvolle Huldigung
dargebracht zu sehen. Freilich gibt es unter dcn
Stättcn der Wissenschaft in Deutschland keine zweite,
welchc, wie Heidclberg, gerade in diesen Tagen auf
cine solche Hulbigung Änspruch erhebcn dürfte Jn den der
sünfhuiidertjährigeii Wirksamkcit der Hcidelbcrger Univer-
sität dargcbrachten Ehreubezeigungei! wird unmittelbar das
neue Deutsche Reich selbst geehrt. Die Gcschichte dcr Stadt
und Hochschule Heidelberg ist wie keine audere mit der
Geschichtc Deutschlands, und zwar nüt den trübsten und
schmachvollsten Zeiten der Geschichte Deutschlands vcrknüpft.
Die beiden schlimmsten Stürme, die verhcerend nnd vcrscngeud
über Deutschland dahingefahren sind, habcn mit ihrem wuch-
tigsten Stoße die Hochschnlc Heidelberg getrosfcn. Jm An-
fange dcs dreißigjährigen Kriegcs war sie es, die dein
spanisch-pfäffischen Siegeslaufe, welcher deutsche Eigcuart und
uamentlich deutsche Geistesfreiheit vom Erdball hiu-
ivegzuschwemmen gedachte, als erstes Opfer fiel, und
die über Deutschland hereingebrochene Geistesknechtschaft
wurde sichtbar an der Wegsührung der damals schon alt-
berühmten Heidelberger Bibliothek, jenes wahren Hortes
sreier dcutschcr Wissenschaft, nach Rom, dcr geistigcn Zwing-
burg der Völker. Denn als die zweite, sast noch schlim-
mere Zeit der Erniedrigung Deutschlands kam, als das
Reich wehrlos dalag, ein Spielball derRuhmsucht und Län-
dergier des mächtigen französischen Despoten, da war es
gerade wicdcr Heidelbcrg, über wclchc allc sieben Schalen
der Vcrheerung in entsetzlicher Fülle ausgcgossen wurden,
und dic Ruinen des Heidelbcrger Schlosscs sind zuin unver-
gänglichen Wahrzeichen jenes trostlosen Zeitabschnittes in
der deutschen Geschichte geworden. Aber wie das deutsche
Volk in all dem unendlichen Jammcr und der schmachvollen
Erniedrigung, uuter welcher es Jahrhunderte lang gebcngt
war, sich die Kraft zu einem frischen geivaltigen Anf-
schwunge und einem ncuen glanzvolleu Dasein zu wahren
verstand, so hatte auch die alte deutsche Hochschule längst
ihren alten Ruhm wiedergewoiinen und war, indem sie
mehr wie jcde andere deutsche Universität alle deutschen
Stämme iii fortwährender Vereiuignng znsammenführte,
lange ehe vou dem ncuen Dentschcn Reiche andcrs als von
einem fernen nebclhaften Zuknnftsbildc die Rede war, zu
einer d e u t s ch e n Hochschule in einem höheren Siiine,
wie alle anderen geworden.
Eine ganz besondere Weihe hat das Fest dnrch dic
Gegenwart und lebhafte persönliche Betheiligung des
deutschen K r o n p r i n z e n erfahren, welcher im
unmittelbaren Auftrage und in unmittelbarer persönlicher
Vertretung scines erlauchten Vaters erschieneu war. Die
Art, wie sich das zuküuftige Haupt des Deutschen Neichs
der ihm zugefallenen Aufgabe erledigte, ging wcit übcr die
Grenzen hiuaus, in denen sich soust das Auftreteu fürstlichcr
Persoucn bci derartigen Anlässeu zu haltcu pflegt. Das war
inehr als cine blos programmmäßige, dekorative Betheili-
gung. Durch uud durch ergriffeu von dcr Bedeu-
tung des Tages nach allen ihren Nichtungen ent-
wickelte er, unmittelbar an die Vergangenheit an-
knüpfeiid, ein von dem tiefsten sittlichen Ernste
getragenes Znkunftsbild, welchcs, indem es deu kommenden
Geschlechtern den Weg zu einem glänzendeu Daseiu wies, wie
eine gewaltige Mahnung an die Gegenwart klaug. D i e
Tugenden dcr a l t e n Z e i t e n b e w a h r e n,
bei j e d e m Schritte in W i s s e n s ch a f t
u n'd geschichtlichem Leben n a ch o b e n
an B e s o n ii e ii h e i t u n d S e l b st v e r l c u g -
nung z u n e h m e n, a n W a h r h a f t i g k e i t, an
S t r e u g e d e r g e i st i g c n Z u ch t, a m Vru -
d e r s i n n e f e ft h a l t e n, u n d i m F r c i m u t h
u n d i n der F r i e d f e r t i g k c i t d i e B e d i n -
g u n g e n e i n e r g l ü ck l i ch e n Zukuuft für
das DeutscheReichnnd Volk erblickeu:
darin findct dcr dcutschc Kronprinz dic Gewähr für das
Glück und die Ehre des deutschen Volkes.
Wir haben diescr Mahuung nichts hinzuznfügen. Wer
köirnte zweifeln, daß von dcr Einhaltung dieser Bahn die
Zuknnft eines jeden Dolkes abhängt. Wcr köunte verkeuncn,
daß solche Mahnung in viclen Erscheinungeu der Gegen-
wart nur zu sehr begründet ist. Möge sie, in einem solchen
Augenblicke und aus solchcm Munde gesprochen, nicht ungchört
vcrhallen. Das wünschen wir dem deutschen Volke zu dem
Ehrentage der ältesten deutschen Hochschule! Der deutsche
Krouprinz abcr hat sich neucrdings cincn Platz erobert in
der Sympathie der gesammten denkenden und freidenkendeii
europäischen Gesellschaft.
— Das „Budapester T a g b l a t t" brachte heute einen
Artrkel mit der Ueberschrift: Jntcrview in!t Baron Fcjcr
Väry. Von koinpetenter Seite werden wir nun in Bezug anf dicse
Mittheilung uin die Veröffentlichung der folgenden Zeilen ersucht:
Jn der Mittheilung, melchc die heutige Nuinmer des „Buda-
pester Tagblatt" unter dem Titel „Jntcrvicw mit Baron Fejerväry"
veröffentlicht, ist nur so viel richtig, daß beiin Honvedminister —
der nach seiner ständigen Gemohnheit, menn seiue sonstigen Agenden
es gestatten, ohne Ausnahme Jedermauu empfangt — ein Mitarbeiter
des genannten Blattes erschieu und an den Ministcr Fragcn richtete-
Der Minister ertheilte die in ähnlicheu Fälleu stereotype Antwort,
daß, nachdem er keine Vollmacht erhielt, sich im Namen der Regie-
rung .zu äußcru, er dies nicht thue und auch nicht thun köyne, nnd
da er ferner nur die Lcgislative als jenes Forum betrachte, vor
welchem er verpflichtet sei, auf die vorgelegten Frageu zn antmorten,
müsse er sich bei diesem Anlaß jeder Aeußerung enthalten. Eine
andere Mittheilung hat der Minister nicht gemacht und somit besitzt
er auch von den ihm zugeschriebenen ferneren Aeußerungen, mie
z. B- jencr bezüglich des Aufrnfes in Angelegenheit des Radetzky-
Monuments, keinerlei Kenntniß.
Der Zsllkrreg mit Rrrmänien imd die sieden-
bnrgische GrporLindnsirie.
(O r i g i n a l - B e r i ch t d e s „P e st e r Lloy d" )
Äronstadt, 2. August.
— Mögen auch die Befürchtungen betreffs der nnvsrmsid-
lichcn Rückmirkungen dcs Zollkrieges mit Rumänien vielfach über-
tricben sein, so liegt es doch iin Wesen dcr siebenbürgischen Export
industrie und in der Art und Weise des Vertriebes der sieben-
bürgischen Exportartikel begründet, daß von diesen Rllckmirkungen
kein Produktionsgebict und kein Jndustriezmeig der österreichijch-
ungarischen Monarchie schwerer getroffen mird, als Siebenbürgen,
beziehungsmeise das Burzenland und die nach seiner Hauptstadt be-
nannten „Krönstädter Artikel". Was zunächst das Wesen der Pro-
duktion anbelangt, welcher die in Rumänien von den so-
genannten „Lrasoveni" (Kronstädter Kaufleuten) auf den
Markt gebrachten Artikel ihre Entstehung verdanken, so sind
ks sast ausjchließlich Gegenstände des bäuerlichen oder klein-
bürgerlichen Massenverürauches, an melche keine besonders hohen An-
forderungen betreffs ihrer Qualität gestellt murden. Die Seilerwaaren
ctma ausgenommen, in welchen die Erzeugnisse siebenbürgischer Pro-
venienz sich als konkurrenzfähig mit den Produkten anderer Länder
ermeisen, stehen dis übrigen zum Exporte nach Rumänien bsstimmtcn
sogenannten Kronstäüter Waaren heute noch so ziemlich auf derselben
primitiveu Stufe, wie vor hundert und mehr Jahren. Der rumä-
nische Bauer war mit den Kotzen, ordinären Tuchcn, bsmalten Holz-
truhen u. s. w., wie sis die ausschließlich dsr rumänischen Nationa-
lität angehörigsu Siebenbürger Exportkaufleute vou den zumeist
in sehr ärmlichen Verhältnissen lebenden siebenbürgischen Produ-
zenten aufkauften und uuter Vermittlung ihrer in Rumänien
ansässigen Verwandten und Bekannten an die dortigen Detaillisten
und Konsumenteu abgaben, vollständig zusrieden. Er wollte nichts
Besseres oder mar doch wenigstens nicht in der finanziellen Lage,
durch Forderung besserer und entsprechend theuerer Waare den An-
stoß zür qualirativen Hebung der Exportindustrie Siebenbürgens zu
geben. Ebenso menig dachten di: bei ihrem Unterhändlergeschäfte mit
Rumänien vielfach zu großer Wohlhabenheit gclangten rumänisch-
siebenbürgischen Eroßkaufleute daran, von ihren Lieferanten, welchen
sie die fertigen Waaren häufig zu wahren Spottpreisen abpreßten,
Produkts zu verlangen, welche vermöge ihrer besseren Qualität die
Kosten eines weiteren Transportes vertragen oder etma gar den Weg
zum Weltmarkte finden konnten.
Da kam der Zollkrisg in Sicht! Ohne erst langs zu fragsn, ob
und wann man hiefür einen lohnenden Absatz an die Konsumenten
finden werde, wurden Waggonladungen sogenannter Kronstädter Ar-
tikel über den Predeal gebracht und von den rumänischen Klein-
händlern aus Furcht vor dem bevorstehenden Zollkriege bereitwilligst
aufgenommen. Die Folgen dieser weit über den normalen Verbrauch
hinausgeheuden Massenlieferungen merden freilich nicht aus-
bleiben. Doch hat die den „Brasovenis" Rumäniens
drohende Krisis mit der uns hier beschäftigenden Frage betreffs
der Rückwirküngen des Zollkriegcs mit Numänien auf die
siebenbürgische Exportindustrie nnr iusofern zu thun, als eben
durch die Furcht vor dem Zollkriege die meisten Vermittler des
Detailabsatzes in Rumänien selbst zur Beschaffung übergroßer Vor-
räthe veranlaßt wurden, so zwar, daß selbst für den allerdings nicht
voraussichtlichen Fall, als der Zollkrieg schon demnächst beigelegt
merden sollte, die Ausfuhr von Siebenbürger Jndustrieprodukten nach
Rumänien lüngere Zeit stocken würde. Wichtiger, als dis Betonung
dieser in der Natur der Verhältnisse liegenden Thatsache ist die Frage,
ob der uuter Voraussetzung einer längeren Andauer des Zollkrieges
den siebenbürgischen Gswerbsleuten und Hausindustriellen drohenden
Gsfahr eines Vsrlustes ihres bisherigen Exportmarktes vorgebeugt
werdeu kann, und ob die zu letzterem Zwscks bisher iu Vorschlag ge-
brachten Mittel geeignet sind, den siebenbürgischen Produzenten ihre
weitere Existenz zu sichern.
Jn letzterer Beziehung hat es nun vielen Gewerbsleuten als
das Beste und Einfachste geschienen, den Folgen des Zollkriegs einfach
dadurch aus dem Wege zu gehen, daß sie den Schauplatz ihrer Pro-
duktion in das Land des Konsunis, d. h. nach Rumänien verlegen.
Aber abgesehen üavon, daß eine solche wenig patriotischen Muth ver-
rathende Uebersiedelung in das Nachbarland nur von besser situirten
Gewerbsleuten ausgeführt werden kaun, für die zahlreichen Haus-
industriellen Siebenbürgens aber ganz undenkbar ist, haben wohl jene
gemerblichen Flüchtlings, melchs dem Vaterlande mit raschem Ent-
schlusse den Rücken kehreu, nicht daran gedacht, daß die
Produktiousverhältnisse Rumäniens ganz andcrer, schwieri-
gerer und kostspieligerer Natur sind als in Siebenbürgen,
und daß mau betreffs der schou zwei Jahre auf der
parlamentarischen Tagesordnung steheuden Vorschläge zur He-
bung der rumänischen Jndustrie durch Bewilligung von Staatsver-
günstigungen für fremde und einheimische Unternehmer noch iminer
nicht über das vorbereitende Stadium kommissioneller Berathungen
hinausgekommen ist. Diejenigen Gewerbsleute Siebenbürgens, welche
heute auf das Gerathcwohl nach Numäuien auswandern, werdcn
traurige. sehr traurige Erfahrungen zu machen haben. Und selbst für
den Fall, als unsere durchaus nicht pessimistischen Prophezeiungen
durch irgend eine unerwartete Wendung Lügcn gestraft merden solllen,
müßte ja doch noch immer die Frage beantmortet werden, wie denn
jeneu kleinen Gewerbsleuten und bänerlichen Hausindustriellen Sie-
benbürgenS auf die Beine zu helfcn sei, welche, durch den Zollkrieg in
ihrem Lebensermerb bedroht, nicht über die Mittel verfügen, um eine
Auswaiiderung zu riskiren oder welche durch andermeitige materielle
Jntcressen in ihrer Heimath zurückgehalten werden.
Vielfach war man diesbezüglich der Ansicht, daß für den im
Nordcn der unteren Donau verlorcneu Markt im Süden desselben
Stromes, in Bnlgaricn, ein Ersatz gesucht werden müsse. Jn an-
erkennensmerther Bereitwilligkeit hat sich die Handcls- und Gewerbe-
kammcr und der Handcls- und Gcmerbeverein von Kronstadt dieses
Gcdankeus bemächtigt und eine Kominission behufs Studiums des
bulgarischen Marktes und eventueller Anknüpfung von Handelsver-
binduugcu uach Bulgarien entsendet. Nun war zwar die Zeit von
einigen Tagen, welche dieser Kommission zur Versügung stand, viel
zu kurz bemessen, als daß von einer eingehenden kommerziellen Durch-
forschung Bulgariens die Nede seiu konute. Doch scheint es, daß
schon das Ergebniß dieser kurzen Kommissionsreise, trotz des Ent-
gegenkommens der bulgarischen Behörden, ein wenig erfreuliches
geweseu ist. Um für den rumänischen Markt in Bulgarien einen
Ersatz zn finden, müßten eben dem siebenbürgischcn Export uach
Bulgarien ganz dieselben Vertriebsmittel zu Gebote stehen, wie es bei
der Ausfuhr nach Rumänien der Fall war. Hier versügte man
über nationale, der rumänischen Sprache mächtige und in Rumänien
selbst über zahlreiche freundschaftliche und verwandtschaftliche Bc-
ziehungen gebietende Unterhändlcr, melche zmar den Lömenantheil
des Geschäftsgewinnes einheimsten, für den Export nach Rumänien
aber ganz unerläßlich maren. Für Bulgarien fehlen solche Zwischen-
händler; alle Beziehungen müßten mit all den Gesahren, melche die
Anknüpfung neuer Handelsverbindungen in einem fremden uud noch
dazu iu einem durch die Folgen eines Krieges sinanziell geschwächten
Lande mit sich bringt, neu geschasfeu merden. Und dann nicht zu ver-
geffen: Bulgarien selbst besitzt namentlich im Balkangcbiete recht
schätzenswerthe Anfünge einer Hausindustrie, welche in kurzer Zeit
die Einfuhr gerade jeuer Artikel, melche mau iu Rumänien mit dem
Sammelnamen der „Kroustädler" bezeichnel, überflüssig, ja selbst
unmöglich machen mird.
Solchen Verhältnissen und Ermägungen gegenüber wird nun
in den ruhiger denkenden, praklisch geschulteren Kreisen der sieben-
bürgischen Geschäftswelt dis Frage ventilirt, ob es denn durchaus
nothwendig sei, daß man für die bisher nach Rumänien exportirten
siebenbürgischen Jndustrieprodukte einen Ersatz im Auslande sucht.
Die Antwort lautet verneinend, da man ja doch zur Ueberzeugung
kommen muß, daß das Geld des ungarischeu Bauern nicht schlechter
ist, als das des rumänischsn, und daß bei sorgsamer Berücksichtigung
der lokalen Geschmacksrichtung und dcr landesüblichen Bedürfnisse
namentlich der Bauer des Alsöld ein meit schätzensmertherer Abnehmer
der Kronstädter Textilmaaren, der Seilerartike! und Holzarbeiten
Siebenbürgens werden müßte, als dcr rumänische Bauer. Schätzenswer-
ther deshalb, weil bei ihm der im Verkehr mit Rnmänien unerläßliche
mehrfäche Zwischenhandel in Wegfall käme, welcher, mie gesagt, den
größten Theil des Geschäftsgewinnes absorbirt und meil der sieben-
bürgische Produzent bci einem Absatz seiner Waaren im Jnlande
nicht mit all den zahlreichen und theilweise unberechenbaren Schwie-
rigkeiten und Chikanen des Absatzes im Auslande zu rechnen hätte.
Und wenn nun erst die Gewerbethätigkeit Siebenbürgens sich aus
dsm traditionellcn Festhalten an der von den Altvorderu ererbten
primitiven Produktionsweise aufrafft, wie sie eben nur einem
Konsuinenten wie dem rumänischen Bauern gegenüber möglich
war, dann wird ja wohl auch ohne die Entdeckung neuer
fraglicher Absatzgebiete im Auslands die einst im Orient
konkurrenzlose siebenbürgische Handels- und Gewerbsthätigkeit
wieder lebensfähig sür alle Fälle werden. Jn einzelnen Gebieten
der Produktion, so auf dem der Spiritusbrennerei, der Papierfabri-
kation und theilweise der Tuchmänufaktur wurden in Siebenbürgen
bereits Beweise erbracht, daß es nur eines energischen Wollens und
der nöthigen Umsicht bedürfe, um erfreuliche Erfolge zu erzielen. Man
mögs doch nicht zaudern, disse Erfolge sich vor Augen zu halten, wenn
es sich um die Erhaltung und Hebung des in Siebenbürgen einst so
blühenden Kleingemerbes und der bäusrlichen Hausindustrie handclt:
und man wird dann bei praktischer Benützuug der hieraus hervor-
gegangenen Erwägungen Resultate erzielen, welche allen Jenen be-
gründeten Anlaß zur Reue und zur Umkehr geLsn werden, die in
schwachherziger Furcht vor deu Folgen des Zollkrieges mit Rumänien
nach dem für Fremde rvenig dankbaren Nachbarlande ausgewan-
dert sind.
Tagesnenigkeiten.
(V e r l e i h u n g.) Durch allerhöchsie Entschließung vom
24. Juli wurde dem Wegekommissär im Szendreer Bszirk Peter
M ä r t o n, in Anerkcnnung sciner vieljährigen cifrigen Dienste, das
goldene Verdienstkreuz verliehen.
(E r nennunge n.) Karl Zohnsen zum Konsular-
Geschäftsträger in Christiansand; Alexius Fodor zum volksmirth-
schaftlicheu Referenten des Verwaltungs-Ausschusses im Szilägyer
Komitat; Marie K ä r n e r, Hilfslehrerin an der Bürgcrschule in
Kapuvär, Jolän K o z m a, Hilfslehrerin an der Bürgerschule in
Miskolcz, Flora L u k e s ch, ordcntlichc Lehrerin an der Bürgerschule
in Kapuvär, Josef T u r n e r, ordentlicher Lehrer in Titel, Frau
Josef T u r n s r, ordentliche Lehrerin an der staatlichen Volksschule
in Titcl, Helene N a g y, ordentliche Lehrerin an der staatlichen
Volksschule in Aliära, Nikolaus Jankovits, Elementarschul-
Wanderlehrer in Vizsnie, definitiv; Johann Pollner zum
Steueroffizial VI. Klässe in Galgöcz.
(Für das Handelsmuseum) haben neuestens ge-
spendet: Emerich Schönbeck, Kaufmann in Gran, und Michael
Kollär je 5 fl.
(P o st a l i s ch e s.) Mit I a p a n ist der telegraphische
Anweisungsverkehr eröffnet worden. Der Maximalbetrag der An-
weisung beträgt dahin 200 fl., daber 500 Francs. Jn Japan können
an diesem Verkehr vorläuflg nur die Postämter in Tokio und Joko-
hama theilnehmen. — Jn Koväcsi und Garamkelecseny
im Barser Komitat wurden neue Postämter errichtet.
( S t a t u t e n g e n e h m i g u n g.) Die Statuten des
Päpaer Geselligkcits-Klubs, des Zalaer Kulturvereins und Lesc-
klubs und des Selbsthilfsvereins dsr jungen Kaufleute wurden ge-
nehmigt-
(D i e P h y l l o x e r a) ist in der letzien Zsit in der Gemar-
kung von M a k ä d, Pester Komitat, ferner in Näcz - Almäs,
Weißenburger Komitat und in <) - M o l d v a , Kraffö-Szörenyer
Komitat, aufgetreten.
(F r a n z L i s z t.) Unser berühmter Landsinauii Viktor
Tilgner war der letzte Bildhauer, der Liszt im Jahre 1884 nach
der Natur modellirt hat. Die Büste ist über alle Maßen gelungen und
gibt den eigenthümlich verklärten Blick Liszt's wie keine eiucs anderen
Künstlers wieder.
Die Zahl der bisher bckannten Kompositionen des dahin-
geschiedenen Meisters beträgt 647; hievon entfallen 63 auf das
Orchcster — darunter 33 Transskriptiouen — und 517 auf das
Klavier; unter den letzteren befinden sich an 300 Traiisskriptionen.
Für die Orgel hat Liszt zwanzig Werke gcschrieben, dis Zahl der
Vokal-Kompositionen beläuft sich auf 39, die der melodramatischen
Werke auf sünf. Liszt hat geivöhulich dcs Nachts gearbeitet; gleich
Volkmann brachte er seine Gedanken erst zu Papier und dann erst
setzte er sich ans Klavier, um die Notizen zu vervollständigen. Seine
Arbeiten hatten mehrfache Korrekturen durchzumachen, ehe er sie unter
die Presse gab. Kurz vor seiner Abreise ins Ausland noch hat er
zwei Csärdäse geschrieben, welche im Verlage Täborßky's erscheinen
werden.
(T o d e s f a l l.) Gestern Abends starb hier im 67. Lebens-
jahre, nach langem schweren Leiden der Hausbesitzer und Presbyter
der deutsch-evangelischen Gemeinde, Herr Josef Sigmund. Alle, die
mit dem Verblicheuen zu verkehren Gelegenheit hatten, wußten uicht
genug seine Biederkeit, Rechtschaffenheit und warmen Wohlthätigkeits-
siiin zu rühmen. Durch seinen Tod werden viele hauptstädtische Kreise
in Trauer versetzt. Die Veerdigung findet morgen Nachmittags 4 Uhr
vom Trauerhause, Rathhausgaffe 5, statt.
(E i n P a m p h l e t.) Von dem ehemaligen Metropoliten
in Sarajevo, Herrn Sava Kosanovics, welcher sich derzeit in
Baden bei Wien besindet, erhält die „N. sr. Pr." die folgende inter-
effante Zuschrift zur Veröffentlichung:
E r k l ä r u n g, womit ich erkläre: daß auf ein gcwiffes
„Memoire", welches Bosnien und die Herzegovina betrifft und im
Königreiche Rnmänien erschienen ist, neben den Namen des Vojvoden
Peko Pavlovics und dcs Archimandriten V- Pelagics
v o l l k o m m e n lügenhast auch meine Unter-
schrift dort beigesetzt wurde. Dies hat nian
g a n z o h n e m e i n W i s s e u u n d ohne m i ch zu s r a-
gen gethan; weder habe ich irgend jemals
i r g e n d I e m a n d e n hiezu b c v o l l m ä ch t i g t, noch
menigeraber das „M e m o i r c" g e s cki r i e b e n. Jn
B a d e n, 20. Juli (1. Aiigust) 1886. Metropolit in Pension Sava
Kos a n o v i c s m. p.
Das Mcmoire, von welchem hicr die Rede ist, wnrde wieder-
holt in verschiedenen Blüttern crwähnt und ist nichts Anderes als
eines der zahlreichen Pamphlete, mit welchen man die Fortschritte,
welche die österreichisch-ungarische Verwaltung in den okkupirtsn Pro-
vinzen gemacht hat, von einer gewiffen Seite zu heminen hofft. Das
Memoire hat, menn wir nicht irren, in Bukarest das Licht der Welt
erblickt, uud über das Vertrauen, welches seine Urhcber verdienen, gibt
die vorstehende Erkläruug den bestcn Aufschluß.
(Theater in Preßburg.) Man berichtet uns
aus Preßburg: Unter Führnng des Bürgermeisters Mergl
sprach jüngst bei Moriz Iökai eine Deputation der Stadt
Preßburg vor, den Dichter nameus der Stadtgemeinde zu bitten,
sür die Eröffnung des neuen Theaters den Prolog zu schreiben.
Jökai empfing die Deputation sehr zuvorkommend und sagte die
Gewährung der gestellteu Bitte zu.
(U n s e r Landsmann, der H i st o r i e n-
maler Joses Koppay) wurde abermals mit zwei
auszeichnenden Aufträgen betraut. Herr Koppay malt nämlich
in seinem Münchener Atelier im Auftrage der Ex-Königin Jsabella
von Spanien deren Enkel, den klcineu Prinzen El Nino, um sodaun
in Paris das lcbensgroße Bild der durch ihre Schöuheit berühmten
Frau Marquise v. Villeneuve in Angriff zu nehmeu.
(R a d e tz k y - M o n u m e n t.) Das Präsidium des
Gemeinderathes der Stadt Wien wurde um Ueberlaffung des
Platzes vor dem Justizpalast für das aufzustellende Radetzky-Monu-
nient ersucht. Dasselbe soll bis au die Ringsiraße vorgeschoben
werden. Wenn dieser Platz zur Verfügung gestellt werden solltc,
wird das Komite endgiltig über die Wahl dcsselben entscheiden. Die
Sammlungen für das Denkmal haben nach dem letzten Ausweise den
Betrag von 109.119 fl. 22 kr. ergeben.
(Manöver in Galizien.) Aus Sambor, 28. Juli,
wird über die Dispositionen sür die Anfangs September stattfinden-
den großen Manöver in Galizien Folgenoes berichtet:
„Am 25. August marschiren die Kavalleric, Artillerie und die
Traintruppen des Lemberger und Krakauer Korps nach Sambor; es
wcrden auf je drei Meilen Stationen gemacht. Die Jnfanterie des
Llrakauer Korps begibt sich am 2. September in Eilmärschen nach
Neu-Sandsc, wo am 7. September Erzherzog Albrecht eintrifft;
der Erzherzog wird das Stanislaus Staduicki'sche Palais in Nawo-
jowa bewohnen. Am 8. September werden die oberwähnten Jnfan-
terie-Truppen iu zehn Züge» der galizischen Staatsbahnen nach Sam-
bor befördsrt, wo gleichzeitig die Jnfanterie des Lemberger Korps ein-
trifft. Am 9. Scptember ist allgemeiner Rasttag und soll an diesem
Tage Se. Majestät dcr Kaiser-König bei den Truppen eintreffen.
Anr 10. September beginnen die eigentlichen Manöver, die sünf Tage
andauern sollen. Zum Empfange der ausländischen Offiziers werden
iii der Station Grodek zwei Pavillons erbaut. Der General-Gouver-
neur von Warschau, General G u r k o, wird mit einsr Anzahl
ruffischer Offiziere den Mauövern als Gast Sr. Maje'tät beiwohnen-
Das Hauptquartier Sr. Majestät wird im Konstantin Freiherr
Brunicki'schen Palais in Lubien aufgeschlagen. Das Lemberger und
das Krakauer Korps werdcn gegen einander manövriren, und zwar
in Divisionen auf Kriegsfuß. Die Divisions- uud Brigade-Komman-
danten sind noch nicht designirt. Die Aufstellung des Lagers wurde
dem Genie-Obersten Egmont Grafen Geldern übertragen. Bei
den Manövern, an denen circa 34.000 Kombattanten theilnehmen
werdxn, haben die Tarnow - Leluchower, die Sandec - Gnibower,
Przemysl-Lupkower, Dniester- und Albrecht-Bahn, also sämmtliche
Strecken der galizischen Staatsbahnen, in Betreff ihrer Transport-
fähigkeit im Mobilisirungsfalle die Feuerprobe zu bestehen"
(E r r i ch t u n g eines II. Iahrgang § in
der Kavallerie-Kadetenschule.) Se. Majestät
hat die versuchsweise Errichtung eines II. Jahrganges an der Kadeten-
schule in Mährisch-Weißkirchen mit Beginn des Schuljahres 1886/87
genehmigt. Der Lehrplan und die Aufnahmsbedingungen sür diesen
Jahrgang sind im Allgemeinen dieselben, wie jene für den II. Jahr-
gang einer Jnfanterie Kadetenschule. Nebst dsm sür Kadetenschulen
systemisirten Schulgelds ist von den Frequentantsn des H. Jahrganges
ein Beitrag von 100 fl. österreichischer Währung sür den Equitations-
fonds der Kavalleric-Kadetenschule zu erlegen, welcher Betrag nur für
Söhue mindcr bsmittelter Offiziers und Militär-Beamten auf 50 fl.
österreichischer Währung herabgesetzt werden kann.. Die näheren Aus-
sührungs-Bestimmungen werden im Wege schriftlicher Verordnung
verlairtbart.
' <V o l k s v e r s a m m l u n g e n.) Jn Paks hat am
1. Angust in dcr Afsaire Edelsheim-Zanski eine Volksvcrsammlung
stattgefuuden. Dcr Abgeorduele Josef Halvax beantragte, die Ver-
sammlung möge als Vorkonferenz zu einer später abzuhaltendsn Be-
zirks-Volksversammlung angesehkii wcrden, in welcher die Errichtung
dcr selbstständigen ungarischen Armse gefordert und gegen die Ver-
letzuug der natioiialen Ehre Protest erhoben werden soll. Jm Uebri-
gen möge der Regierungschef ersucht wsrden, der Nation Satisfak-
tion zu verschaffen. Der Antrag des Abgeordneten wurde einhellig
angenommen. — Jn der Janski-Affairs wurde auch in A e k e s-
Csaba am 1. Äugust eine Volksversammlung abgehalten, an wel-
chcr nahezu 4000 Menschen aus der dortigen Gegend theilgenommen
haben. Den Vorsitz führte Herr Bela F e j e r, Mitglied der liberalen
Partei. Die Nesolution wurde von Karl F ä b r y, Mitglied der
Ünabhängigkeits-Partei, verlesen. Dieselbe ist identisch mit der in
der Bndapester Volksvcrsaniiiiliing beschloffenen und wurde einhellig
angenoniinen. Die zur Versanimlung geladenen Neichstags-Abgeord-
neten Daniel Iränyi und Michael Z s i l i u ß k y sind nicht er-
schienen und ließeu ihr Fernbleiben sntschuldigen.
(D i e h a u p t st ä d t i s ch e R e ch t s k o m m i s s i o n)
verhandelte heute das Gesuch, welches die Beamten der Vorstehung
dcs X. Bczirkes uin Bewilligung einer Extravillan-Zulage eingereicht
hatten. Nachdem diese Forderung gebührlich nicht begründet erscheint
und die Rechtskommiffion nicht kompetent erscheint, in die Frage der
Billigkeit einzugehe», wurde das Gesuch abgelehnt. — Aus Anlaß
der Besetzuug mehrerer Wegausseherstellen tauchte die Frage auf, ob
Aiigestsllte dieser Kategorie dem Nachwcise einer Qualifitätion unter-
lägen. Die Kommiffion verneinte diese Fragc. — Außsrdem ver-
handclte die Kominiffion noch über einige Pensionirungs-Angelegen-
heiten, welche statutengcmäß erledigt wurden.
(O f f e r t v e r h a n d l u n g.) Betreffs Lieferung mehrerer
Arbeiten für das Schlachthaus wurde heute eine Offertverhandliing
gehalten. Für die Uiiigestaltiiug der Schlachtkamniern mit Eisen-
konstruktion (6780 fl.) hatte Anton Oetl mil 8 Psrzent Nachlaß.
für Lieferung von Schneefängern (2340 fl.) Wilhelm Mauritz
mit 17 Perzcnt Nachlaß, für Lieferuug der Schieferarbeiten (6494 fl.)
Sandroschitz' Nachfolger mit lO'/g Perzent Nachlaß und
betreffs der neuen Eintheilung der Viehstände (1274 fl.) Saniuel
Kltser mit 2 Perzent Nachlaß das billlgste Offert-
(Z u m D u e l l B a r ä t h - D e s s e w f f y.) Heute Vor-
mittags fand in der Todtenhalle des Rochusspitals in Gegenwart
des Untersuchuiigsrichlers V e r e b e l y, des GcrichtsarzteS Dr-
Szikßay, des Polizeiarztes Dr. Rözsaffy und Privatarztes
Dr. Wein die Obüuktion ^rpäd Dessewffy's statt. Die
Sezirung wurds vom Universitäts-Profeffor-Substituten Dr. K o-
väcs vorgenommen und wnrde hiebei konstatirt, daß die Kugel vier
Centimeter unterhalb des rechten Schlüffelbeins in den Körper ein-
drang, den Brustkorb und die Lunge durchbvhrte, hierauf das Rück-
grat lädirte, zwischcn der sechsten und siebenten rechtseitigen Rippe
hindurchging, innerhalb der Muskulatur des linken Brustkorbes beim
linken Schlüffelbein stecken blicb. Die Verletzung ist eine schwere,
lebensgefährliche, jedoch nicht unbedingt tödtliche; in dem konkreten
Falle abcr hatte sie den Tod verursacht. Selbst im Falle einer
Heilung wäre Dcffewffy ein Krüppel geblieben. — Nach der Sezirung
wurde der Todte in seine Wohnung, Sterngaffe Nr. 12 siber-
führt, von wo um 5^2 Uhr Nachmittags das Leichenbegängniß
stattfindet.
(S e l b st m o r d ch r o n i k.) Der 42jährige Maurer Gsza
Martinecz jagte sich heute in seiner Wohnung, Joscfigäffe
Nr. 68 aus cinem Revolver eine Kugel in dcn Kopf und blieb
sofort todt. Dcr Sel istmörder hinkerläßt fünf Kinder. Das Motiv
seiner That ist nicht bekannt. — Die Gouvernante Katharine
S z e n t e s s i, welche — wie wir berichteten — vor vier Tagcn
eine Vitriollösung getrunkcn hat, ist heute den erlittenen innerlichen
Verletzungen erlegen.
(P o l i z e i n a ch r i ch t e n.) Der aus Budapest gebürtige
und nach Temesvär zuständige 30jährige, wegen einer Defraudation
kurrentirte Agent Julius Adolf Habres wurde hier in der Haupt-
stadt, Telekiplatz Nr- 25 von der Polizei ausgeforscht und in Haft
genommen. — Die Sammelbüchse in der Ltapelle dcS katholischen
Friedhofes in Altofen wurde heute Nachts von bisher unbekannten
Thätern crbrochen und ihres Jnhaltes beraubt. — Der Taglöhner
Michacl Holicsoi hat gestern Abends während eines Rauf-
handels vor dem Hause Kerepeserstraße Nr. 67 dem Taglöhner
Johann Harizs das rechte Ohr abgcbiffen.
(Verhaftung eines berüchtigten Ein-
b r e ch e r s.) Man berichtet uus heute aus Temesvär: Eincn
guten Fang machte gestern in später Abendstunde der hiesigc Hono-
rär-Ober-Stadthauptmann Dragovanics. Er war bercits seit zwei
Wochen dem von der Budapester Polizei kurrsntirten berüchtigten
Einbrecher Ferdinand Weiland auf der Spur. Lctzterer hielt
sich in den Gärten der nahen Gemeinde Mshala auf und konnte nur
durch eine List aus seinem Schlupfwinkel gelockt werden. Drago-
vanics setzte sich mit einigen zweifelhaften Jndividuen, Bekannte
Weiland's, ins Einvernehmen. Diese lockten den Ver-
brecher unter dem Vorwande in dis Vorstadt Fabrik, daß
ein großer Juwelendiebstahl geplant werde. Als Weiland gcgcn zehn
Uhr Nachts das bezeichnete Lokal betrat, stürzte Ober-Stadthauptmann
Dragovanics mit sechs bewaffneten Polizisten auf ihn los und nahm
seine Verhaftuug vor. Weiland hat bereits etwa 20 Jahre im Kerker
zugebracht, er ist 48 Jahre alt und von herkulischer Gestalt. Er be-
nimmt sich überaus frech uud sagte, er könne nicht glauben, daß die
Temesvärer Polizisten dieses Kunststück vollbracht hätten, Baron
Spleny i's Hand müffe da im Spiele sein; zu Dragovanics be-
merkte er, es sei sein Glück, daß er nicht allein gekommen, sonst hätte
er mit seinem Messer Bekanntschaft gemacht.
(D e m F ü n s k i r ch n e r La ^—
haben die Gesaugvereine folgender Städle ^
Szamos-Ujvär, Nagy-Käroly, Debreczin, ^ ^
hely, B.-Gyarmat, Jglö, Kaschau, Ungväi^,
Erlau, Komorn, Szatmär, Miskolcz, Mv^
burg, Szegßärd, Zombor, Vättaßek, Erzsc^-
gedin, Szsntes, Groß-Kikinda, Jäßbereny, n
csova; außerdem sämmtliche Männergesai ^
(S ch a d e n f e u e r.) Man schre
unter dem 3. d.: Vorgestern um 1 Uhr ^ ^
benachbarten Gemeinde Veproväcz ein Fei^-
und viele Nebengebäude cinäscherte. Da ^
Bauer gelegt; derselbe hatte einen Streit ^ o
Letzteres sich auf den Hausboden flüchtete, ^ --
dach jeines eigenen Hauses in Brand, dai —
Die Frau rettete sich aber. Bei der gro
herrschenden heftigen Winde griff das
Miffethäter befindet sich bereits in sicherei^
(Die Telephonverbindi^.
welche am 1. August offizisll dem öffei ^ ^
worden ist, wurde — wie wir Brünner ——
diesem ersten Tage der Eröffnung voi ^
P a r t e i b e n ü tz t. An den vorhergei ^
mehr als 300 Parteien in Brünn und —
Wege mit einander verkehrt. Jnsolange di ^
Äbönnenten nicht direkt mit einander verl^-
die Telephonverbindung Brünn-Wien wo n lO
Publikum bsnützt werden. Auch schsint ^
1 fl- für fünf Minuten gar zu hoch bem
reichijche Handelsmiiiisterium dieselbe be —
Jn Belgien zahlt man blös 1 Frc. uud ^—
die Benützung des Telephons in der Dar —
(M o r d u n d S e l b st m o r d.) —
Jaroslau in Galizien: Am 28. v. I — v
10 Minuten von Jaroslau entfernt liege —
ein entsetzlicher Doppelmord verübt. Ein —
des Grafen A-, hatte bei seiner Braut, — ^
Mädchen, Untreue wahrgeuoinmen und ai —
schloß er, seiner Braut sowohl als auch s
nehmen. Er lud das Müdchen zu sich ein —
Spaziergang in dem Parke an, als er r ——
befindlichen Kapelle angelangt, einen Rev> —
Schuß auf seine Braut abfeuerte, der sos —
feuerte er einen zweiten Schuß auf sich se
'S_s> O