Brraiitrvortlichrr Redacteur: A. F. Lackmann in Bannen. — Druck und Verlag: Friedrich Staats in Barmen.
Redaction und Exjiedrtion: Altcnmarkt Nr. 35.
eitung
Monnementspreis: Jn Barmen 3 Vs Mark, in der Expedition entnommen 3'/i M., durch die Post bezogen 4 Pj.
Znserate: 20 Pfg. die gespaltene Zeile oder dcren Raum. Rcclamen V» M.
Nr. 157.
FLr K. PMmnmi, Hs§V«rsrKrsßi 81, Herrn. Lty, Lilir°!rLße 4Z. W. TchS»!wi!tz,
FLUinstraßi IS! (Wichklhaurb..g), Wwe. s. r. EUpe, tzk«inghaui<rstratzi I, Frtedr. Echniidt, Hickintzhausi»
straße r 262, Rob. Echuiidl, WerUrierstraß« SZ, E, E. Kiibenstrunl, Brrlinerstraße II», Auz. Korie.
Wurgstatze 17.
Freitag, 9. Iuli 1886.
«i«iie»r»-. MrEtr«°;«IL: W. ThieneS. Echlkffirrz-st- 7 -iNi, E. S. L-»Lr L Lo. — Kstr SHWelUl,'
Kedr. Larioinlel, Bochhandlunz. — Brrnhard LruLI, EerUa' Iirohrknstraß: 26, Rud. Moste, Berlin,
Haasenstiin u. Lozler, SiuL. Moste, SSIa. B. L. DauLe n. 8o„ KranUuii a. W. ur.L Parik, «nd.Moste u. D-
Schiirmann in Tusteldsrs, Fr. Lrüwest, Doriniund.Sarl Sch-tzlrk, HanooLer, E. Echlotie, Bremen, LL. Eleiner
u. WilUam Wilkcntz.tzamburz, eljrauns Uk» ,rr. I'ie.'e: ' I^ dnara.. 6, Uar>. iüajchman L. FriNdler, Warscha»
53.Jahrg.
DesrtschlMrd.
r/X Berlin, 8. Juli. lDie Wahl der uichtständigen
sitglieder des Rcichsversicherungsamtes; Heran-
zixhung der Officiere zu den Gemeindelasten.s Das
ReRchsversicherungsamt veröffentlicht heute das Resultat der Wahl
sei«ier nichtstäudigen Mitglieder und deren Stellvertreter. Von deu
B»rufsgenosienschasten sind über 3 Millionen Stimmen (für jeden
veMcherten Arbeiter eine) abgegebcn worden, und cs sind gewählt
Czvmmerzienrath Haßler in Äugsburg, der bckannte Führer der
i.pinner im Kampfe für den Schutzzoll, fast einstimmig, und Berg
/erks-Directar Hilt in Aachcn, der Vorsitzende der Knappschasts-
kerufsgenossenschaft, mit beinahe 1900 000 Stimmen. Jn den
lreisen dcr Berussgenossenschasten hatte eine ziemlich lebhaste
cgitation stattgefunden; in cmer Vcrsammlung von Vorstands'
ustitglicdern dcrselben war nebcn Haßler der Geh. Finanzrath Jencke,
Urocurist von Fr. Krupp in Essen, aufgestellt worden, so daß die
büiden Hauptgruppen der Schutzjöllner, dte Textilindustriellen und
dik Großeisenindustriellen, je ein Mitglied zum RcichSversicherungs
anst gestellt haben würden. Gegen diese Abmachung erhob sich indeß
lcllhafter Widerspruch, und in einer zweiten Versammlung wurde
an'iStelle des Herrn Jencke Dircctor Hilt aufgestellt und nunmehr
ouch gewählt. Als Stellvertreter sind Vorstandsmitglieder der
Berussgenossenschaften der Vrauerei und Mätzerei (Rösickc-Bcrlin,
sast einstimmig), der chemischen Jndnsirie (Dr. Martius-Berlin),
der Gas- und Wasscrwerke (Dircctor Cuno-Berlin) und der nord-
deutschen Holzberufsgcnossenschast (S ch r a m m - Berlin) gewählt
worden. Unter denen, die in der Minderheit blieben, befindet sich
auch Hkrr Felisch, der Vorsitzende der nordöstlichen Baugewerks-
BerussgeAossenschaft, der Herausgeber der hiestgen „Baugewerks-
Ztg.". Be'. der Wahl der bciden Arbeitervertreter ist, wie voraus-
zusehen war, eine große Zersplitterung eingelreten. Gewählt wurden
der Werkmesiter Christ (Papierindustrie) in M.-Gladbach mit
861000 uns der Hutmacher Kämpfe in Bamberg mit 255000
Stimmen. Keiuer von beiden hat die absolute Mehrheit erreicht,
da aber die rclative genügt, so stnd sie als gewählt proclamirt
wordcn. Gleich hinter Herrn Kämpfe folgt der Knappschafts-Aelteste
Frede in Dortmund mit 223 800 Stimmen. Als Stellvertretcr
der Mitglieder aus den Kreisen der Verßcherten wurden gewählt
Gust. Röttgen-Düsseldorf mit 828 000 Stimmen undJul. Hardt
in Wilhelmsthal mit 778 000 Sttmmen, beide von der rheinisch-
westfälischen Tcxtil - Berufsgcnossenschast, serner Jos. Stark in
München mit 261000 und Heinr. Spörlin Augsburg mit 236 000
Stimmen. Es ergibt stch hieraus, daß dic Rheinprovinz eine sehr
starke Vertretung unter den mchtständigen Mitgliedern des Reichs-
versicherungsamles erlangt hat. — Schwarzburg-Sondershausen ist
der crste norddcutsche Staat, welcher dem Beispiele Preußens folgt
und ein Gesetz über die Heranziehung der Osficiere zu den Com-
munalsteuern erläßt.
* jJn dem heute verössen tlichtcn Dankschreiben
des Prinzregcntcn an den Kaiscrs für die Theilnahme an
dem Tode des Königs Ludwig hebi der Prinzregcnt mit besonderer
Anerkennung hervor, daß der Kronsrinz Ueberbringer dieser beileids-
vollen Gesinnungcn gewesen. Jnden der Prinzregcnt dafür seinen
Dank ausspricht, fühlt er sich noh in besonderem M"ße dadurch
dnnkbar veTbnnden, „daß Ew. Kaserltche uud Königliche Majestüt
die dem verewigten Könige gewidneten, auf die Geschichte und die
uahe Verwandlschaft der Königliccn Häuser von Preußen und
Bayern begründeten sreundschastlichct Gesinnungen aus mich über-
tragen wollen." Der Schluß lautet
„„Mögen Ew. Kaiserliche und Köngliche Majestät Sich überzeugt
halten, daß auch ich meinerseits nichts sechlicher erstrebe, als die Aufrecht-
erhaltung und Befestigung der so glücklii bestehenden innigen und ver-
trauensvollen Beziehungen, welche zum öeile Deutschlands dic Kronen
Preußens und Bayerns vcrbindm. Mit der Bethcucrung dieser Ge-
sinnungen verbinde ich die Versicherung dr hohen Verehrung und un-
wandelbaren Ergebenheit, worin ich verarre Ew. Kaiferlichen und
Königlichen Majcstät dienstwilliger V-tter
(gez.) Luitp ld, Prinz von Bayern.
Mllnchen, den 20. Juni 1886,
An dcS deutschen Kaijers und Königs von Peußen MajcstSt."
* sDer Prinz-Regent vonBcherns hatte der „K. Z."
zusolge die Absicht, dem Kaiser in Ȋchster Zeit cinen
Besuch abzustatten. Dicser Plan istjedoch wicder aufgcgeben
und zwar mit Rücksicht auf das Befindsi Sr. Majcstät. Das
Befinden des Kaisers wird zwar als ein hock)esriedigendes geschildert.
äbrigen bcstätigt die „K. Z." unsere gestrige Meldung, daß der!sächsischen Städten zahlreiche Unterrichtsstätten, wobei er sich in der
Kaiser auf dcr Reise nach Gastein durch Münche n reisen und denkbar einge^y sicn Weise orientirte und flcißig Aufzeichnungen
dort dcn Prinz-Regenten begrüßen wird
* sDie Vertheilung aus der I-sx Ilusno.s Wie
wir bereits meldeten, beläuft sich der aus den landwirthschaft-
lichen Zöllen auf Grund der lox Drisiis an die Com
munalverbände pro 1885/86 zur Vertheilung gelan-
gende Betrag auf etwas über vier Millionen Mark. Bei
der Berechnung der Antheile an diesem Gesammtbetrage wurde zu
Grunde gelegt die Bevölkerungszahl nach der Volkszählung vom
December 1885 nebst dem Sollaufkommen des Etatsjahres 1885/86
einschließlich der fingirt veranlagten Grundsteuer und Gebäudesteuer.
Es erhalten demnach der Reg.-Bez. Königsberg 141319 Mk..
Reg.-Bez. Gumbinueu 85150 Mk., Reg.-Bez. Dauzig 73436 Mk.,
Neg.-Bez. Marienwerder 94 563 Mk., Berlin 284322 Mk., Reg,
Bez. Potsdam 174132 Mk.. Req.-Bez. Frankfurt a.d.O. 145 769
Mk., Reg.-Bez. Stettin 108 987 Mk., Reg.-Bez. Cöslin 64999 Mk.,
Reg.-Bcz. Stralsund 43096 Mk., Reg.-Bez. Posen 125 627 Mk.,
Reg.-Bez. Bromberg 74623 Mk., Reg.-Bez. Breslau 223 521 Mk.,
Rcg.-Bez. Liegnitz 136112 Mk., Reg.-Bez. Oppeln 151021 Mk.,
Reg.-Bez. Magdeburg 169 528 Mk., Reg.-Bez. Merseburg 170 697
Mk., Reg.-Bez. Erfurt 57 010 Mk., Reg.-Bcz. Schleswig 227 837
Mk., Reg.-Bez. Hannover 73 630 Mk., Reg.-Bcz. Hildesheim
75 824 Mk,, Reg.-Bez. Lüneburg 64087 Mk., Reg.-Bez. Stade
55 029 Mk., Reg.-Bez. Osnabrück 37 942 Mk., Reg.-Bez. Aurich
39187 Mk.. Reg.-Bez. Münster 69608 Mk., Reg.-Bez. Min
den 68978 Mk.', Neg.-Bez. Arnsberg 140649 Mk., Reg.-Bez.
Kassel 112103 Mk., Reg.-Bez. Wiesbadm 122279 Mk., Reg.-Bez.
Koblenz 78917 Mk.. Reg.-Bez. Düsseldorf 222994 Mk., Reg.:
Bez. Köln 119030 Mk.. Reg.-Bez. Trier 80570 Mk., Reg.'
Bez. Aachen 80740 Mk., Reg.-Bez. Sigmaringen 8800 Mk-,
zusammen 4002116 Mk.
* sDie Borsigsche Fabrik vor dem Oranienburger
Thors, die älteste Locomotivfabrik Berlins und die bedeutenoste in
dieser Branchs überhaupt, wird demnächst nach etwa 48jährigem
Bestehen eingehen. Der Preis einer Locomotive, dcr vor zwanzig
Jahren 60—65 000 M. betrug und in den Gründerjahren aus
70—75 000 M. stieg, ist infolge der Znnahme der dieser Branche
sich zuwendenden Maschinenbau-Anstalten und der dadurch bedingten
Concurrenz immcr mehr heruntergegangen, bis er jetzt nur noch
28 000 M. beträgt. Die Fäbrik hat bei derartigen Preisen schon
s-it mehrcren Jahren mit Verlust gearbeitet. Trotzdem hat das
Curatorium den Betrieb der Locomotivfabrik weiter geführt, um
nicht viele Hunderte alter, bewährter Arbeiter in ihrem Alter durch
Schließung der Jabrik brodlos zu machen. Diese Rücksicht cms
den treuen Arbeitcrstamm erreichte aber ihre Grenze, als der Jahres-
adschluß sür 1885 in der Locomotivfabrik eincn Verlust von mehreren
hunderttausend Mark ergab. Die Borsigschen Etablissements sind
ja in der exceptionell günstigen Lage, daß keine Schulücn «uf den-
selben ruhen, allein hier trat an die Curatoren die Nothwendigkeit
heran, das Vermögen der minorennen Kinder vor einer Verschleude-
rung durch den kostspieligen Weiterbetrieb des Locomotivbaues zu
bewahren. Aus diesen Gründen und da eine Ausstcht auf Besserung
in den nächsten Jahren nicht vorhanden ist, entschloß sich das Cura-
torium znr Einstellung des Loromotivbaues und zur Schließung dcr
Fabrik. Dieselbe wird bewirkt werden, sobald die noch im Bau
degrisienen Locomotiven fertig gestellt sind, spätestens aber am 1.
October d. I. Für die vielen dadurch beschäftigungLlos werdenden
Arbeiter wird das Curatorium in der Weise Fürsorge treffen, daß
ein Theil dcrselben in den Moaditer Werken eingestcllt wird,
ivährend den anderen, namentlich den ältesten Arbeitern, welche über
30 mid 40 Jahre dort gearbeitet haben, cine Pension oder ander-
weitige Geldunterstützung gewährt wird. Die Verhandlungen hierüber
sind, da es sich um große Summen handelt, noch nicht abgeschlossen.
Ebenso ist es noch unentschieden, was aus den weitläufigen Fabrik-
anlagen vor dem Oranienburger Thor werden soll.
F Dresden, 7. Juli. sEine Reise der Königin; japa-
nischer Besuch; Brauer-Delegirtentag; Verbot eines
Restaurants; Regatto in Reudnitz und Bruder Czech;
landwirthschaftliche Excursionen.j Die Königin Carola
weilte gestern und hcute znr Besichtigung von Fcauenerwerbs- sowie
Klöppelschulen rc. in Schwarzenberg, Schneeberg und Neustädtel im
Erzgebirge, woselbst überall eine enthusiastischs Begrüßung stattfand.
Die Königin kann so recht als Engel der Armuth bezeichnet werden.
dcnnoch schcint eS nöthtg, demsetben wähend der Badekuren in da ihr Kommcn stcts von neuen Acten der Wohlthätigkeit begleitet
Ems und Gastein Ermüdnngen zu ecfparen, ftlche mit dcm Empfangsist. Jm Herbst wird die Königin auch wieder nach Schloß Mora-
längerer Bcsuche und mit^den sich daran flüpfenden Festlichkeitcn wetz in Schlesten reiscn, woselbst ste bckanntlich cine Mädchenschule
verbundcn sind. Aus dicsem Grunde wird xr Besuch des Prinz-'unterhält. — Der Director im japanischen Unterrichts-Ministerium,
Regenten zu einem geeigneten späteren Zeitpnkt stattfinden. Jm'Herr Homao, besichtigte jetzt in Dresden, Leipzig und anderen
machen ließ. "Man spricht davon, daß mchrere hervorragendc säch
stsche Lehrkräfte für das nach europäischer Fayon zu reformirende
Land des Mikado gewonnen werden sollen. — Dis kürzlich hier
zur Berathung zusammengetretenen Delegirten der deutschen
Brauervereine beschäftigten sich in der Hauptsache mit der Auf-
stellung eines neuen Verbandsstatuts, wobei die Versammlung dann
beschloß, einen vom Reserenten empfohlenen Entwurf ausarbeiten zu
lassen mid der nächsten Delcgirtenversammlung vorzulegen. Nächst-
dem wurde der Vorstand mii der Einleitung vorbereitender Schritte
zur Bildung einer Altersversorgungskasie deauftragt, welche Angc-
legenheit aber wohl nicht sobald richtig in Fluß kommen dürste.
Als Ort für den nächsten Delegirtentag wählte man Frankfurt a. M.
— Der hiesigen Garnison ist seit vorgestern das Schillerschlößchen
eines unserer schönsten Elb-Etablissements, verboten worden. Der
Grund zu dieser Maßregel ist dem Vernehmen nach darin zu suchen,
daß der Wirth die Saalräume rc. einem Vereine socialistischer Fär
bung zu einer Festveranstaltung überlassen hatte. Man glaubt jedoch,
daß das Verbot nicht von langer Dauer sein dürfte. — Mehrerc
Dresdener Rudervereine folgten jetzt einer Regatta - Einladung nach
dem erzczechischen Raudnitz in Böhmen. Die wassersportliche
Bravour der Dresdener fand in mchreren Preisen die verdiente An
erkennung; im übrigen soll der Aufenthalt in dem genannten Fest
or!e aber durchaus kein angcnchmer gewesen sein, da durchaus
czechisch gesprochen wurde und die Wirthe den Gästen gegenüber
wenig Tuct besaßen. — Bis gestern weilten noch Theilnehmer an
der erstcn Wanderversammlung derdeutschenLandwirthschafts'
Gesellschaft in unserer Stadt. Täglich waren jetzt noch Excuv
sionen nach hervorragenden landwirthschastlichen Betrieben unter'
nommen worden.
Schweiz.
* Zurich, 8. Juli. sTelegramm der „F. Z."j Jm Caw
tonsrath verlangt Amsler (Demokrat) die Anerkennung des Streiks
als eines gesctzlich erlaubten Kampfmittels. Der Culturstaat dürfe
dessen Durchführung nur dem gemeinen Recht unterstellen, der Auf
ruf zum Klassenbewußtsein sei berechtigt. Er constatirt, daß bei
dem Streik keine Excesse noch excedirende Versammlungen vorge
kommen seien. Ein Conservativer wird gegen Locher, den Redner
der öffentlichen Volksversammlung, so brutal persönlich, daß ein
sofortiger Ordnungsruf und die Drohung dcs Wortentzugs erfolgt.
(Donnernder Beifoll der demokratischen Räthe und von der Tribüne.)
Bürkli constatirt den Umlauf skandalöser Lügen über die Streikenden
in der conservativen Presse. Nach Schluß der Debatte wird um
halb drer Uhr mit 133 gegen 49 Stimmen die Billigung der bc
hördlichen Maßnahmen ausgesprochen.
sDie Feier des 500. Gedenktages der Schlacht bei
Sempachj nahm, vom herrlichsten Wetter brgünstigt, einen schönen
Verlauf. Die Menge, welche an der Feier theilnahm, wurde auf
beinahe 20 000 beziffert. Das Hauptinteresse concentrirte sich auf
das Volksschauspiel, welches von 450 Personen, in sieben Gruppen
eingetheilt, zur Erinnerung au die Schlacht bei Sempach im Jahre
1386 auf dem Schlachtselde aufgesührt wurde. — Die Bedeutnng
des Tages von Sempach ist, wohl aus schweizerisch-nationalem
Patrio"LmnS, stark übcrtrieben worden. EZ ist längst bekannt, daß
die berühmte „Schlacht" ein unbedeutender Uebersall, die Geschichte
von dcm dcr Freiheit eine Gasse bahnendcn Winkelried eine Mythe
ist. Für die Geschichte der Schweiz stnd die Schlachten bei Moor-
garten und Sanct Jacob an der Birs politisch und militärisch von
viel größercr Wichtigkeit. Uebrigens ist es für die Schweiz ein
Glück, daß sich diese Siegesfeier auf eine gegen Oesterreich bezie-
hentlich Deutschland gewonnene Schlacht bezieht. Was würde man
m Frankreich für cinen Lärm schlagen, wenn die Schiveiz Siege
über die Franzosen feicrn wollte! (T. Rundsch.)
Frsnkreich.
A Paris, 8. Juli. sDer Säbel von Gia-Long.j Die
Franzosen haben auch kein Glück mit ihren Colonialerobcrungen.
Auf Madagaskar, das sie fchon zu haben glaubten, müsien sie ver»
zichten, Annam machte ihnen jeden Fuß breit Erde streitig, Formosa
ist trotz der Tapferkeit des Admirals Courbet chinesisch geblieben,
und das Tonkin, das ihnen überlassen worden, ist nach der Ver-
sicherung der Engländer keinen Schilling werth. Nicht einmal als
Uebungs- oder Probefeldzüge haben diese kostspieligen Expeditionen
den Vortheil gehabt, das Selbstgesühl dcr französischcn Armee und
ihr Vertrauen in die Führer zu stärken und sie dadurch für einen
etwaigen europäischen Waffengang zu befähigen. Jm Gegentheil
General Millot verlor zuerst im Tonkin den Ruf eines geschickten
Führers; dann compromittirte sich Briäre de l'Jsle und versuchte
vergeblich den vielbedauerten Herbinger für seine eigenen Mißgriffe
verantwortlich zu machen. Am meisten aber hat dcr General
de Courcy den jungen Wasfenruf der republikanischen Armee ge-
schädigt, denn seinc nächtliche Ucberrumpelung und Plünderung des
Königsschlosies von Huö war nur eine Nachahmung dessen, waS
20 Jahre vor ihm der General v. Montauban mit dem chinesischen
Sommerpalast von Palikao gethan. Der General des KaiserreichS
freilich prahlte mit den ge—raubten Schätzen, die er nach PariS
brachtc; er brauchte nicht gewissenhafter zu sein, als Louis Napoleon
selbsi, der nach dem Staatsstreich die Schlösser dcr Geldschränke der
Bank von Frankreich aufsprengen ließ. Aber unter der Republik
stnd andere Grundsätze maßgcbend und de Conrcy sieht sich
gcnöthigt, stch wegen des Besitzes eines kostbaren Säbels
zu rechtfertigen, den ihm heute vor einem Iahce, am Morgen
nach der Erstürmung des Palastes von Hus, ein Zuaven-
osficier Namens Edme — schenkte, wie er, de Courcy, behauptet,
oder für ein Atusenm der Heimath üdergab, wie Edme verstchert.
Dieser Säbel wird jedenfalls historisch werden nnd verdient in einer
Sammlung von Merkwürdigkeitcn neben denjenigen gehüngt zu
werden, mit dem der gordische Knoten entzweigehauen worden ist,
oder neben denjenigen, mit welchem Bileam die redende Eselin ge»
tödtet haben würde — wenn er ihn gchabt hätte. Er hat mit
letzterem Säbel jedenfalls das gemein, daß man ihn nicht hat: er
glänzt weniger durch seinen Diamantgrisf als durch seine Adwesen-
heit. On 68t Is sabrs? ist jetzt die Frage, übcr welche man sogar
die dreistündigen Reden zu würdigen vergißt, mit denen Rouvier
und Meline in dcr Kammer ein Turnicr für und wider dcn Weizen-
zoll, d. h. für billiges oder theueres Brod aufgeführt haben.
?aiisiii st oirosn8k8 forderte man im alten Rom. Brod verlangt
das Volk auch heute noch, aber an den blutigen Circusspiclen hat es
keinen Gefallen, nicht einmal mehr die harmlosen modernen Hippo-
drome stnd ihm ein Bedürfniß. Es ist in seinen Ansprüchcn be-
scheiden geworden und amüsirt stch schon damit vollauf, den General
de Courcy zu sragen, wo denn der „Säbel von Gia-Long" ge-
blieben ist? Dieser Säbcl wird bald eine „Säge" sein. So nennen
nämlich die Pariser eine von jcdem wicderholte, immer hin- und
hergehende Redensart: eine ,8vis". Wcnn der ,8abrs äs Hns"
Stoff zum Lachen liefert, so ist er vielleicht noch die werthvollste
Errungenschaft jener traurigen Ferry'schen Feldzüge.
* Paris, 8. Juli. sTelcgram ni.s Der Minister für Posten
und Telcgraphen schloß mit den Messageries maritimes cinen Ver-
trag ab. durch welchen dcr bestehendc Dienst gcändert und haupt-
süchlich gefordert wird, daß nur in Frankreich gebaute
Schisse in Dienst gestellt und nur französische
Kohlen verwendet werden. Der Vertrag hebt die Vor-
iheile anf, welche in den Frachtsätzen den englisch en Erzeugnissen
zum Nachtheile der französischen Waaren gewährt waren. Der
Vertrag wird zu Ende dcs Jahres 1888 in Kraft trcten. Die
Einnahmen des Staatsschatzes im Monat Juni betrugen
3sts Mill. Francs weniger als die Voranschläge des Budgets. — Di
Einnahmen im ersten Halbjahr dieses Jahres betragen 38 Millione
wenigcr als in der gleichen Veriode Ves vorigcn Jahres. D-
Desicit rührt hauptsächlich von d^^'ringcren Einnahmen auS de
Zuckcrstener her. _
* Paris, 8. Juli. jTelegramm.j Der Erzbischos von
Paris, Cardinal Guibert, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
Grotzbritannien.
* London, 8. Juli. sTelegramm.j Den „Daily News"
zufolge wird am Dienstag oder Mittwoch der nächsten Wochc ein
Cabinetsrath stattfindcn, welcher über das Verfahren der Re-
gierung gegenäber den Ergebnisien der Wahlcn entscheiden wird.
— Bezüglich des Vorgehens Rußlands in dcr Batumsrage be-
merken die „Daily News", die Handlungswetse Rußlands
'ei ein grober Vertrauensbruch. England könne wedec zu-
geben noch verzcihen, was Rußland gethan habe. Jedoch sei die
Einberusung ciner Conserenz oder die Ergreifung thätiger Maß-
nahmen nicht in Ausstcht genommen, auch ein r?qelrechter Protest
sei übcrflüsstg, falls Engtand nicht vorbereitet sei, über bloße Worte
hinauszugehen. — Das „Reutcrsche Bureau" bestätigt, die englische
Rcgiernng habe von dcr russischen, Ac Anzeige von der Aufhebung
dcs den Hafen von Batum belreffenden Artikels dcS Berlincr Ver-
trages crhalten; eine ähnliche Mittheilung sei den anderen Groß-
mächten gcmacht worden. Hierdurch werde Batum ein inte-
grirender Theil des russischen Reiches. England dürfte
muß es anf das Heer entmuthigend und demoralisirend gewirktjseine Jnteressen durch die Ausi-.-bung nicht als besonders berührt
haben, daß immer ein Gcneral dem andcrn, ein Officier dem anderitterachten, da der cnglische Handel jetzt über den persischen Meerbusen
Kopflosigkeit, Pflichtverletzung, Betrunkenheit u. s. w. vorwarf. Der ^ gehe. Die englische Regierung würde daher auch keine vereinzelte
Der Kampf um eiu Ki»-.
Roman von Ewald August LZnig.
45) (Fortsctzung.)
Die beiden Damen blickten bestürzt auf ste Lhür, durch die
zrtzt, nachdcm cr vorher zicmlich ungestüm an.vklopft hatte, Hcin-
rich Wallendorf eintrat.
Der alte Herr war in leidenschafilicher Eregung, jedcr Zug
in feimm stark gerötheten Antlitz bekundete das,
„Wo ist das Kind, Madame?" wandte ersich zu Hertha, die
ihre Fasfnng schon im nächsten Moment wiedcgefunden hatte. —
„Sie haben uns belrogen nnd wollen mn vor unserm gc-
rechten Zorn flüchten, nur vergaßen Sie dabei -yeine Wachsamkeit.
Daß Sie vor Jhrer Flucht noch einmal hierhei kommen würden,
wnßte ich und so ließ ich dieses Haus beobachpn, ich frage Sie
noch einmal, wo ist Vera?"
„Sie werden das besser wissen, als ich!" ettviderte Hertha,
einen jpöttischen Lon anschlagend, „Jhre schcinbare Entrüstung
ist nur Komödie, Sir wollen dadurch den Berdacht »on stch ab-
wälzen."
„Komödie?" fuhr Onkil Heinrich aus. .
„Ja wohl, mein Herr! Sie wollen stch äuf das Zeugniß
mciner Schwester berufen konnen, wenn Baron »oi, Ravensberg
von Jhnen scin Kind zurückfordert! Sie haben gksteryAbend schon
mich vcrdächtigt, Sie crklärten dem Verwalter des Barons, ich
werde wohl die beste Auskunst über das Verschwinden Peras geben
können. Bei dieser Erklärung woflen Sie nun beharr-,,, auf'wich
soll alle Schuld geworfen werdeu. Sei vorstchtig in D?jnen Aus-
sagen, wenn Baron von Ravensbcrg Dich besucht, Therese, laß
Dich nicht durch diese Komödie irre führen."
„Und ich sage Jhnen, metn Fräulem, daß die Vorwijrfe, die
ich Jhrer Frau Schwester mache, vollstündig begrnndet styd! Jch
leugne jetzt nicht mehr, daß cs in der Absicht meiner Fmnilie lag,
das Kind zu cntführen, um den Baron zu zwingen, seiykr Ge-
mahltn eine standesgemäße Jahresrente ausznsetzen. Zu diesem
Zweck hatte ich mit Frau von Weilen ein Bündniß geschlosse;,, sje
gelobte mir, das Kind uns zu überliefern, gestern Nachmittag follte
es gcschehen, wir haben vergeblich darauf gewartet, nnd dennvch ist
Vera von Ravensverg seit gestcrn Nachmittag vcrjchwunden."
„Und ich beharre bei meiner Behauptung, daß die Baroni»
das Kind entführt hat", erwiderte Hertha. „Sie war gestern Nach-
Zofe ist mit dem Kinde gestern Nachmittag in den Park hincin-
gegangen, seitdem habe ich beide nicht wiedergesehen."
Heinrich Wallendorf, dcr mit großcn Schrtticn das Zimmer
durchmaß, lachte heiser.
„Sie hehaupten, ich spiele Komödie, Sie selbst thun es, Ma-
dame!" sagte er, ihr cinen Blick zuwerfend, der unsagbare Vcr-
achtung bekundete; „sollten Sie nicht wissen, daß Jhr saubersr
Gemahl gestern Nachmittag abgereist ist?"
Ein Äusruf der Ueberraschung cntfuhr den Lippen Therests,
voll fieberhaster Erwartung blickte sie auf ihre Schwester, die mit
todesbleichem Antlitz rasch aus der Fenstcrnische hcraustrat, in der
sie gcstanden hattc.
„Schurke!" jagte Hertha, die zornglühenden Augen voll Haß
auf den alten Herrn heftend, der im ersten Augenblick eine Be-
wegung machte, als ob er stch aus sie stürzen wolle, um für dijse
Beleidigung Rache zu nehmen.
„Bah, eine Frau kann mich nicht beleidigen!" erwiderte ^r
nach emer Pause mit cinem geringschätzenden Achselzucken. „Es
ist Jhre eigene Schuld, daß ich Jhr Geheimniß preisgebe und däs
Lügengewebe zerreiße, das Sie um sich gesponnen habcn. Als Äie
mit Jhrem Gaiten so unerwartet in Ravcnsberg zusammentras-.i,
nannlen Sie ihn Jhrcn Schwager und cr licß sich diese Komödie
gefallen, die ihn sofort zum Herrn der Sitnaiion machte. Er
zwang Sie, das Bündniß mit mir zu brechcn und ihm in dcr Ans-
sührung seiner eigenen Pläne beizustehen, Sie mußten ihm
gehorchen, weil Sie durch die Ereignisse der Vergangenheit mit
unlösbaren Ketten an ihn gefessclt sind."
„Alles, was Sie da ssgen, ist nur Vermuthung," rief Hcrtha,
die in ihrer Fensternische zurückgetreten war, „Sie bcabsichtigen
damit meiner Schwcster die Ueberzeugung cinzuflößen, daß alle
Schuld auf mir allein ruhe."
„Diese Ueberzeugung muß jeder gewinncn, der wie ich Zhre
Vergangenheit kennt," suhr Wallendorf fort. „Jhr Gatte hat
das Kind entführt, cr ist mit ihm abgereist, uud Sie wollcn jetzt
ihm solgen!"
„Genug des Unsinns!" sagte Hcrtha, aus der Nische wieder
heraustretend, „Sie haben da ein schcinbar glaubwürdiges Märchen
ersonnen, durch das Stt die Verfolgung von der Baronin ablenkcn
wollen. Gclingen wird Jhnen das nicht, Baron Ravensberg weiß
sehr 'genau, daß nur seine Gemahlin aus der Entführung deL
Kindcs Vortheil ziehen konnte. Jch denke nicht daran, dcm Manne
mittag mit ihrem Wagen am Ansgang des Parls, das ist durchiW folgcn, den Sie meincn Gatten nennen —"
Zcugen bewiesen, oder wollen Sie auch das destreiten?" „Wollen Sie nun auch noch lcugnen, daß er es ist?"
„Nein, sie war da, wie wir cs verabredet hatten, aber sie kam „Jch wüßte nicht, was ich Jhnen gegenüber einzugestehen hätte",
ohne das Kind zurück", antwortetc dcr alte Herr, auf desien Stirne suhr ste achselzuckend sort, „ersparen Sie stch die Mühe, weitere
die Adern anschwollen. .Jragen an mich zu richten, ich werde sie nicht beantworten. Jch
„Wenn dies Wahrheit ist, dann vcrmag ich keine weitere AuL- warne Dich noch einmal vor diesem Herrn, Therese, schenke ihm
kunft zu geben", fuhr Hertha mit scharfer Betonuug sort. „Die keiiien Glaubcn, denn sein ganzes Streben ist nur dahin gerichtel,
alle Schuld von sich auf meine Person abzuwälzen. Und nun leb*
wohl, ich werde von London aus Dir schreiben, bewahre mir ein
sreundliches Andenken."
Zögernd legte Therese ihre Hand in die der Schwester, ihr
zweifelnder Blick ruhte forschend auf dem bleichen, schönen Äntlitz
Herthas.
„Wem soll ich rmn glanben?" fragte sie seufzend.
„Mir allein!" antwortete Hertha scharf. „Wenn mein Gewissen
nicht rein wäre, so würde ich das Ziel meiner Reise nicht so offen
auSsprechen. Es mag ja sein, daß Scheingrün'oe mich verdächtigen,
aber überzeugende Beweise wird man nicmals finden, ich selbst bin
dupirt worden —"
„Scheingründe?" brauste Wallcndorf noch einmal auf. „Wollen
Sie bestreiten, daß Sie einen Theil des verabredeten Honorars
schon vorgestern von mir erhalten haben?"
„Jch bestreite nun gar nichts mehr", spottete Hertha, „be-
haupten Sie, was Jhnen beliebt, nur versuchen Sie nicht, mir in
den Weg zu trcten, Sre würden daS bitter bereuen."
Sie hatte die lctzten Worte mit einer spöttischen Verbeugung
begleitit, im vächsten Augenblick fiel die Thür hintcr ihr gcräusch-
voll ins Schtoß, eine Minute später rollte der Wagen von damien,
der sie zmn Bahnhose sührte.
Heinrich Wallendorf nahm seincn Hut, der Zorn blitzte noch
immer aus seinen Augen, die sich svrjchend aus Therese hesteter.
„Glauben Sie, daß Jhre Frau Schwestcr nach London reisen
wird?" fragte er mit schneidendem Hohn.
„Sie hat es gesagt!"
„Bah, alles, was sie gesagt hat, war Li'" r. .. - -
werden das schon bald erfahren!"
„Aber ich bcgreife nicht, was K- ^ <.'g:
Kindes bezwecken könnte!" sagte T
„Es soll dem Meistbietende-
Heinrich, und ohne ci: c Antwor
vcrließ er nun auch das Hank
Neu
Heinrich Wallendorf war wi
dcr Begkgniing mit Hertha seine
Er ging ins Familienzimmer,
Unruhe sand, sie kvnnte init ihren
er die Thüre hinter sich geschlossen
Er ließ den crstcn Sturm dic
crzehen, mit scheinbarer Gemüthsr
nnr das Zucken seiner Lippen und
wegungen ließen erkcnnen, daß der
nicht völlig uusgetobt hatte.
„Mit Deiiicr Aufregung änderf
in beschwichtigendem Tone, „die Dii
Abend schon sic schilderte, der Schuft von Weilen hat mit Hilfe
seincr Gattin Vera entführt und wiid nun versnchen, von Dir und
dem Baron Geld zu erpressen. Wer von Euch beiden am meisten
bietet, kann das Kind in Empfang nehmen."
„Wir müssen die Polizei zu Hilfe rufen!" erwidcrte Emmy,
und die weitgeöffneten Äugen blickten ihn dabei starr an. „Jhrc
Pflicht ist es, den Räuber zu verfolgcn und ihm daS Kind zu
entreißen. Jch kann keine Opfer bringen, um seine Habgier zu
befricdigen, und wenn Rüdiger sich dazu versteht, so werde ich
Vera niemals wiedersehen."
„Das wäre kein großes Unglück", spottete der altc Herr, di
Asche von seiner Cigarre abstreichend, „aber das Kind würde dan
schärfer bewacht werden, und wir hätten dann das einzige Mitt
verloren, durch das wir einen Druck auf dcn Baron üben könne
Jch bin kem sonderlicher Freund von dem sofortigen Rufen na
der Polizei, mir ist es liebcr, wenn iib ohne sie fertig werden
kann, im ersten Feuereifer bringt ihrc Hilfe eher Schaden als
Nntzen, uud nachher kümmert sie sich nicht mehr um die Geschichte.
Eduard von Weilen wird überdies seine Maßregeln danach treffen,
daß die Polizei ibn nicht finden kann, im Kampse mit ihr hat er
Erfahrungcn genug gesammelt, er ist schon seit Jahren mit
allen Hundeil gehetzt. Ueberlaß es dem Baron, die Polizei in Be-
wcgung zu brrngen, ich verfolge unser Zicl aus andcren Wegen.
Wenn ich ruhig über die Sache nachdenke, so muß ich gestehen,
daß die Dinge im Grruide genommen sich nicht bester sür 'uns ge-
m konnten — aber da kommt Arnold, hörcn wir, welche Nach-
-/ .n er uns bringt."
'ald Wallendorf war hastig eingetreten, cr wars dcn Hut
^tuhl und fuhr mit deiden Händen zugleich durch sein
. '' .Haar.
- "-ilen ist so eben nach Paris abgereist," sagtc k"
M« '' :-'Ugc.
ndon?" fragte Onkel Heinrich ironisch.
?/- ' 'inc Lüge war, mit der sie mich irr
2" fraglc Arnold überrascht.
>r mit Gepäck beladene
j ste dort war, um Ab-
alles, ich hatte das auch
) durch üicse Unterredung
wllständig begründet stnd.
ß ich sie unbehclligt fort-
WN'
ich überhaupt nicht kennt?
ck nach Paris einschreiben
(Forisetzung solgt.
X
Redaction und Exjiedrtion: Altcnmarkt Nr. 35.
eitung
Monnementspreis: Jn Barmen 3 Vs Mark, in der Expedition entnommen 3'/i M., durch die Post bezogen 4 Pj.
Znserate: 20 Pfg. die gespaltene Zeile oder dcren Raum. Rcclamen V» M.
Nr. 157.
FLr K. PMmnmi, Hs§V«rsrKrsßi 81, Herrn. Lty, Lilir°!rLße 4Z. W. TchS»!wi!tz,
FLUinstraßi IS! (Wichklhaurb..g), Wwe. s. r. EUpe, tzk«inghaui<rstratzi I, Frtedr. Echniidt, Hickintzhausi»
straße r 262, Rob. Echuiidl, WerUrierstraß« SZ, E, E. Kiibenstrunl, Brrlinerstraße II», Auz. Korie.
Wurgstatze 17.
Freitag, 9. Iuli 1886.
«i«iie»r»-. MrEtr«°;«IL: W. ThieneS. Echlkffirrz-st- 7 -iNi, E. S. L-»Lr L Lo. — Kstr SHWelUl,'
Kedr. Larioinlel, Bochhandlunz. — Brrnhard LruLI, EerUa' Iirohrknstraß: 26, Rud. Moste, Berlin,
Haasenstiin u. Lozler, SiuL. Moste, SSIa. B. L. DauLe n. 8o„ KranUuii a. W. ur.L Parik, «nd.Moste u. D-
Schiirmann in Tusteldsrs, Fr. Lrüwest, Doriniund.Sarl Sch-tzlrk, HanooLer, E. Echlotie, Bremen, LL. Eleiner
u. WilUam Wilkcntz.tzamburz, eljrauns Uk» ,rr. I'ie.'e: ' I^ dnara.. 6, Uar>. iüajchman L. FriNdler, Warscha»
53.Jahrg.
DesrtschlMrd.
r/X Berlin, 8. Juli. lDie Wahl der uichtständigen
sitglieder des Rcichsversicherungsamtes; Heran-
zixhung der Officiere zu den Gemeindelasten.s Das
ReRchsversicherungsamt veröffentlicht heute das Resultat der Wahl
sei«ier nichtstäudigen Mitglieder und deren Stellvertreter. Von deu
B»rufsgenosienschasten sind über 3 Millionen Stimmen (für jeden
veMcherten Arbeiter eine) abgegebcn worden, und cs sind gewählt
Czvmmerzienrath Haßler in Äugsburg, der bckannte Führer der
i.pinner im Kampfe für den Schutzzoll, fast einstimmig, und Berg
/erks-Directar Hilt in Aachcn, der Vorsitzende der Knappschasts-
kerufsgenossenschaft, mit beinahe 1900 000 Stimmen. Jn den
lreisen dcr Berussgenossenschasten hatte eine ziemlich lebhaste
cgitation stattgefunden; in cmer Vcrsammlung von Vorstands'
ustitglicdern dcrselben war nebcn Haßler der Geh. Finanzrath Jencke,
Urocurist von Fr. Krupp in Essen, aufgestellt worden, so daß die
büiden Hauptgruppen der Schutzjöllner, dte Textilindustriellen und
dik Großeisenindustriellen, je ein Mitglied zum RcichSversicherungs
anst gestellt haben würden. Gegen diese Abmachung erhob sich indeß
lcllhafter Widerspruch, und in einer zweiten Versammlung wurde
an'iStelle des Herrn Jencke Dircctor Hilt aufgestellt und nunmehr
ouch gewählt. Als Stellvertreter sind Vorstandsmitglieder der
Berussgenossenschaften der Vrauerei und Mätzerei (Rösickc-Bcrlin,
sast einstimmig), der chemischen Jndnsirie (Dr. Martius-Berlin),
der Gas- und Wasscrwerke (Dircctor Cuno-Berlin) und der nord-
deutschen Holzberufsgcnossenschast (S ch r a m m - Berlin) gewählt
worden. Unter denen, die in der Minderheit blieben, befindet sich
auch Hkrr Felisch, der Vorsitzende der nordöstlichen Baugewerks-
BerussgeAossenschaft, der Herausgeber der hiestgen „Baugewerks-
Ztg.". Be'. der Wahl der bciden Arbeitervertreter ist, wie voraus-
zusehen war, eine große Zersplitterung eingelreten. Gewählt wurden
der Werkmesiter Christ (Papierindustrie) in M.-Gladbach mit
861000 uns der Hutmacher Kämpfe in Bamberg mit 255000
Stimmen. Keiuer von beiden hat die absolute Mehrheit erreicht,
da aber die rclative genügt, so stnd sie als gewählt proclamirt
wordcn. Gleich hinter Herrn Kämpfe folgt der Knappschafts-Aelteste
Frede in Dortmund mit 223 800 Stimmen. Als Stellvertretcr
der Mitglieder aus den Kreisen der Verßcherten wurden gewählt
Gust. Röttgen-Düsseldorf mit 828 000 Stimmen undJul. Hardt
in Wilhelmsthal mit 778 000 Sttmmen, beide von der rheinisch-
westfälischen Tcxtil - Berufsgcnossenschast, serner Jos. Stark in
München mit 261000 und Heinr. Spörlin Augsburg mit 236 000
Stimmen. Es ergibt stch hieraus, daß dic Rheinprovinz eine sehr
starke Vertretung unter den mchtständigen Mitgliedern des Reichs-
versicherungsamles erlangt hat. — Schwarzburg-Sondershausen ist
der crste norddcutsche Staat, welcher dem Beispiele Preußens folgt
und ein Gesetz über die Heranziehung der Osficiere zu den Com-
munalsteuern erläßt.
* jJn dem heute verössen tlichtcn Dankschreiben
des Prinzregcntcn an den Kaiscrs für die Theilnahme an
dem Tode des Königs Ludwig hebi der Prinzregcnt mit besonderer
Anerkennung hervor, daß der Kronsrinz Ueberbringer dieser beileids-
vollen Gesinnungcn gewesen. Jnden der Prinzregcnt dafür seinen
Dank ausspricht, fühlt er sich noh in besonderem M"ße dadurch
dnnkbar veTbnnden, „daß Ew. Kaserltche uud Königliche Majestüt
die dem verewigten Könige gewidneten, auf die Geschichte und die
uahe Verwandlschaft der Königliccn Häuser von Preußen und
Bayern begründeten sreundschastlichct Gesinnungen aus mich über-
tragen wollen." Der Schluß lautet
„„Mögen Ew. Kaiserliche und Köngliche Majestät Sich überzeugt
halten, daß auch ich meinerseits nichts sechlicher erstrebe, als die Aufrecht-
erhaltung und Befestigung der so glücklii bestehenden innigen und ver-
trauensvollen Beziehungen, welche zum öeile Deutschlands dic Kronen
Preußens und Bayerns vcrbindm. Mit der Bethcucrung dieser Ge-
sinnungen verbinde ich die Versicherung dr hohen Verehrung und un-
wandelbaren Ergebenheit, worin ich verarre Ew. Kaiferlichen und
Königlichen Majcstät dienstwilliger V-tter
(gez.) Luitp ld, Prinz von Bayern.
Mllnchen, den 20. Juni 1886,
An dcS deutschen Kaijers und Königs von Peußen MajcstSt."
* sDer Prinz-Regent vonBcherns hatte der „K. Z."
zusolge die Absicht, dem Kaiser in Ȋchster Zeit cinen
Besuch abzustatten. Dicser Plan istjedoch wicder aufgcgeben
und zwar mit Rücksicht auf das Befindsi Sr. Majcstät. Das
Befinden des Kaisers wird zwar als ein hock)esriedigendes geschildert.
äbrigen bcstätigt die „K. Z." unsere gestrige Meldung, daß der!sächsischen Städten zahlreiche Unterrichtsstätten, wobei er sich in der
Kaiser auf dcr Reise nach Gastein durch Münche n reisen und denkbar einge^y sicn Weise orientirte und flcißig Aufzeichnungen
dort dcn Prinz-Regenten begrüßen wird
* sDie Vertheilung aus der I-sx Ilusno.s Wie
wir bereits meldeten, beläuft sich der aus den landwirthschaft-
lichen Zöllen auf Grund der lox Drisiis an die Com
munalverbände pro 1885/86 zur Vertheilung gelan-
gende Betrag auf etwas über vier Millionen Mark. Bei
der Berechnung der Antheile an diesem Gesammtbetrage wurde zu
Grunde gelegt die Bevölkerungszahl nach der Volkszählung vom
December 1885 nebst dem Sollaufkommen des Etatsjahres 1885/86
einschließlich der fingirt veranlagten Grundsteuer und Gebäudesteuer.
Es erhalten demnach der Reg.-Bez. Königsberg 141319 Mk..
Reg.-Bez. Gumbinueu 85150 Mk., Reg.-Bez. Dauzig 73436 Mk.,
Neg.-Bez. Marienwerder 94 563 Mk., Berlin 284322 Mk., Reg,
Bez. Potsdam 174132 Mk.. Req.-Bez. Frankfurt a.d.O. 145 769
Mk., Reg.-Bez. Stettin 108 987 Mk., Reg.-Bez. Cöslin 64999 Mk.,
Reg.-Bcz. Stralsund 43096 Mk., Reg.-Bez. Posen 125 627 Mk.,
Reg.-Bez. Bromberg 74623 Mk., Reg.-Bez. Breslau 223 521 Mk.,
Rcg.-Bez. Liegnitz 136112 Mk., Reg.-Bez. Oppeln 151021 Mk.,
Reg.-Bez. Magdeburg 169 528 Mk., Reg.-Bez. Merseburg 170 697
Mk., Reg.-Bez. Erfurt 57 010 Mk., Reg.-Bcz. Schleswig 227 837
Mk., Reg.-Bez. Hannover 73 630 Mk., Reg.-Bcz. Hildesheim
75 824 Mk,, Reg.-Bez. Lüneburg 64087 Mk., Reg.-Bez. Stade
55 029 Mk., Reg.-Bez. Osnabrück 37 942 Mk., Reg.-Bez. Aurich
39187 Mk.. Reg.-Bez. Münster 69608 Mk., Reg.-Bez. Min
den 68978 Mk.', Neg.-Bez. Arnsberg 140649 Mk., Reg.-Bez.
Kassel 112103 Mk., Reg.-Bez. Wiesbadm 122279 Mk., Reg.-Bez.
Koblenz 78917 Mk.. Reg.-Bez. Düsseldorf 222994 Mk., Reg.:
Bez. Köln 119030 Mk.. Reg.-Bez. Trier 80570 Mk., Reg.'
Bez. Aachen 80740 Mk., Reg.-Bez. Sigmaringen 8800 Mk-,
zusammen 4002116 Mk.
* sDie Borsigsche Fabrik vor dem Oranienburger
Thors, die älteste Locomotivfabrik Berlins und die bedeutenoste in
dieser Branchs überhaupt, wird demnächst nach etwa 48jährigem
Bestehen eingehen. Der Preis einer Locomotive, dcr vor zwanzig
Jahren 60—65 000 M. betrug und in den Gründerjahren aus
70—75 000 M. stieg, ist infolge der Znnahme der dieser Branche
sich zuwendenden Maschinenbau-Anstalten und der dadurch bedingten
Concurrenz immcr mehr heruntergegangen, bis er jetzt nur noch
28 000 M. beträgt. Die Fäbrik hat bei derartigen Preisen schon
s-it mehrcren Jahren mit Verlust gearbeitet. Trotzdem hat das
Curatorium den Betrieb der Locomotivfabrik weiter geführt, um
nicht viele Hunderte alter, bewährter Arbeiter in ihrem Alter durch
Schließung der Jabrik brodlos zu machen. Diese Rücksicht cms
den treuen Arbeitcrstamm erreichte aber ihre Grenze, als der Jahres-
adschluß sür 1885 in der Locomotivfabrik eincn Verlust von mehreren
hunderttausend Mark ergab. Die Borsigschen Etablissements sind
ja in der exceptionell günstigen Lage, daß keine Schulücn «uf den-
selben ruhen, allein hier trat an die Curatoren die Nothwendigkeit
heran, das Vermögen der minorennen Kinder vor einer Verschleude-
rung durch den kostspieligen Weiterbetrieb des Locomotivbaues zu
bewahren. Aus diesen Gründen und da eine Ausstcht auf Besserung
in den nächsten Jahren nicht vorhanden ist, entschloß sich das Cura-
torium znr Einstellung des Loromotivbaues und zur Schließung dcr
Fabrik. Dieselbe wird bewirkt werden, sobald die noch im Bau
degrisienen Locomotiven fertig gestellt sind, spätestens aber am 1.
October d. I. Für die vielen dadurch beschäftigungLlos werdenden
Arbeiter wird das Curatorium in der Weise Fürsorge treffen, daß
ein Theil dcrselben in den Moaditer Werken eingestcllt wird,
ivährend den anderen, namentlich den ältesten Arbeitern, welche über
30 mid 40 Jahre dort gearbeitet haben, cine Pension oder ander-
weitige Geldunterstützung gewährt wird. Die Verhandlungen hierüber
sind, da es sich um große Summen handelt, noch nicht abgeschlossen.
Ebenso ist es noch unentschieden, was aus den weitläufigen Fabrik-
anlagen vor dem Oranienburger Thor werden soll.
F Dresden, 7. Juli. sEine Reise der Königin; japa-
nischer Besuch; Brauer-Delegirtentag; Verbot eines
Restaurants; Regatto in Reudnitz und Bruder Czech;
landwirthschaftliche Excursionen.j Die Königin Carola
weilte gestern und hcute znr Besichtigung von Fcauenerwerbs- sowie
Klöppelschulen rc. in Schwarzenberg, Schneeberg und Neustädtel im
Erzgebirge, woselbst überall eine enthusiastischs Begrüßung stattfand.
Die Königin kann so recht als Engel der Armuth bezeichnet werden.
dcnnoch schcint eS nöthtg, demsetben wähend der Badekuren in da ihr Kommcn stcts von neuen Acten der Wohlthätigkeit begleitet
Ems und Gastein Ermüdnngen zu ecfparen, ftlche mit dcm Empfangsist. Jm Herbst wird die Königin auch wieder nach Schloß Mora-
längerer Bcsuche und mit^den sich daran flüpfenden Festlichkeitcn wetz in Schlesten reiscn, woselbst ste bckanntlich cine Mädchenschule
verbundcn sind. Aus dicsem Grunde wird xr Besuch des Prinz-'unterhält. — Der Director im japanischen Unterrichts-Ministerium,
Regenten zu einem geeigneten späteren Zeitpnkt stattfinden. Jm'Herr Homao, besichtigte jetzt in Dresden, Leipzig und anderen
machen ließ. "Man spricht davon, daß mchrere hervorragendc säch
stsche Lehrkräfte für das nach europäischer Fayon zu reformirende
Land des Mikado gewonnen werden sollen. — Dis kürzlich hier
zur Berathung zusammengetretenen Delegirten der deutschen
Brauervereine beschäftigten sich in der Hauptsache mit der Auf-
stellung eines neuen Verbandsstatuts, wobei die Versammlung dann
beschloß, einen vom Reserenten empfohlenen Entwurf ausarbeiten zu
lassen mid der nächsten Delcgirtenversammlung vorzulegen. Nächst-
dem wurde der Vorstand mii der Einleitung vorbereitender Schritte
zur Bildung einer Altersversorgungskasie deauftragt, welche Angc-
legenheit aber wohl nicht sobald richtig in Fluß kommen dürste.
Als Ort für den nächsten Delegirtentag wählte man Frankfurt a. M.
— Der hiesigen Garnison ist seit vorgestern das Schillerschlößchen
eines unserer schönsten Elb-Etablissements, verboten worden. Der
Grund zu dieser Maßregel ist dem Vernehmen nach darin zu suchen,
daß der Wirth die Saalräume rc. einem Vereine socialistischer Fär
bung zu einer Festveranstaltung überlassen hatte. Man glaubt jedoch,
daß das Verbot nicht von langer Dauer sein dürfte. — Mehrerc
Dresdener Rudervereine folgten jetzt einer Regatta - Einladung nach
dem erzczechischen Raudnitz in Böhmen. Die wassersportliche
Bravour der Dresdener fand in mchreren Preisen die verdiente An
erkennung; im übrigen soll der Aufenthalt in dem genannten Fest
or!e aber durchaus kein angcnchmer gewesen sein, da durchaus
czechisch gesprochen wurde und die Wirthe den Gästen gegenüber
wenig Tuct besaßen. — Bis gestern weilten noch Theilnehmer an
der erstcn Wanderversammlung derdeutschenLandwirthschafts'
Gesellschaft in unserer Stadt. Täglich waren jetzt noch Excuv
sionen nach hervorragenden landwirthschastlichen Betrieben unter'
nommen worden.
Schweiz.
* Zurich, 8. Juli. sTelegramm der „F. Z."j Jm Caw
tonsrath verlangt Amsler (Demokrat) die Anerkennung des Streiks
als eines gesctzlich erlaubten Kampfmittels. Der Culturstaat dürfe
dessen Durchführung nur dem gemeinen Recht unterstellen, der Auf
ruf zum Klassenbewußtsein sei berechtigt. Er constatirt, daß bei
dem Streik keine Excesse noch excedirende Versammlungen vorge
kommen seien. Ein Conservativer wird gegen Locher, den Redner
der öffentlichen Volksversammlung, so brutal persönlich, daß ein
sofortiger Ordnungsruf und die Drohung dcs Wortentzugs erfolgt.
(Donnernder Beifoll der demokratischen Räthe und von der Tribüne.)
Bürkli constatirt den Umlauf skandalöser Lügen über die Streikenden
in der conservativen Presse. Nach Schluß der Debatte wird um
halb drer Uhr mit 133 gegen 49 Stimmen die Billigung der bc
hördlichen Maßnahmen ausgesprochen.
sDie Feier des 500. Gedenktages der Schlacht bei
Sempachj nahm, vom herrlichsten Wetter brgünstigt, einen schönen
Verlauf. Die Menge, welche an der Feier theilnahm, wurde auf
beinahe 20 000 beziffert. Das Hauptinteresse concentrirte sich auf
das Volksschauspiel, welches von 450 Personen, in sieben Gruppen
eingetheilt, zur Erinnerung au die Schlacht bei Sempach im Jahre
1386 auf dem Schlachtselde aufgesührt wurde. — Die Bedeutnng
des Tages von Sempach ist, wohl aus schweizerisch-nationalem
Patrio"LmnS, stark übcrtrieben worden. EZ ist längst bekannt, daß
die berühmte „Schlacht" ein unbedeutender Uebersall, die Geschichte
von dcm dcr Freiheit eine Gasse bahnendcn Winkelried eine Mythe
ist. Für die Geschichte der Schweiz stnd die Schlachten bei Moor-
garten und Sanct Jacob an der Birs politisch und militärisch von
viel größercr Wichtigkeit. Uebrigens ist es für die Schweiz ein
Glück, daß sich diese Siegesfeier auf eine gegen Oesterreich bezie-
hentlich Deutschland gewonnene Schlacht bezieht. Was würde man
m Frankreich für cinen Lärm schlagen, wenn die Schiveiz Siege
über die Franzosen feicrn wollte! (T. Rundsch.)
Frsnkreich.
A Paris, 8. Juli. sDer Säbel von Gia-Long.j Die
Franzosen haben auch kein Glück mit ihren Colonialerobcrungen.
Auf Madagaskar, das sie fchon zu haben glaubten, müsien sie ver»
zichten, Annam machte ihnen jeden Fuß breit Erde streitig, Formosa
ist trotz der Tapferkeit des Admirals Courbet chinesisch geblieben,
und das Tonkin, das ihnen überlassen worden, ist nach der Ver-
sicherung der Engländer keinen Schilling werth. Nicht einmal als
Uebungs- oder Probefeldzüge haben diese kostspieligen Expeditionen
den Vortheil gehabt, das Selbstgesühl dcr französischcn Armee und
ihr Vertrauen in die Führer zu stärken und sie dadurch für einen
etwaigen europäischen Waffengang zu befähigen. Jm Gegentheil
General Millot verlor zuerst im Tonkin den Ruf eines geschickten
Führers; dann compromittirte sich Briäre de l'Jsle und versuchte
vergeblich den vielbedauerten Herbinger für seine eigenen Mißgriffe
verantwortlich zu machen. Am meisten aber hat dcr General
de Courcy den jungen Wasfenruf der republikanischen Armee ge-
schädigt, denn seinc nächtliche Ucberrumpelung und Plünderung des
Königsschlosies von Huö war nur eine Nachahmung dessen, waS
20 Jahre vor ihm der General v. Montauban mit dem chinesischen
Sommerpalast von Palikao gethan. Der General des KaiserreichS
freilich prahlte mit den ge—raubten Schätzen, die er nach PariS
brachtc; er brauchte nicht gewissenhafter zu sein, als Louis Napoleon
selbsi, der nach dem Staatsstreich die Schlösser dcr Geldschränke der
Bank von Frankreich aufsprengen ließ. Aber unter der Republik
stnd andere Grundsätze maßgcbend und de Conrcy sieht sich
gcnöthigt, stch wegen des Besitzes eines kostbaren Säbels
zu rechtfertigen, den ihm heute vor einem Iahce, am Morgen
nach der Erstürmung des Palastes von Hus, ein Zuaven-
osficier Namens Edme — schenkte, wie er, de Courcy, behauptet,
oder für ein Atusenm der Heimath üdergab, wie Edme verstchert.
Dieser Säbel wird jedenfalls historisch werden nnd verdient in einer
Sammlung von Merkwürdigkeitcn neben denjenigen gehüngt zu
werden, mit dem der gordische Knoten entzweigehauen worden ist,
oder neben denjenigen, mit welchem Bileam die redende Eselin ge»
tödtet haben würde — wenn er ihn gchabt hätte. Er hat mit
letzterem Säbel jedenfalls das gemein, daß man ihn nicht hat: er
glänzt weniger durch seinen Diamantgrisf als durch seine Adwesen-
heit. On 68t Is sabrs? ist jetzt die Frage, übcr welche man sogar
die dreistündigen Reden zu würdigen vergißt, mit denen Rouvier
und Meline in dcr Kammer ein Turnicr für und wider dcn Weizen-
zoll, d. h. für billiges oder theueres Brod aufgeführt haben.
?aiisiii st oirosn8k8 forderte man im alten Rom. Brod verlangt
das Volk auch heute noch, aber an den blutigen Circusspiclen hat es
keinen Gefallen, nicht einmal mehr die harmlosen modernen Hippo-
drome stnd ihm ein Bedürfniß. Es ist in seinen Ansprüchcn be-
scheiden geworden und amüsirt stch schon damit vollauf, den General
de Courcy zu sragen, wo denn der „Säbel von Gia-Long" ge-
blieben ist? Dieser Säbcl wird bald eine „Säge" sein. So nennen
nämlich die Pariser eine von jcdem wicderholte, immer hin- und
hergehende Redensart: eine ,8vis". Wcnn der ,8abrs äs Hns"
Stoff zum Lachen liefert, so ist er vielleicht noch die werthvollste
Errungenschaft jener traurigen Ferry'schen Feldzüge.
* Paris, 8. Juli. sTelcgram ni.s Der Minister für Posten
und Telcgraphen schloß mit den Messageries maritimes cinen Ver-
trag ab. durch welchen dcr bestehendc Dienst gcändert und haupt-
süchlich gefordert wird, daß nur in Frankreich gebaute
Schisse in Dienst gestellt und nur französische
Kohlen verwendet werden. Der Vertrag hebt die Vor-
iheile anf, welche in den Frachtsätzen den englisch en Erzeugnissen
zum Nachtheile der französischen Waaren gewährt waren. Der
Vertrag wird zu Ende dcs Jahres 1888 in Kraft trcten. Die
Einnahmen des Staatsschatzes im Monat Juni betrugen
3sts Mill. Francs weniger als die Voranschläge des Budgets. — Di
Einnahmen im ersten Halbjahr dieses Jahres betragen 38 Millione
wenigcr als in der gleichen Veriode Ves vorigcn Jahres. D-
Desicit rührt hauptsächlich von d^^'ringcren Einnahmen auS de
Zuckcrstener her. _
* Paris, 8. Juli. jTelegramm.j Der Erzbischos von
Paris, Cardinal Guibert, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
Grotzbritannien.
* London, 8. Juli. sTelegramm.j Den „Daily News"
zufolge wird am Dienstag oder Mittwoch der nächsten Wochc ein
Cabinetsrath stattfindcn, welcher über das Verfahren der Re-
gierung gegenäber den Ergebnisien der Wahlcn entscheiden wird.
— Bezüglich des Vorgehens Rußlands in dcr Batumsrage be-
merken die „Daily News", die Handlungswetse Rußlands
'ei ein grober Vertrauensbruch. England könne wedec zu-
geben noch verzcihen, was Rußland gethan habe. Jedoch sei die
Einberusung ciner Conserenz oder die Ergreifung thätiger Maß-
nahmen nicht in Ausstcht genommen, auch ein r?qelrechter Protest
sei übcrflüsstg, falls Engtand nicht vorbereitet sei, über bloße Worte
hinauszugehen. — Das „Reutcrsche Bureau" bestätigt, die englische
Rcgiernng habe von dcr russischen, Ac Anzeige von der Aufhebung
dcs den Hafen von Batum belreffenden Artikels dcS Berlincr Ver-
trages crhalten; eine ähnliche Mittheilung sei den anderen Groß-
mächten gcmacht worden. Hierdurch werde Batum ein inte-
grirender Theil des russischen Reiches. England dürfte
muß es anf das Heer entmuthigend und demoralisirend gewirktjseine Jnteressen durch die Ausi-.-bung nicht als besonders berührt
haben, daß immer ein Gcneral dem andcrn, ein Officier dem anderitterachten, da der cnglische Handel jetzt über den persischen Meerbusen
Kopflosigkeit, Pflichtverletzung, Betrunkenheit u. s. w. vorwarf. Der ^ gehe. Die englische Regierung würde daher auch keine vereinzelte
Der Kampf um eiu Ki»-.
Roman von Ewald August LZnig.
45) (Fortsctzung.)
Die beiden Damen blickten bestürzt auf ste Lhür, durch die
zrtzt, nachdcm cr vorher zicmlich ungestüm an.vklopft hatte, Hcin-
rich Wallendorf eintrat.
Der alte Herr war in leidenschafilicher Eregung, jedcr Zug
in feimm stark gerötheten Antlitz bekundete das,
„Wo ist das Kind, Madame?" wandte ersich zu Hertha, die
ihre Fasfnng schon im nächsten Moment wiedcgefunden hatte. —
„Sie haben uns belrogen nnd wollen mn vor unserm gc-
rechten Zorn flüchten, nur vergaßen Sie dabei -yeine Wachsamkeit.
Daß Sie vor Jhrer Flucht noch einmal hierhei kommen würden,
wnßte ich und so ließ ich dieses Haus beobachpn, ich frage Sie
noch einmal, wo ist Vera?"
„Sie werden das besser wissen, als ich!" ettviderte Hertha,
einen jpöttischen Lon anschlagend, „Jhre schcinbare Entrüstung
ist nur Komödie, Sir wollen dadurch den Berdacht »on stch ab-
wälzen."
„Komödie?" fuhr Onkil Heinrich aus. .
„Ja wohl, mein Herr! Sie wollen stch äuf das Zeugniß
mciner Schwester berufen konnen, wenn Baron »oi, Ravensberg
von Jhnen scin Kind zurückfordert! Sie haben gksteryAbend schon
mich vcrdächtigt, Sie crklärten dem Verwalter des Barons, ich
werde wohl die beste Auskunst über das Verschwinden Peras geben
können. Bei dieser Erklärung woflen Sie nun beharr-,,, auf'wich
soll alle Schuld geworfen werdeu. Sei vorstchtig in D?jnen Aus-
sagen, wenn Baron von Ravensbcrg Dich besucht, Therese, laß
Dich nicht durch diese Komödie irre führen."
„Und ich sage Jhnen, metn Fräulem, daß die Vorwijrfe, die
ich Jhrer Frau Schwester mache, vollstündig begrnndet styd! Jch
leugne jetzt nicht mehr, daß cs in der Absicht meiner Fmnilie lag,
das Kind zu cntführen, um den Baron zu zwingen, seiykr Ge-
mahltn eine standesgemäße Jahresrente ausznsetzen. Zu diesem
Zweck hatte ich mit Frau von Weilen ein Bündniß geschlosse;,, sje
gelobte mir, das Kind uns zu überliefern, gestern Nachmittag follte
es gcschehen, wir haben vergeblich darauf gewartet, nnd dennvch ist
Vera von Ravensverg seit gestcrn Nachmittag vcrjchwunden."
„Und ich beharre bei meiner Behauptung, daß die Baroni»
das Kind entführt hat", erwiderte Hertha. „Sie war gestern Nach-
Zofe ist mit dem Kinde gestern Nachmittag in den Park hincin-
gegangen, seitdem habe ich beide nicht wiedergesehen."
Heinrich Wallendorf, dcr mit großcn Schrtticn das Zimmer
durchmaß, lachte heiser.
„Sie hehaupten, ich spiele Komödie, Sie selbst thun es, Ma-
dame!" sagte er, ihr cinen Blick zuwerfend, der unsagbare Vcr-
achtung bekundete; „sollten Sie nicht wissen, daß Jhr saubersr
Gemahl gestern Nachmittag abgereist ist?"
Ein Äusruf der Ueberraschung cntfuhr den Lippen Therests,
voll fieberhaster Erwartung blickte sie auf ihre Schwester, die mit
todesbleichem Antlitz rasch aus der Fenstcrnische hcraustrat, in der
sie gcstanden hattc.
„Schurke!" jagte Hertha, die zornglühenden Augen voll Haß
auf den alten Herrn heftend, der im ersten Augenblick eine Be-
wegung machte, als ob er stch aus sie stürzen wolle, um für dijse
Beleidigung Rache zu nehmen.
„Bah, eine Frau kann mich nicht beleidigen!" erwiderte ^r
nach emer Pause mit cinem geringschätzenden Achselzucken. „Es
ist Jhre eigene Schuld, daß ich Jhr Geheimniß preisgebe und däs
Lügengewebe zerreiße, das Sie um sich gesponnen habcn. Als Äie
mit Jhrem Gaiten so unerwartet in Ravcnsberg zusammentras-.i,
nannlen Sie ihn Jhrcn Schwager und cr licß sich diese Komödie
gefallen, die ihn sofort zum Herrn der Sitnaiion machte. Er
zwang Sie, das Bündniß mit mir zu brechcn und ihm in dcr Ans-
sührung seiner eigenen Pläne beizustehen, Sie mußten ihm
gehorchen, weil Sie durch die Ereignisse der Vergangenheit mit
unlösbaren Ketten an ihn gefessclt sind."
„Alles, was Sie da ssgen, ist nur Vermuthung," rief Hcrtha,
die in ihrer Fensternische zurückgetreten war, „Sie bcabsichtigen
damit meiner Schwcster die Ueberzeugung cinzuflößen, daß alle
Schuld auf mir allein ruhe."
„Diese Ueberzeugung muß jeder gewinncn, der wie ich Zhre
Vergangenheit kennt," suhr Wallendorf fort. „Jhr Gatte hat
das Kind entführt, cr ist mit ihm abgereist, uud Sie wollcn jetzt
ihm solgen!"
„Genug des Unsinns!" sagte Hcrtha, aus der Nische wieder
heraustretend, „Sie haben da ein schcinbar glaubwürdiges Märchen
ersonnen, durch das Stt die Verfolgung von der Baronin ablenkcn
wollen. Gclingen wird Jhnen das nicht, Baron Ravensberg weiß
sehr 'genau, daß nur seine Gemahlin aus der Entführung deL
Kindcs Vortheil ziehen konnte. Jch denke nicht daran, dcm Manne
mittag mit ihrem Wagen am Ansgang des Parls, das ist durchiW folgcn, den Sie meincn Gatten nennen —"
Zcugen bewiesen, oder wollen Sie auch das destreiten?" „Wollen Sie nun auch noch lcugnen, daß er es ist?"
„Nein, sie war da, wie wir cs verabredet hatten, aber sie kam „Jch wüßte nicht, was ich Jhnen gegenüber einzugestehen hätte",
ohne das Kind zurück", antwortetc dcr alte Herr, auf desien Stirne suhr ste achselzuckend sort, „ersparen Sie stch die Mühe, weitere
die Adern anschwollen. .Jragen an mich zu richten, ich werde sie nicht beantworten. Jch
„Wenn dies Wahrheit ist, dann vcrmag ich keine weitere AuL- warne Dich noch einmal vor diesem Herrn, Therese, schenke ihm
kunft zu geben", fuhr Hertha mit scharfer Betonuug sort. „Die keiiien Glaubcn, denn sein ganzes Streben ist nur dahin gerichtel,
alle Schuld von sich auf meine Person abzuwälzen. Und nun leb*
wohl, ich werde von London aus Dir schreiben, bewahre mir ein
sreundliches Andenken."
Zögernd legte Therese ihre Hand in die der Schwester, ihr
zweifelnder Blick ruhte forschend auf dem bleichen, schönen Äntlitz
Herthas.
„Wem soll ich rmn glanben?" fragte sie seufzend.
„Mir allein!" antwortete Hertha scharf. „Wenn mein Gewissen
nicht rein wäre, so würde ich das Ziel meiner Reise nicht so offen
auSsprechen. Es mag ja sein, daß Scheingrün'oe mich verdächtigen,
aber überzeugende Beweise wird man nicmals finden, ich selbst bin
dupirt worden —"
„Scheingründe?" brauste Wallcndorf noch einmal auf. „Wollen
Sie bestreiten, daß Sie einen Theil des verabredeten Honorars
schon vorgestern von mir erhalten haben?"
„Jch bestreite nun gar nichts mehr", spottete Hertha, „be-
haupten Sie, was Jhnen beliebt, nur versuchen Sie nicht, mir in
den Weg zu trcten, Sre würden daS bitter bereuen."
Sie hatte die lctzten Worte mit einer spöttischen Verbeugung
begleitit, im vächsten Augenblick fiel die Thür hintcr ihr gcräusch-
voll ins Schtoß, eine Minute später rollte der Wagen von damien,
der sie zmn Bahnhose sührte.
Heinrich Wallendorf nahm seincn Hut, der Zorn blitzte noch
immer aus seinen Augen, die sich svrjchend aus Therese hesteter.
„Glauben Sie, daß Jhre Frau Schwestcr nach London reisen
wird?" fragte er mit schneidendem Hohn.
„Sie hat es gesagt!"
„Bah, alles, was sie gesagt hat, war Li'" r. .. - -
werden das schon bald erfahren!"
„Aber ich bcgreife nicht, was K- ^ <.'g:
Kindes bezwecken könnte!" sagte T
„Es soll dem Meistbietende-
Heinrich, und ohne ci: c Antwor
vcrließ er nun auch das Hank
Neu
Heinrich Wallendorf war wi
dcr Begkgniing mit Hertha seine
Er ging ins Familienzimmer,
Unruhe sand, sie kvnnte init ihren
er die Thüre hinter sich geschlossen
Er ließ den crstcn Sturm dic
crzehen, mit scheinbarer Gemüthsr
nnr das Zucken seiner Lippen und
wegungen ließen erkcnnen, daß der
nicht völlig uusgetobt hatte.
„Mit Deiiicr Aufregung änderf
in beschwichtigendem Tone, „die Dii
Abend schon sic schilderte, der Schuft von Weilen hat mit Hilfe
seincr Gattin Vera entführt und wiid nun versnchen, von Dir und
dem Baron Geld zu erpressen. Wer von Euch beiden am meisten
bietet, kann das Kind in Empfang nehmen."
„Wir müssen die Polizei zu Hilfe rufen!" erwidcrte Emmy,
und die weitgeöffneten Äugen blickten ihn dabei starr an. „Jhrc
Pflicht ist es, den Räuber zu verfolgcn und ihm daS Kind zu
entreißen. Jch kann keine Opfer bringen, um seine Habgier zu
befricdigen, und wenn Rüdiger sich dazu versteht, so werde ich
Vera niemals wiedersehen."
„Das wäre kein großes Unglück", spottete der altc Herr, di
Asche von seiner Cigarre abstreichend, „aber das Kind würde dan
schärfer bewacht werden, und wir hätten dann das einzige Mitt
verloren, durch das wir einen Druck auf dcn Baron üben könne
Jch bin kem sonderlicher Freund von dem sofortigen Rufen na
der Polizei, mir ist es liebcr, wenn iib ohne sie fertig werden
kann, im ersten Feuereifer bringt ihrc Hilfe eher Schaden als
Nntzen, uud nachher kümmert sie sich nicht mehr um die Geschichte.
Eduard von Weilen wird überdies seine Maßregeln danach treffen,
daß die Polizei ibn nicht finden kann, im Kampse mit ihr hat er
Erfahrungcn genug gesammelt, er ist schon seit Jahren mit
allen Hundeil gehetzt. Ueberlaß es dem Baron, die Polizei in Be-
wcgung zu brrngen, ich verfolge unser Zicl aus andcren Wegen.
Wenn ich ruhig über die Sache nachdenke, so muß ich gestehen,
daß die Dinge im Grruide genommen sich nicht bester sür 'uns ge-
m konnten — aber da kommt Arnold, hörcn wir, welche Nach-
-/ .n er uns bringt."
'ald Wallendorf war hastig eingetreten, cr wars dcn Hut
^tuhl und fuhr mit deiden Händen zugleich durch sein
. '' .Haar.
- "-ilen ist so eben nach Paris abgereist," sagtc k"
M« '' :-'Ugc.
ndon?" fragte Onkel Heinrich ironisch.
?/- ' 'inc Lüge war, mit der sie mich irr
2" fraglc Arnold überrascht.
>r mit Gepäck beladene
j ste dort war, um Ab-
alles, ich hatte das auch
) durch üicse Unterredung
wllständig begründet stnd.
ß ich sie unbehclligt fort-
WN'
ich überhaupt nicht kennt?
ck nach Paris einschreiben
(Forisetzung solgt.
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