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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Die Judenfrage — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.16739#0002
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Wenn das Blatt aber weiter schreibt: „Das Heidel-
berger Universitäts - Jubiläum knüpst an die edelsten uitd
ruhmvollsten Traditionen des deutschen Volkes an", so ge-
steht es ja selbst ein, was diese Universität ' leistete, —
weil »s damals an derselben keine Juden gab. Heute ist
aber bei vielen Universitäten die Gefahr der Verjudung
vorhanden — damit haben aber die ruhmvollen Traditionen
des deutschen Volkes ihren Abschluß gefunden, und anstatt
dem Nuhme und Glanze der Wisienschaft wird die Neclame
herrschen. Die öffentliche in den Judenhänden bestndliche
Presse würde dann unsere berühmtestett Mäuner macheü, die
selbstverstündlich lauter Jude« sem werden — um zu be-
weisen, daß die Juden wirklich eine uns überlegene Rasse
sind. Dieser Traum ist nun vernichtet durch die Erkenntniß
der einheimischen Studenten, dapum die Erbitterung der
Iuden über dieselben. Sagt nns'ffa der bttreffendeMrtikel,
daß sie aus diese tröstliche Hvffnung verzichten müssen.
Man möchte daher die Studentsn discreditiren. Darum
erschien auch anf der nämlichen Seite ein zweiter Artikel:
„Der lange HinZ und der dicke Kunz. Ein Bild aus dem
Studentenleben." Darin werden uns zwei Studenten ge-
schildert, die sonst nichts thun als saufen. Man merkt es
aber sogleich, daß dieser Artikel bestimmt ist, den ersten zu
ergänzen, und so merkt man gleich den Zweck, den die
Juden damit erreichen wollen. Jn ihrem Haß gegen die
Studenten verrathen sie sich immer mehr. "

Rcsormverein mid Ländcrbank.

Vor ein paar Jahren erklärte der frühere Präsident
des Oesterreichischen Resormvereines, Herr Alois Füssel,
„er verzweifle bereits an der Möglichkeit der wirthschastlichen
Reformen Oesterreich's, darum ziehe er vor, sich in Amerika
ein neues Heim zu gründen." Damals stand aber der
Oesterreichische Resormverein auf einer höheren Stufe,
würden wir aber heute diesen Verein auf gleiche Stuse
mit dem Vereins-Organ „Volkssreund" stellen, so müßtett wir
sagen, dieser Verein ist tief, sehr tief gesunken, er ifl nichts
weniger, als ein Resormverein, das heißt ein Verein, der
wirthschastliche Reformen anstrebt. Cines ist heute schon
sicher: der Oesterreichische Resormverein steht den wirth-
schafllichen Reformen, und sagen wir es gerade heraus, er
steht auch einer sittlichen Ausrichtung im Wege, weil er
stiUschweigend das Hand - in - Hand - gehen des Parteiorganes
„Volkssreund" mit der Länderbank hinnahm. Wer anf einer
sittlichen Basis steht, den mußte es ja empören, wie dieses
Organ die Aussaugung der Serben durch die Länderbank
verherrlichte und den Director dieser Bank, Samuel Ritter
vvn Hahn, als den verdienstvollsten Mann feierte. Wir
sind überzeugt, daß. wenn Füssel noch Präsident dieses
Vereines gewesen wäre, er ganz gut eingesehen hätte, welche
Blamage es sür einen antisemitischen Verein, welche
moralische Niederlage das ist, wenn das Parteiorgan für
die Lünderbank einsteht und die Unterdrückung und Ans-
beutung der Serben durch das jüdische Capital lvbt und
preist. Herr Füssel würde ganz gewiß gegen ein solches
Treiben protestirt und sich gegen ein solches Parteiorgan
verwahrt haben. Nachdem aber das jetzt nicht der Fall
tvar, so ist das mindestens eine totale Kurzsichtigkeit.

Begreist man denn das bei dem Nesormvereine gar
nicht, daß, wenn das Parteiorgan für die Manöver und
Geschäfte der Länderbank einsteht, ein solcher Verein
total unfähig ist, wirthschaftliche Reformen durchzuführen,
daß ein solcher Verein abschreckend aus die besseren Ele-
mente wirken muß. Man schadet dadurch der ganzen Be-
wegung — und dazu hat man kein Recht. Wer einmal
einen Posten einnimmt, der muß ihn auch ausfüllen. Wir,
die wir für die Sache schon so viel Opfer brachten, können
um der Sache willen unmöglich ruhig zusehen, wenn diese
Sache ruinirt und ausgebeutet wird. Wir müssen dagegen
protestiren, wenn nian den Namen wirthschaftlicher Neformer
oder Antisemit mißbraucht.

Wir haben lange Zeit geschwiegen, würden wir es
noch länger thun, so würden wir uns an Recht, Moral
und Wahrheit versündigen. Wir müssen den Reformverein
für das tolle Treiben seines Vereiusorganes verantwortlich
machen, denii wäre der Volkssreund nicht Parteiorgan, so
wäre das belanglos, als Parteiorgan eines Vereines, der
wirthschaftliche Reformen auf seine Fahne geschrieben hat,
ist das aber Schwindel. Wir bekämpfen aber jeden
Schwindel, ob christlich oder jüdisch. Will man wirthschast-
liche Reformen einführen, so ist die erste Bedingung die
Brechung der Macht des Großcapitals und der Monopole.
Diesem weicht aber der „Volksfreund" immer aus, aus-
genommen, es muß ein Concurrent der Länderbank bekämpst
werden. Dafür werden aber die kleinen Juden hergenom-
men, es gibt dabei immer einen Klatsch, und das ist der
Kern des „Volkssreund". Der Volksfreund glaubt, wenn er
sich unter das Christenthum versteckt, so bemerkt man dieses
Treiben nicht, oder das Christenthum ist ein Talisman,
der selbst ein solches Treiben schützt. So wie es bedenklich
ist, wenn die Judenblätter stark in Freiheit, Humanität
und Fortschritt machen, ebenso bedenklich ist es, wenn der
„Volksfreund" stark in Christenthum macht; hier wie dort
gibt es etwas zu verdecken, und darum der Lärm, damit
man nicht sieht was vorgeht, welches Geschäst gemacht wird.

Jedes Land hat die Verhältnisse, die es verdient.
Um daher besiere Verhältniffe zu erhalten, müssen wir
uns dieselben verdienen, wir müssen zu allererst wissen,
wo es fehlt. Wer uicht unbedingt zur siebenten Großmacht
gehört, der muß doch begreifen, daß man so wie es der
Volkssreund und der Resormverein macht, unmöglich wirth-
schastliche Resormen durchsühren kann, im Gegentheil müssen
die Verhälmisse immer schlechter und verworrener werden.
Der Nolkssreund, der sieht, daß es mit seinem Antisemitis-
mus bald zu Ende sein wird, lehnt sich heute bereits an
die Wurstkesselpartei an, und bald dürfte die Vereinigung
offen vollzogen werden. Dadurch hört sich aber der angeb-
liche Antisemitismus der Reformpartei auf, weil die Wurst-

kesselpartei die Juden unter einen besonderen Schutz nimmt.
Der einsichtsvollere Theil der Reformer wird sich von einer
solchen Mischmaschpartei zurückziehen, und wird sich uns
wirklichen Antisemiten anschließen.

Der Reformverein hat schon längere Zeit kein Lebens-
zeichen von sich gegeben, wir mttssen daher den dermaligen
Stand dieses Vereines nach dem officiellen Organ desselben
beurtheilen; wie es aber mit diesem Organe bestellt ist,
haben wir so eben beleuchtet. Nach dem heutigen Stande
des Resormvereines müffen alle wirklichen Antisemiten, die
es aufrichtig niit den Jnteressen des Volkes meinen, gegen-
übsr dem Neformverein eine andere Taktik einschlagen, und
müffen denselben bekämpfen — sonst steht es in der Macht
der Länderbank, durch den „Volksfrevnd" die ganze anti-
semitische und wirthschaftliche Bewegung zu discreditiren.
Wenn aber der „Volksfreund" und die Partei, die er ver-
tntt, außerhalb der Bewegung stehend erklärt werden, so
kann die Länderbank auf die Bewegung gar keinen Ginfluß
ausüben. Die Nlummern 13 und 14 des „Volksfreund" d. I.
hütten dem Resormverein die Augen öffnen sollen. in welcher
Beziehung eiu Blatt zur Länderbank stehen niuß, das
Solches bringt Wie es'scheint, hat der Reformverein das
gar nicht begriffeii, sonst kvnnte er das nicht ruhig hiü-
nehinen, daß Länderbank und Neformverein ein gemein-
sames Organ, eine gemeinsame publicistische Vertretung
besitzen, und daß eines von Beiden gesoppt sein muß.
Nummer 13 und 14 zeigten uns aber, wer der Gefoppte ist.

Die Nnhaltbarkcit dcs Dcutscheu Club.

Bei einem gesunden politischen Leben soll die Haupt-
und Residenzstadt eines Neiches die politische Führung aus-
üben, sie soll den Ton angeben. Jm Anfange unseres
parlamentarischen Lebens war das in einem so starken
Maße der Fall, daß Wien nicht allein den politischen Ton
angab, daß es sogar das ganze Reich beherrschte. Man hat
aber diesen Einfluß so mißbraucht, daß ein Rückschlag
ersolgen mußte. Wien hat nicht allein die Führung ver-
loren, sondern bietet uns sogar noch ein trauriges Bild
der Zersetzung. Die besseren und einsichtsvolleren Männer,
von welchen Wien immerhin eine große Anzahl besitzt,
wurden in den Hintergrund gedrängt, umso breiter macht
sich das Streberthum. Das alte Strebcrthum will trotz der
totalen Nnsähigkeit den Platz nicht räumen, weil es noch
über einen großen Apparat, über die öffentliche Presse ver-
sügt, das junge segelt nnr mit dem allgemeinen Haß gegen
das alte, es möchte sich eben an desien Stelle setzen, ist
daher ein Streberthum unter den verschiedensten Masken
nnd Schlagwörter, die nur die reactionäre Strdmung
gemein haben. Die politische Führung liegt daher dermalen
nicht in Wien, sondern in Steiermark mit dem Sitze
in Graz.

Graz gehörte von jeher zu der politisch am weitesten
entwickelten Provinzstadt. *Graz besitzt eine intelligente
Bevölkerung, die eine gewisse Selbstständigkeit sich zu
erhalten wußte, während in anderen Städten die Jntelligenz
von dem Capital sich in's Schleppthau nehmen oder sich
ganz von demselben beherrschen ließ, wie in Brünn und
den meisteu mährischen und böhmischen Jndustriestädten,
wo das Capital allein den politischen Einfluß ausübt. Es
war daher lächerlich, wenn ein Strache, ein Pikert oder
Krepek sich als Männer des Volkes hinstellten und dabei
die allerschärsste Tonart anschlugen. Wer orientirt ist,
wußte doch gleich, was dahinter steckt, daß diese ebenso gut
der capitalistischen Partei angehören, wie ein Sturm,
Chlumetzki oder Herbst. Die böhmischen, dem „Deutschen
Club" angehörigen Abgeordneten gehören in jeder Beziehung
der capitalistischen Partei, sie waren vom Hause aus schon
au diese Partei gebunden und hatten eine doppelte Aufgabe.
Sie sollten die wirklich fortgeschrittensten und volksthümlichen
Elemente hindern, sich zu vereinigen und zu entfalten, um
die Altliberalen nicht zu gefährden, damit sich nichts
Besseres an deren Stelle setzen kann. Anderseits mußten sie
wieder einen gewaltigen Lärm machen, sie mußten in der
allerschärfsten Tonart auftreten. Als Mitglieder des Deutsch-
österreichischen Club's hätten sie das aber nie thun dürfen,
weil die Leiter desselben dafür verantwortlich gemacht
worden wären, und diese wollen nach Oben hin keinen
üblen Eindruck verursachen, um bei dem nächsten Minister-
wechsel gerufen zu werden. Die Minister-Candidaten konnten
sich aber so noch stellen, als wenn sie eine so scharfe Tonart
verabscheuen würden. Der Deutsche Club spielte und spielt
nvch eine sehr traurige Rolle.

Nachdem aber Graz schon eine bedeutende politische
Reise besitzt, so mußte eine Auflehnung gegen ein solches
Treiben stattfinden, und zwar in einer gediegeneren Form
als in Wien durch die Demokraten und Resormer rück-
läusiger Elemente. Der Einfluß der Provinzial - Hauptstadt
verpflanzt sich immer mehr, vorläufig auf die eigene
Provinz. Der Einfluß der liberalen Partei sammt dem
Ableger „Deutscher Club" ist daher im raschen Abnehmen
begriffen. Um diesem Sinken vorzubeugen, haben die Mit-
glieder des Deutschen Club sehr viele Wählerversammlungen
abgehalten und den Nechenschaftsbericht erstattet — und
man ließ sich dann von den guten Freunden den Dank
und das Vertrauen votiren. Wofür der Dank war, wissen
wir wahrlich nicht, ebensowenig wissen wir, worauf das
Vertrauen beruht, hinweisen kann man wirklich nicht auf
die geringste Leistung. Jede Hoffnung, die man vielleicht
zu dem Deutschen Club hatte, erwies sich als trügerisch,
das aber was man nicht hoffte, daß er sich so ost lächerlich
machen wird, ist eingetreten. Und wie die steierischen Ab-
geordneten bemüht waren, den Club in einem schöneren
Lichte erscheinen zu lassen! Man hat sogar den Bruderclub,
die Partei, der man doch selbst angehört, compromittirt,
indem man den Deutsch-österreichischen Club als die politische
Vertretung des Capitals hinstellte. Wie es scheint, müssen
diese Herren gar nicht begreifen, daß der Deutsche Club
nur ein abcommandirter Flügel der liberalen oder

capitalistischen Partei ist, der allerhand Scheinmanöver auf-
führen mußte, um die Steüung der Partei M vertheidigen.
Das HStten diese doch selbst begreifen solletts welche Rolle
man -fle spielen läßt. ^

Daß diese Herren auch von der Bekämpfung der
Corruption sprachen, ist selbstverständlich. Man blieb aber
auch hier den Beweis schuldig, und das wäre doch sehr
nothwendig auf Thaten hinweisen zu könüen, weil man
sonst zu dem Glauben verleitet werden kann, daß diese
Herren überhaupt gar nicht wissen, was Corruption ist.

Wenn das Wort Corruption nur zu > einer Phrase
herabsinkt', die heute ebenso gangbar ist, wie seinerzeit die
Wörte Freiheit, Ausklärung, Fortschritt und dergleichen, so
ist ja das selbst Evrruptron, es ist das keine Bekämpfung,
sondern Beförderung der Corruption, und man versündigt
sich dadurch an dem Allgemeinen. Jn der Noth, in welcher
man sich befindet, sucht man eböu nach Schlagwörtern, von
welchen man sich eisis Wirkung verspricht.

Der Deutsche Llub ist wirklich in großer Noth, weil
er gar nichts repräsentirt und sich auf gar nichts stiitzen
kann. Alles was man vorgibt, ist nur vorgeschoben, selbst
die Nationalitälsidee. Wurden diese Herren doch von ihrer
geistigen Vorsehung, dem Juden Friedjung, in seinem Blatte
„Deutsche Wochenschrist" abgekanzelt, indein er schreibt: „Wer
die beste Lunge hat und die rüpelhasteste Sprache führt, der
ist heute der beste Nationale. Die Uuivisseiiden sind die
Heftigsten, so war es zu allen Zeiten, Schneidigkeit nennen
sie es, Flegelhaftigkeit ist es. Wenn sie glauben, daß sie
heute, wo allüberall die ffchärfere Tonart' Mode gewvrden
ist, damit eiiischüchtern, dann sind sie kindisch. Sie ver-
bittern die Gegner und sich selbst, das ist Alles, was sie
erreichen." So schreibt jetzt der Jude Friedjung, er ver-
nrtheilt die schärfere Tonart, an deren Spitze er dech
gestanden ist.

Wenn einmal ein Jude, der an der Spitze einer
Sache oder Richtung steht, dieselbe aufgibt, so muß sie
schon unrettbar verloren sein. Der Jude sucht sich bei Zeiten
zn retten, und macht für den Mißersolg Andere verant-
wortlich. Das kommt daher, wenn man sich der Leitung
der Juden anvertraut. Der Jude, der als publicistischer
Vertreter der schärferen Tonart galt, sagt jetzt das, was
wir srüher immer sagten. Wie recht haben wir Deutsche
daher, wenn wir die Juden von unserer Vertretung serne
zu halten suchen, weil wir uns mii den anderen Nationalitäten
schon vergleichen werden. Haben wir uns ja früher auch
verglichen, bevor die Juden sich als Lehr- und Hofmeister
uns ausdrängten, wir müssen daher die neueste Hofmeisterei
Hersch Friedjung's zurückweisen. Uns geht sie überhaupt
gar nichts an, sondern die Mitglieder des Deutschen Club,
die Männer der schärferen Tonart. Nun ist aber Friedjung
der geistige Leiter derselben, man sieht daraus, wie zer-
fahren, wie herabgekommen dieser Club ist. Und da will
man durch Wählerversammlungen diesem Club neues Leben
zuführen! Dadurch werden ja solche Vertrauens-Kundgebungen
compromittirt, sie sinken zu einer Spielerei herab. Ein
politisch reises Volk muß sich daher dagegen auflehnen.

Daß uns die Straspredigt Friedjung's gar nichts
angeht, beweist die „W- A. Z." vom 19. August, indem
sie das Deutschthum Schönerer's zu verdächtigen sucht, weil
Schönerer bei einer Volksversammlung in Böhmen sagte,
daß es ihm lieber ist, wenn in die deutsche Eiche eine
böhmische Linde hineinwachse, als wenn die deutsche Eiche
durch Würmer zerfressen wird. Wir empfehlen das dem
„Vaterland", weil dasselbe sich so stellte, als wenn die
Worte Friedjung's auch Schönerer angehen würden. Möglich,
daß Friedjung das bezweckte, weil sich die Preßjuden durch
Ränke fortzuhelfen suchen, aber unrichtig ist es, wie die
Auslassungen der „W. A. Z." zeigen. Die Strafpredigt
geht daher einzig und allein die Mitglieder des Deutichen
Club an. Unklug war es aber von Dr. Friedjung, daß er
diese zu einer Zeit hielt, wo die steierischen Abgeordneten
ihre Wählerversammlungen veranstalteten.

Die sociale Frage ia Ungarn.

Die sociale Frage, die sich in jedem modernen Reiche
immer mehr zur Geltung bringt, die sich weder mit Gewalt
unterdrücken noch wegleugnen läßt, soll vor Allem von der
gebildeten Welt erkannt und deren Größe und Wichtigkeit,
die diese besitzt, gewürdiget werden. Allein das ist so wenig
der Fall, der größere Theil glaubt, daß ihn das gar nichts
angehe oder bekümmere, man wendet sich unwillig davon
ab und faßt das sogar als Beleidigung auf, daß man sie
mit den Arbeitern auf gleicher Stufe sehen will, weil sie
glauben, daß diese nur die Arbeiter einzig und allein angeht.
Würden sie die Tragweite derselben erfassen können, würden
sie begreifen, wie nahe sie selbst von derselben berührt
werden, so würde man dieselbe mit der größten Ausmerk-
samkeit verfolgen, ja sie sehen gar nicht, daß sie bereits
schon von derselben erfaßt und gar Mancher das Opfer der-
selben wurde. Besonders ist das in Ungarn der Fall. Dort
glauben Viele, weil Ungarn kein Jndustrie - Staat ist, wo
es viele Arbeiter gibt, die einen Kamps mit dem Capital
führen, so gebe es sür sie keine sociale Frage. Sie begreisen
nicht, daß das, wenn der Bürger- und Bauernstand ver-
armt und zum Proletariat heruntersinkt, wenn der Groß-
grundbesitz allmälig in die Hände der Juden übergeht, wenn
die Juden das ganze Vermögen an sich bringen, daß sich
dadurch eine große sociale Umwälzung vollzieht und daß
das ein Stück sociale Frage ist.

Die Ungarn werden in diesem Glauben von den
Juden und Judengenossen bestärkt, die denselben immer
sagen, für Ungarn gebe es keine sociale Gefahr, keine sociale
Frage, die gehe nur Staaten mit großen Jndustrie-Centren
an. Die Juden und Judengenossen wiffen recht gut, wo sie
die Ungarn zu packen haben, um sie zu beschästigen, damit
sie ja zu keiner Erkenntniß ihrer Lage kommen, damit fie
ja nicht aus ihrem Taumel erwachen. Der Appell an das
beleidigte Nationalgefühl thut noch immer seine Wirkung,
 
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