Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Die Judenfrage — 1886

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16739#0001
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^ ^

Durch Post:

vierteljährig . . . . . sl. —.Mkr.
ganzjährig.. 2.40 „

Motto: Die Judenfrage als Religionsfrage gehört ganz dem Mittel-
alter an. Die Judeufrage der Gegenwart uud Zukunft
bingegen ist nur Racen-, Sitten» und Culturfrage — eiue
Existenzfrage der modernen Völker.

ßrfcheint jeden 1. und 15. des Wonats.

Ne-action u. Idministration:

Stryr, Brrggasie Nr. 23.
Manuscripte werden nicht zurückgeseudet.
Zuschrifteu portofrei.

Nr. 17.

Steyr (Oberösterreich), Mittwoch den 1. Septeinber 1886.

Vl. Jahrgaug

Blickt nach Spanien.

Jn der „Wr. A. Z." vom 5. August ist ein Leitartikel
über Spanien. Bei diesem Artikel fällt einem unwillkürlich
die freche Sprache auf, die sich das Parasitenblatt über
ein Volk erlaubt, das heute noch ein Land besitzt, das es
sein Eigen nennt, und das heute noch einen Staat bildet.
Wol sind die Spanier von ihrer einstigen Größe herab-
gestiegen, das wissen wir wol, das brauchen uns die Juden
nicht erst zu sagen, — aber Parasiten auf dem Rücken
anderer Völker sind sie heute noch nicht, so tief sind sie
nicht gesunken. Wie kommen sie also zu diesem Judenhohn?
Jn diesem Aufsatz übergießt sie die „W. A. Z." sörmlich
mit Judenhohn. Jst dieser historische Judenhohn vielleicht
ein Ausfluß des Judenneides? Es sieht ganz so aus. Die
tiefste Tiese, zu der ein Volk herabsinken kann, ist der Pa-
rasitismus — weiter geht es nicht mehr. Zu dieser Tiefe
sind nur die Juden allein unter allen Völkern der Erde herab-
gesunken. Sie haben nirgends auf dem ganzen Erdenrunde ein
politisches oder nationales Heim, haben auch nie und nirgends
seitdem FallPalästina's einen Versuch gernacht, sich wieder eines
zu gründen. Es muß sie daher ärgern, wenn sie ein Volk
wie die Spanier betrachten, die trotz ihres Herabsteigens
von einstiger Größe doch ihr Land in Besitz behielten und
heute noch einen Staat bilden. Sie betrachten die Spanier
mit jenem Neid und Aerger, den der Obdachlose gegen
Jenen sühlt, der ein Obdach besitzt, wenn es auch einfach
und ärmlich ist, wenn auch das Dach schlecht ist und die
Mauern Sprünge auswcisen, aber ein Obdach ist es doch.
Dieser Judenhohn ist daher sicher ein Ausflnß des Judeu-
neides und Judenärgers. Wir bedauern daher die „W. A. Z.",
aber ihr Artikel kann Niemanden mehr täuschen als die siebente
Großmacht, er ist zu durchsichtig. Wenu dieser Judenhohu
srüher einmal Beisall fand, heute ist man orientirt und
man findet keinen Gesallen mehr daran. Ein Volk, aus dem
so superkluge Leitartikler hervorgehen, sollte doch wenigstens
einen Versuch der Wiedergeburt machen, es sollte doch ver-
suchen, abermals irgend einen Staat zu gründen.

Wie viele modexne Völker feierten nur in unserem
Jahrhundert ihre Wiedergeburt, Völker, die man sür ver-
loren aufgab. Man denke nur an die Wiedergeburt Grie-
chenland's, Jtalien und Deutschlaud wurden wieder geboren.
Auf dem Boden der einstnialigen Türkei schossen selbststän-
dige Völker empor und gründeten selbststäudige Staaten.
Wer hätte je geglaubt, daß die durch Jahrhunderte von
deu Türken niedergetreteneu Rumänen, Bulgaren und
Serben sich wieder ausrichten werden. Auch der Magyaren
müssen wir erwähnen, die mit Muth und Ausdauer so
gut wie ein eigenes Staatswesen ausbauten.

Nur der Jude machte nirgends den leisesten Versuch,
sich als selbstständiges Volk wieder aufzurichten, sondern dieser
zieht es vor, auf anderen Völkern obenzuhocken und sie zu be-
wirthschaften. Wir müssen fragen, wie das kömmt? Jnmitten
einer bunten Völkerwelt, in der kleinere und größere Völker
das Fremdenjoch abschütteln, sich ausrichten und wieder auf-
stehen, in der sich Alles regt und bewegt, in der neue
Gebilde entstehen und der organisirte Staat täglich mehr
an Bedeutung gewinnt, bleibt einzig und allein der Jude
bei seinem uratten Parasitismus und zeigt kein Verlaugen,
denselben aufzugeben. Die Antwort ist wol einfach: er be-
findet sich dabei so wohl. Eine andere Antwort gibt es
nicht. Sollten uns die Juden selbst eine Erklärung geben,
werden wir sie dankbar annehmen. Nachdem die Wieder-
geburt eines Volkes in unserem Jahrhundert zu keiner Sel-
lenheit gehört und sich unter unseren Augen zu wiederholten-
malen vollzog und die Juden uns immer von ihrer geisti-
gen Ueberlegenheit erzählten, so wissen wir uns für das
Verhalten derselben keine andere Erklärung, als daß sie sich
in ihrem Parasitismus ganz gut gefallen, daß es ihnen
auf dem Nücken der schaffenden Völker sehr gut geht, daß
ste daher gar nicht gewillt sind, ihren Parasitismus auf-
zugeben-

Die Juden zählen doch, wenn man von Religions-
verschiedenheit absieht, wie man bei Völkersragen stets thun
muß, bei zehn Millionen. Also zehn Ptillivnen getauste
und mosaische Juden, die unter sich reicher sind, wie irgend
ein anderes Volk der Erde, die nicht wollen oder können,
was die kleinen Griechen, Rumänen, Serben und Bulgaren
anstrebten und aussührten. Jn Anbetracht dieses Umstandes !
müssen wir zu der Ansicht kommen, daß es den Juden gar ^
nicht um jhre nationale Wiedergeburt zu thun ist, daß sie
das bleiben wollen, was sie seit zweitausend Jahren sind.
Wäre es ihnen um ihre nationale Wiedergeburt zu thun,
so hätten sie dieses Vorhaben leicht zu einer Zeit ausführen
können, wo Griechen, Rumänen, Serben und Bulgaren

noch ganz hoffnungslos unter dem Türkenjoche schmachteten.
Die in der ganzen Welt zerstreuten Juden hätten schon vor
zweihundert Jahren sammt ihrem aufgesogenen Reichthume
nach Amerika ziehen und dort einen Staat gründen können.
Niemand hätte sie aufgehalten, alle Völker würden ihnen
noch hilfreich die Hand zur Auswanderung geboten haben.
Aber sie wollten nicht. Später bot sich wieder eine Gelegen-
heit. Jn Australien wurde ein großer Continent entdeckt,
wo Platz sür sie gewesen wäre. Sie wollten aber wieder
nicht.

Nun wollen wir die Juden der „W. A. Z." sragen,
welches Recht haben sie, über die Spanier mit solchem
Hohn zu schreibeu? Wie hoch stehen heute noch die Spanier
über den Juden! Die Spanier haben eine nationale Heimat

— die Juden haben keine. Wie immer der spanische Staat
beschaffen sein mag, es ist ein Staatswesen; — die Juden
sind nicht im Stande, eines zu gründen, nicht das erbärm-
lichste, ja es geht ihnen sogar der Wille dazu ab. Mit
welchem Recht verhöhnt das Parasitenblatt die Spanier?
Ober fühlt es die Schande, die darin liegt, wenn ein Volk
gar kein Verlangen nach einem eigenen Staatswesen hat,
und will man die Aufmerksamkeit von sich ab und auf die
Spanier lenken. Dann können wir ihnen sagen, daß sie
die Rechnung ohne den Wirth machen, was wörtlich zu
nehmen ist—sie machen ihre Rechnung ohne ihre Wirths-
völker. So ost sie sich in ihrem historischen Hohn gefallen,
müssen wir sie darauf aufmerksam machen, daß sie gar kein
Recht haben, irgend ein Volk der Erde zu verhöhnen.

Da uns der Leitactikel vtr „W. A. Z." über Spanien
deu Anlaß zu diesem Aussatze gab, so wollen wir über
Spanien noch Eines hinzufügen, was für die antijüdische
Bewegung von großem Jnteresse ist. Spanien mag uns
als abschreckendes Beispiel dienen, wie man die Judenfrage
nicht lösen soll. Unsere Reformer, in der That alle rück-
ständigen und rückläusigen Elemente in Oesterreich-Ungarn,
Deutschland und anderswo, wollten und wollen heute noch
die Judenfrage als Religionsfrage behandelt wissen und
dieselbe auch als Religionsfrage lösen. Das that Spanien,
es behandelte und löste die Judensrage als Religionsfrage.
Und was sehen wir? Daß Spanien an dieser Cur uahezu
selbst zu Grunde ging. Es tauschte die Kirchenherrschaft für
die Judenherrschaft ein uud der Tausch war ein sehr un-
günstiger. Die Kirchenherrschaft hat Spanien so tief herunter-
gebracht. Das einst stolze, mächtige, reiche Spanien ist heute
ein gedemüthigtes, machtloses, armes Land. Es ist der
Juden, die es einst ausfraßen, losgeworden, das ist wahr,

— aber um welchen Preis?

Nun fragen wir die rücklüufigen Elemente, wollen
sie aus Oesterreich - Ungarn und Deutschland ein zweites
und drittes Spanien machen? Sollen wir die Judenherr-
schaft nur darum abschütteln, um uns die Kirchenherrschaft
aufzuhalsen? Spanien mag uns daher als abschreckendes
Beispiel dienen, wie man die Judenfrage nicht behandeln
und nicht lösen soll. Wir rufen daher allen rückläusigen
Elementen, die sich des Antisemitismus als Maske bedienen,
nochmals zu: — Blickt nach Spanien!

^ Anftatt eines Feft-, ein Trauerartiket.

Bei Gelegenheit der fünfhundertjährigen Jubelfeier
! der Heidelberger Universität brachten alle Judenblätter
Festartikel, weil eben die Juden sich jetzt als die Träger
- der Cultur, der Wissenschaften und Aufklärungen aufspielen,
sie ergreifen daher jede Gelegenheit, um ihr Licht leuchten
1 zu lassen. Aus diesen Festartikeln klang aber auch eine

gewisse Hoffnungslosigkeit der Juden heraus, sie fürchten
sür die Zukunft. So heißt es in dem Festartikel der
„Sonn- und Montag-Zeituug": „Schmerz und Zorn zugleich
ergreift uns, wenn wir sehen, bis zu welchem Grade der
! Verwilderung und Rohheit in den letzten Jahren ein großer
! Theil unserer akademischen Jugend bereits gelangt ist, wie
sehr sie das Verständniß sür die Jdeale einer besseren
Vergangenheit eingebüßt hat. WaS bleibt uns nvch, wenn
wir Alten, die wir in deni Schlamme nationaler und

coufessioneller Vvrurtheile zu wühleu gezwungen siud, auch
noch aus die tröstliche Hoffnung verzichlen müssen, daß der
Stvlz und die Blüthe des deutschen Volkes, seine Jugend,
von dem Gifte des Rassen- uud ClassenhasseS verschont

bleiben werde, und wenu wir fürchten müssen, daß alle
Geistesarbeit vergaugener Jahrhunderte umsonst gethan,
alle Opfer sür die Wissenschast um ihre sittliche und

läuternde Krast umsonst gebracht sind."

Das heißt Oel ins Feuer gießen. Der Jude macht
unserer goldenen Jugend den Vorwurf der Verwilderung und
Rohheit. Auf welche Thatsache stützt sich der Jude, um eine so

schwere Anklage zu erheben? Auf gar keine. Diese Anklage
zeigt eben wieder, daß die Juden in einer ganz anderen Welt
leben und ganz andere Begriffe als wir Einheimische haben.

Die Sache verhält sich einfach so: Die Juden
haben durch Jahre lang die Studenten zur Erlangung
ihrer Herrschaft mißbraucht und mit Hilfe der Studenten
mehr als eine Demonstration in Scene gesetzt, — und das
ist heute nicht mehr der Fall. Die Studenten sind eben
erbost über den Mißbrauch, den man mit ih:em Vertrauen
getrieben hat. Sie mußten auch sehen, wie traurig die
Zukunft sich gestalten muß, wenn der Zersetzung nicht
Einhalt gethan wird. Wer sind aber Diejenigen, die diese
Zersetzung in die Gesellschaft brachten? Jn allererster
Linie dte Judenblätter und deren Anhang. Diese Juden-
blätter untergruben ja jedes sittliche Gefühl. Wir Einhei-
mische müssen daher froh sein, daß bei den Studenten das
bessere Gefühl erwacht ist, — und das nennen die Juden
Verwilderung und Rohheit! Uebrigens machen die Juden
heute nicht allein der goldenen Jugend diesen Vorivurf,
sondern auch den Lehrern, also den Trägern der Jntelligenz,
weil auch die Lehrer aufhörten, von den Juden sich miß-
brauchen zu lassen. Wenn der Jude ferner von einem
Schlamme spricht, so müssen wir auch das richtig stellen,
weil eben die Juden andere Begriffe haben. Der Schlamm
ist richtig vorhanden, er wird durch die Judenblätter er-
zeugt, sie stecken tief darin.

Wir citiren heute nochmals Lassalle, weil man
diese Worte nicht genug citiren kann: „Wenn Jemand
Geld verdiencn will, so mag er Cotton fabriciren
oder Tuche oder auf der Börse spielen. Aber daß
man um schnöden Gewinnstes willen alle Brunnen
des Volksgeistes vergifte und dem Volke den geistigen Tod
täglich aus tausend Röhren credenze, — es ist das höchste
Verbrechen, das ich hassen kann. Jch nehme, die Seele voll
Trauer, keinen Anstand, zu sagen: wenn nicht eine totale
Umwandlung unserer Presse eintritt, wenn diese Zeitungs-
pest noch 50 Jahre so sortwüthet, so muß dann unser
Volksgeist verderbt und zu Grunde gerichtet sein bis in
seine Tiefen! Denn Jhr begreift, wenn Tausende von
Zeitungsschreibern, diese heutigen Lehrer des Volkes, mit
100.000 Stimmen täglich ihre stupide Unwissenheit, ihre
Gewissenlosigkeit, ihren Eunuchenhaß gegen alles Wahre
und Große in Politik, Kunst und Wiffenschaft dem Volke
einhauchen, dem Volke, das gläubig und vertrauend nach
diesem Gifte greift, weil es geistige Stärkung aus demselben
zu schöpfen glaubt, nun so muß dieser Volksgeist zu Grunde
gerichtet werden und wäre er noch dreimal so herrlich!
Nicht das begabteste Nolk der Welt, nicht die Gricchen
hätten eine solche Presse überdauert. Halten Sie fest, mit
glühender Seele fest an dem Losungswort, das ich Jhnen
zuschleudere: ,Haß und Verachtung, Tod und Untergang
der heutigen Presse/"

Also ein Lassalle sagt es, wer unseren Volksgeist
vergiftet, wer uns um die Opfer der Geistesarbeit ver-
gangener Jahrhunderte bringt: die öffentliche Presse, - und
diese Presse möchte unserer goldenen Jugend die Schuld
zuschieben. Begreift man denn nicht, daß diese über ein
svlches Treiben entrüstet werden muß, daß man sie dadurch
geradezu herausfordert. Weil sich aber diese Jugend nlcht
hinreißen läßt und die Falle recht gut kennt, die man ihr gestellt
hat, so beweist das, daß diese nicht allein nicht verwildert
ist, daß sie sogar sehr besonnen ist. Würde man in früheren
Jahren eine solche Anklage erhoben haben, welchen Sturm
würde es da gegeben haben! Oder würde eine solche Anklage
in vorantisemitischen Zeiten von den Clericalen erhoben
worden sein, wo die Studenten sich noch von den Juden-
blättern leiten und beeinflußen ließeu, was würden da die
Judenblätter sür einen Lärm erhoben haben, wie würden
diese Genugthuuug über ein solches Treiben verlangt haben!

Die Geistesarbeit früherer Jahrhunderte, auf welche
sich der jüdische Artikelschreiber beruft, geschah von den
Einheimischen; die Juden leisteten nicht das Geringste
davon, wie das Dühring in seiner Judeufrage sehr gut
beleuchtete. Wie kaun sich daher der Jude darauf berufen!
Die Geistesarbeit der Juden sand in unserer Gegenwart
statt, und wie diese beschaffen ist, weiß man recht gut.
Auf diese köuneu sie sich berufen, aber nicht auf die früheren
Jahrhunderte. Die Juden wollten ja diese sogar mit ihrer
Geistesarbeit verdrängen. Wo waren, müssen wir fragen,
die Classiker wührend der Blüthezeit des jüdischen Einflusses?
Sie waren verschollen. Welchen Schund hat man uns in
den Theatern und der Literatur dafür geboten? — eine Ver-
giftung des Volksgeistes. Nnd da spricht der Jude noch,
daß die Studenten die Wissenschaft um ihre sittliche und
läuternde Kraf gebracht haben!
 
Annotationen