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OHkgeZt-Ausgabe.

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exel. Lotsnlolm, kür äss Osutsslis llsieli oiiä Z.nii!
Ossterrsieli 7 Nk. 50 ?7.

UestsllunAsn nsiims» ä!e kostniistnltsii äss I»- »nil
^Vuslsnäss rm, in Hsrliri clis lüxxsäitioii Lrsits 8tr. 8.
Ivserlits: äie ?stit-2vils i'ür <Ins Äloi-Asnblntt 40 10'.,
tür ü:>8 iVIisiidliliitt 60 !??.

von StaaLs- und gelehrteu Sachen.

Zeitung.

Fveitag den 6. August.

iVxeiitiir lür k'rnulcrsieli:
Oomp.i^nie OsiisrLls äs I'udlieitä ütrrw^ers
O. O. Ouubs u. Ois.,

31 kiz I?LubourF Dloutmartrs
? u r i s.

Zm Verlcigc Dosfischcr Erben.

Nedaktiou uud Expeditiou Vreite Stto.ße No. 8., Verliu Ll.

Rednktcnr Fricdrich Stephnny in Berlin.

Se. Mcijcstät der König hcibcn Allergnäd'igst gcrnht: dcm
Nechnnngs-Nnth, etpedirendcn Sekretär nnd Kcissen-Rendantcn
Körber bei dcn Königlichen Mnscen in Berlin, nnd dem Gerichts-
Kcissen-Nendcinten n. D., NcchnmigS-Rcith Iloll zu Znowrcizlaw,
den Rothen Adler-Orden viertcr Klasse; dcm Kaiiiuierinusikiis ci. D.
Thiele zn Berlin den Köiiiglichcn Kroncn-Orden oierter Klasse;
dem bisherigcn Gcincinde-Vorstcber Samnel Krüger zn Sara-
toga im Kreise Ost-Stcrnbcrg, nnd dcm bcrrschaftlichcn Schäfer
Christian Wintcr zn Batow im K'reise Soldin das Nllgcineine
Ehrcnzcichen zn vcrleihen; sowic Lcn Landwirth Wilhclm Siep-
niann genannt Beckmann in Watrenscheid in Folge dcr oon
der dortigen Stadtverordncten-Versaminliing gctroffcncn Wahl
zum nnbcsoldeten Beigeordneten dcr Stadt Wcittenschcid sür eine
Amtsdauer von scchs Zahrcn zn bestätigen.

Se. Majestät der Kaiscr haben Allergnädigst gcruht: den
Ncgierungs-Nssessor Wcr m n t h znm Kaiscrlichcn 'Ncgierniigs-
Rath nnd stäudigcn Hilfsarbciter im Ncichsamt LeS Zlinern zn
trncnnen.

Slngeko m men: Sc. Excellcnz dcr General-Zntendant der
Königlichcn Schauspiele, vonHüIsen, von Kissingen.

I Da§ latcinische nnd das dentsche Vcrzeichniß der Vorlcsungen
tin dcr hicfigen Universität sür daS Winter-Semester 1886/87,
tvelckie am 16. Oktobcr cr. beginncn, ist von hcnte ab bei dem
iOber-Pedell Mcrtins im Univerfitäts-Gebände, eri'teres für
85 Pf., letzteres für M Pf. zu haben. Berlin, dcn 4. Angust
1886. Der Ncktor dcr Königlichen Universität. Kleinert.

Die Zrrbelfcier in HeidclLerg.

Der Univcrsität Heidelberg ist eine besondere AuZzeich-
Unng widerfahren; eS ist das erste Mal, daß der'Kaiser sich
unter den Glückwünschenden znr Jubiläumsfeier einer Uni-
versität eingcfunden hat, wcnn auch nicht persönlich, so doäi
durch den seinem Herzen und seinem Thron zunächststehenden
Stellvertreter, durch dcn Kronprinzen des Deutschcn Neichs.
Wishcr sind ähnliche Jubelfciern als Landescmgelcgeuhcit be-
handelt worden; auf die fcstlichen Tage von Heidelberg fiel
tzin Strahl von dem Glanz des neuen Neichs.

> Wer mochte der Universität Heidelberg diese Ehre miß-
tzönnen? Es ruhen auf ibr zwei Charismen. die sie zu be-
foudcren Anfprüchen ermächtigen. Sie ist die älteste unter den
deutfchcn Universitäten, und ist zugleich — nicht immer kann man
von der ältesten in einem Kreise weiblicher Wesen dassclbe be-
liaupten - die schönste geblicben. Und ist denn Heidclberg
wirklich eine badische Stadt? Die amtlickie Geographie fagt
Za und fern fei es von uns, in wohlerworbcne Nechte ein-
zngreifen, aber wenn irgend eine Stadt als Eemeingut aller
Deutfchen in Anspruch genommen wird, fo ist es Heidel-
berg. Der Rosenkranz am Schlosse ist ein Wahrzeichen sür
Aüc, die in jüngeren odcr reiferen Jahren mit dem Wander-
stabe in der Hand hinauSgezogm sind, um ihrem Bücher-
wisfen von Deutschlands Gefchichte und LandcSart, von
Dentfchlands Wisfenschaft und Kunst durch die Anschauung
uachzuhelfen. Es müßte cin feltfam vergramter Kauz feiu,
der auders als mit deur fröhlichsten Herzcn an die Stundeii
zurückdcnkt, dic er in der cwig jnngcn Nuine zugcbracht, nud
wenn das Cominerciinn bcendigt war nnd dte Fidclität be-
gonnen hat, Lann wird hoffentlich bcim Becherklang auch ein
gutes Wort für den tapferen französifchen Gcneral abgesallen
sein, deffcn vandalifcher That wir es zn dank'cn haben, daß
wir keine Filzfchuhe anzuzichcn genöthigt werden, wcnn wir
diese heiteren Räume betrcten.

l Uud daun war es dvch eine Jubelfcier, wie wir sie noch
nichl gehabt haben. Bisher haben wir von Säkularfciern
vchört; in Heidclbcrg hat man zum ersten Male cinen größcrcn
Maßstab angelegt und daö halbe Millcnnium gcfeicrt. Ein
halbcs Jahrtauscnd deutschen Universitätslebens, cin halbeS
Jahrtaufend dcutfchcr Wissenschaft! Wcr dächte nicht daran,
daß in diesem halben Jahrtaufend Dmtschland sehr trübe
Zetten gcsehcn hat, in denen die dmtsche Knltur rcttungslvS
xusamiucnzubrechcii drohte, weun nicht die Hochschulen fich zu
Hüterinnen dcs heiligcn Feuers gcmacht hatten.

So hat denn in der That das ganze deutsche Volk an der
seltcnm Feier im Gciste einen aufrichtigen Slnthcil ge-
vommen und die treffmden Gedanken, welche in dcr Än-
sprache dcs Kronprinzcn einen formvollendeten Ausdrnck
jöefnnden, habcn überall einen lebhaften Widcrhall ge-
snndcn. So rccht ans der Tiefe des dmtfchen Gcistes
il/at der fürstliche Sprecher daran erinnert, daß man auf das
schön Vollmdete nur zurückblicken darf, um sich der höheren
Ziele zu crinncrn, die nns mit jcdcm Schritte aufwärts ge-
stcck't werdcn nud daß die Freude über die gclnngenc Lösmig
schwicriger Aufgabcn stcts gcdämpst fein muß dnrch daS
Vcfühl der Befounenheit uud dcr Selbstverlcugnung.

„Wabrhaftigkeit und Strcuge geistiger Zucht", das
sst die Richtfchnur, welche sich die"deutscke Wissenschaft stcts
sclbst gegcben hat, dnrch welche sie sich hohcn Ruhm mcker
Len Dölt'crn der Erde erworben hat. Die Ilncrbittlichkeit
bes wissenschaftlichm Eewisscns ist es, durch welche der Ge-
lchrte, der Professor feinen bürgerlichen Muth zu er-

wcisen hat. Man sage nicht, daß die Wisfmschaft

hcute gcgen die Gcfahrcn gcsichcrt istz welche frühcr

mit dcnr uncrfchrock'enen Betmntniß der Wahrhcit vcr-
kuüpft gewefm sind. Freilich cin Galilei, dcr eine
naturwissenfchaftliche Entdeckung vertündet, wird in
Zuk'unft nie wieder gefoltert werdcn, und die Gefahr ualst
sich viclleicht nie wieder in dcr Form dcs Schreckens, scn-
dern in der der Derlockung. Aber dic Gcfchichte so zu erzälstm,
>vie sie sich zugetragen hat und mcht, wie sie dm herrfchendcn
Bormthcilen Lcs Tages mtspricht, die staatSrcchtlichcn und
wirthschastlichen Theorim so zn verkündcn, wie ste duräi
bie ^ Erfahvung mid die Gefctze des Dentcns gerccht-

sertigt werden und nicht, wie sie einer vorübergehen-
ren Strömung des Tages gefällig sind. dazn bedarf

es deS Charat'ters, uud diescr Eigenschast kann der
Held der Forschung fo wenig als ein andcrcr Hcld
entbehrm. Jn frühereu Zcitm waren es der -Philofoph
mid der Thcolog, die niit dem Beifpiele hohen Muthes voran-
gehen uiußtcn; setzt, wo uuser öffmtliches Lebeu hohe Wellen
schlägt, siud cs die Trägcr dcr historisch-politischcn Disziplineu,
wclche vor alien audercu darüber wachcu müssen, daß das
hcilige Feuer der Wissmschaft uickst cntwciht werde uud dah
niemals die Wisseuschaft politisch, soudcrn wenu irgend mög-
lich die Praxis des StaatS und dec Wirthschast wiffmschaft-
lich werde.

„Fördcrnng des Brudcrsiuns unter dcn Gencsscn, anf daß
aus dcm Eciste des Freimuths und der Friedfertigtcit Lie
Kraft zu der hciisamm Arbeit wachscn möge, die Lebens-
formen unsereS Volk'Sthums gedeihlich auszubildcn."
Wcr wciß uicht, daß es ciuc Zcit gegeben hat, in wclcher ein
dcuisches Volksthmn nicht existirte, daß das Wort wie die
Sache im Anfang dieses JahrhmrdertS ncn cntdcckt
wnrde. Neben dcm Adel war es auSschließlich der
Eelchrtenstand, der eine Knltur, ein Standcsbcwußtscin
besaß. Seitdem ist das dcutsche Bürgerthmn wiedcrum zu
einer Macht herangewachsm; die Umgcstaltrmg deS politischm
und Lcö wirthschastlichen Lebens und der Anfschwung der
nationalen Literatur haben znsammengewirtt, in alien Stünden
das Bewußtsein wachzuruscn, daß sie berufen sind, zu gemcin-
samcn Ziclcn zusaimnmzmvirrm. Der Gclchrtcnstand ist noch
immer einer der vornchmstm, aber nicht mehr Lcr einzige
Träger der höheren Kultur; das Bürgerthum schuldet uud
zollt dcn Umvcrsirätm Verehnmg rmd Dantbarteit für daS,
was sie sür den dmtschm Volk'sgcist gethan in cincr Zeit, als
das Dolk für sich selbst nickst arbeitm komite.

Aber auch die Wiffeuschaft schuldet dcm dcutschen Bürger-
thum Achtung nud Anerkcnmmg dafür, daß es in die von
ihr erschloffencn Bahnen muthig nachgerückt. Ein Geist hoch-
müthiger Abschließung der gelehrren Kreise von dcm werbm-
dm und wirkenden Bürgcrthmn, das in Handcl und Jn-
dustrie mit der ganzen Erde dcn Wcttt'ampf crsolgrcich auf-
genommen, würde in Widerspruch stehen mit dcm „Brudersiun
mitcr Len Gmoffen", do'-helscn joll, die Lebmssoriueu. nnseres
Volksthmns gedeihlich auk-zubilden.

Seit eincr Neihe von Zahren ist eine ganze Literatur er-
schimm, welche sich rnit dcr Rcfcrm rmseres Universitswesms
bcschästigt nnd übcr Vorschläge znr Beseitigung mancher Uebcl-
stände nachsinnt. Wir sehen in dicser Erscheimmg nicht ein
Zeichen von Schwäche, nicht cin Zugcständniß dcs Ver-
fallS, sondcrn ein Zcichen von Krast. Lebcn herßt
sich mtwickeln; was in mumterbrochener Entwickelung
bleibt, hat die Verheißung eines langen Lebcns sür sich.
Das halbe Jahrtausmd rim'erer Univerfitäten ist ein Zeit-
ramn der reichstcn imicrlichstm Entwickelmig. Wenn
wir hcute in Zachariä's „Rcnommistm" die Schildcnmgcu
studentischen LebenS vor etwa hundcrt Zahrcn lcscn, so
muthcn sic rmS wie phantastisch-grotcske Uebcrtrcibung an rmd
doch waren sie von rcalistischcr Nüchteriihcit. Eö wäre cine
schmcichlerische Unwahrhaftigkeit, wie sic sclbst bci anßcrordcnt-
lichcn Fcstlichkcitm nicht gcstattct ist, wenn wir behanptm
wollten, dicse hmidert Jahre hättcn genügt, mn allc
Rcste von Pemialismus uud burschik'oscr Zügcllosigreit
zu bcseitigm. Es wird zuwcileu bittcr darüber geklagt,
aber sür die Bcgrüudimg dieser Klagcn ist hcute
uicht der gceiguete Zcitpuutt. Aber ciucr crfrcuticheil Er-
schcimmg des letzten Mcnschenalters darf Erwähmmg gc-
schehen. Dic wiffcnschaftlichen Vereinigmigen der Studirm-
den, die vor drcißig Jahren noch so gut wie rmbckamit
warcn, haben im Verlanf dcr Zcit eincn gcwaltigen Auf-
schwung gcnommcn. Jcde Disziplin bat cine solche aufzn-
wcifen. Jn diefen Vercinigmigen wird das Leben so cin-
getheilt, wie cS sich für cincn Studirmdm zicint; ein
paar Stundcn ernster Arbeit und dahintcr eine Stnnde
srohen LebmSgcnuffes bei Becherklang nnd studcntischcn
Liedern. Hier erhält man vom studmtischm Lebeu, wie es
sein sotl und — fo hoffcn wir — wie cs wirklich ist, ciue
richtigere Vorstellung, als in den Gesellfchaftcn, in welchen
die Nanfhändel den einzigen Gegmstand Ler Unterhaltnng
bilden und das Leben crst mit der ersten Mcnsur bcginnt.^

Die Umversitätm i'ollcn dem Leben nnd dcr Wlssenfchaft
dienen; die schöncn Tage bon Heidelberg wcrdcn dazu bci-
tragen, an dicse ihre Anfgabe zu mahnen und darin zu be-
fcstigm, und der Nackst'lang der frohcn Fcststiimmmg wird
patriotische Erhebung seiiu_

Berlin, 6. August.

Beide Häuser des englischen -Parlamcnts traten gestern
Nachmittags zu ihrer erstcn Sitzung zusaimnen. Jm Obcr-
hause wurdeu die neu eingetretmm Pairs vcrcidigt. Daö
Unterhaus nahm die Wahl des SprecherS vor. Anf
dcn Antrag Birckbcck's, welchm Gladstone untcrstützte,
wurde Peel, uud zwar einstimmig, gewahlt. Derselbe
nahm die Wahl an und betonte däbci die Wichtig-
keit dcr Aufrcchtcrhaltuug dcrWürde uud Autorität dcs Prä-
sidiumZ LeS Hauses; dic beste Bürgschast sür die Rcdefreiheit
und sür die pc'.'söuliche Freiheit der -Parlameutsdcpntirten
sci dcr Gehorsam gcgen die Rcgcln nnd die. Ee-
schäftsordmmg dcs Hanses. Vor der Sitzimg fand eiue
Versammlung dcr libcralcn Unionisten statt, ücer dercn
Verlaus uns ein Privattclegramm aus Lcudon, wie sclgt,
beriästet: „Hartingtcn empfahl jcde feindseligeHattung gegmübcr
dm Anhängcrn Gladstcuc's auszuacbcn, da die Koiisolidirimg
der großen liberalcn Paitci dcch nur cinc Zcitsragc wäre. Zur
Fördermig diescsZwecks solltcu sich dicUuicuistcn mitdmübrigm
Liberalcn idcutifiziien mid ihre Sitze im Unterhause uuter
denselbcn ciimehmm. Er und diejmigcu fcincr Kollegm,
welche krast ihres Ranges sals Mitgliedcr des Gebeimen

Raths befugt seien, auf der vordersten Oppositions»
bank zu sitzen, würden diese Plätze sosort einnehmm.
Hoffentlich werden die übrigen Libcralen ihrem Beispie!
solgen mid damit zcigen, daß die liberale Partei, eine einzigs
Frage ansgcnoimucn, volik'omnien cinig sei. Chamberlain,
Ryländs mid Collings crtlärten sich mit dcn Ansichten Har-
tington's einvcrstandm."

Die scrbische Skupschtina hat die Gcsetzentwürse be«
treffcnd die Deckung dcr provisorischcn Staatsschuld von
20 Milliouen, die Einsührung eines Regals anf Petroleum
uud Zündhölzchen, sowie die Äufhebung des bisherigen Aus-
suhrzolles auf Wein und Branntwein angenommen.

— Jn Gastcin stattcte Kaiser Wilhelm am Mittwoch

Miitag der Grafin Grünne einenBesuch ab. Als dieKaiferi»
vou Oestcrrcich vorgcstcrn zmn Dincr im Badcschlosse vorfubr/
ging ihr dcr Kaiser entgegcn nnd geleitete sie zum Empfangs«
salon. Bci dcr Tasel sah die Kaiserin an der Spitze, zu ihrer
Rechten dcr Kaiser, zu ihrcr Linken Fürst Bismarck. Nach
dem Diner fand Cercle statt. Um 5.1 Uhr verließ die Kaise-
rin von Oestcrrcich daS Badeschloh, von dcm Kaiser bis zuk
Terrasse geleitet. Bald darauf verließm auch die andereN
Gäste das Badeschloh. Gcstcrn nahm der Kaiser die Vorträgs
LcS Chcfs deS Militärkabinets, General-Licutenants v. Albe-
dvll, und des Wirklichen Geheimen LcgationsratheS v. BüloV
entgegcn. s

— Jn Schlangenbad nahm Ler Kronprinz gestern da»

Diiicr bci der Kaiserin ein, machte Nachmittags einen Spazier»
gang in dcn Anlagcn, stattete dcm Prinzen Nikolaus von
Naffan einen langeren Besuch ab und trat um 4K Uhr über
Frankfurt a. M. die Rückreise nach Potsdam an. Dio
Kaifcrin gab ihm bis nach Eltville das Gcleit und kehrto
darauf na'ch Schlangenbad zurück. j

— Von den Blättern werden alle möglichen Umstände zu»

sammengctragm, mn der Kaiserznsammcnknnft in Gastciii
am 8. Äugnst diesmal, wie das übrigms ganz ebmso auch
in srühercn Zahrm gcschchcn ist, besoudere Bedeutung beizu-
legm. „Es ist iu dieser Hinsicht," hcißt es in gleichlautmden
Telcgrammen answärtiger Blatter, „gewih bedcutsam, daß dek
hicsige italicnische Botschaficr Graf de Launay, der in diesen
Tagcn sciue übliche Urlanbsrcise aütrctcn wollte, von derst
Hinister des Amßcren Grafen Robilant ersncht wurde, die-
sclbe noch anfznschiebcn; ferner daß der sranzösische Botschaster
Laron de Courcel auf scineu Posten zurückgekehtt ist, und .
daß dcr mglifche Botschaftcr Sir Edward Malet hier in etwck
zehn Tagen zurück erwartet wird. Der russische Botschasteu
Graf Schuwalow, der mit sciner Familie in Schandan weilh <
k'ommt ab uud zu hierher und lcitct thatsachlich dic Botschafts-
gcfchäste auch währcnd scines Urlaubs. Die fremde Diplo-,
matie ist hier überhaupt trotz der äußcreu politifchen Stilla
überaus thätig und steht in rcgcm Vertehr mit ihren vor»
gesetztcn Acmtern." ^

— Dcr Lcgatioussckrciär bci dcr dcuischcu Bctschaft in Petcrs»
dnrg Graf Vitzttnnn von Eckstädt hat sich aus seinm Poste»
ziuückbtgcl'cii. — Dcr iicue italiciiische BotschaftS-Attachs Alessandw
Riva, ioclchcr von hicr uach Jtalicn znriickgekehrt war, um scine
Gciiiahlin vou dort nach Bcrlin zn fiihrenä ist init derselben jetzt
wicder in Berün cingctroffcn. — Dcr tgl. schwcdische Gcsaiidto
v. Sörtrup hat sich von hicr nach Karlsbad begcben. —
Dcr sächsische LegationSrath v. Friescn ist aus Drcsdcn hier
cingctroffm und hat im Hotcl Kaiscrhof Wohming gcnommcn.

— Dcr russische Gcli. Nath mid Mitglicd dcs Rcichsrathes, von
Galagan, wclchcr kürzlich aus Tcplitz hicr cintraf, ist von hitt
nach Kicw wcitcrgereist. >

— Scitcus dcr königl. d ä n i s ch e n N e g i e r u n g wird

»ach cincm Erlassc des MinistcrS deS Jmiern dcmnächst dtt
Haiipimaiin im dänischcn GcnickorpS, Tychscn, entsendet werden/
um die ctwa nothwcndigcn Ntahregcln znr Wiederinstandsetzuiig
nnd Untcrhaltung der'Gräber dcr in Preußcn bestattetcn
däiiischcn Ossizicrc niid Scldatcn hcrbeiziifi'ihrcn. ^

— Bekanntlich hat jüngst der HandelSminister in Folge

viclseitig ciiigclanfcner Klagcn und Bcschwerdm die Ver-^
anftaltung einer EnqnZte übcr die Thätigkeit der
Kvnsumvereine im obcrschlesischen Montandistrikt
veranlaßt. Wcnn mm kürzlich ans Oberschlesien gemeldct
worden, daß an säimntliche Konsmnvereine des Kreises Pletz
ein völligcs Verbvt dcs Branntweinverkaufs ergangen und
sämmtliche dcn Konsmnvcrcinen crtheilte Konzessionm zum
Bramitwcinverk'auf znrückgezogcn seien, so bcdarf das der Klar-,
stcllung. Nach eincm Ziikular-Rcskript Les Ministers des Znnern,
vom 27. Jnli 1881 tönncn zunächst nur diejenigen Konsum-
vcreiue, wclche auch Brauntwcin nnd Spiritus an Nicht-
mitglieder vcrkaufm, zum Nachsuchm der im §. 33. der,
Gewcrbeordmmg vorgcschriebenen Konzession angehalten
wcrdcn. Jn Ucbereiiistimmung hicrmit thcilte der „StaatSanz."!
im Mai 1884 nnter Hinwcis auf cinen Spezialbescheid der
Ministcr dcs Jnncrn nnd der Finanzcn vom 19. März 1884/
Folgendes mit: >'

„Ein Lcr polizcilichcn Erlaubiiiß bcdiiismder und dcr gesetz»
lichcn Stcuer nntcrliegendcr Kleinhandcl der Koiisninvereine init
Braiintwcin nnd Spiritns ist nnr dann als vorhandcn anzv-
nchinen, wciin dieselben Braniitwcin nnd Spiritus gegen Be-'
zahliing au Nichtniitglicder abgcben." >

Hieruach bcdürfcn diejmigm Konsmnvcreine, welche auch.
Braimtwcin an ihre Mitglieder abgeben, einer Konzessiow
zum Branntweinvcrkauf nicht, und es kann also eine solchs
auch nicht zurückgezogen werden. Anders steht es aber mitt
dcn eigmtlichm SchnapS-Konsmnvereinen, die in das Ge»
nossenschastsregistcr eingetragen sind. Diese Vereine befinden
sich in den Händm von Geschäftsteulcn, welche kcine Kon-,
zcssion zmn Branntweinhaiidcl crlangen konnlen, und haben
anSschließlich den Zweck, Branntwein ohne Konzessiorr
zum AnSschank oder Kleinhandel mit Branntwein zst
verkanfen. Dieselben habcn nack einem iu dcr
 
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