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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Neustrelitzer Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17450#0001
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1886. ZU 89.

Diei'e Zeitung erscheint

a», Sonntag, Mrttwock und Kreitag.

Aboimtmentsprcls:

vierteljährlich 2 bei allen Postanstalten.

Freitag, 6. Angust.

Jnsertionspreis:

für ven Naum von l—5 CorvnSzeilen glarten
Satzes LÜ außerhalb Mecklenburgs 75
jede Zeile mehr 10 resp. 15

Jnserate müffen am Tage der Ausaabe bis
S Uhr Vormittags eingeliefert sein.

^olLEebe dtachriebten.

Se, Maj. Kaiser Wilhelm empfing in Gastein am 31. v. M.
den Besuch der Kaiserin von Oesterreich, ivelche sich unmittelbar nach
ihrer Ankunft mit der Gräfin Mailath nach dem Badeschlosse begab
und dort 25 Minuten verweilte. Der Kaiser machte am andcru
Mittag der Kaiserin von Oesterreich in der Villa Meran einen drei-
viertelstündigen Gegenbesuch.

Der König und die Königin von Sachsen, welche zur Be-
sichtigung der Jubiläums-Kunstausstellung incognito in Berlin weil-
ten, haben am Freitag den kronprinzlicheu Herrschaften einen Besuch
gemacht und sind am Abend nach Dresden zurückgereist.

Der deutsche Kronprinz ist am 2. d. Mts. in Bayreuth ein-
getroffen, von den Behörden und einer großen Volksmenge enthu-
siastisch begrüßt. Die Stadt war festlich beslaggt. Aus Bayreuth ist
der Kronprinz sosort nach Beendigung der Parsifal-Aufführung mit
der Prinzessin Victoria wieder abgereist und am andern Morgen in
Heidelberg eingetroffen, am Bahnhof von dem Großherzog von
Baden und dem Prinzen Ludwig Wilhelm, dem commandirenden Ge-
neral von Obernitz, dem Gesandten von Eisendecher, dem gesammten
großherzoglichen Hosstaat, dcm Prorector an der Spitze des engeren
Senats, sowie den Spitzen der Civil- und Militairbehörden empfangen.
An den zur Einleitung der Jubiläumsfeier in der Heiligengeistkirche
stattgehabten Festgottesdienst schloß sich der Festact in der Aula der
Universttät, bei welchem der Großherzog und der Kronprinz An-
sprachen hielten.

Während seines Aufenthaltes in München machte der Reichs-
kanzler Fürst Bismarck dem Prinzregenten uud den sonstigen dort
anweseudeu Mitgliedern des königlichen Hauses, dem Priuzen Arnulf,
der Prinzessin Gisela und dem Herzog Max, ferner deu Ministern
Lutz und Crailsheim Besuche und empfing deren Gegenbesuche. Am
2. August Vormittags erfolgte die Weiterreise nach Gastein und die
Ankunft daselbst an dem Abend deffelben Tages.

Die feierliche Ueberführung des Herzens wail. Königs Lud-
wig II. nach Altötting findet am 16. d. Mts. statt.

Tie Commission zur Abnahme der Reichspostdampser für
die ostasiatische und die australische Linie hat wieder ihre Thätigkeit
in Bremerhafen begonnen. Es handelt sich um die Prüfung der
Tauglichkeit der Dampfer „Neckar", „Nürnberg", „Hohenstaufen" und
„Hohenzollern".

Auf Grund einer Verordnung des deutschen Gouverneurs ist in
Kamerun die Reichsmarkrechnung eingeführt wordeu. Zur Befrie-
digung des Geldverkehrs wurden schon größere Posten vou Thaler-
stückeii von den kaufmännischen Firmen in das deutsche Schutzgebiet
eingeführt.

Es bestätigt sich, daß die Feststellung der von der interuationalen
Greuzregulirungs-Commission iu Ostafrika gewonnenen Resultate
nicht in Sansibar, sondern in Europa erfolgen wird. Wahrscheinlich
werden die Commissarien die Ergebniffe ihrer Untersuchung den be-
treffenden Regierungen übermitteln, worauf dann auf dem Wege
directer diplomatischer Unterhandlung zwischen der deutschen, englischeu
und französischen Regierung selbst die Frage des Besitzes au den vom
Sultan von Sansibar und von der deutsch-ostafrikanischen Geseüschaft
reclamirten Gebieten festgestcllt wird.

Die in Pest am 1. d. Mts. stattgehabte Volksversammlung in
der Nngelegenheit Edelsheim-JauSki beauftragte den Abgeord-
neten Jranyi, eine bezügliche Petition dem ungarischen Reichstage zu
überreichcn.

Der Erzherzog Carl Ludwig und seine Gemahlin wurden
bei ihrer Ankunft in Peterhof am 31. v. Mts. von dem Kaiser und
der Kaiserin, dem Großfürsten-Thronfolger und den übrigen Mit-
gliedern der kaiserlich russischen Familie am Bahnhofe empfaugen und
demnächst nach dem großen Palais geleitet, wo die österreichischen
Herrschaften während ihres Aufenthaltes wohnen.

Jn Amsterdam ist durch Proclamation des Bürgermeistcrs
der Straßenverkauf von Zcitungen und andern Drucksachen verbotcn.

Der Ministerpräsident Freycinet empfing am 31. v. Mts. den
französischen Botschafter in Berlin, Baron v. Courcel, welcher sich
darauf auf seinen Posten nach Berlin zurückbegab.

Nachdem die Regierungs-Vorlagc wegen des Panamacanals
in der frauzösischen Deputirtenkammer auf Schwierigkeit gestoßen
und zurückgezogen war, hatte sich Herr von Lesseps wegen Ausgabe
neuer Obligationen direct an die klcinen Unterzeichner seincr bisherigen
Unternehmungen gewendet. Die Versammlung der Actionaire hat
nun kürzlich zu Paris stattgefunden. 1500 Actionaire waren an-
wesend und haben sämmtliche von dem Verwaltungsrathe vorgeschla-
genen Resolutionen durch Acclamation genehmigt.

»

Von den französischen Gemeinderathswahlen sind 1401 be-
kannt, davon sind 829 zu Gnnsten der Republikaner und 400 für
die Conservativen ausgefallen, während 170 Stichwahlen nöthig wer-
den. Die Republikaner haben 69 Sitze gewonnen und 83 verloren.

Der König von Griechenland hat sich von Genua nach
Paris begeben.

Fürst Alexander von Bulgarien hat mittelst Decrets die Außer-
kurssetzung der russischen Rubel in Bulgarien binnen 2 Monaten an-
geordnet.

Die bulgarische Sobranje ist vom Fürsten Alexander mit einer
Thronrede geschlossen worden, in welcher den Deputirten der Dank
des Fürsten ausgesprochen wird, daß sie alle Gesetze votirt haben,
welche die Regierung ihnen unterbreitet hat, namentlich das Gesetz
über deu Ankauf der Eisenbahn Rustschuk-Barna, durch deffen An-
nahme bewiesen werde, daß Bulgarien seine internationalen Ver-
pflichtnngen in ehrenhafter Weise zu erfüllen weiß.

Die türkischen Commissarien für die Revision des ostrumeli-
schcn Statuts haben sich nach Sofia begeben.

Der König von Portugal hat sich am 2. d. Mts. nach Ply-
mouth eingeschifft. Die Regierung wird während der Abwesenheit
des Königs von dem Kronprinz als Regenten geführt. Demnächst
beabsichtigt der König, sich nach Osborne und London zu begeben.
Von London aus geht der Köuig über Vlissingen nach dem Haag,
Kopenhagen und Stockholm. Die Rückkehr nach Lissabon ist auf den
27. September festgesetzt.

Aus Rom wird gemeldet, daß das diplomatische Corps davon
beuachrichtigt ist. daß der Papst beschloffen hat, unter dem Titel
enes apostolischen Delegaten und Ministerresidentcn einen diploma-
tischen Vertreter nach Peking zu entsendcn. Die chiuesische Regie-
rung wird den in London beglaubigten Gesandten auch beim Vati-
kan accreditireu.

Jn den conservativen englischen Blättern „Standard" nnd
„Moriung Post", welchen beiden ein gewisser Zusammenhang mit
Lord Salisbury zugeschrieben wird, ist in letzter Zeit die Jdee einer
großen europäischen Friedensallianz, zu welcher Deutschland, Oester-
reich-Ungarn, Jtalien und England sich zu vereinigen hätten, lebhaft
erörtert worden.

Der iu holländischen Diensten stehende britische Dampser „Hok
Cauton" aus Glasgow wurde auf der Reise von Penang nach
Atchin.von 200 Seeräubern angegriffen, welche sich dem Schiffe in
3 Booten genähert hatten. Es entspann sich ein mörderischer Kampf,
in welchem der Capitain, der erste Jngenieur und der erste Steuer-
mann getödtet wurden. Die übrige Mannschast wurde überwältigt
und sammt der Wittwe des Capitains in die Gefangenschaft geschleppt.
Die Seeräuber verlangen ein Lösegeld von 50000 Lstr. Zur Ver-
folgung der Seeräuber haben die holländischen Behörden in Atchin
3 Kriegsschiffe und 400 Soldaten entsandt.

Aus Valparaiso wird gemeldet, daß an Stelle des nach 5jähriger
Amtsdauer abtretenden Präsidenten Domingo Santa-Maria der bis-
herige Minister des Jnnern Don Manuel Balmaceda zum Präsi-
denten der Republik Chile gewählt worden ist.

Mecklenburgische dkachrichten.

Neustretitz, 5. August. Ueber das heurige Bienenjahr in
Mecklenburg - Strelitz schreibt man uns von befugtester Seite die
folgenden Einzelheiten: Die Bienenzucht, wclchc namentlich seit den
fünfziger Jahren auch in Mecklenburg-Strelitz einen lebhaften Auf-
schwung gewann, hatte im vorigen Jahre in jeder Beziehuug einen
äußcrst günstigen Verlauf genommen. Die Bienenzüchter erfreuten
sich fast ohne Äusnahme eiuer so reichen Honigernte, wie sie eine
folche lange nicht gehabt und gingen meistens mit einer größeren
Anzahl gut ausgerüsteter Bienenvölker in den Winter. So Erfreuliches
kann man nun leidcr von diescm Jahie nicht berichteu, und die Er-
fahrung, daß es selten zwei gute Bieneujahre hinter einander giebt,
hat sich auch in diesem Jahre bewahrheitet. Eine recht begründete
Ursache zur Klage giebt den Bienenzüchtern dieses Mal die schlechte
Durchwinterung der Bienen. Schon der vorjährige Herbst war für
dieselbc nicht günstig, weil die regnerische und kalte Witterung den
Bienen wenig crlaubte, lebhafte Ausflüge zu machen, die ihnen vor
dem langcn Einsitzen im Winter noth sind. Jhr letzter, etwas voller
Ausflug fand durchweg am 8. November statt, wo das Thermometer
Morgens 5 Gr. Wärme zeigte und am Nachmittage die Sonne
schien, und würde ihnen die lange Zwischenzeit weniger geschadet
haben, wenn sie Ende Februar oder Anfang März einmal hätten
ausfliegen können. Um diese Zeit jedoch begann eine, einige Wochen
anhaltende strenge Kälte, welche den Bienen für dieses Jahr ver-
 
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