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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Saar- und Mosel-Zeitung — 1886

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Nr. 183.

Trier, Dienstag den 18. August 1886.

12. Jahrgaug.

Deutsches Reich.

Berlin, 9. August.

Jn dem herrlich gelegenen Alpenbade Gastein ist
augenblicklich liuutk Lüisnii für höchste und hohe Fürst-
lichkeiten. Die beiden durch Bande der Freundschaft wie
der gemeinsamen Jntereffen aufs innigste mit einander ver-
bundenen Herrscher von Deutschland und
Oesterreich mit ihren leitenden Staatsmännern und
einem Kranz von Diplomaten zweiten und geringeren Grades
haben sich hier auf einem der lieblichsten Winkel deS schönen
Alpenlandes ein Rendezvous gegeben, um die Politik, die
Europa nun mehr denn 15 Jahre den Frieden erhalten, aufs
neue zu bekräftigen und sich als deren Hort und Stütze zu
erklären. Mit gerechtem Stolze richtet sich das Auge der
Deutschen heute dorthin, wo unser greiser Helden- und Frie-
denskaiser Wilhelm mit seinem erlauchten Freunde und Bun-
desgenossen dem Kaiser von Oesterreich über das Friedens-
werk der letzten Jahre, die Ruhe Europas und den innigen
Anschluß Deutschlands an den befreundeten Nachbarstaat,
RatheS pflegt, und mit ebenso sicherer Zuversicht sieht man solchen
Friedenspfeilern gegenüber der zeitweilig bewölkten Zukunft
entgegen, denn wenn auch unsere östlichen und westlichen
Nachbarn nur ungern und mit Widerstreben sich dieser
Politik anschließen, daS einst wie zum Hohne hinausposaunte
stolze Wort hat jetzt seine volle und unbestrittene
Wahrheit gefunden: Die beiden Kaiserreiche
bedeuten den Frieden. Der K. Z. wird über
den glänzenden Verlauf der Kaiserzusammenkunft geschrieben:

So viel auch das liebliche Alpenbad Gastein schon bei
Gelegenheit der Zusammenkunft der beiden Kaiser von
Glanz und Pracht geschaut hat, einen Teg wie den heutigen
hat eö noch nicht erlebt, ein solches Hoflager von hohen
Herrschaften, solche Berühmtheiten vou Staatsmännern nje-
mals in seinem Thale versammelt gesehen. Seit viclen Re-
gentagen ist heute wieder ein prächtiger Sommertag, ein
richtiges Kaiserwetter; daher find Tausende von Fremden
eingetroffen. -Der Ort hat ein reizendes Festkleid von
Triumphpforten, Tannengrün-Gewinden, Blumen und Fah-
nen angelegt; unter jedem Fenster ist ein Kranz mit
Schleife angebracht; alle BalconS sind geschmückt, besonders
derjenige des Schwaigerhauses, der Wohnung dcs -Fürsten
Bismarck. Von 4 Uhr an strömten fortwährend Fremde
zu; in den Straßen und auf dem Straubingerplatze ist
ein großes Gedränge. Der Triumpfact zur Ankunft des
Kaisers von Oesterreich begann bei der Villa Meran, wo
die Schulkinder mit Fahncn, die Mädchen theils in Weiß,
theils in reizendec bunter Landestracht, mit Vlumenkränzen
und Edelweiß im Haar, aufgestellt waren. Als die Zeit
der Ankunft nahte, bestreuten sie den Weg weithin mit Blu-
men und Rosenblättern. Jm Badeschloß hatte sich inzwischen
eine erlauchte Gesellschaft in Militär- und Civiluniform mit
glänzendem Ordensschmuck zum Empfang des KaiserS ver-
sammelt; daS ganze Gefolge des deutschen Kaisers war in
Gala - Uniform mit Federbüschen vertreten. Fürst Bis-

marck trug Cuirassier - Uniform, Prinz Wilhelm die Hu-
saren-Uniform seines Regiments. Mehrere österreichische Ge-
neräle, theils mit wallenden grünen Federbüschen waren eben-
falls anwesend, Frhr. v. Nopcsa, der Oberhofmeister der Kai-
serin von Oesterreich, hatte die malerische Galatracht eines un-
garischen Magnaten angelegt. Um 6^/s Uhr fuhr dieKaiserin
vor Oesterreich vor; in ihrer Begleitung war die Hofdame
Frau v. Majlath. Am Badeschloß wurde sie mit brausenden
Hochrufen begrüßt; sie wollte zugleich mit dem Kaiser Wil-
helm ihren hohen Gemahl empfangen. Auf der großen
Freitreppe des Badeschloffes stcllten sich bald darauf die an-
wesenden Fürstlichkeiten, Generäle und Hofbeamten auf.
Zunächst nahmen unten Fürst Bismarck mit dem Prinzen
Wilhelm und dem Botschafter Fürsten Reuß, auf dem ersten
Treppenabsatz die Fürstin Bismarck, Gräsin Grünne, Frau
v. Wallenberg, die Herzogin Sabran und andere hochgestellte
Damen Aufstellung; es war ein Spalier, wie es sich glänzen-
der nicht denken läßt. Kurz nach 7 Uhr verkündete Glocken-,
geläute, daß der Kaiser von Oesterreich nahe; Hochrufe wur-
den vernehmbar, die sich wachsend bis zum Straubingerplatze
fortsetzten, wo der Kaiser um 7 Uhr 10 Minuten anlangte.
Die Musik stimmte die österreichische Nationalhymne an, als
der Kaiser, wclcher die preußische Oberstenuniform des Kaiser
Franz-Rcgiments, dessen Chef derselbe ist, trug, erschien.
Stetig sich wiederholende brausende Hochrufe erschallten, als
der Kaiser, nochmals ausgestiegen, zunächst zum Fürsten
Bismarck eilte, den er mit kräfügem, herzlichen Hänüedruck
begrüßte und mit warmen Worten ansprach; dann folgte die
Begrüßung des Prinzen Wilhslm uud der Damengruppe.
Hierauf eilte der Kaiser hinauf, um seinen Bundesfreund,
den Kaiser Wilhelm, wiederzusehen. Der Aus.nthalt im
Badeschlosse dauerte 20 Minuten; dann begab sich Kaiser
Franz Josef in das Straubingerhotel, wo er Wohnung ge-
nommen hat. Einige Minuten später fuhr Fürst Blsmarck
mit Gemahlin zum Schwaigc. ruse; die Menge brach in
jubelnde Hochrufe aus, sodaß Fürst Bismarck, etwas durch
dic spontane Begrüßung verlegen, energisch nach rechts und
links andeutete, daß letztere zu den vorliegenden Umständen
nicht paffe; brausende Hochrufe erschallten wieder, als dann
Kaiser Wilhelm auf dem Balkon des Badeschlosses erschien.
Jn Begleitung des Kaisers von Oestereich sind angekommen:
der erste Obersthofmeister Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst;
Graf Mondel, Major Fließer und Major Wurmbzand ; auch
der englische Botschafter am rumänischen Hofe Sir William
White ist angekommen. — Um halb 9 Uhr begab sich der
Kaiscr von Oesterreich in das Badeschloß zum Thee bei dem
Kaiser Wilhem. Die Kaiserin war in ihre Wohnung zu-
rückgekehrt.

* Warschauer Blätter melden, Prinz Wilhelm
von Preußen werde am 1. September als Gast des
russischen Kaisers zurJagd in Skiernie-
wice erwartet.

* Wie bereits gemeldet, hat der P a p st einen
apostolischen Delegaten für den chinesischen
Hof in Peking designirt, wodurch er die Wünsche der fran-
zösischen Regierung einigermaßen kreuzt, welche bisher das

Der Heidelberger Festzug am 6. Ang.

(Aus dem Frankfurtcr Journal.)

(Fortsetzung.)

Die Zeit, die in Stahl und Eisen marschirte, ist nun
vorüber. Bei dem folgenden Aufzuge, versinnbildlichend die
Pflege. der Kunst und Wissenschaft durch
Kurfürst Otto Heinrich (1556—1559)
finden wir das farbige Gepränge der Blüthezeit des deutschen
LandsknechtswesenS. Wie diese trutzigen Fußknechte mit ihren
Hellebarden und langen Spießen, ihren federgeschmückten
Baretts, ihren gewaltigen Aermelpuffen und ihren buntge-
streiften Beinkleidern von allen Farben und Arten, so ähn-
lich haben sich auch die Ritter und hohen Herrn ausstaffirt
und in schwerer Eisenrüstung sehen wir nur wenige noch.
Auch Kurfürst Otto Heinrich (Hr. F. Landfried jun.), der
) edle Beschützer der Künste und Wissenschaften, dem das Schloß
ieinen prachtvollen Otto-Heinrichs-Bau verdank, zeigt sich nicht
in Eisen und Stahl, sondern im rothem Gewand auf muth-
igem Roffe, das mit einer reichgesticktcn Decke behangen ist.
Weiterhin folgt die Pfalzgräfin Susanna (Frl. L. Pfeiffer),
deren köstlich ausgezäumtes Thier von einem Edelknaben ge-
führt wird. Ein stattliches Gefolge von 24 Personen umgiebt
- die fürstlichen Herrschaften, dann naht der mit Kranzgewinden
geschmückte Universitätswagen. Er ist im Renaissancestyl, der
derzeit in höchster Blühte stand, erbaut. Vor der hoch aus-
ragenden Rückwand, die mit einer grünen Decke geschmackvoll
drapirt ist, erhebt sich ein Katheder, auf dem vorlesend der
berühmte Lehrer Jacob Akicyllus (Hr. Kern) verweilt. Rings
umher, theils sitzend, theils an einer seitlichen Ballustrade
lehnend, gruppiren sich lauschend einige Schüler. Der Vor-
' dertheil des Wagens, der in seinen Formen und Verhältnissen
eben so einfach wie geschmackooll erscheint, erheben sich zwei

Säulen, auf denen kranztragende, weibliche Gestalten stehen.
Eine bunte Gruppe Altheidelberger Einwohner, Männer
Weiber, Jünglinge, Jungfrauen und Kinder, wandern neben
und hinter dem Wagen her. Desgleichen bemerken wir die
würdigen Gelehrtcngestalten des Melanchthon und der Peter
Boquin; sie sind in einfache, langfaltige, schwarze Gewänder
gekleidet und stechen so von ihrer bunteren Umgebuna hervor.

Es ist eine reichbelebte Gruppe, hier ein würdiger Pa-
trizier in reichem Pelzmantel mit seinem holden Töchterlein,
dort ein ehrsamer Bürger in schlichter Tracht, an der Seite
die tüchtige Hausfrau mit ihren Kindern. Studenten, Bür-
gerssöhne und sonstige, lustige Gesellen schreiten zwischenher.
Diese Volksgruppe mit ihren verschiedenfachen Trachten und
Stoffen nimmt stch besonders malerisch aus. Jetzt wird das
Jnteresse durch den heranschwankenden Bauwagen gefeffelt,
der in dieser Abtheilung nicht fehlen darf, war doch, wie
oben schon bemerkt, Kurfürst Otto Heinrich auch ein großer
Freund architektonischer Kunst, und unter seiner Regierung
hatten Baukünstler, Bildhauer und Werkleute genug zu thun.
Auf dem Bauwagen fällt uns zunächst ein gewaltiger Hebe-
baum in die Augen, an welchem an starkem Seile ein be-
hauener Stein schwebt, deffen Cannallirungen und Linien
auf den edlen Renaissancebau hivdeuten, den der Kurfürst
dem Schlosse zufügte. Weiter ist auf dem Wagen ein
Gemäuer darstellt. Ein bewimpeltes und bekränztes Ge-
rüst ist ringsumher aufgerichtet und droben steht der
Zimmermeister, die Rede zur fröhlichen Vollendung
des Bauwerks zu halten. Einzelne Gesellen und andere
Werkleute sieht man ringsum am Bauwerk beschäftigt und
zur Seite des Wagens, der von kräftigen Pferden gezogen
und von wehrhaften Fuhrleuten geleitet wird, schreiten der Bau-
meister, der Werkmeister und eine Anzahl Arbeiter. Ein
Trupp Landsknechte, deren einer die langflatternde Fahne an

Protektorat über die Katholiken in China für sich in Anspruch
nahm. DieseS französische Protektorat hat seit langer Zeit
einen ziemlich komischen Charakter. Dieselbe Regierung,
welche nie Orden verfolgt, dem Clerus zum Mindesten nicht
freundlich gegenübersteht, dieselbe Regierung geberdet sich im
Osten Asiens regelmäßig als Schutzherrin der Miffionare.
Der Widerspruch, welcher hierin lag, mag den Papst Leo
XIII. wohl veranlaßt haben, die Angelegenheit neu zu
regeln. Wie daS nicht sehr zuverläffige „Reuter'sche Bureau"
meldst, hat die französische Regierung durch den Päpstlichen
Nuntius in Paris dem Vatikan die Mittheilung zugehen
laffen, daß Frankreich seine ProtektoratS-Ansprüche über die
Missionare in China aufrecht erhalte und den Päpstlichen
Stuhl für die Folgen der Ernennung eines apostolischen De-
legirten in Peking verantwortlich mache. Nach derselben
Quelle soll der Papst sich bereit erklärt haben, die Verant-
wortung für diesen Schritt auf sich zu nehmen.

* Die Berliner Universität hat einen neuen schwe -
ren V e r l u st erlitten. Vorgestern Abend 6 Ühr ist
Wilhelm Scherer, der hervorragende Sprachfor-
scher und Literarhistoriker plötzlich gestorben. Ein leichter
Schlaganfall, der ihn vor einigen Monaten betroffen hatte,
schien überwunden. Mitten im Gefühl wiedererlangter Ge-
sundheit wurde er ganz unvermuthet dahingerafft. Scherer,
am 26. April 1841 zu Schönborn in Niederösterreich ge-
boren, hat sich in noch jugendlichem Alter bereits in der
Wissenschaft einen sehr hervorragenden Namen erworben.
Seine Schriften, die ebenso wie seine Vorlesungen, im we-
sentlichen deutsche Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte
behandeln, sind in der Schärfe der Kritik, in der unge-
zwungenen, natürlichen Form der Darstellung und der über-
sichtlichen Art der Gruppirung Muster ihrer Gattung.
Seine Untersuchungen aus Goethe's „Frühzeit" in denen er
u. a. den Beweis erbrachte, daß „Faust" in einer ursprüng-
lichcn Prosa-Bearbeitung, deren Spuren in der Dom-Szene
und der Szene am Harz (Gegend zwischen Schierke und
Elend) noch vorhanden sind, gehören zu den bedeutsamsten
Ergebnissen der literatur - historischen Forschung unserer
Tage.

* Man weiß, daß von ultramontaner Seite kürzlich das
Gerücht lancirt worden ist, man wolle im deutschen Reichstage
die Aufhebung des Jesuitengesetzes verlangen.
Dieses Gerücht erfährt einige Unterstützung dadurch, daß
Papst Leo XIII. eben jetzt Veranlassung genommen hat,
in einem vom 13. Juli d. I. datirten, von dem Cardinal
Mieczyslaw Ledochowski gegengezeichneten Breve, welches an
den General der Jesuiten gerichtet ist, alle Privilegien
zu erneuern und zu bekräftigen, welche der Iesuiten -
Orden bisher gehabt hat. Papst Leo XIII. hätte ein
solcheS Breve gerade in jetziger Zeit kaum erlassen, wenn
nicht Aussicht vorhanden wäre, die Ausnahmestellung zu be-
seitigen, in welcher sich die Jesuiten Deutschland gegenüber
befinden. Gleichwohl kann oon mehr als einem Gerüchte
bisher nicht die Rede sein, und so lange Bestimmtes nicht
verlautet, enthalten wir uns billig jeder Bemerkung.

kurzem Stiele schwenkt, bcschließt diesen Theil des Zuges,
dem nun eine andere, ebenso bunte Abtheilung folgt nämlich das
Volksleben der fröhlichen Pfalz
zu Ende deS 16. Jahrhunderts. Wahrlich, wenn man beim
Festzuge der pfälzischen Fürsten und ihrer Tugenden in so
heroorragender Weise gedachte, so durfte man das Volk nicht
vergessen, welches unter ihrem Scepter die Segnungen weiser
Regierungen genoß. Und wie sich dieseS Volk, die gesammten
Unterthanen vom Hohen bis zum Geringsten, sich der Herr-
schaft freute und fröhlich sein Dasein zubrachte, daS soll diese
Abtheilung versinnbildlichen. Musiker u. Standartenträger reitcn
vorauf, dann folgt eine aus blumen- und laubumwundenen
Stäben gebildete Laube, welche von acht Trägern in Pagen-
tracht befördert wird; unter der Laube reiten adelige Herren
und Damen, und zur Seite schreiten je vier Hartschiere, mit
weiten Bundhosen, den Hals umgeben mit einer zierlichen
Spitzenkrause. Auf der Schulter führen sie ihre Hellebarden
mit, an der Seite den Degen, der sich allerdings an Schwere
und Wucht nicht mit den kurzen Schwertern der Landes-
knechte messen kann. Wieder kommen zwei Standartenträger
und dantt naht der herrliche Wagen der Pfalz, der göttlichen
Palatia. Vier reich geschirrte Pferde, mit Straußenfedern auf
dem Kopfe, ziehen ihn. Sie werden geleitet von schmucken
Führern in kurzen, weitbauschigen Hosen. Jn der einen
Hand tragen sie lange, von Seidenbändern umflatterte Stäbe,
deren Spitze mit einem Bund Straußfedern geschmückt ist.
Der Wagen ist vielleicht das schönste Schaustück des Zuges.
Hoch auf einem Thronsitz, dessen Rückwand eine riesige
Muschel bildet, weilt die Palatia (Frl. Höltzer) in einem
langen Gewande. Ein kostbares Diadem funkelt in ihrem
Haar und in der Linken trägt sie die Friedenspalme. Üeber
ihr ist eine Art Zelt errichtet dessen Stangen, welche die
Bedachung tragen, mit Rosen umwunden sind. Der Palatia


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