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ZUM PROBLEM PRÄMONSTRATENSISCHER BAUFORMEN UND GESTALTUNGS-
WEISEN
Die Untersuchung der fünf ausgewählten Prämonstratenserkirchen
hat gezeigt, daß an allen Bauten die Formentscheidungen und
Gestaltungsweisen jeweils in einem komplexen Gefüge von Bau-
traditionen und Werks tattzusammenhängen zu sehen sind. Für
St. Martin in Laon, für Cappenberg und für Ilbenstadt war
ganz vorherrschend die Zugehörigkeit zur regionalen Baukunst
Nordfrankreichs, Westfalens bzw. des nördlichen Oberrhein-
gebietes; nach Jerichow und Ratzeburg sind Bauformen aus an-
deren Landschaften übertragen worden, aus Sachsen und Oberita-
lien nach Jerichow, aus Sachsen und aus der Mark nach Ratze-
burg.
Von den fünf Kirchenbauten gehen nur zwei in die Gründungszeit
des Ordens zurück: Cappenberg und Ilbenstadt. Die Bauformen
der Cappenberger Kirche, die bald nach der Stiftsgründung 1122
begonnen und wohl schon vor 1140 vollendet wurde, ließen sich
vollständig in die regionale, westfälische Architektur einord-
nen. Der Verzicht auf Außenbau-Gliederung, auf plastischen
Schmuck und auf Gewölbe steht ebenso wie der Bautyp in einer
älteren Tradition; die rein ornamentale Farbfassung von Quer-
schiff und Langhaus schließt sich zeitgleichen bedeutenden
Bauten an. Die alten, reichen Stifte Westfalens errichten zwar
gleichzeitig mit dem Bau von Cappenberg aufwendige, zumindest
partiell gewölbte Kirchen; die neuen Formen setzen sich jedoch
erst um 1140/50 allgemein durch. In Größe und Bautyp reiht
sich Cappenberg ohnehin nicht den Kollegiats- und Damenstifts-
kirchen, sondern den Benediktinerklosterkirchen Westfalens
an: hier wird vielleicht das monastische Element der frühen
Klöster Norberts, ihr Selbstverständnis als ' Klerikerkloster'
faßbar.
Die Kirche in Ilbenstadt wurde ebenfalls von den Grafen von
Cappenberg gegründet und bald nach 1122/23 begonnen. Sie ist
deutlich kleiner als der Cappenberger Bau; im ersten Bauab-
ZUM PROBLEM PRÄMONSTRATENSISCHER BAUFORMEN UND GESTALTUNGS-
WEISEN
Die Untersuchung der fünf ausgewählten Prämonstratenserkirchen
hat gezeigt, daß an allen Bauten die Formentscheidungen und
Gestaltungsweisen jeweils in einem komplexen Gefüge von Bau-
traditionen und Werks tattzusammenhängen zu sehen sind. Für
St. Martin in Laon, für Cappenberg und für Ilbenstadt war
ganz vorherrschend die Zugehörigkeit zur regionalen Baukunst
Nordfrankreichs, Westfalens bzw. des nördlichen Oberrhein-
gebietes; nach Jerichow und Ratzeburg sind Bauformen aus an-
deren Landschaften übertragen worden, aus Sachsen und Oberita-
lien nach Jerichow, aus Sachsen und aus der Mark nach Ratze-
burg.
Von den fünf Kirchenbauten gehen nur zwei in die Gründungszeit
des Ordens zurück: Cappenberg und Ilbenstadt. Die Bauformen
der Cappenberger Kirche, die bald nach der Stiftsgründung 1122
begonnen und wohl schon vor 1140 vollendet wurde, ließen sich
vollständig in die regionale, westfälische Architektur einord-
nen. Der Verzicht auf Außenbau-Gliederung, auf plastischen
Schmuck und auf Gewölbe steht ebenso wie der Bautyp in einer
älteren Tradition; die rein ornamentale Farbfassung von Quer-
schiff und Langhaus schließt sich zeitgleichen bedeutenden
Bauten an. Die alten, reichen Stifte Westfalens errichten zwar
gleichzeitig mit dem Bau von Cappenberg aufwendige, zumindest
partiell gewölbte Kirchen; die neuen Formen setzen sich jedoch
erst um 1140/50 allgemein durch. In Größe und Bautyp reiht
sich Cappenberg ohnehin nicht den Kollegiats- und Damenstifts-
kirchen, sondern den Benediktinerklosterkirchen Westfalens
an: hier wird vielleicht das monastische Element der frühen
Klöster Norberts, ihr Selbstverständnis als ' Klerikerkloster'
faßbar.
Die Kirche in Ilbenstadt wurde ebenfalls von den Grafen von
Cappenberg gegründet und bald nach 1122/23 begonnen. Sie ist
deutlich kleiner als der Cappenberger Bau; im ersten Bauab-