Der Preßverein. Funck und seine Freunde
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Verbot tauchten unter einem anderen Titel wieder dieselben Ge-
danken auf. So erschienen die „Zeitbilder" seit Januar 1830,
siedelten 1831 wegen Preßschikanen nach dem benachbarten Hanau
über, wo Erzeugnissen dieser Art vor allen der Berlagshändler
Friedrich Königes bereitwillig Zuflucht und Erscheinungsmöglichkeit
gewährte. Im November schon gingen sie wieder ein. Sofort
folgten die „Neuen Zeitfchwingen". „Wer jetzt nicht kämpft, der
lebt nicht, der ist tot," schrieb Funck damals. Im März 1832 hörten
sie auf. — Die Freunde verzichteten nun auf ein regelmäßiges
Organ und Sauerwein und Freyeisen gaben einzelne Hefte heraus,
in denen Politik, Literatur und Kunst mit Freimut und frischem
Sinn besprochen werden sollten. Die Hefte führten den Titel
„Proteus" — der Name sollte wohl die notorische Verwandlungs-
fähigkeit der Literaturgattung, aber auch ihren immer gleichbleibeuden
Inhalt kennzeichnen. Das Programm war klar: „Was der Proteus
sagen wird? Nun, er wird wahrsagen und weissagen — er wird
dem deutschen Volk den Weg zeigen, wie es aus Armut, Schlaffheit
und Dienstbarkeit gelangen möge zu Glück, Stärke und Freiheit."
„Fürstliche Gottähnlichkeit und fürstliche Gottunähnlichkeit" ward
da von Sauerwein erörtert^). „In unseren Zeiten glaubt niemand
mehr an Gottähnlichkeit der Fürsten — denn die Ideen von Gott
sind geläuterter." — „Mir ist es ein unerklärliches Rätsel, wie man
einen Fürsten, der absolut regiert, fromm nennen kann. Ist das wöhl
ein Zeichen christlicher Demut, wenn sich ein König den Gesalbten
des Herrn nennen läßt?" — „Was nur eine schlechte Religion von
ihren Anhängern fordern kann, das verlangen schlechte Fürsten
von ihren Untertanen." — Das waren die Grundgedanken: keine
Frivolität, kein Gift, auch keine souveräne Überlegenheit — alles
ehrliche Überzeugung. Sehr interessant ist die Schlußwendung:
„Und dennoch glaube ich an eine Göttlichkeit der Fürsten . ...
freilich muß ich der Gegenwart entfliehen, um das schöne Bild
genießen zu können .... Napoleon stand auf der Höhe, wo
es ihm gegeben war, durch ein einziges Wort die verzauberte Welt
zu erlösen; aber er widerstand der Versuchung nicht. Betrachte ich
jenen Fels im Meer, wo seine Herrschergröße begraben liegt, dann
kann ich auch der gefallenen Größe die Träne der Rührung schenken.
Y Er hieß in den Literatenkreisen der König von Hanau.
9 Im Besitze der Frankfurter Stadtbibliothek befinden sich folgende politische
Broschüren Sauerweins: 1. Die Gefängnisse und die Gefangenen; 2. Pfeffernüsse;
3. Das Christkindchen. — Er ist auch als Frankfurter Dialektdichter Hervorgetreten.
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Verbot tauchten unter einem anderen Titel wieder dieselben Ge-
danken auf. So erschienen die „Zeitbilder" seit Januar 1830,
siedelten 1831 wegen Preßschikanen nach dem benachbarten Hanau
über, wo Erzeugnissen dieser Art vor allen der Berlagshändler
Friedrich Königes bereitwillig Zuflucht und Erscheinungsmöglichkeit
gewährte. Im November schon gingen sie wieder ein. Sofort
folgten die „Neuen Zeitfchwingen". „Wer jetzt nicht kämpft, der
lebt nicht, der ist tot," schrieb Funck damals. Im März 1832 hörten
sie auf. — Die Freunde verzichteten nun auf ein regelmäßiges
Organ und Sauerwein und Freyeisen gaben einzelne Hefte heraus,
in denen Politik, Literatur und Kunst mit Freimut und frischem
Sinn besprochen werden sollten. Die Hefte führten den Titel
„Proteus" — der Name sollte wohl die notorische Verwandlungs-
fähigkeit der Literaturgattung, aber auch ihren immer gleichbleibeuden
Inhalt kennzeichnen. Das Programm war klar: „Was der Proteus
sagen wird? Nun, er wird wahrsagen und weissagen — er wird
dem deutschen Volk den Weg zeigen, wie es aus Armut, Schlaffheit
und Dienstbarkeit gelangen möge zu Glück, Stärke und Freiheit."
„Fürstliche Gottähnlichkeit und fürstliche Gottunähnlichkeit" ward
da von Sauerwein erörtert^). „In unseren Zeiten glaubt niemand
mehr an Gottähnlichkeit der Fürsten — denn die Ideen von Gott
sind geläuterter." — „Mir ist es ein unerklärliches Rätsel, wie man
einen Fürsten, der absolut regiert, fromm nennen kann. Ist das wöhl
ein Zeichen christlicher Demut, wenn sich ein König den Gesalbten
des Herrn nennen läßt?" — „Was nur eine schlechte Religion von
ihren Anhängern fordern kann, das verlangen schlechte Fürsten
von ihren Untertanen." — Das waren die Grundgedanken: keine
Frivolität, kein Gift, auch keine souveräne Überlegenheit — alles
ehrliche Überzeugung. Sehr interessant ist die Schlußwendung:
„Und dennoch glaube ich an eine Göttlichkeit der Fürsten . ...
freilich muß ich der Gegenwart entfliehen, um das schöne Bild
genießen zu können .... Napoleon stand auf der Höhe, wo
es ihm gegeben war, durch ein einziges Wort die verzauberte Welt
zu erlösen; aber er widerstand der Versuchung nicht. Betrachte ich
jenen Fels im Meer, wo seine Herrschergröße begraben liegt, dann
kann ich auch der gefallenen Größe die Träne der Rührung schenken.
Y Er hieß in den Literatenkreisen der König von Hanau.
9 Im Besitze der Frankfurter Stadtbibliothek befinden sich folgende politische
Broschüren Sauerweins: 1. Die Gefängnisse und die Gefangenen; 2. Pfeffernüsse;
3. Das Christkindchen. — Er ist auch als Frankfurter Dialektdichter Hervorgetreten.