Antonello aus Messina.
373
Geheimniß er von Flandern nach Venedig gebracht harte,
erzeigten ihm die Edelherren jener Stadt bis zum Ende seines
Lebens immerdar viele Liebe und Freundlichkeit.
Unter den Meistern, welche damals in Venedig berühmt
waren, galt Meister Domenico für sehr vorzüglich; dieser
erwies Antonello, als er nach jener Stadt kam, die aller-
größten Höflichkeiten und Liebkosungen, wie man nur einem
werthen und geliebten Freunde thun kann. Antonello, ver-
nicht in freundlichen Sitten von Domenico übertroffen werden
wollte, lehrte ihn nach wenigen Monaten das Geheimniß und
die Methode in Oel zu malen; eine seltene Güte und Freund- sein Geheim«
lichkeit, die jenem mehr galt, als irgend sonst etwas ihm
hatte werrh seyn können, und sicherlich mit Recht, denn wie
er erwartet hatte, wurde er deßhalb immerdar in seinem
Vaterlande geehrt. 'In Wahrheit steht in gröblichem Irr-
thum, wer da glaubt, ob er auch mit Dingen, die ihm nichrs
kosten, zurückhaltend und geizig sey, müsse doch jedermann,
wie man sagt, um seiner schönen Augen willen ihm dienstbar
seyn. Die Höflichkeit des Venezianers Domenico entlockte
dem Antonello das Geheimniß, welches er mir vieler Müve und
Anstrengung erlangt hatte und vielleicht für große Summen
Geldes keinem andern kund gegeben hätte. Weil indeß von
Meister Domenico zu seiner Zeit gesagt werden wird, was er
sey, worauf auch der Umstand schließen läßt, daß es auf ein
Brett von wildem Kastanienholz gemalt ist, welches sich in den
Niederlanden nicht findet. Es ist ganz in niederländischer Weise
behandelt; auch Zeichnung und Art der Auffassung, obgleich sse
noch die und da den Italiener verrathen, zeigen das Bestreben,
sich der Schule des van Eyek anzuschließen. Auf diesem Bilde
befindet nch die Inschrift„14 75 ^ntonelln» wesssnsns me siss pinxit;
die Jahrzahl ist jedoch so undeutlich, daß de Bast 1445 gelesen
hat, was bei der alten Form der 7 leicht geschehen kann. Die
Abbreviatur 00 (also) laßt schließen, daß Antonello damals die
Oelmalerei nicht mehr als Geheimniß, wohl aber als eine Merk-
würdigkeit behandelte.
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Geheimniß er von Flandern nach Venedig gebracht harte,
erzeigten ihm die Edelherren jener Stadt bis zum Ende seines
Lebens immerdar viele Liebe und Freundlichkeit.
Unter den Meistern, welche damals in Venedig berühmt
waren, galt Meister Domenico für sehr vorzüglich; dieser
erwies Antonello, als er nach jener Stadt kam, die aller-
größten Höflichkeiten und Liebkosungen, wie man nur einem
werthen und geliebten Freunde thun kann. Antonello, ver-
nicht in freundlichen Sitten von Domenico übertroffen werden
wollte, lehrte ihn nach wenigen Monaten das Geheimniß und
die Methode in Oel zu malen; eine seltene Güte und Freund- sein Geheim«
lichkeit, die jenem mehr galt, als irgend sonst etwas ihm
hatte werrh seyn können, und sicherlich mit Recht, denn wie
er erwartet hatte, wurde er deßhalb immerdar in seinem
Vaterlande geehrt. 'In Wahrheit steht in gröblichem Irr-
thum, wer da glaubt, ob er auch mit Dingen, die ihm nichrs
kosten, zurückhaltend und geizig sey, müsse doch jedermann,
wie man sagt, um seiner schönen Augen willen ihm dienstbar
seyn. Die Höflichkeit des Venezianers Domenico entlockte
dem Antonello das Geheimniß, welches er mir vieler Müve und
Anstrengung erlangt hatte und vielleicht für große Summen
Geldes keinem andern kund gegeben hätte. Weil indeß von
Meister Domenico zu seiner Zeit gesagt werden wird, was er
sey, worauf auch der Umstand schließen läßt, daß es auf ein
Brett von wildem Kastanienholz gemalt ist, welches sich in den
Niederlanden nicht findet. Es ist ganz in niederländischer Weise
behandelt; auch Zeichnung und Art der Auffassung, obgleich sse
noch die und da den Italiener verrathen, zeigen das Bestreben,
sich der Schule des van Eyek anzuschließen. Auf diesem Bilde
befindet nch die Inschrift„14 75 ^ntonelln» wesssnsns me siss pinxit;
die Jahrzahl ist jedoch so undeutlich, daß de Bast 1445 gelesen
hat, was bei der alten Form der 7 leicht geschehen kann. Die
Abbreviatur 00 (also) laßt schließen, daß Antonello damals die
Oelmalerei nicht mehr als Geheimniß, wohl aber als eine Merk-
würdigkeit behandelte.