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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (3. Band, 1. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.57014#0046
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20 I-XXXM. Leben des Malers und Bildhauers
als ob es vollendet wäre; und ist immerdar von den Mai-
ländern wie von Fremden hochgepriesen worden. Lionardo
war darin aufs beste gelungen den Argwohn auszudrücken,
der die Gemächer der Apostel erfaßt hat und sie verlangen
macht zu wissen, wer den Meister verrarhen habe; aus den
Angesichtern aller spricht Liebe, Furcht und Zorn oder auch
der Schmerz, daß sie den Sinn der Rede Jesu nicht ver-
stehen, und dieß setzt nicht minder in Verwunderung, als
der Trotz, Haß und Verrath, den man in Judas erkennt.
Zu dem allen sind die geringsten Einzelheiten des ganzen
Werkes mit unglaublichem Fleiße gearbeitet, sogar das Ge-
webe des Tischtuches, wie man es im feinsten Leinenzeug
nicht besser sehen könnte.
Man sagt, der Prior des Klosters habe Lionardo sehr
ungestüm angetrieben das Werk zu vollenden. Ihm schien
flüchtige Entwürfe bewahrt die Gallerie der Akademie zu Venedig.
(Den Kopf des Christus hat Joseph Schlotthauer in einer colorirten
Zeichnung nach dem Gemälde copirt, woraus dessen Hoheit und
Würde in Form und Ausdruck ersichtlich und daß er alle andern
Christusköpfe übertrifft, welche andere große Meister geschaffen.
Auch die Zeichnung des ganzen Bildes von Matteini, wonach R.
Morghen gestochen, und die jetzt in der Florentiner Gallerie aufbe-
wahrt wird, zeigt viel bedeutendere Köpfe als der Stich. Morghen
richtete sich hauptsächlich nach dem von Winckelmann, Goethe und
Musst beschriebenen Christuskopf, einer Studienzeichnung von Lio-
nardo, welcher jetzt in der Brera hängt. Er ist ohne Bart, in
schwarzer und rother Kreide ausgeführt, im Ausdruck viel sanfter, in
den Formen weicher als im Gemälde. — Daß die 13 colorirten Köpfe,
von denen 10 (auf 8 Blättern) bei Woodburn (jetzt im Besitz des
Königs von Holland) und 3 bei einer Dame in England sind, in
der Ambrostana gewesen seyen, ist ein Irrthum. Pino sagt, daß
sie vom Grafen Arconati an den Marchese Gasnedi gekommen
seyen. Nachmals besaß sie die Familie Sagredo in Venedig, von
der sie der englische Eonsul Uduny erstanden. Dieser scheint sie
ganz englischen Malern überlassen zu haben, wodurch die Theilung
in 10 und 3 entstanden. — Lomazzo erwähnt die Apostelköpfe
stb. III. c. 5. Passavant.)
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