Lionardo da Vinci aus Florenz.
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gab er so viel Majestät und Schönheit, daß er das Haupt
des Heilands unausgeführt ließ, überzeugt, er vermöge nicht
ihm jene Göttlichkeit zu verleihen, welche für ein Bild
Christi erforderlich sey. Das Werk verblieb so, gleich
zu diesem Behuf entwarf der Ritter Bossi einen Carton (jetzt in
der Leuchtenbergischen Gallerie in München) und ein ausgeführtes
Gemälde (jetzt in der Brera zu Mailand). Seine Studienzeich-
nungen dazu nach den verschiedenen alten Copien sind in der groß-
herzoglichen Kunstsammlung in Weimar. Als Resultat seiner Unter-
suchungen über diese Arbeit Lionardo's gab er 1810 die treffliche
Schrift heraus: Ost cenacvlo äi Ueonsräo 6» Vinci, Mailand, Fol.,
welche die Veranlassung zu Goethe's schöner Abhandlung darüber
S. W. Th, 39, S. 89 ff. gegeben hat. Auf diese Schriften, be-
befonders auf die in denselben enthaltene Charakteristik der Apostel
müssen wir unsere Leser hier verweisen, da es für unfern Raum
unmöglich seyn würde, alle Bemerkungen zu fassen, wozu diese er-
habene Schöpfung Lionardo's Veranlassung gibt. Das Bild mit
Figuren von anderthalb Lebensgröße und 28 Fuß lang wurde in
Del an die Hauptwand des Refectorinms gemalt, und Amoretti
(p. 57) beweist aus einer Urkunde, daß Lionardo im Jahre 1497
daran beschäftigt gewesen, folglich ohne Zweifel schon mehrere Jahre
früher dasselbe begonnen hat. Bossi vermuthet sogar, er habe 16
Jahre, vom Jahr 1481 bis 97 daran gearbeitet, da im erstgenann-
ten Jahre das Resectorium auf Ludovico's il Moro Befehl erweitert
worden, und Montorfano, der die Kreuzigung auf der Wand gegen-
über im Jahr 1495 vollendet, den weniger günstigen Raum und ein
auf das Abendmahl bezügliches Sujet erhalten habe. Bossi, p. 191,
20) Selbst bei dem jetzigen so verdorbenen Zustande des Bildes ist noch
ziemlich genau zu erkennen, daß der Kopf des Heilandes völlig aus-
geführt war; er ist einer der wenigen, an welchen man die Hand
Leonardo's noch am bestimmtesten erkennt. Im Sinne Leonardo's
jedoch, der sich niemals genug that, mag er unvollendet geblieben
seyn. Vergl. Bossi, p. 80. Zehn Studienzeichnungen zu den
Köpfen der Apostel befinden sich jetzt in der Sammlung des Königs
von Holland im Haag, der sie aus der Hinterlassenschaft des Sir
Thomas Lawrence von dem Kunsthändler Woodburn erkaufte. Die
Originalzeichnung zur ganzen Composition ist in der k. Sammlung
der Handzeichnungen zu Paris. Siehe den Brief von Mariette an
Caylus in den l.ett, xittor. II. no. 84, p. LL6, eä. Dicorrss Erste
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gab er so viel Majestät und Schönheit, daß er das Haupt
des Heilands unausgeführt ließ, überzeugt, er vermöge nicht
ihm jene Göttlichkeit zu verleihen, welche für ein Bild
Christi erforderlich sey. Das Werk verblieb so, gleich
zu diesem Behuf entwarf der Ritter Bossi einen Carton (jetzt in
der Leuchtenbergischen Gallerie in München) und ein ausgeführtes
Gemälde (jetzt in der Brera zu Mailand). Seine Studienzeich-
nungen dazu nach den verschiedenen alten Copien sind in der groß-
herzoglichen Kunstsammlung in Weimar. Als Resultat seiner Unter-
suchungen über diese Arbeit Lionardo's gab er 1810 die treffliche
Schrift heraus: Ost cenacvlo äi Ueonsräo 6» Vinci, Mailand, Fol.,
welche die Veranlassung zu Goethe's schöner Abhandlung darüber
S. W. Th, 39, S. 89 ff. gegeben hat. Auf diese Schriften, be-
befonders auf die in denselben enthaltene Charakteristik der Apostel
müssen wir unsere Leser hier verweisen, da es für unfern Raum
unmöglich seyn würde, alle Bemerkungen zu fassen, wozu diese er-
habene Schöpfung Lionardo's Veranlassung gibt. Das Bild mit
Figuren von anderthalb Lebensgröße und 28 Fuß lang wurde in
Del an die Hauptwand des Refectorinms gemalt, und Amoretti
(p. 57) beweist aus einer Urkunde, daß Lionardo im Jahre 1497
daran beschäftigt gewesen, folglich ohne Zweifel schon mehrere Jahre
früher dasselbe begonnen hat. Bossi vermuthet sogar, er habe 16
Jahre, vom Jahr 1481 bis 97 daran gearbeitet, da im erstgenann-
ten Jahre das Resectorium auf Ludovico's il Moro Befehl erweitert
worden, und Montorfano, der die Kreuzigung auf der Wand gegen-
über im Jahr 1495 vollendet, den weniger günstigen Raum und ein
auf das Abendmahl bezügliches Sujet erhalten habe. Bossi, p. 191,
20) Selbst bei dem jetzigen so verdorbenen Zustande des Bildes ist noch
ziemlich genau zu erkennen, daß der Kopf des Heilandes völlig aus-
geführt war; er ist einer der wenigen, an welchen man die Hand
Leonardo's noch am bestimmtesten erkennt. Im Sinne Leonardo's
jedoch, der sich niemals genug that, mag er unvollendet geblieben
seyn. Vergl. Bossi, p. 80. Zehn Studienzeichnungen zu den
Köpfen der Apostel befinden sich jetzt in der Sammlung des Königs
von Holland im Haag, der sie aus der Hinterlassenschaft des Sir
Thomas Lawrence von dem Kunsthändler Woodburn erkaufte. Die
Originalzeichnung zur ganzen Composition ist in der k. Sammlung
der Handzeichnungen zu Paris. Siehe den Brief von Mariette an
Caylus in den l.ett, xittor. II. no. 84, p. LL6, eä. Dicorrss Erste
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