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Vasari, Giorgio; Förster, Ernst [Hrsg.]; Schorn, Ludwig [Hrsg.]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (3. Band, 2. Abtheilung): Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1845

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https://doi.org/10.11588/diglit.58989#0082
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64 6X1. Das Leben des Malers
Malt am die Wand am Hause von Andrea Udone, die er in Fresco
^Vemdi"' malte, einige Friese mit Kindern im Hof desselben Gebäu-
des und ein Zimmer im obern Geschoß, welche Dinge er
mit bunten Farben und nicht in Hell-Dunkel ausführte,
weil man in Venedig colorirte Werke vorzog. Inmitten
der Wand sieht man ein großes Bild, darin. Juno, die mit
dem Monde auf dem Haupt, auf Wolken schwebt; sie ist
nur von der Hüfte auf sichtbar, die Arme sind über das
Haupt erhoben, in einer Hand hält sie eine Kanne, in ver-
ändern eine Tasse; unten ist Bacchus, eine volle, in röth-
lichem Colorit gemalte Gestalt; er verschüttet eine Schale
indem er Ceres umschlingt, die ein Büschel Aehren in der
Hand hält. — Die Grazien, von fünf fliegenden Kindern
geleitet, kommen herab, um, wie sie andeuten, dem Hause
der Udoni reiche Gaben zu spenden. An einer Seite ist
Apoll, an der andern Pallas. Hiedurch wollte Trevisano
zeigen, dieser Ort sey eine Freistatt für Künstler; er führte
das ganze Werk mit vieler Frische aus und es brachte ihm
Malt in Ehre und Gewinn. Ein Gemälde für die Capelle der Madonna
von S. Petronio ") fertigte er im Wetteifer mit einigen
bolognesischen Malern, wie an anderem Ort gesagt wer-
denwird. Bei dieser Veranlassung verweilte er längere Zeit
2) Andrea Odoni, ein Abkömmling einer im istenJahrh. nach Venedig
gezogenen reichen Mailändischen Familie, zeichnete sich durch Pracht-
liebe und guten Geschmack aus. Die an der Faoade leines Palastes
an der Brücke del Gaffaro von Girolamo ausgssührten Gemälde
sind von Ridolfi in einer von Vasari abweichenden Weise beschrieben
worden. Bei ihm sind es Ceres und Bacchus mit einem Mädchen,
vielleicht einer Grazie, die aus zwei Gefäßen Wein einschenkt und
einige schwebende Genien mit Blumen in den Händen; zu Seiten
aber Pallas und Apollo. Im Hose aber sah Nidolfi Thierschlachten
von Girolamo, grau in grau gemalt.
5) Sott heißen: Odoni.
4) Die Gemälde in der ersten oder sogenannten Capelle der Madonna
della Pace in der Kirche S. Petronio wurden zerstört.
 
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