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'Z- 22 -4'

Bücherschau.

Neue Linläufe:

Ul. N. Lhristofle L Lie. u I'Lsposiriou lIniversLlIe äe 1889. Liue
Studie iiber die berühmte Fabrik vou v. Lhampier mit statistischen
Aiigaben über dieselbe, zahlreichen Abbildungen von Gegen-
ständen, welche aus der Fabrik hervorgingen, sowie den verschiedenen
Werkstätten. 6.

Mittheiluiigendesmitteldeutschen Aunstg ewer b e-Vereins:
Die ersten zehn Iahre nnscrer knnstgcwerblichen Fachschule.

Register der Zeitschrift für bildeude Aunst. 1885—1889.

R. M. kfiersomann, Leipzig, Lager-Aatalog 75, enthaltend kunft-
gewerbliche Sammelwerke, Mrnamenlstiche, Biichornamentik und
Linbände, Möbel, Textiles, Aeramik rc. 6.

Or. L. Nieper. Die kgl. Aunstakademie und Aunstgewerbeschule in
Leipzig. Festschrift mit -10 Abbildnngen und einer wissenschaft-
lichen Abhaudlung über die Aufgaben der graphischen Uünste von
Prof. Or. Springer. — Das prächtig ausgestattete Buch ent-
hält außer dcm im Titel Geuannten cine geschichtliche Darlegung
der Runstakademie von 17S5 bis 1890, verschiedene Schiilnachrichten,
Grundrisse der neuen Aunstakademie und der Aunstgewerbeschule;
nnter den Abbildungen ragen besonders bfolzschnitte (Aopfleisten,
Bilder) und Radirungen (Portraits rc.) hervor. 6.

G. ksirth's Formenschatz, 189>;, kseft II pnd III, enthaltend
plastische Arbeiten aus dem Alterthum, sowie von Nichelangclo,
Derrocchio, Fiesole, — Bilder, Zeichnungcn, Stiche rc. von Dllrer,
kfolbein, del Sarto, Tizian, Nkantegna, Tiepolo, le jdrince, Repnolds,
Antolines, Bouchardon, Boucher, Dubourg, Sweerts, Metsu, Iacob
de Wit, — Aunstgewerbliches: INajolika-Schiissel und -Gcfäße,
Silberschiissel, Sopraporten. 6.

Festzug zur vollenduug des Ulmer Nünsters, von jdrof.
G. Iheyberger und I. Füßlcn; niit erklärendem Texte von
jdrof. Or. W. Bsiander. — I. Lbner's Nerlag. Ulm.

Wendelin Boeheim, das NJaffenwesen in seiner historischen
Entwickelung. Leipzig, L. A. Seemaun, VII. Band von
L. A. Seemann's Uunsthandbüchern. jdreis M. 13,S0.

Dieses ksandbuch der lVaffenkunde ist ein in Fachkreisen schon
seit längerer Zeit erwartetes Buch. N)er sich mit der Geschichte des
Waffenwesens in neuerer Zeit beschästigte, der kennt auch Boeheims
vorsichtige, uinfassende nnd griindliche Untersuchuugen über einzelne
Maffeiischmiede nud weiß, daß er als Austos der Ivaffensaminlung
des österreichischen Uaiserhaiises, als cifriger Sammlcr vou Archivalicn
und als gewissenhafter Forscher in zahlreichen lNuseen einen Reichthum
an Anschauung, 5toff und Urtheil gesammelt hat, der ihn wie keinen
Andern zur Bearbeitnng des vorliegenden Buches befähigt. Ls ist eiue
rühmliche That der verlagsbuchhandlung L. A. Seemann in Leipzig,
bei der auch die Demmin'sche Waffenkunde erschienen war, daß sie
kurzer ksand sich entschloß, sich in so trefflicher Weise selbst Aoiiknrrenz
zu machen uud an Stelle einer mehr oder minder unverdauten Notizen-
sammlung ein mit voller Sachkenntniß und Sclbstbeschränkung ge-
schriebenes lhandbuch zn sehen.

Gbgleich dieses fast 700 Seiten stark und mit SS2 von Anton
Aaiser instruktiv gezeichneten Illustrationcn verschen ist, mag es fiir
Boeheim besonders schwierig gewesen sein, das überreiche Material
zu sichten und das ininder Beachtenswerthe auszuscheiden. Das ver-
zeichniß der Waffcnschmiede und ihrer lUouograinme ist meines Lr-
messens sogar etwas zu kurz fortgekommeii. lhier wäre eine umfassende
Arbeit, wie jene !U. Roseubergs über die Goldschniiede auch jetzt noch
höchst crwünscht.

Boeheim theilt seinen Stoff in Schutz-, Angriffs- und Tournier-
waffen. Im Allgemeinen legt er das Gewicht der Behandlnug mehr
auf dis Lntwicklung der praktischen Scite, weniger anf dic kunst-
gewerbliche uud rein kllnstlerische. Lr will lehren, eine Rüstung, einen
Degen der Lntstehungszcit nach, nieist aber nach dem lUeister zu

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bestiminen. So giebt er dann von jeder einzeluen Waffengattung
eine kurze, durch die merkwürdigsten Beispiele erläuterte Geschichte.
Alte lUanuskripte und lUiniaturen, Bilder nnd Bildwerke werden
ebenso zur Darstellung herangezogen, wie die lUuseen, nnter welchen
die Wiener Samiiilungcn den meisten Illustrationsstoff boten. Große
Sorgfalt ist auf die Bcnennnng der einzelnen Waffentheile gelegt,
die ja nach den Dialekten und der Ieit oft schwankt. lUan kann gegen
die im Allgemeinen festgehaltene Ansicht, daß der kaiserliche lsof jener
Zeit die Lntscheidung dafür biete, welche Bezeichnung zu wählen sei,
nichts einwenden. Die Wissenschaft wird gut thun, in zweifelhaften
FLllen sich der vorsichtig gewählten Terminologie Boeheims anzu-
schließen, um somit eiue Linheitlichkeit zn erzielen.

Linigen Bemerkuugen für Freunde und Sammler von Maffen,
welche diesen bei Beurtheilung der Lchtheit und des Werthes der
Waffen, bei ihrer Aufstellung, Reinigung nnd Lrhaltung zu Rathe gehen
sollen, sodann einigen weiteren über die Technik des Waffenschmiede-
Gewerbes schlicßt sich eine knrze Besprechung der hervorragendsteu
Waffensainmlungen an. Daß jene im Großh. lUnseum zu Darmstadt,
im Bargello in Florenz, auf Schloß Aoburg, uamentlich aber die
großartige Sammlung auf der lvartburg bci Lisenach nicht Erwähniing
fauden, ist überraschend.

Das Buch räumt mit manchcr verkehrten, zn hoch gespannten,
ans den Zeiten der Romautik dem Waffenwcsen des lUittelalters an-
gedichteten Ailschauung auf. Ls erfaßt die wisscnschaftliche Aufgabe
mit voller Nüchternheit und Besonnenheit. Die Begeistcrung des
Autors für sein Fach, dem er als früherer Soldat sein ganzes Leben
widmete, spricht sich aber darnm nicht niinder warm und ernst aus,
und zwar in der Schlichtheit nnd dcm lUangel alles gelehrten prunkes
mit dcm hier die Arbeit vieler mühcvoller Iahre der Allgemeiuheit
llbcrgeben wurde. Iedem Freunde des Waffenwcsens wird das Buch
in Zukunft unentbehrlich sein. Lornelius Ourliir.

Zum fünfnndzwanzigjährigen Bcstehen der „lUoden-
welt" 1865—1890 — betitelt sich die Festschrift, welche Franz
Lippcrhcide zu diesem Zubiläum erscheinen ließ.

Im Gktober 1865 von ihm und seiner, für ein solches Unter-
nehmcn hervorragend befahigten Gattin Frieda in's Leben gerufen,
betrug die Aahl der vorausbestellten Abonnements schon fünf Tage
nach versendung dcs jlrobeexemplars bereits zovo und stieg, eincr
mächtig anschwellenden Flnth gleich, von Iahr zu Iahr, bis mit Schluß
des 25. das Gesamiiitabonnement sich auf -159.000 Lxemplare be>
zifferte. „Das Gesammtabonnement": denn die Nlodenwelt erscheint
nicht nur in deutscher Sprache, soudern von Anfang an erwarb sie sich
auch Frennde im Ausland, so daß sofort eine französische und englische
und in rascher Darauffolge eine holläudische, italieuische und dänischc
Ausgabe erfolgte, bis sie jetzt in zwölf fremden Sprachen iiber den
ganzen Erdkrcis verbreitet ist. Das erste jdrogramm sah ganz von
literarischem Inhalt ab und pflegte nnr die lUode und psandarbeit.
Liue Lrweiterung liegt in Beifügung des ersteren durch die „illustrierte
Frauenzeitung", dann Linführung kolorierter ksolzschllitte statt der lang-
wierig herzustellendcn Stahlstiche und vermehrung durch farbige
lUusterblätter. — Außer diesen historischen Notizen bringt die Fest-
schrist das Statislische zur lselstellung der lUodenwclt, deren Buch-
verlag, die Satzungen der Lipperheide'schen jdcnsionskasse und lasr —
not least — hundertfünfzehn Iahre Aostümgcschichte in Ulodebildern.
Diese, in höchst charakteristischen Typen vorgefiihrt, geben uns einen
wahrhaft werthvollen Beitrag zur lrostilmgeschichte überhaupt, anßer-
dem cin verzcichniß der Aeitschiiften, welche sich scit vorigem Iahr-
hnndert mit dcr lUode befassen, einen Liublick in die künstlerischen
Waildlnngen derartiger graphischer jlublikationen und in den wechseln-
den Begriff von Lleganz und feinem Geschmack. lNit Genugthuung
können wir gcrade in Bezng auf letzteren Piinkt konstatieren, daß vor
allem die lUodenwelt ein wesentliches dazu beitrug, um aus den über-
gezierteu, unwahren, oft lächerlichen lUodefiguren früherer jdnbli-
kationen, mcnschenmögliche Erscheinuilgen zu niachen Ulöge es deu
cherausgebern der lUodenwelt gegönnt sein, noch lange Iahre fort-
zuwirken zur verbreitnng guten Geschmackes und zur Anregung
unzähliger Lranenhände zn verschöneruder, befriedigender Thätigkeit.

T. v. L.

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