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5( -h


der ungünstiger gewordenen Verhältnisse des ainerikanischcn lllarktes
— Nkac Uinle^-Bill und die argentinische Arisis, welche fich nach und
nach auf ganz Südamerika erstreckte — erfolgte eine Abnahme des
Geschästs; während das Iahr l88s noch 25; (die höchste Zahl seit
Gründung des Musterlagers i. I. ;882), ;88I noch 225 Aänfer anf-
wies, ist die Zahl dersclben im letzten Jahr auf 2os zurückgegangen.
Die Gesammtzahl der versandten Aataloge ist nun auf auf 8760
gestiegen. Die besten Resultate erzielten die vertreter des Lagers in
Griechenland, während die Samburgcr Filiale besonders unter den
ungünstigen Lagen des südamerikanischen Marktcs zu leiden hatte.
Die Finanzlage weist einen Ueberschuß der Linnahmen aus. Infolge
der Anknüpfungen neuer Derbindungen, namentlich in den englischen
Rolonien, besteht ksoffnung, daß das Iahr ;syl stch wieder günstiger
gestaltcn werde; das Geschäft hat sich in der That schon in den ersten
Nonaten nicht unwesentlich gebeffert. O.

Seidenstickerei auf Leinwand. Deutsche Arbeit. ;7. Jahrhundert.
Aus den „Musterschätzen des Soutb-Kensington-Museums"vgl. darüber S. 5H.

Museen.

Lin neues Muscum zu Llorenz. Gefolgc einer der Stadt
F'lorenz gemachtcn Schenkung des verstorbenen Baron lNarzio de
Tschudy, bestehend aus einer Sammlnng von Aunstgcgenftäiiden, ins-
besondere Porzellanen, ist dcr Gedanke aufgetaucht, in Florenz ein
„kvluseo civico" zu gründen, welches in dem „guaniere äi Lleonora
äi Toleäo» im Nalarro vscckio untergebracht werden sollte. Der
Gedanke wäre in jcder ksinsicht vortrefflich gewesen, wenn die Stadt-
gemeinde außer der ererbten Sainmlung eine größere Zahl von Gegen-
ständen bcsäße, mit welchen jene Räume geschmiickt werden und welche
zugleich ein werthvolles, der Stadt Florenz würdiges „IVlrisso civico»
bilden konnten. Dies ist jedoch nicht der Fall, weshalb der Gedanke
noch manchen lviderspruch findet.

Das Museum „Ariana" in Gens. Durch die Nachricht von dcm
am 2;. Dezember vor. Iahres ersolgten Tode des Gensers Gnstav
Revilliod ist die Aiifmerksainkeit auf das von ihm gegründete
Museum „Ariana" wieder in erhöhtem Niaaße gelenkt worden. bserr
Revilliod, einer der reichsten Genfer, hat als Schriftsteller und seiner
Kuiistkenner auf seinen großen Reiscn in's Ausland, sowie auch in
der kseimat nach und nach cine Sainmluiig von miistergiltigen Aunst-
produkten von unbezahlbarem Werthe gesammelt. Auf seinem Land-
gute VarembL bei Genf errichtete er ein eigenes lNiiseumsgebäude in
italienischer Renaissance (für 2 INillioiieii Frs.), das er niit all' seinen
Schätzen (nebst ; Nüllion Frs. als Unterhaltskosten) seiner Vaterstadt
Genf vermachte. Ls hat nur Ausstelluiigszwecken zn dienen und darf
uieinals veräußert wcrden. „Ariana" nannte es der Gründer zum
Andenken an seine Nuittcr.

Das Niuseum ist ein Uunstmuseiiin im eigentlichen Sinn des
^ ortex Alles Gewöhnliche und Nüttelmäßige ist fern gehaltcn. IDir
to a " deshalb die Schöpfungen der in dcr Aiinst am weitesten
^^^^Aätteiien völker (Italiener, Franzosen, Deutsche, Lngländer,
ihrcr T ^"p""esen und Lhinesen) crst auf einem gewisseii ksöhepunkt
erreichten^n «"d köniicn dieselbe bis auf die höchste Stufe dcr

n-, ""vllkommnuiig verfolgen. Ls sind keine Nachahinungeii,
lonoern Gr,gi„„^,^^ s.lbst.

Den bsaiipteingang ziim Nüiseum schmücken zwei marmorene
Sphinre von dem Genfer Fasanino. Der Boden des geräumigen vestibuls
ist mit Nkosaiken besetzt. In diesem Raunie befinden sich Skulptnren
von Thorwaldsen, japanische Lhimären (über tansend Iahre alt), alte
Brüsseler Spitzen, Gobclins aus der Zeit Ludwig XV. (letztere ein
Geschenk des russischen Uaisers Alexander an seinen Lehrer Läsar La
kjarpe). In den Fenstern des Lrdgeschoßes, wie auch im ;. Stock sind
Glasgemälde aus dem Fraueiikloster Rathhausen (Luzern ;5I5—;65ö),
serner ans italienischen Uirchen des XV. Iahrhunderts von Leonardo
da vinci stammend.

Fünf Säle des Lrdgeschoßes sind größtentheils init keraniischen
Gegenständcn gesüllt und geben ein übersichtliches Bild von der hohen
vollenduilg der Uuiisttöpferei. Iwei dieser Ränine sind vornehinlich
Lhina und Iapan gewidmet und ist es Revilliod gelungen, aus seinen
Reisen in diesen Ländern die seltensten Schätze der vornehmsten Familien
sür seine Sammlung zu erwerbcn. Dio Lrzeugnisse dcr europäischen
Ueramik, nach Ländern nnd Schulen geordnet, nehmen zwei weitere
Säle in Ansxruch. Im Faience stehen nanientlich Zürich und Nyon
(seit (760), Nkarseille, Rouen, Straßburg, Avignon voran; danii folgen
Delst ((6A0), Nleißen ((720), Berlin und lvien; aus Lngland lved-
wood (;75Z), Bristol u. a.; ans Belgien Tournay und Peternyk ((758);
aus Jtalien vencdig ((768) rc. ganz vorzügliches. In Lmailmalerei
dominirt uiibcstrittcii das Scvrcs-Gcschirr (seit (720) bezüglich Geschmack
und Vollenduiig. Trotz der ungeheueren Preise desselben wcist das
Nluseum doch einige hundert Stücke auf: Ganze Tafelservices aus
dieser Fabrik von Ludwig XVI. und Antoinette, von Lonis-Philippe
und Naxoleon III. und anderen Fürsten sind hier zu sehen. — Ls
würde hicr zu weit führen, aus dieser reichhaltigen Abtheilung noch
Dctails zu geben.

In einem wcitercn Saale sind ctruskische Uunstwcrke (vasen,
Vxfergefäße und Schmuck) aus der srühen Götter- und kseldenzeit
aufgestellt. Iviiiterthurer Uachclöfen aus der Pfau'schen IVerkstättc,
ferner solche aus der Töpferei Racle in Fernex fehlen nicht.

In der Galerie des (. Stockes herrscht keine bestimmte Gruppirung.
Glasmalereien aus dem XII. und XIII. Iahrhundert, niederländische
Teppiche des XII. Jahrhunderts und Fahnen aus den letzten fünf
Iahrhunderten, Rüstungen, Trachten und Schnitzereien sind da in vor-
züglichen Stllcken zur Schau gcstellt. Auch eine galvanoplastische Nach-
bildung des lsildesheimer Silberfundcs ist vorhanden. von den acht
Sälen dieses oberen Stockwerkes sind vier den bildenden Uünsten re-
servirt. Die vorzüglichstcn Uünstler Jtaliens von der romanischen
Periode bis in die Renaissance sind vertreten: Gemälde von Limabue,
Giotto, Solario, L. Lrcdi. Bellini, Giorgione, Perugino, Lnini, Nüchel
Angelo, Ginlio Romano, Tizian und Rafael sind hier zu finden. (Die
Stieglitz-Nladonna Rafael's kostete Revilliod 200000 Frs., Uaiser
Ivilhelm I. bot ihm soo 000 Frs., doch Revilliod meinte, seine Nüttel
erlanben ihm, das Uunstwerk für sein Museuin aufznbcwahren.)

Auch spanische, niederländischc, dcntsche und schweizerische Nlcister
zeigen vorzügliche Ivcrke. Die Gcnfer Nlalcr Lugardon, Didax, Lalamc,
Ljornung, Töpser, Dunant füllen mit ihren Gemälden einen eigenen Saal.

Die Uupferstichsammlung ist sehr reichhaltig, und der Silbcrsaal
trägt seinen Nainen mit vollem Recht, ebenfalls der Zinnsaal.

Die Bibliothek enthält circa (2,000 Bände von hohem Iverth,
darunter über (000 Jnkuiiabeln, ein Nleßbuch Uarls des Uühnen, die
Bibel in 20Z Sxrachen und die Iverke und Uebersetzungen Revilliods selbst.

Das Nluseum ist von April bis November offen (Niontag, Dieus-
tag, Donnerstag und Freitag) und hat Iedermann freien Zutritt. Der
Besuch ist ein sehr lebhafter, und Jeder, der diese mit seinem ver-
ständniß angelegte kostbare Sainmlniig gesehen, wird mit dankbarem
k)erzen des großherzigen Stifters gedenken, der sich hier ein Denkmal
von bleibendem Ivcrthe geschaffen hat. R. O.

Das Gewerbemuseum zu Bremen veröffentlichte im I""i d- I-
seinen letzten Thätigkeitsbericht, welcher dcn Zeitraum voin (. Axril (889
bis 5(. Nlärz (8Y( umfaßt; der sonst alljährlich erstattete Bericht unter-
blieb im letzten Iahre wegen der aiißergcwöhnlich vermehrten Arbeiten
für die Ausstelluiig (890. Lben dicse Airsstcllung beanspruchte auch
die Thätigkeit dcs Nüiseums im höchsten Grade, durch Betheiligung
dcr Nüisealbeamtcn an der Anordnuiig dcr Ausstellniig rc., danu aber
durch Lieferung von Zeichniingen zu Ausstellungsgegenstäiiden, Schau-
schränken u. s. w.; an Griginalentwürfen wurden geliefert 2(6 Skizzen
und (52 Dctails und Iverkzeichnungen, an Umarbeitiingen vorhandeuer
 
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