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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 1.1913/​1914

DOI issue:
Heft 3 (November 1913)
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Jessen, Jarno: Georg und Raffael Schuster-Woldan
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https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0478
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394 Jarno Jessen: Georg und Raffael Schuster-Moldau

lerisch empfindende Naturen, oft hochgebo-
rene Frauen, deren innere Werte das Prun-
ken mit äußeren verbietet, die Schwung
und Poesie, die gehobene Auffassung frü-
herer Meister lieben, wollen von ihm ge-
malt sein. In neuester Zeit hat er auf
unserem Porträt der Burggräfin Gertrud
zu Dohna-Finkenstein auch Rokokogeist
echt gespiegelt, und das Frische, Lebens-
volle dieser Schöpfung wäre als glückhaf-
ter Zuschuß seinem Renaissancewesen er-
halten zu wünschen. Das Grandentum
seiner Darstellung unterscheidet ihn wesent-
lich von dem Bruder. Er dichtet die Kan-
zonen, die Oden, Georg die holden Volks-
lieder, aber in der Neigung zum Elegischen,
Stimmungszarten wird trotzdem die nahe
Zusammengehörigkeit beider Brüder kund.
Raffael Schuster-Woldans Drang zu mo-
numentalen Schöpfungen ist von ungewöhn-
lichen Erfolgen getragen worden. Nachdem
er sein Können an der Decke des Vundes-
ratsaals erprobt hatte, wurde ihm bald der


Studienzeichnung. Von Raffael Schuster-Woldan


Frau Frieda Krvatt - Hodapp. Gemälde von Raffael Schuster - Woldan

Auftrag für die gesamten
Wandgemälde dieses Rau-
mes. Der Lösung dieser
durch architektonische Be-
dingungen besonders schwie-
rigen, großen Aufgabe dankt
er eine Professur als Lehrer
an der Kompositionsklasse
der Berliner Königlichen
Akademie. Auch in seiner
Raumkunst gibt er sein
Schönstes in edlen Genre-
bildern, in deren Mittel-
punkt meist holde Frauen
stehen. Dem Zauber des Ge-
staltenreichtums im Bild-
reigen, der Deutschlands
politische Entwicklung alle-
gorisierend erläutert, kann
man sich kaum entziehen.
Momente michelangelesker
Kraftfülle stellen sich dabei in
Mannes- und Rosseleibern
ein, Renaiss ancereminiszen-
zen offenbaren sich, aber der
modern-venezianische En-
stenzmaler feiert die ent-
scheidenden Siege. In der
Beschränkung zeigt sich erst
der Meister, und in dieser
Richtung scheint dem Künst-
 
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