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Völter, Hans
Die Gemmingische Grundherrschaft hinter dem Hagenschiess — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.61367#0060
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Hans Völter

IV. Wald69).
Der Wald, mit dem das Gebiet reichlich bestanden ist, war natür-
lich für das Wirtschaftsleben von grosser Bedeutung, mehr noch für die
Bauern, als für den Junker. Für ihn lag dessen Hauptwert, der aller-
dings mehr repräsentativen und Vergnügungscharakter als wirtschaft-
liche Bedeutung hat, bei dem damaligen Fehlen jeder regulären Forst-
wirtschaft in der Jagd. Die eigentliche wirtschaftliche Seite, also Holz-
bezug und Weide, stand daneben insofern zurück, als zur Befriedigung
der in dieser Hinsicht bei dem herrschaftlichen Haushalt vorhandenen
Bedürfnisse ein viel geringeres Areal ausreichend gewesen wäre. Doch
bot daneben der Wald für den Junker noch in verschiedener Hinsicht
eine Erwerbsquelle. Da sind vor allem die vielen Rodungen, die wir
in den vorhergehenden Darstellungen schon getroffen haben. Von den
darin angelegten Äckern bezog der Junker die Landacht, die einen nicht
unwesentlichen Bestandteil seiner Einnahmen aus Gefällen ausmachte.
Es ist ohne Weiteres verständlich, dass es so vom Junker unternommen
wurde, aus seinem Waldbesitz grösseren Nutzen zu ziehen; umgekehrt
war die dadurch bewerkstelligte Vermehrung der bäuerlichen Ackerflur
bei der beschränkten Ausdehnung der Dorfmarken und der teilweise doch
recht geringen Beschaffenheit des Bodens auch für die bäuerliche Wirt-
schaft von einschneidender, nutzbringender Bedeutung. Des Weiteren
bildete die „Waldeinung“ eine, wenn auch ihrer Natur nach unregel-
mässige und nicht sehr grosse, Einnahme. Ob neben diesen mancherlei
Nutz- und Erwerbsquellen, die dem Wald abgewonnen wurden, noch
eine wirkliche Holzverwertung, über den Rahmen der herrschaftlichen
und bäuerlichen Bedürfnisse hinausgehend, stattfand, lässt sich aus den
mir vorliegenden Quellen nicht entnehmen. Doch hat die Annahme,
dass die Herrschaft regelmässigen Holzverkauf betrieb, ohne weiteres
die Präsumtion der Richtigkeit für sich. Die Nähe von Calw und Pforz-
heim, nächst Gernsbach die Hauptorte des Holzhandels im nördlichen
Schwarzwald, legt diese Vermutung besonders nahe. Zudem ist die
natürliche Lage des Gebiets sehr günstig, die es ermöglicht, auf der
einen (West-) Seite Langholz direkt von den Bergen in die angrenzende
Nagold zu schaffen, oder, wenn das Holz von der oberen Hochfläche
stammte, es durchs Monbachtal bequem dahin zu führen, während es
auf der anderen (Ost-) Seite entweder in einzelnen Stämmen die nicht
eigentlich flössbare Würm bis Pforzheim hinunter geschwemmt werden
konnte — ein Verfahren, das ja auch die Murgschifferschaft in dem
 
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