R • 12 gekommen, als die gewaltigen Veränderungen
im sozialen Leben, das steigende naturwissen-
schaftliche Verständnis für das natürliche Wachs-
tum der Dinge dazu führte, in dem Nachbilden
vergangener Stile so etwas wie eine Maskerade
zu sehen. Wie auf jedem wirtschaftlichen Gebiete
der Bruch mit der alten Zeit vollzogen war, so
suchte man auch in der Ausstattung des Hauses
mit der alten Zeit zu brechen und nur so zu
schaffen, wie die Bedingungen der eigenen Zeit
es verlangten.
Ehe wir jedoch diese neueste Entwicklungsform
der Kultur des Hauses betrachten, ist es not-
wendig, daß wir dem Zeitalter des historischen
Sinns, das zugleich das Zeitalter des regsten
Sammeleifers in bezug auf die künstlerischen
Zeugen der Vergangenheit war, dadurch gerecht
zu werden suchen, daß wir diesen historischen
Sinn, diesen Sammeleifer auf den beiden wich-
tigsten Gebieten des häuslichen Kunstschmucks
ausführlicher zu Worte kommen lassen. Soweit
es unser Entwicklungsgang der Wohnungsaus-
stattung zuließ, ist in jeder Zeitepoche die
Töpferware und der gewebte Stoff und der
Wandel ihrer Erscheinungsform gezeigt worden,
aber naturgemäß umfaßt die Geschichte der
europäischen Keramik und auch die Geschichte
der Textilkunst weitere Gebiete, als die Zeit
vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Unsere Sammlung beginnt mit der antiken
V. 1 Vasenkunst. Diese zeigt eine ganze Reihe der
charakteristischen Typen, die zur Aufnahme von
Wein, Ol, Honig, auch von Gewürzen dienten,
den doppelhenkeligen Krug, Amphora, die
bauchige, einhenkelige Kanne, die in größerem
Format als Wasserkrug, Hydria, verwandt wurde,
das schlanke, enghalsige Ölgefäß Lekythos und
den weiten, für das Mischen des Weins mit Wasser
bestimmtenKrater,danebendanneinigecharakte-
70
im sozialen Leben, das steigende naturwissen-
schaftliche Verständnis für das natürliche Wachs-
tum der Dinge dazu führte, in dem Nachbilden
vergangener Stile so etwas wie eine Maskerade
zu sehen. Wie auf jedem wirtschaftlichen Gebiete
der Bruch mit der alten Zeit vollzogen war, so
suchte man auch in der Ausstattung des Hauses
mit der alten Zeit zu brechen und nur so zu
schaffen, wie die Bedingungen der eigenen Zeit
es verlangten.
Ehe wir jedoch diese neueste Entwicklungsform
der Kultur des Hauses betrachten, ist es not-
wendig, daß wir dem Zeitalter des historischen
Sinns, das zugleich das Zeitalter des regsten
Sammeleifers in bezug auf die künstlerischen
Zeugen der Vergangenheit war, dadurch gerecht
zu werden suchen, daß wir diesen historischen
Sinn, diesen Sammeleifer auf den beiden wich-
tigsten Gebieten des häuslichen Kunstschmucks
ausführlicher zu Worte kommen lassen. Soweit
es unser Entwicklungsgang der Wohnungsaus-
stattung zuließ, ist in jeder Zeitepoche die
Töpferware und der gewebte Stoff und der
Wandel ihrer Erscheinungsform gezeigt worden,
aber naturgemäß umfaßt die Geschichte der
europäischen Keramik und auch die Geschichte
der Textilkunst weitere Gebiete, als die Zeit
vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Unsere Sammlung beginnt mit der antiken
V. 1 Vasenkunst. Diese zeigt eine ganze Reihe der
charakteristischen Typen, die zur Aufnahme von
Wein, Ol, Honig, auch von Gewürzen dienten,
den doppelhenkeligen Krug, Amphora, die
bauchige, einhenkelige Kanne, die in größerem
Format als Wasserkrug, Hydria, verwandt wurde,
das schlanke, enghalsige Ölgefäß Lekythos und
den weiten, für das Mischen des Weins mit Wasser
bestimmtenKrater,danebendanneinigecharakte-
70