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Volkmann, Ludwig
Bildliche Darstellungen zu Dante's Divina Commedia bis zum Ausgang der Renaissance — Leipzig, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.67374#0008
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schreibt er: »Da quel giorno nel quäle si compiva l’anno ehe quella
donna ■— d. h. Beatrice — era fatta delle cittadine della vita eterna,
io mi sedeva in parte nella quäle ricordandomi di lei io disegnava
un angelo sopra certe tavolette.«
Vielleicht am deutlichsten und schönsten jedoch offenbart er
seine hohe Auffassung von Zweck und Wirkung der Kunst im zehnten
Gesang des Purgatorio, dort wo den Hochmüthigen zu ihrer Läuterung
Beispiele der Demuth in Marmor-Reliefs vor Augen geführt werden,
so herrlich, »dass nicht Polyclet nur, selbst die Natur beschämt hier
stehen müsste«.
An die Besprechung von Dante’s persönlichem Verhältniss zur
Kunst mögen sich einige Worte über Dante’s Person in der Kunst
reihen. Nicht um einen Katalog der Dante-Bildnisse kann es sich
natürlich dabei handeln; der Stoff ist hier enger begrenzt, zu eng,
als dass die Fülle von Porträts, in denen die Kunst — Plastik wie
Malerei — die Züge des Dichters verewigt hat, einen Raum finden
könnte. Eine Aufzählung derselben findet sich ohnedies in der
Bibliografia Dantesca von de Batines2), und so genüge es, etwas
über Dante-Bildnisse vorauszuschicken, soweit solche in Darstellungen
zur Divina Commedia vorkommen. — Für unsere Begriffe hat sich
ein bestimmtes Dante-Ideal ausgebildet, welches, wie man jetzt meist
anzunehmen pflegt, auf des Dichters Todtenmaske zurückzuführen ist.
Reine Profilstellung; kühngeschwungene Nase, feiner, bartloser Mund,
grosse, ernste Augen; dazu die bekannte Kopfbedeckung oder ein
Lorbeerzweig um die Schläfen — das sind die charakteristischen
Züge, an denen wir Dante’s Porträt sofort zu erkennen gewohnt sind.
Mit dem historischen Sinn unserer Zeit würde es sich nun nicht
vertragen, wollte man den Dichter je anders darstellen. Im 14. und
15. Jahrhundert war man nicht so streng, und daher kommt es, dass
unter den unendlich vielen Darstellungen des Dichters nur wenige
Anspruch auf Porträtähnlichkeit machen können. — Der Miniator
zum Beispiel, welcher die Scenen des Gedichtes auf Pergament oder
Papier verkörperte, musste fast in jedem Bild Dante redend, handelnd
oder als Zuschauer anbringen. Und wie stellte man ihn dar? Bald
gross, bald klein, bald bartlos, bald bärtig3); mit der bekannten
Mütze oder ohne dieselbe, oder auch mit irgend einer anderen Kopf-
bedeckung ; von dem charakteristischen Profil fast nie auch nur eine
 
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