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schlichtbürgerliches Wesen besitzt und der an jenem Abend eine sehr feine
Rede über die völkerverbindende Macht von Kunst und Wissenschaft
hielt. Ich bin fest überzeugst daß es ihm damit ebenso ernst war wie
uns mit unseren eigenen idealen Zielen, und daß jetzt nur die politischen
Verhältnisse starker waren als seine inneren Gedanken und Wünsche
als Mensch.
Auch in Brüssel, wo ich als alter Bekannter empfangen wurde, war
die Aufnahme eine glänzende und dem Wesen dieses zweiten Paris ent-
sprechend elegante; wie hätte ich damals ahnen sollen, daß kaum zwei
Jahre spater ich wochenlang im Ungewissen darüber sein würde, ob nicht
etwa der belgische Pöbel mein eigenes Iweighaus dort zerstört haben
könnte! Die Holländer freilich machten sich über ihre stets zu Festlich-
keiten geneigten Nachbarn schon damals etwas lustig, und meinten, sie
selbst wären wohl zu Anfang nicht gleich so lebhaft, dafür aber am
Schluffe meist fertig; und dieses Verhältnis hat sich dann allerdings auch
bei uns bewahrheitet. —
Auch die Presse aller Länder, die Tagespresse sowohl wie die Fach-
presse, ist eifrig und erfolgreich für die Beteiligung an unserem großen
Unternehmen cingetreten, dessen Bedeutung für die allgemeine Kultur
sie sehr richtig einschatzte und betonte. Wir konnten aus solchen Preß-
stimmen schoir vor Eröffnung der Ausstellung ein ganzes Heft zusammen-
stellen unter dem Titel: „Wie denkt das Ausland über die Internationale
Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914?" Es gewährt
dies heute einen ganz eigenartig wehmütigen Rückblick angesichts der
traurigen Einhelligkeit, mit der diese selbe Presse jetzt die wildesten, kul-
turlosesten Lügen und Verleumdungen über unser Vaterland und sogar
über unsere Ausstellung verbreitet hat, nachdem wir die Dreistigkeit be-
sessen haben, uns unserer Haut zu wehren. Interessant war es dabei
zu beobachten, wie die englischen Blatter vor allem den reinen Ge-
schäftsstandpunkt hervorkehrtcn, den auch ich in meinem Vortrage in der
ehrwürdigen „Stationers Hall" in London auf Anraten deutsch-englischer
Freunde zum Grundton machen mußte, wahrend in Frankreich der
nationale Ehrgeiz, der Wunsch nach guter Repräsentation im Angesicht
der übrigen zivilisierten Welt das Ausschlaggebende war.
Und nun erinnern wir uns einmal des durchschlagenden, geradezu
einzigartigen Erfolges, den unsere Idee und unsere Werbung für sie
schlichtbürgerliches Wesen besitzt und der an jenem Abend eine sehr feine
Rede über die völkerverbindende Macht von Kunst und Wissenschaft
hielt. Ich bin fest überzeugst daß es ihm damit ebenso ernst war wie
uns mit unseren eigenen idealen Zielen, und daß jetzt nur die politischen
Verhältnisse starker waren als seine inneren Gedanken und Wünsche
als Mensch.
Auch in Brüssel, wo ich als alter Bekannter empfangen wurde, war
die Aufnahme eine glänzende und dem Wesen dieses zweiten Paris ent-
sprechend elegante; wie hätte ich damals ahnen sollen, daß kaum zwei
Jahre spater ich wochenlang im Ungewissen darüber sein würde, ob nicht
etwa der belgische Pöbel mein eigenes Iweighaus dort zerstört haben
könnte! Die Holländer freilich machten sich über ihre stets zu Festlich-
keiten geneigten Nachbarn schon damals etwas lustig, und meinten, sie
selbst wären wohl zu Anfang nicht gleich so lebhaft, dafür aber am
Schluffe meist fertig; und dieses Verhältnis hat sich dann allerdings auch
bei uns bewahrheitet. —
Auch die Presse aller Länder, die Tagespresse sowohl wie die Fach-
presse, ist eifrig und erfolgreich für die Beteiligung an unserem großen
Unternehmen cingetreten, dessen Bedeutung für die allgemeine Kultur
sie sehr richtig einschatzte und betonte. Wir konnten aus solchen Preß-
stimmen schoir vor Eröffnung der Ausstellung ein ganzes Heft zusammen-
stellen unter dem Titel: „Wie denkt das Ausland über die Internationale
Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914?" Es gewährt
dies heute einen ganz eigenartig wehmütigen Rückblick angesichts der
traurigen Einhelligkeit, mit der diese selbe Presse jetzt die wildesten, kul-
turlosesten Lügen und Verleumdungen über unser Vaterland und sogar
über unsere Ausstellung verbreitet hat, nachdem wir die Dreistigkeit be-
sessen haben, uns unserer Haut zu wehren. Interessant war es dabei
zu beobachten, wie die englischen Blatter vor allem den reinen Ge-
schäftsstandpunkt hervorkehrtcn, den auch ich in meinem Vortrage in der
ehrwürdigen „Stationers Hall" in London auf Anraten deutsch-englischer
Freunde zum Grundton machen mußte, wahrend in Frankreich der
nationale Ehrgeiz, der Wunsch nach guter Repräsentation im Angesicht
der übrigen zivilisierten Welt das Ausschlaggebende war.
Und nun erinnern wir uns einmal des durchschlagenden, geradezu
einzigartigen Erfolges, den unsere Idee und unsere Werbung für sie