Die Malerei als Kunst der Raum- und Körperdarstellung
in der Fläche,
Das weitaus größte Gebiet der Malerei, an das man wohl gewöhnlich
zunächst zu denken pflegt wenn man von Malerei schlechthin spricht,
ist heute das der sogenannten Tafelmalerei, des Staffeleibildes, und
auch hier darf deshalb von diesem der Ausgang genommen werden, ob-
gleich die historische Entwicklung der Malerei anders beginnt. Liegt
es doch in der Natur der Sache, daß gerade diese Bilder, die ganz um
ihrer selbst willen gemalt werden und ihre Existenzberechtigung ledig-
lich in sich selbst tragen, auch die vollste Freiheit innerhalb des über-
haupt malerisch Darstellbaren besitzen, und so für allgemeine Betrach-
tungen den besten Anknüpfungspunkt bieten. Ihr Rahmen sondert sie
scharf gegen ihre Umgebung ab und erweist sie sogleich als eine Welt
für sich, die nur innerhalb ihrer Begrenzung harmonisch sein muß, um
Stil zu besitzen.
Um nun den Begriff des ,,malerischen Stiles“ recht zu erfassen, brau-
chen wir wiederum nur von den natürlichen und tatsächlich gegebenen
Arbeitsbedingungen des Malers auszugehen. Die Elemente, mit denen
er zu arbeiten hat, sind, wie wir sahen, eine Fläche*), und die Mittel,
um auf dieser Fläche den Eindruck des Raumes und der Körperlichkeit
unserem Auge zu erwecken, nämlich: Pinsel und Farben. An diese
Fläche nun ist das Bild stärker gebunden, als man sich dies gemeinhin
klar zu machen pflegt; denn dieselbe bedeutet ja eine mathematisch
exakte Begrenzung des Bildraumes nach vorn, nach dem Beschauer zu,
genau so, wie der Rahmen nach rechts und links, nach oben und unten
die Grenzen bildet, die nicht überschritten werden können. Hinter der
vom Rahmen und der Bildfläche gemeinsam gebildeten Ebene erst dehnt
sich der ideelle Raum aus, den die Vorstellung des Künstlers teils mit
Luft, teils mit körperlichen Dingen zu erfüllen weiß -— ein Bühnenraum
*) Mathematisch genau müßten wir sagen: eine Ebene; die gekrümmten
Bildtafeln etwa des Rokoko sind eine nur innerhalb der gesamten Raumdekoration
verständliche Abweichung.
176
in der Fläche,
Das weitaus größte Gebiet der Malerei, an das man wohl gewöhnlich
zunächst zu denken pflegt wenn man von Malerei schlechthin spricht,
ist heute das der sogenannten Tafelmalerei, des Staffeleibildes, und
auch hier darf deshalb von diesem der Ausgang genommen werden, ob-
gleich die historische Entwicklung der Malerei anders beginnt. Liegt
es doch in der Natur der Sache, daß gerade diese Bilder, die ganz um
ihrer selbst willen gemalt werden und ihre Existenzberechtigung ledig-
lich in sich selbst tragen, auch die vollste Freiheit innerhalb des über-
haupt malerisch Darstellbaren besitzen, und so für allgemeine Betrach-
tungen den besten Anknüpfungspunkt bieten. Ihr Rahmen sondert sie
scharf gegen ihre Umgebung ab und erweist sie sogleich als eine Welt
für sich, die nur innerhalb ihrer Begrenzung harmonisch sein muß, um
Stil zu besitzen.
Um nun den Begriff des ,,malerischen Stiles“ recht zu erfassen, brau-
chen wir wiederum nur von den natürlichen und tatsächlich gegebenen
Arbeitsbedingungen des Malers auszugehen. Die Elemente, mit denen
er zu arbeiten hat, sind, wie wir sahen, eine Fläche*), und die Mittel,
um auf dieser Fläche den Eindruck des Raumes und der Körperlichkeit
unserem Auge zu erwecken, nämlich: Pinsel und Farben. An diese
Fläche nun ist das Bild stärker gebunden, als man sich dies gemeinhin
klar zu machen pflegt; denn dieselbe bedeutet ja eine mathematisch
exakte Begrenzung des Bildraumes nach vorn, nach dem Beschauer zu,
genau so, wie der Rahmen nach rechts und links, nach oben und unten
die Grenzen bildet, die nicht überschritten werden können. Hinter der
vom Rahmen und der Bildfläche gemeinsam gebildeten Ebene erst dehnt
sich der ideelle Raum aus, den die Vorstellung des Künstlers teils mit
Luft, teils mit körperlichen Dingen zu erfüllen weiß -— ein Bühnenraum
*) Mathematisch genau müßten wir sagen: eine Ebene; die gekrümmten
Bildtafeln etwa des Rokoko sind eine nur innerhalb der gesamten Raumdekoration
verständliche Abweichung.
176