Stelle gedachten Altarbilde dem Geist der Architektur freiwillig fügte,
ohne deshalb unmalerisch zu werden, das lehrt ein Vergleich zwischen
seinem „Konzert“ im Pariser Louvre und der wundervollen „Ma-
donna von Castelfranco“
(Abb. 71 und 72).
Führt er uns in dem
nur sich selbst genügen-
den Tafelgemälde ein
Stück Landschaft mit
menschlichen Gestalten
vor, deren Anordnung
nur dem freien inneren
Rhythmus des Bildes
selbst gehorcht, so kom-
poniert er in dem Altar-
blatt, das den wesent-
lichen Teil eines Kirchen-
inneren bilden sollte,
auch seinerseits architek-
tonisch. Auf marmornem
Aufbau thront seine lieb-
liche Mutter Gottes,
streng symmetrisch von
den beiden Heiligen be-
gleitet, und nur schüch-
tern grüßt die lachende
Landschaft hierüber eine
hohe Balustrade herüber.
Abb. 72. Giorgione, Madonna von Castelfranco.
Und dabei ist gerade dieses Bild trotz seiner feierlich religiösen Gebunden-
heit von einer hinreißenden malerischen Wirkung, deren Zauber sich
niemand entziehen kann, der es an Ort und Stelle gesehen hat; solche
Beschränkung ist nicht nur aus dem Anschluß an Hergebrachtes zu er-
klären, sondern bedeutet tief empfundenes Stilgefühl, sie ist nicht starre
Tradition, sondern künstlerische Freiheit. Gerade darin liegt aber ein
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ohne deshalb unmalerisch zu werden, das lehrt ein Vergleich zwischen
seinem „Konzert“ im Pariser Louvre und der wundervollen „Ma-
donna von Castelfranco“
(Abb. 71 und 72).
Führt er uns in dem
nur sich selbst genügen-
den Tafelgemälde ein
Stück Landschaft mit
menschlichen Gestalten
vor, deren Anordnung
nur dem freien inneren
Rhythmus des Bildes
selbst gehorcht, so kom-
poniert er in dem Altar-
blatt, das den wesent-
lichen Teil eines Kirchen-
inneren bilden sollte,
auch seinerseits architek-
tonisch. Auf marmornem
Aufbau thront seine lieb-
liche Mutter Gottes,
streng symmetrisch von
den beiden Heiligen be-
gleitet, und nur schüch-
tern grüßt die lachende
Landschaft hierüber eine
hohe Balustrade herüber.
Abb. 72. Giorgione, Madonna von Castelfranco.
Und dabei ist gerade dieses Bild trotz seiner feierlich religiösen Gebunden-
heit von einer hinreißenden malerischen Wirkung, deren Zauber sich
niemand entziehen kann, der es an Ort und Stelle gesehen hat; solche
Beschränkung ist nicht nur aus dem Anschluß an Hergebrachtes zu er-
klären, sondern bedeutet tief empfundenes Stilgefühl, sie ist nicht starre
Tradition, sondern künstlerische Freiheit. Gerade darin liegt aber ein
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