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um diesen Einfluß des Materiales zu zeigen. Im Regensburger Dom
haben wir einen stolzen gotischen Kirchenbau aus Haustein be-
wundert (vgl. Abb. 138 und 139), und gesehen, wie im Inneren und
Äußeren jenes hochstrebende Prinzip der Gotik vorherrscht, und durch
jede Einzelform feinfühlig und schmiegsam unterstützt wird. Die

Abb. 168. Marienkirche in Lübeck.


feinen Profile der Pfeiler,
die knospenden Kapitäle,
Krabben und Kreuzblu-
men, das Maßwerk, die
Fialen, die durchbroche-
nen Turmspitzen — alles
das trägt zu dem leich-
ten, aufstrebenden Cha-
rakter des Ganzen wesent-
lich bei, und ist zugleich
durch die Ausführung in
festem Haustein bedingt.
Wo solcher fehlte, wie in
der norddeutschen Tief-
ebene, da mußte das als
Ersatz herangezogene Ma-
terial, der Backstein,
notwendig zu einer ab-
weichenden Ausdrucks-
weise, zu einer veränder-
ten Formenwelt führen.

Man konnte mit ihm

längst nicht so kühne Konstruktionen wagen, so alle Massen auflösen
und nur das aufstrebende Gerüst zur Geltung bringen, wie im Hau-
stein. Es hängt den gotischen Backsteinkirchen, von denen als cha-
rakteristisches Beispiel die Marienkirche in Lübeck hier abgebildet
ist (Abb. 168) trotz der Verfolgung des gleichen Strebens eine gewisse
Erdenschwere an, die nicht ganz überwunden erscheint. Freilich
ist die Höhentendenz auch in diesem Bau vorhanden, aber sie wird

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