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terei), haben sich in einem Muthe geschlagen, der eines bes-
sern Schicksals würdig war, der andere Theil aber, beson-
ders die Infanterie, welche zum großen Theil aus Bauern
und Provinzstävtern ohne alle Kriegserfahrung zusammenge-
setzt war, zerstreute sich schimpflich und plünderte die Städte
und ihre Umgebung, trotz der Angriffe, welche unsere Kaval-
lerie jeden Augenblick auf die Kanibalen machte. Die Ur-
sache davon ist jedoch tiefer zu suchen. — Zuerst in der
Verschwörung der piemontesischen Offiziere, welche durch Ver-
führung, Bestechung und alle möglichen Mittel der Zuchtlo-
sigkeit Eingang zu verschaffen wußten in den Reihen der
Armee. Bei vielen Soldaten fand man in der That ge-
druckte Zettel, die in folgenden Ausdrücken abgefaßt waren:
„Soldaten! für wen glaubt Ihr zu streiten? Der König
ist verrathen und die Republik ist in Turin proklamirt".
Einer dieser Zettel ist auf der Bank des Präsidenten der
Kammer niedergelegt. —Nomarino ist allem Anschein nach
einer der Hauptmänner dieser infamen Verrätherei... Eine
andere Ursache unseres Unglücks ist der schlecht angelegte
Plan des Obergenerals, der in diesem Kriege eine große Un-
fähigkeit entwickelt hat. Wie man mir versichert, wurde die-
ser Plan von dem Kriegsrath mißbilligt. Und am Ende
fehlte es noch gar an Lebensmitteln".
„Was ist jetzt zu thun? schließt Maearia. Ein Auf-
stand? In diesen Tagen, gleich nach unserer Niederlage,
habe ich selbst die Provinzen durcheilt, deren Vertreter ich
bin, um den Aufstand in Masse zu bewirken, und an seiner
Spitze gegen den Feind zu marschiren. Aber Himmel! nir-
gends Waffen. Das ist der Hauptfehler aller vorigen Mini-
sterien; kein einziges hat daran gedacht, die Bürgerwehr zu
organisiren, zu bewaffnen".
Der neue König von Sardinien wird für das treffliche
Gelingen dieser monarchischen Verschwörung von dem heili-
gen Fürstenbund wahrscheinlich mit den Herzogthümern Pia-
zenza und Parma belohnt werden. Dies Einheitsgeschwätz
des Ministers Gioberti's ist bereits auf einen italienischen
Staatenbund unter Oesterreich's Schirm zusammengeschrumpft,
der zunächst die Aufgabe haben soll, die „Ruhe und Ord-
nung" in Nom und Toskana wieder herzustellen, d. h. die
alte Wirthschaft dort wieder einzuführen. Das Werkzeug
No Marino wird man auf irgend eine Weise beseitigen,
denn er droht bereits mit Enthüllungen. Unter dem Schutze
von 20,000 Bajonetten sind in Turin die Kammern aufge-
löst, weil zu der neuen Politik ihre revoluzionären Gelüste
nicht mehr paßten. Aber der Kampf ist mit alledem noch
lange nicht beendigt, er hat nur eine andere Weise angenom-
men, der Sieg ist noch lange nicht für die Reakzion entschie-
den, er ist um so zweifelhafter geworden, als sie die ersten
Vortheile nicht schnell benutzt, und der Revoluzion Zeit ge-
lassen hat, sich zu erholen.
Der letzte Verrath hat der Vereinbarung des Volkes
mit der Krone und der monarchischen Partei für immer ein Ende
gemacht, er hat die italienische Unabhängigkeitsfrage mit der
italienischen Revoluzion vollständig verschmolzen. Der Krieg,
der sich in diesem Augenblicke vorbereitet, ist ein wahrer
Volkskrieg; er ist gegen innere und äußere Feinde zugleich
gerichtet, gegen die Monarchie und gegen diejenige Kaste,
von der „die Reform" sagt, daß sie den Krieg verfluchte,
weil sie d:e Einheit haßte, daß sie die Vereinigung zurück-
stieß, weil sie die Freiheit und Gleichheit Aller zurückstößt.
„Diese Kaste besteht aus der Aristokratie, der Geistlichkeit
und der Masse Derjenigen, welche die Schande und den
Ruin des Vaterlandes dem geringsten Opfer vorziehen —
„den Geldsäcken." „Der italienische Unabhängigkeitskampf,
heißt es in einer Zeitung, ist nun auch in Piemont, wie
schon früher in Rom und Florenz, eben so gut ein Kamps
zugleich gegen die italienischen Geldsäcke geworden, wie in
Deutschland der Einheitskampf. In Frankreich, Deutschland,
Ungarn, Italien nach einander sind die Geldsäcke Verräther
an der Revoluzion geworden. Wie in Italien die Oester-
reicher, würden sie sich in Preußen und selbst in Frankreich
keinen Augenblick scheniren, die Russen irffs Land zu rufen,
um die Ruhe um jeden Preis herzustellen. Haben sie es in Un-
garn und Siebenbürgen doch bereits gethan." (Schluß folgt.)
Anfrage.
Warum legt der volkstümliche Abgeordnete des 11.
Wahlbezirks, Bürgermeister Riesterer von Wettelbrunn,
sein Mandat nicht nieder, und warum fordern ihn seine
Wähler nicht dazu auf?
Ein Mitglied des Krozinger Volksvereins.
Verantwortlicher Redakteur W. Salzgeber.
(359^ Bekanntmachung.
Es wird die Zimmermannsarbeit für zwei
in dem laufenden Baujahr hier erbaut wer-
dende 178' länge und 48' breite Artillerie-
schupfen sammt Materialbeigabe im Sumis-
fionswege an den Wenigstfordernden vergeben.
Diejenigen Zimmermeister, welche diese
Arbeiten zu übernehmen gesonnen sind, wer-
den hiemit eingeladen, ihre schriftlichen und
gesiegelten Sumisssionen bis längstens
Mittwoch, 25. April d. I. Vormittags 9 Uhr,
in der hiesigen Neichsfestungsbau-Direkzions-
Kanzlei abzugeben, allwo bis dahin die nä-
heren Bedingniffe, Pläne und Ausmaaßen
während der gewöhnlichen Amtsstunde zur Ein-
sicht aufliegen.
Die Sumitsionen find von jenen Meistern,
welche bis jetzt noch keine größeren Arbeiten
zum Festungsbau geliefert haben, mit einem
ortsobrigkeitlichen Leumunds- und Vermögens-
zeugniß zu belegen.
Rastatt, 9. April 1849.
Gr. bad. Festungsbau-Direkzion.
(360f1 Holzversteigernng.
Bis Mittwoch den 18. d. M., Morgens
8 Uhr, werden in hiesigem Gemeindswalde,
Distrikt Weirelwald, 204 gefällte Eichstämme,
welche sich durchgängig zu Bau- und Nutzholz
eignen, und worunter auch mehrere Hollän-
derklötze sich befinden, nebst 4 Buchen und 4
Forlen, öffentlich versteigert, wozu die Lieb-
haber mit dem Bemerken eingeladen werden,
daß der Anfang am sogenannten Bauern-
schlag sei.
Rittersbach, 4. April 1849.
Bürgermeisteramt.
Link.
vstt. Kerber, Rathschrb.
Regelmäßige
Paquet - SchWhrts - Gelegenheit
nach
Nord- und Südamerika.
Monatlich 4 Schiffe.
Die Preise find auf's Billigste gestellt, für die getreue Erfüllung der Verträge wird ga-
rantirt, und werden die Paffagire fahrt- und gepäckfrei befördert.
Nähere Auskunft ertheilt
Heidelberg im März 1849. I. G. Förster.
s361ss2 Hauptstraße IR. L I^r. 31.
Verlag von PH. Etay. — Drnä von G. Mohr in Heidelberg.
terei), haben sich in einem Muthe geschlagen, der eines bes-
sern Schicksals würdig war, der andere Theil aber, beson-
ders die Infanterie, welche zum großen Theil aus Bauern
und Provinzstävtern ohne alle Kriegserfahrung zusammenge-
setzt war, zerstreute sich schimpflich und plünderte die Städte
und ihre Umgebung, trotz der Angriffe, welche unsere Kaval-
lerie jeden Augenblick auf die Kanibalen machte. Die Ur-
sache davon ist jedoch tiefer zu suchen. — Zuerst in der
Verschwörung der piemontesischen Offiziere, welche durch Ver-
führung, Bestechung und alle möglichen Mittel der Zuchtlo-
sigkeit Eingang zu verschaffen wußten in den Reihen der
Armee. Bei vielen Soldaten fand man in der That ge-
druckte Zettel, die in folgenden Ausdrücken abgefaßt waren:
„Soldaten! für wen glaubt Ihr zu streiten? Der König
ist verrathen und die Republik ist in Turin proklamirt".
Einer dieser Zettel ist auf der Bank des Präsidenten der
Kammer niedergelegt. —Nomarino ist allem Anschein nach
einer der Hauptmänner dieser infamen Verrätherei... Eine
andere Ursache unseres Unglücks ist der schlecht angelegte
Plan des Obergenerals, der in diesem Kriege eine große Un-
fähigkeit entwickelt hat. Wie man mir versichert, wurde die-
ser Plan von dem Kriegsrath mißbilligt. Und am Ende
fehlte es noch gar an Lebensmitteln".
„Was ist jetzt zu thun? schließt Maearia. Ein Auf-
stand? In diesen Tagen, gleich nach unserer Niederlage,
habe ich selbst die Provinzen durcheilt, deren Vertreter ich
bin, um den Aufstand in Masse zu bewirken, und an seiner
Spitze gegen den Feind zu marschiren. Aber Himmel! nir-
gends Waffen. Das ist der Hauptfehler aller vorigen Mini-
sterien; kein einziges hat daran gedacht, die Bürgerwehr zu
organisiren, zu bewaffnen".
Der neue König von Sardinien wird für das treffliche
Gelingen dieser monarchischen Verschwörung von dem heili-
gen Fürstenbund wahrscheinlich mit den Herzogthümern Pia-
zenza und Parma belohnt werden. Dies Einheitsgeschwätz
des Ministers Gioberti's ist bereits auf einen italienischen
Staatenbund unter Oesterreich's Schirm zusammengeschrumpft,
der zunächst die Aufgabe haben soll, die „Ruhe und Ord-
nung" in Nom und Toskana wieder herzustellen, d. h. die
alte Wirthschaft dort wieder einzuführen. Das Werkzeug
No Marino wird man auf irgend eine Weise beseitigen,
denn er droht bereits mit Enthüllungen. Unter dem Schutze
von 20,000 Bajonetten sind in Turin die Kammern aufge-
löst, weil zu der neuen Politik ihre revoluzionären Gelüste
nicht mehr paßten. Aber der Kampf ist mit alledem noch
lange nicht beendigt, er hat nur eine andere Weise angenom-
men, der Sieg ist noch lange nicht für die Reakzion entschie-
den, er ist um so zweifelhafter geworden, als sie die ersten
Vortheile nicht schnell benutzt, und der Revoluzion Zeit ge-
lassen hat, sich zu erholen.
Der letzte Verrath hat der Vereinbarung des Volkes
mit der Krone und der monarchischen Partei für immer ein Ende
gemacht, er hat die italienische Unabhängigkeitsfrage mit der
italienischen Revoluzion vollständig verschmolzen. Der Krieg,
der sich in diesem Augenblicke vorbereitet, ist ein wahrer
Volkskrieg; er ist gegen innere und äußere Feinde zugleich
gerichtet, gegen die Monarchie und gegen diejenige Kaste,
von der „die Reform" sagt, daß sie den Krieg verfluchte,
weil sie d:e Einheit haßte, daß sie die Vereinigung zurück-
stieß, weil sie die Freiheit und Gleichheit Aller zurückstößt.
„Diese Kaste besteht aus der Aristokratie, der Geistlichkeit
und der Masse Derjenigen, welche die Schande und den
Ruin des Vaterlandes dem geringsten Opfer vorziehen —
„den Geldsäcken." „Der italienische Unabhängigkeitskampf,
heißt es in einer Zeitung, ist nun auch in Piemont, wie
schon früher in Rom und Florenz, eben so gut ein Kamps
zugleich gegen die italienischen Geldsäcke geworden, wie in
Deutschland der Einheitskampf. In Frankreich, Deutschland,
Ungarn, Italien nach einander sind die Geldsäcke Verräther
an der Revoluzion geworden. Wie in Italien die Oester-
reicher, würden sie sich in Preußen und selbst in Frankreich
keinen Augenblick scheniren, die Russen irffs Land zu rufen,
um die Ruhe um jeden Preis herzustellen. Haben sie es in Un-
garn und Siebenbürgen doch bereits gethan." (Schluß folgt.)
Anfrage.
Warum legt der volkstümliche Abgeordnete des 11.
Wahlbezirks, Bürgermeister Riesterer von Wettelbrunn,
sein Mandat nicht nieder, und warum fordern ihn seine
Wähler nicht dazu auf?
Ein Mitglied des Krozinger Volksvereins.
Verantwortlicher Redakteur W. Salzgeber.
(359^ Bekanntmachung.
Es wird die Zimmermannsarbeit für zwei
in dem laufenden Baujahr hier erbaut wer-
dende 178' länge und 48' breite Artillerie-
schupfen sammt Materialbeigabe im Sumis-
fionswege an den Wenigstfordernden vergeben.
Diejenigen Zimmermeister, welche diese
Arbeiten zu übernehmen gesonnen sind, wer-
den hiemit eingeladen, ihre schriftlichen und
gesiegelten Sumisssionen bis längstens
Mittwoch, 25. April d. I. Vormittags 9 Uhr,
in der hiesigen Neichsfestungsbau-Direkzions-
Kanzlei abzugeben, allwo bis dahin die nä-
heren Bedingniffe, Pläne und Ausmaaßen
während der gewöhnlichen Amtsstunde zur Ein-
sicht aufliegen.
Die Sumitsionen find von jenen Meistern,
welche bis jetzt noch keine größeren Arbeiten
zum Festungsbau geliefert haben, mit einem
ortsobrigkeitlichen Leumunds- und Vermögens-
zeugniß zu belegen.
Rastatt, 9. April 1849.
Gr. bad. Festungsbau-Direkzion.
(360f1 Holzversteigernng.
Bis Mittwoch den 18. d. M., Morgens
8 Uhr, werden in hiesigem Gemeindswalde,
Distrikt Weirelwald, 204 gefällte Eichstämme,
welche sich durchgängig zu Bau- und Nutzholz
eignen, und worunter auch mehrere Hollän-
derklötze sich befinden, nebst 4 Buchen und 4
Forlen, öffentlich versteigert, wozu die Lieb-
haber mit dem Bemerken eingeladen werden,
daß der Anfang am sogenannten Bauern-
schlag sei.
Rittersbach, 4. April 1849.
Bürgermeisteramt.
Link.
vstt. Kerber, Rathschrb.
Regelmäßige
Paquet - SchWhrts - Gelegenheit
nach
Nord- und Südamerika.
Monatlich 4 Schiffe.
Die Preise find auf's Billigste gestellt, für die getreue Erfüllung der Verträge wird ga-
rantirt, und werden die Paffagire fahrt- und gepäckfrei befördert.
Nähere Auskunft ertheilt
Heidelberg im März 1849. I. G. Förster.
s361ss2 Hauptstraße IR. L I^r. 31.
Verlag von PH. Etay. — Drnä von G. Mohr in Heidelberg.