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Der Volksführer — 1849

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No. 121 - No. 125 (25. Mai - 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.52472#0407
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Erscheint täglich, mit Ausnahme
de- EonntagS, und kostet bei den
Posten innerhalb de- Großh.
Baden halbjährlich st. 2. 30 kr.
Für Anzeigen wird der Raum ei-
ner dreispaltigen Petitzeile mit
Kreuzern berechnet.

Der Volksführer.

LTL.

Heidelberg, Freitag 25. Mai.

Bestellungen werden angenom-
men in Heidelberg in der G.


An Deutschlands Krieger!
Der blutdürstige, verrätherische Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen, welcher sich in den Märztagen 1848 vor den
Leichen der von ihm gemordeten Bürger beugte, nachdem er
vom Volke besiegt worden war, erhebt sein Haupt jetzt wie-
der stolzer als jemals. Der Freiheit Deutschlands hat er-
den Krieg aus Tod und Leben erklärt; die Neichsverfaffung
hat er mit Füßen getreten. Schon büßten die Sachsen schwer
für ihre Verfassungstreue, auch Nheinpreußcn und das süd-
liche Deutschland sollen durch preußische Waffen niedergehal-
ten werden. Derselbe König, welcher seinem Volke auf die
blutigste Weise wiederholt die Treue gebrochen, verlangt von
seinen Soldaten Treue und blinden Gehorsam.
Soldaten, deutsche Brüder! Die Zeiten des blinden Ge-
horsams gegenüber einem blutdürstigen Tyrannen sind vor-
über. Bürger und Soldaten sind zum Bewußtsein ihrer ewi-
gen und unveräußerlichen Rechte gelangt. Das badische Heer
hat dem gesammten Soldatenstande Europas ein großartiges
Beispiel gegeben. Es hat einmüthig erklärt, das Blut seiner
Väter und Brüder nicht vergießen zu wollen, sich nicht gebrau-
chen zu lassen zum Schergen der Tyrannei. Das badische Heer-
hat aus seinen Reihen diejenigen Führer entfernt, welche die
Rechte des Volkes mit dem Schwerte in der Hand bekämpf-
ten, uud an deren Stelle Offiziere erwählt, welche bereit sind,
Volk und Soldatenstand zu einem großen Bunde der Frei-
heit zu vereinigen.
Soldaten, deutsche Brüder! Folgt dem hochherzigen Bei-
spiele des badischen Heeres. Höret auf, das Volk, dem Ihr
mit den heiligen Banden der Natur angehört, zu bekämpfen;
duldet nicht in Eurer Mitte die Feinde des Volkes, welche
auch die Eurigen sind! Höret nicht auf die Stimme eines
blutdürstigen und verrätherischen Königs, höret auf die Stimme
des Volkes! Zerbrecht Euer Joch, und mit diesem zugleich
die Ketten des deutschen Vaterlandes!
Karlsruhe, den 21. Mai 1849.
Der Landesausschuß von Baden:
Bannwarth. Cordel. Damm. Degen. Fickler. Happel. Hennecka.
Hoff. Iunghanns. Kiefcr. Rehmann. Richter. Ritter. Nottcck. Stap.
Steinmetz. Struve. Thiebauth. Torrent. Werner Wernwag. Ziegler.
Die Vollzugsbehörde.
Brentano. Peter. Goegg. Eichfeld.

Männer und Frauen in Baden.
Die Zeit des Kampfes ist nahe. Die Feinde des Vol-
kes dxohen, unsere Erhebung für die Freiheit und Einheit
Deutschlands gewaltsam m'ederzukampfen. Schon werden preu-
ßische Heere gesammelt, um gegen die Grenzen unseres Lan-
des zu ziehen. Wir müssen auf alle Fälle gefaßt sein.
Männer und Frauen in Baden! An Euch ergeht un-
ser Ruf.
Steht Alle zusammen im Kampfe für die heilige Sache
der Freiheit. Es gilt jetzt, Muth, es gilt, Aufopferung zu

beweisen. Jeder helfe, wie er kann, Jeder an seiner Stelle,
Jeder nach seinen Mitteln und Kräften.
Einen mächtigen Stützpunkt besitzt unsere Bewegung an
der Festung Rastatt. Unseren wackeren Soldaten gebührt der
Ruhm, sie der Sache des Volkes gewonnen zu haben. Um
keinen Preis darf dieser wichtige Punkt den Feinden des Rei-
ches, den Feinden der Freiheit in die Hände gelangen; an
seinem Schutze, an seiner Vertheidigung muß uns Alles ge-
legen sein.
» Männer und Frauen in Baden! An Euern Freiheits-
sinn, an Eure Vaterlandsliebe wenden wir uns. Die Festung
Rastatt bedarf einer vollständigeren Ausrüstung, um einer
Belagerung für die Dauer widerstehen zu können. Es man-
gelt an dem nöthigen Bedarf zur Pflege der Kranken und
Verwundeten.
Steuert bei, Alle, denen das Vaterland, denen die Frei-
heit heilig ist. Jede, auch die geringste Gabe ist willkommen.
Die einflußreichen Männer und Frauen in jedem Orte des
badischen Landes mögen die Sammlung der Beiträge in die
Hand nehmen. Wir haben Anordnungen getroffen, daß Alles
kostenfrei nach Rastatt geliefert wird. Das Festungskom-
mando wird zum Empfange der Sendungen die nöthigen
Einrichtungen treffen.
Männer und Frauen in Baden! Säumet nicht, die
Opfer zu bringen, die das Vaterland in der Stunde der
Gefahr von Euch verlangt. Ihr werdet für ewige Zeiten
Euch ein ruhmvolles Denkmal setzen. Wir rufen an die
Kraft Eures Willens, die Güte Eures Herzens, den Fleiß
Eurer Hände. Säumet nicht! Die Zeit drängt; wer rasch
gibt, der gibt doppelt.
Karlsruhe, der. 22. Mai 1849.
Der Landesausschuß von Baden.
Bannwarth. Cordel. Damm. Degen. Fickler. Happel. Hennecka.
Hoff. Iunghans. Kiefer. Rebmann. Richter. Ritter. Rotteck.
Stap. Steinmetz. Struve. Thiebauth. Werner. Wernwag. Ziegler.
Die Vollziehungsbehörde.
Brentano. Peter. Goegg. Eichfcld.

Den Gingangszoll auf Mnmzion betreffend.
Nachträglich zu der Verfügung vom 16. d. M., den
Eingangszoll auf Waffen betreffend, Regierungsblatt Num-
mer XXX. 2. wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht,
daß auch für Munizion aller Art, welche zum Zwecke der
allgemeinen Volksbewaffnung in Baden eingeführt wird, Zoll-
freiheit stattfindet; wenn und insofern von dem Zivilkommis-
sär des betretenden Bezirkes bescheinigt wird, daß die Ein-
fuhr zu dem oben bemerkten Zwecke geschieht. Gleiche Be-
scheinigung muß hinfort auch hinsichtlich der Waffeneinfuhren
beigebracht werden, für welche Eingangszollfreiheit in An-
spruch genommen wird.
Karlsruhe, 22. Mai 1849.
Für das Finanzministerium, im Namen der
Vollziehungsbehörde.
Goegg.
 
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