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lein beizutragen. Dem Wunsche der Anwesenden entsprechend
hat der Vorstand des Sindolsheimer Volksvereins die Lei-
tung der Versammlung übernommen. Die aufgetretenen
Redner haben aus warmem patriotischen Herzen heraus vor
Augen hingestellt, wie nothwendig es sei, daß die Bürger
fest und innig zusammen halten, und keine Metternich-Beck-
schen Vaterlandsvereine, sondern freie deutsche Volksvereine
gründen. Der Erfolg war, daß sich sogleich mehrere Zweig-
vereine zum Sindolsheimer Volksverein gründeten. Letzterer
zählt nun schon über 300 Mitglieder in der kurzen Zeit von
14 Tagen. Noch einige Wochen und wir stehen da, über
tausend Mann stark. So reichen sich die Grenzorte der
drei Amtsbezirke Adelsheim, Buchen und Walldürn brüderlich
die Hand, um endlich auch einmal in einem andern Stücke,
als im ewigen Bezahlen und Bezahlen, vornen dran zu
kommen.
Glück auf, es muß gelingen!
Säckingen, 25. März. Gestern früh um 8 Uhr
brach zu Herrischried, diesseitigen Bezirksamts, eine Feuers-
brunst aus, welche 17 Häuser nebst der Kirche in Asche legte.
Eine 60jährige Frau ist in ihrem Hause verbrannt. Das
Unglück ist gränzenlos, da in den abgebrannten Häusern sämmt-
liche Habseligkeiten mitverbrannten, und außer dem Pfarrer
Niemand seine Fahrnisse versichert hatte. Ueber die Entste-
hung des Brandes liegt noch nichts Zuverlässiges vor. (KZ.)
Aus dem Höhgau, 24. März. Den Freund
der Volksparthei muß es freuen, wenn er sieht, wie sich das
Volk täglich an dem Gang staatlicher Ereignisse betheiligt
und sogar der einfache Landmann nicht mehr träge Hinterm
Ofen liegen bleibt, unbekümmert um Das, was mit ihm vor-
geht. Es ist dem Volke nicht mehr Alles so gleichgültig,
wie früher, es sieht seinen Feinden besser auf die Finger.
Jeder erkennt bald, daß ihn seine hündische Ergebenheit nicht
glücklich mache und er selbst Hand anlegen muß, wenn es
besser werden soll. Das Volk erkundigt sich nach seinen ge-
wählten Vertretern, und wenn diese nicht mehr in ihrem
Sinne handeln, so sagt es ihnen Dies öffentlich. Dies ge-
schah z. B. bei dem badischen Abgeordneten der 2. Kammer,
Posthalter Bauer, der gegen Kammerauflösung stimmte,
der aber dann aus seinem Bezirke Zuschriften erhielt, die
bei ihm gewiß keinen Zweifel mehr über das erwachte Volks-
bewußtsein übrig ließen.
Wir hörten damals auch, daß der Wahlbezirk des Ab-
geordneten Kuenzer, der wie Bauer stimmte, Gleiches
thun werde. Wäre dies so, so wundert uns die Zähigkeit
Kuenzer's. Immerhin wissen wir aber, daß Herr Ku-
enzer mehr der Mann der Worte, als der That ist.
Auf der andern Seite nimmt man dagegen mit Ver-
gnügen wahr, wenn das Volk auch seinen Abgeordneten die
Zufriedenheit ausspricht, wie unlängst in Mößkirch gegen den
Neichstagsabgeordneten Peter geschah. Die Zuschrift sagt:
„Das Volk hat die Männer jetzt kennen gelernt, die ihm
treu geblieben sind, die mit aller Entschiedenheit für Volks-
freiheit kämpften; es hat sie ausgeschieden von Jenen, die
eine freie Gestaltung des Vaterlandes im Bunde mit den
Volksfeinden vorgeblich wollen". Dann weiter am Schlüsse:
„Das Volk wird zu seinen Braven halten, so lange man
von ihnen mit dem Dichter sagen kann:
Wir find dieselben immer noch
Wir wollen es auch bleiben,
Mag auch Verrath, mag Lug und Trug
Stets seine Künste treiben".
Berlin, 27. März. Das Ende des dänischen Waf-
! fenstillstandes ist da. Dieser Tag flößt uns eine trübe Ahnung
ein. Denn alle Nachrichten aus den Herzogthümern stim-
men in 3 Dingen überein: daß die Dänen unverzüglich an-
greifen werden; daß es für die schleswig-holsteinische Armee eine
Unmöglichkeit ist, sich bei Rendsburg zu halten, wenn nicht
Reichstruppen ihr den Rücken decken; daß die Reichstruppen
damit offenbar von Tag zu Tag säumen. Werden wir am
j Ende in einigen Tagen hören müssen, daß fast ganz Schles-
wig dem Feinde preisgegeben und die Armee der Herzog-
! thümer hingeopfert ist?
Die Negierung hat der 2. Kammer den Voranschlag
! des Staatshaushalts für 1849 vorgelegt, nach welchem die
Einnahmen und Ausgaben dieses Jahres auf über 94 Mil-
! lionen Thaler berechnet sind.
Der Abgeordnete Milde wird in der 1. Kammer den
Minister der auswärtigen Angelegenheiten in folgender Weise
zur Rede stellen: „Der Minister wolle die Kammer in Kennt-
niß setzen, ob die in öffentlichen Blättern enthaltenen Nachrich-
ten über die Anhäufungen großer russischer Truppenmaffen
an der schlesischen Grenze begründet sind; gleichzeitig wolle
der Minister der Kammer diejenigen Maßregeln mittheilen,
welche von Seiten der Negierung getroffen sind, um den
! Frieden und die Sicherheit der östlichen Provinzen zu wahren."
In der heutigen Sitzung der 2. Kammer gab das Mi-
nisterium Auskunft über eine russische Note, welche die Er-
klärung der russischen Regierung enthalten sollte, daß sie den
Fall der Annahme der deutschen Kaiserkrone, überhaupt eine
„Verletzung" der Verträge von 1815 als einen Kriegsanlaß
betrachte, welche nach Zeitungsberichten dem König so wi-
derwärtig war, daß er vor Zorn mit den Füßen darauf
herumtrampelte. Von einer solchen Note sei dem Minister
Nichts bekannt worden. Das kann sehr wohl sein; denn
gegenwärtig sind die Regierungen so fürsichtig, daß sie sich
die Hauptsache nicht mehr in Noten einander sagen lassnn,
sondern mündlich. Ueber die dänische Angelegenheit äußerte
der Minister: Man habe ihm den Vorwurf gemacht, daß
in dieser Angelegenheit Nichts geschehen sei; das sei aber
unbegründet. Die Grundlage der Friedensunterhandlungen
sei bereits sestgestellt, und im Uebrigen werde man sich auch
einigen. Die Antworten der Minister sind immer so, daß
man daraus machen kann, was man will.
Ungarn.
Nach Berichten aus Wien hat General Bem am 12.
März Hermannstadt in Siebenbürgen wieder eingenommen.
Der kaiserliche General Puchner war gegen Mediasch vor-
gerückt (nördlich von Hermannftadt), um Bem zu einer
Schlacht zu zwingen; aber der schlaue General hatte ihn
umgangen, und stand — ansehnlich verstärkt — ein paar
Tage nach dem Gefecht bei Mediasch urplötzlich vor Her-
mannstadt, woraus er die Russen vertrieb, die sich an die
Grenze zurückzogen.
Die Festung Ko morn an der Donau wird seit dem
20. März von den Kaiserlichen unausgesetzt bombardirt.
Man sprach sogar in Wien davon, daß diese Festung sich
übergeben habe. Allein man kennt ja die österreichischen
Kriegs- und Siegslügen.
Von dem Kriegsschauplatz zwischen der Theiß und der
Donau sind noch keine neueren Berichte eingegangen.
Italien.
Der Krieg hat begonnen, aber die Nachrichten über die
ersten Vorfälle sind widersprechend und verwirrt; doch scheint
so Viel festzustehen, daß die Piemontesen (Sardinier) Vor-
theile errungen haben. Am 20. März um die Mittagszeit
lein beizutragen. Dem Wunsche der Anwesenden entsprechend
hat der Vorstand des Sindolsheimer Volksvereins die Lei-
tung der Versammlung übernommen. Die aufgetretenen
Redner haben aus warmem patriotischen Herzen heraus vor
Augen hingestellt, wie nothwendig es sei, daß die Bürger
fest und innig zusammen halten, und keine Metternich-Beck-
schen Vaterlandsvereine, sondern freie deutsche Volksvereine
gründen. Der Erfolg war, daß sich sogleich mehrere Zweig-
vereine zum Sindolsheimer Volksverein gründeten. Letzterer
zählt nun schon über 300 Mitglieder in der kurzen Zeit von
14 Tagen. Noch einige Wochen und wir stehen da, über
tausend Mann stark. So reichen sich die Grenzorte der
drei Amtsbezirke Adelsheim, Buchen und Walldürn brüderlich
die Hand, um endlich auch einmal in einem andern Stücke,
als im ewigen Bezahlen und Bezahlen, vornen dran zu
kommen.
Glück auf, es muß gelingen!
Säckingen, 25. März. Gestern früh um 8 Uhr
brach zu Herrischried, diesseitigen Bezirksamts, eine Feuers-
brunst aus, welche 17 Häuser nebst der Kirche in Asche legte.
Eine 60jährige Frau ist in ihrem Hause verbrannt. Das
Unglück ist gränzenlos, da in den abgebrannten Häusern sämmt-
liche Habseligkeiten mitverbrannten, und außer dem Pfarrer
Niemand seine Fahrnisse versichert hatte. Ueber die Entste-
hung des Brandes liegt noch nichts Zuverlässiges vor. (KZ.)
Aus dem Höhgau, 24. März. Den Freund
der Volksparthei muß es freuen, wenn er sieht, wie sich das
Volk täglich an dem Gang staatlicher Ereignisse betheiligt
und sogar der einfache Landmann nicht mehr träge Hinterm
Ofen liegen bleibt, unbekümmert um Das, was mit ihm vor-
geht. Es ist dem Volke nicht mehr Alles so gleichgültig,
wie früher, es sieht seinen Feinden besser auf die Finger.
Jeder erkennt bald, daß ihn seine hündische Ergebenheit nicht
glücklich mache und er selbst Hand anlegen muß, wenn es
besser werden soll. Das Volk erkundigt sich nach seinen ge-
wählten Vertretern, und wenn diese nicht mehr in ihrem
Sinne handeln, so sagt es ihnen Dies öffentlich. Dies ge-
schah z. B. bei dem badischen Abgeordneten der 2. Kammer,
Posthalter Bauer, der gegen Kammerauflösung stimmte,
der aber dann aus seinem Bezirke Zuschriften erhielt, die
bei ihm gewiß keinen Zweifel mehr über das erwachte Volks-
bewußtsein übrig ließen.
Wir hörten damals auch, daß der Wahlbezirk des Ab-
geordneten Kuenzer, der wie Bauer stimmte, Gleiches
thun werde. Wäre dies so, so wundert uns die Zähigkeit
Kuenzer's. Immerhin wissen wir aber, daß Herr Ku-
enzer mehr der Mann der Worte, als der That ist.
Auf der andern Seite nimmt man dagegen mit Ver-
gnügen wahr, wenn das Volk auch seinen Abgeordneten die
Zufriedenheit ausspricht, wie unlängst in Mößkirch gegen den
Neichstagsabgeordneten Peter geschah. Die Zuschrift sagt:
„Das Volk hat die Männer jetzt kennen gelernt, die ihm
treu geblieben sind, die mit aller Entschiedenheit für Volks-
freiheit kämpften; es hat sie ausgeschieden von Jenen, die
eine freie Gestaltung des Vaterlandes im Bunde mit den
Volksfeinden vorgeblich wollen". Dann weiter am Schlüsse:
„Das Volk wird zu seinen Braven halten, so lange man
von ihnen mit dem Dichter sagen kann:
Wir find dieselben immer noch
Wir wollen es auch bleiben,
Mag auch Verrath, mag Lug und Trug
Stets seine Künste treiben".
Berlin, 27. März. Das Ende des dänischen Waf-
! fenstillstandes ist da. Dieser Tag flößt uns eine trübe Ahnung
ein. Denn alle Nachrichten aus den Herzogthümern stim-
men in 3 Dingen überein: daß die Dänen unverzüglich an-
greifen werden; daß es für die schleswig-holsteinische Armee eine
Unmöglichkeit ist, sich bei Rendsburg zu halten, wenn nicht
Reichstruppen ihr den Rücken decken; daß die Reichstruppen
damit offenbar von Tag zu Tag säumen. Werden wir am
j Ende in einigen Tagen hören müssen, daß fast ganz Schles-
wig dem Feinde preisgegeben und die Armee der Herzog-
! thümer hingeopfert ist?
Die Negierung hat der 2. Kammer den Voranschlag
! des Staatshaushalts für 1849 vorgelegt, nach welchem die
Einnahmen und Ausgaben dieses Jahres auf über 94 Mil-
! lionen Thaler berechnet sind.
Der Abgeordnete Milde wird in der 1. Kammer den
Minister der auswärtigen Angelegenheiten in folgender Weise
zur Rede stellen: „Der Minister wolle die Kammer in Kennt-
niß setzen, ob die in öffentlichen Blättern enthaltenen Nachrich-
ten über die Anhäufungen großer russischer Truppenmaffen
an der schlesischen Grenze begründet sind; gleichzeitig wolle
der Minister der Kammer diejenigen Maßregeln mittheilen,
welche von Seiten der Negierung getroffen sind, um den
! Frieden und die Sicherheit der östlichen Provinzen zu wahren."
In der heutigen Sitzung der 2. Kammer gab das Mi-
nisterium Auskunft über eine russische Note, welche die Er-
klärung der russischen Regierung enthalten sollte, daß sie den
Fall der Annahme der deutschen Kaiserkrone, überhaupt eine
„Verletzung" der Verträge von 1815 als einen Kriegsanlaß
betrachte, welche nach Zeitungsberichten dem König so wi-
derwärtig war, daß er vor Zorn mit den Füßen darauf
herumtrampelte. Von einer solchen Note sei dem Minister
Nichts bekannt worden. Das kann sehr wohl sein; denn
gegenwärtig sind die Regierungen so fürsichtig, daß sie sich
die Hauptsache nicht mehr in Noten einander sagen lassnn,
sondern mündlich. Ueber die dänische Angelegenheit äußerte
der Minister: Man habe ihm den Vorwurf gemacht, daß
in dieser Angelegenheit Nichts geschehen sei; das sei aber
unbegründet. Die Grundlage der Friedensunterhandlungen
sei bereits sestgestellt, und im Uebrigen werde man sich auch
einigen. Die Antworten der Minister sind immer so, daß
man daraus machen kann, was man will.
Ungarn.
Nach Berichten aus Wien hat General Bem am 12.
März Hermannstadt in Siebenbürgen wieder eingenommen.
Der kaiserliche General Puchner war gegen Mediasch vor-
gerückt (nördlich von Hermannftadt), um Bem zu einer
Schlacht zu zwingen; aber der schlaue General hatte ihn
umgangen, und stand — ansehnlich verstärkt — ein paar
Tage nach dem Gefecht bei Mediasch urplötzlich vor Her-
mannstadt, woraus er die Russen vertrieb, die sich an die
Grenze zurückzogen.
Die Festung Ko morn an der Donau wird seit dem
20. März von den Kaiserlichen unausgesetzt bombardirt.
Man sprach sogar in Wien davon, daß diese Festung sich
übergeben habe. Allein man kennt ja die österreichischen
Kriegs- und Siegslügen.
Von dem Kriegsschauplatz zwischen der Theiß und der
Donau sind noch keine neueren Berichte eingegangen.
Italien.
Der Krieg hat begonnen, aber die Nachrichten über die
ersten Vorfälle sind widersprechend und verwirrt; doch scheint
so Viel festzustehen, daß die Piemontesen (Sardinier) Vor-
theile errungen haben. Am 20. März um die Mittagszeit