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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Juli bis September)

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Nr. 148 - Nr. 173 (1. Juli - 30. Juli)
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Nr. 152/2. Jahrgang

Mittwoch, den 6. Juli 1932

Freiverkrmf 15 Pfg.

WM WiMÜMk ml MlwNim

Dieser Tage kommen die politischen Ban-
kerotteure wieder aus ihren Schlupfwinkeln
hervor und überfallen das deutsche Volk
mit ihren Wahlphrasen. Die Argumente
ihrer krankhaften Ueberzeugung sind eine
mißtönende Ohrfeigenserenate eigener Un-
fähigkeit. Die neue Notverordnung, die sie
als geistiges Eigentum der Regierung Brü-
ning in den ersten Tagen der Kabinettsneu-
bildung reklamierten, ist plötzlich „reaktionä-
res Teufelswerk" und „Diktatur des Her-
renmenschentums, sowie Naziprodukt zur
Unterdrückung der darbenden Massen des
Volkes." Herr Joos vom Zentrum schreit in
Köln:
„Die Freiheit der Persönlichkeit, der
Gesinnung, der Selbstbestimmung sei
bedroht."
Wir Nationalsozialisten, die dieses von
Herrn Brüning übernommene „Teufels-
werk" entschieden ablehnen, die wir auch
keinerlei Einwirkung auf die Gestaltung der
verdammenswerten Notverordnung der Pa-
penregierung hatten, verlangen von dem
Zentrums -Zoos ganz gewiß nicht, daß er
unserer SA-Uniform zuliebe seine Gesin-
nung wechselt. Die Uniform ist uns zu

Niemals! Mit welchem Recht behauptet
dieser erfolglose Kanzler, daß wir ver-
sagt haben? Hier hört die Wahrheitsliebe
eines angeblichen Staatsmannes auf. Herr
Brüning teilte dem erstaunten Volke in
Düsseldorf mit, daß nach der Preußenwahl
ein Kabinett mit der Rechten — allerdings
ohne ihn — ach wie schade! — hätte gebil-
det werden müssen. Er besaß weiter die
Stirne, uns Nationalsozialisten das Streben
nach einer Parteiherrschaft vorzuwerfen.
Dieser schwarze Kanzler a. D. besitzt
offenbar kein Gefühl dafür, wie die
linksgerichtete Zentrumsherrschaft im
Reich, in Preußen und in den süddeut-
schen Ländern aufgefaßk wird,
nämlich als Parkeiherrschafk schlimmster Art.
Wenn er gar noch das Schlagwort von der
„Präsidialregierung" hervorzaubert, so scheint
er ganz zu vergessen, daß er selbst dieses
System eingeführk hat, das von seinen
schwarzen und roten Freunden aufs eifrigste
verteidigt wurde. Wir erinnern an dieser
Stelle nur an das Work seines Freundes,
des Prälaten Schreiber aus Berlin, der den
Uebergang zur „Präsidialregierung" forderte
mit den Worten:
„Der Staat muß wissen, daß er auch
jenseits der parlamentarischen Regie-
rungsform Existenzrechk in sich birgt.
Das Parlament ist kein Selbstzweck,
sondern nur Diener am Staat und am
Volk."
Und nun will Herr Brüning in Wahlre-
den ein vernünftiges Parlament in seiner
Verantwortlichkeit „aktualisieren" und ein
„autoritatives demokratisches System" wie-
der einrichken. Diese Forderung ist gerade-
zu unglaublich, von einem Kanzler, der mit
dem Paragraphen 48 nur so jounglierte.
Wir werden ihm das nicht vergessen und

wertvoll, als Tauschobjekt gegen eine Ge-
sinnung, die wir ablehnen. Und weiter
feierte dieser Joos:
„Wir lassen den Kommisstiefel nicht als
Symbol dieser Kultur hinstellen."
Wo, Herr Joos, haben Sie den Kommis-
stiefel als Kultursymbol entdeckt? Unsere
SA schätzt ihre Stiefel nicht so hoch ein.
Die Stiefel sind auch keine Erfindung der
Regierung Papen, die genau so unfähig ist,
wie die Brüningregierung, sondern diese
Stiefel wurden schon unter Ihres Partei-
freundes Brüning Kanzlerschaft getragen,
bis Herr Groener und Herr Dr. Brüning
kamen, sie verboten und beschlagnahmten.
Daß Sie dieses Kultursymbol nicht schon un-
ter der Aera des Herrn Heinrich Brüning
entdeckt haben? Wie schade! Der gestürzte
Langstreckenläufer Heinrich Brüning hak
nach Herrn Joos das Bedürfnis gehabt,
Düsseldorf agitatorisch abzugrasen, wobei er
allerdings allen politischen Tagesproblemen
im großen Bogen auswich. Brüning, der
ein Trümmerfeld hinterlassen hak, meinte,
daß die „Rechte" im Sommer 1930 „ver-
sagt" habe. Wir fragen diesen Herrn:

dem Volke immer wieder den Chamäleon-
Charakter dieses Politikers aufzeigen.
Herr Severing macht natürlich auch eifrig
in Wahlreden. Aus der alten abgeleierten
SPD-Walze Holk er die ältesten Schlager
hervor und langweilt damit sein Audito-
rium. Der Preußendiktator in Westen-
taschenformat meinte in Nierburg b. Weser,
daß die nationalsozialistische Politik Erfolge
nicht zu verzeichnen habe. Wir haben eine
Gegenfrage an ihn:
Wo, Herr Severing, sind die Erfolge
durch die Regierungskunst der SPD,
der 14 Jahre lang Gelegenheit geboten

Leipzig, 5. Juli. Der vierte Strafsenat
hak in der Frage des Verbotes der „Kölni-
schen Volkszeitung" am 5. Juli wie folgt
entschieden: „Das Verbot ist für zulässig
erklärt worden, jedoch nur für die Dauer
von drei Tagen, weil eine dem Verbote zu
Grunde gelegte nicht unwesentliche Behaup-
tung des Artikels anders ausgelegt ist. Es
ist Gefährdung der außenpolitischen Interes-
sen, sowie eine Verächtlichmachung des
Reichskanzlers angenommen worden."
*
Wie zu erwarten war, hat das Reichs-
gericht sich den Standpunkt der Reichsregie-
rung zu eigen gemacht und nach dem Ver-
bot des „Vorwärts" auch das Verbot der
„Kölnischen Volkszeitung" ausgesprochen.
Herr Severing, der sich gegen beide Verbote
auflehnte, mußte nunmehr die schwarze und
die rote Zeitung verbieten wegen systemati-
scher, politischer Brunnenvergiftung. Das ist
eine eklatante Niederlage des Herrn Seve-
ring, der sich fast die Finger wund schrieb,

war, zu beweisen, ob sie etwas kann?
Wo bitte? Wir konnten keine Erfolge
erreichen, weil uns eine herrschsüchtige Par-
teiclique den Weg zur Verantwortung ver-
sperrte. Uns bangt vor den Erfolgen nicht,
wenn wir an der Macht sind.
Schließlich entrang sich Severings ängst-
lichen Lippen noch folgendes Geständnis:
„Wenn der Nationalsozialismus durch
die Tat beweist, daß er fruchtbare Ar-
beit zu leisten imstande ist, würde die
SPD ihm die Anerkennung nicht ver-
sagen."
Wir danken für dieses Kompliment, das
uns aber beweist, daß wir in dem Augen-
blick auf falschen Wegen sind, in dem uns
eine SPD und ein Severing lobt. Und
weiter erklärte Severing:
,Man kann 13 Millionen Wähler
nicht ignorieren und bei der Mitarbeit
am Staat ablehnen."
Das ist eine wirklich erstaunliche Ein-
sicht, wenn man bedenkt, daß es gerade die
SPD und ihre Bonzokratie gewesen ist, die
sich gegen eine Beteiligung des National-
sozialismus an der Regierung gesträubt ha-
ben. Daß Herr Severing noch kund tat,
nicht von seinem Posten zu weichen, bis ein
gesetzmäßiger Nachfolger bestimmt sei, weil
Bastionen des demokratischen Staates so
lange wie irgend möglich gehalten werden
müssen, zitieren wir lediglich zur Erheite-
rung unserer Leser. Daß er natürlich mit
der von den Marxisten geforderten Wahl-
lüge, daß die NSDAP das Kabinett Papen
toieriere, aufwarkete, ist bei dem dogmati-
schen Charakter der vorgeschriebenen Lü-
genkampagne gegen uns, weiter nicht ver-
wunderlich.
Möge die schwarzen und roten Kataskro-
phenpolikiker sich noch so sehr bemühen, ihre
Mißerfolge in Erfolge umzulügen, ihre
Verelendungspolikik zeichnet sich als unab-
weisbare Tatsache am ganzen deutschen Volk
in ungeahnter Grausamkeit ab.
Und dafür werden sie am 31. Juli ihren
Denkzettel erhallen!

als er die Begründung seiner Ablehnung ge-
gen den Wunsch des Reiches abfaßke. Die
langjährige Koalitionsbruderschaft zwischen
Zentrum und Sozialdemokratie und die
freundschaftliche Stellung zum Kommunis-
mus hat in Ton und Tempo mächtig auf das
„christliche" Zentrum abgefärbk. Die Lang-
mut der Regierung von Papen diesen Sy-
stemblättern gegenüber grenzt an eine un-
verständliche Duldsamkeit, wenn man be-
denkt, wie generös sich der preußische In-
nenminister Severing den beiden Blättern
gegenüber verhalten hat im Vergleich zu
seinem und seiner Nachgeordneten Dienststel-
len gegen nationalsozialistische Zeitungen.
Wäre der Vorstoß des Herrn von Gayl nicht
so lendenlahm gewesen, dann hätten diese
Blätter ihre gewissenlose Agitation sicherlich
beizeiten abgedrosselk. Wir müssen von dem
Reichsinnenminister fordern, daß er gegen
die gemeine Hetze der schwarzen und roten
Journaille energisch eingreift, zumal gerade
diese Hetze das vergossene Blut unserer SA-
Kameraden auf sich geladen hat.

Wann hat er uns Nationalsozialisten -as positive
Angebot zur Mitarbeit gemacht?

„Kölnische Volkszeitung" 3 Tage verboten

Oer Wtielstanrl
ist tot
Von Wilhelm Ratzel.
Ein Volk, das über eine kräftige Miktel-
standsschichk verfügt, wird viel leichter Kri-
sen wirtschaftlicher Art überwinden können,
als ein Volk, dessen Mittelschichten syste-
matisch unterdrückt, überlastet und unbedacht
geschädigt wurden. Die beiden großen poli-
tischen Kontrahenten auf dem europäischen
Festland, Deutschland und Frankreich, geben
hierfür das allerbeste Beispiel. Frankreich,
das typische Land miktelständischen Besitzes,
hat es noch immer leicht gehabt, wirtschaft-
lichen Krisen enkgegenzutreten, weil der Mit-
telstand — Handel, Gewerbe und Kleinbesih
und das mittlere Beamtentum — innerlich so
gefestigt ist, daß er krisenaufsaugend im In-
teresse des Volksganzen tätig sein konnte.
Der Franzose spart in dem Bewußtsein, daß
er das, was er erspart hat, auch einmal ge-
nießen wird. Er spart so lange, bis er die
Gewähr hat, daß das Gesparte ihm einen
sorgenfreien Lebensabend gestattet.
Wie sind dem gegenüber die Verhältnisse
in Deutschland?
Deutschland hat zunächst eine Arbeits-
losenarmee von 6 Millionen zu ernähren.
Der Staat hat sich die Aufgabe insofern
leicht gemacht, als er die Fürsorge für die
Erwerbslosen einesteils den noch in Arbeit
stehenden, andernteils den Kommunen über-
lassen hat. Die Last der Kommunen aber
wird im Wesentlichen wiederum auf den
Stand umgelegt, den wir schlechtweg Mittel-
stand nennen und der den Kleinbesih, Han-
del und das Gewerbe umfaßt. Die Folge
davon ist, daß in der 13 jährigen Herrschaft
der Katastrophenpolikiker von 1918 der
Mittelstand restlos zerschlagen wurde. Der
Hausbesitzer, der in den meisten Fällen durch
die Arbeit von Generationen zu einem
, Eigentum gekommen ist, sieht es mehr und
mehr in die Hände des Staates oder des
internationalen Finanzkapitals übergehen.
Der Handel, der als Mittler zwischen Pro-
duktion u. Konsument unbedingt notwendig
ist, wurde durch eine falsche Steuerpolitik
jo sehr belastet, daß ihm die Substanz nach
und nach entzogen wurde und eine unge-
heure Konkurswelle über Deutschland
brauste. Ganz furchtbar hat das Handwerk
unter den heutigen Verhältnissen zu leiden.
Statt dis Maschine dem Menschen nutzbar
und dem Menschen untertan zu machen,
hat die Maschine den Menschen zum Skla-
ven und Handlanger degradiert. Das Hand-
werk, ehemals auf „goldenem Boden" ste-
hend, hak heute durch die Maßnahmen eines
handwerkfeindlichen Systems jede Lebens-
möglichkeit verloren. Mas der Handwerker
in zäher Kleinarbeit in seinem ständischen
Rahmen für den Staat getan hak, ist ebenso
unberücktsichtigt von den neuen Machtha-
bern geblieben, wie die Tatsache, daß ein
gesunder Handwerkerstand auch einen gesun-
den Handel garantiert. Handel und Hand-
werk sind eng miteinander verflochten. Einen
Teil töten, heißt den andern mitlöten. Ins-
gesamt bedeutet der Niedergang von Handel
 
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